000 20130126 1582945954

Ein Bericht von Mike Brettschneider mit Fotos von Steffen Nitzsche

 

 

Karat eröffnet Saison im DASDIE Brettl zu Erfurt
Zur nunmehr schon 17 Jahre anhaltenden Tradition entwickelte sich für die Musikanten von KARAT die Tatsache, die Auftakte ihrer jährlichen Tour-Saison im Erfurter DASDIE zu präsentieren. Abgesehen von den beiden Konzerten zum 35. Bandjubiläum, die in der Alten Oper - welche ebenfalls zum DASDIE gehört - stattfanden, stets im DASDIE BRETTL. Bisher Uneingeweihten sei gesagt, dass es neben der Alten Oper, dem BRETTL auch noch das DASDIE LIVE gibt, in dem meist kleinere, intimere Konzertabende und viele andere interessante Veranstaltungen stattfinden. Im Vorfeld dieses Events war in einem Interview, welches die TLZ (Thüringer Landeszeitung) mit Claudius Dreilich führte, zu lesen, dass die Band bereits seit vergangenem Dienstag ihr Equipment im DASDIE BRETTL aufgebaut hatte, um unter "echten" Bühnenbedingungen intensiv für die anstehende Tour proben zu können.

Am Freitag war es dann so weit, das erste von diesmal drei (!!) Konzerten an drei aufeinander folgenden Abenden startete. Sowohl der Freitag, als auch der Samstag waren bereits seit längerem komplett ausverkauft, lediglich für den Sonntagabend waren noch Restkarten erhältlich. Ich durfte am Samstag dabei sein, also begab ich mich am frühen Abend über die A71 auf den Weg von Ilmenau nach Erfurt und fand sogar auf Anhieb noch einen freien Parkplatz schräg gegenüber des DASDIE BRETTL. Wer mit der Innenstadt Erfurts ein wenig vertraut ist, wird wissen, dass dies mitunter ein absoluter Glückstreffer ist ...

Pünktlich 20.00 Uhr wurde es dunkel im Saal. Auf der Bühne gedämpftes Licht, das Intro des Instrumentals "45-01" drang aus den Lautsprechern, nach und nach betraten die fünf schwarz gekleideten Akteure des Abends die Bühne und nahmen unter reichlich Beifall des Publikums ihre Plätze ein: In der Reihe ihres Erscheinens Martin Becker, Michael Schwandt, Bernd Römer, Christian Liebig und als letzter Claudius Dreilich. Mit "Tanz mit der Sphinx" begann der Tanz in den Konzertabend. Claudius begrüßte mit kurzen Worten das Erfurter Publikum und mit KARAT-Klassikern ging es nahtlos weiter, so z. B. mit "Gewitterregen" und auch "Hab' den Mond mit der Hand berührt". Ich persönlich freue mich sehr, dass dieser einst von Thomas Kurzhals komponierte Song wieder seinen Weg ins Live-Programm fand. Nach einer kleinen "Bühnen-Neckerei" stellte Claudius seine neue Verlobte Christiane (Christian Liebig) vor, revidierte dies jedoch gleich wieder mit dem Hinweis, dass schließlich seine Freundin irgendwo da unten im Saal säße... "Jede Stunde". Hier lieferten Bernd Römer an Gitarre und Martin Becker an Mundharmonika förmlich ein musikalisches Duell ab, bei dem man die gemeinsame Freude am Musizieren deutlich spüren konnte. Danach - die Bühne in blau schimmerndes Licht getaucht - der "Schwanenkönig". Einer der wohl emotionalsten Momente des ersten Sets. Es folgte "Falscher Glanz", ergänzt durch einen eingeschobenen, sehr intensiv gespielten und höchst interessanten Instrumentalteil, diesmal von Martin Becker an den Keyboards und Michael Schwandt an den Drums. Schon bei den ersten Tönen des nächsten Songs erkannte das Publikum sofort, worum es sich handelte: Der "Albatros". Dieser zeitlose Song nahm alle in seinen Bann, auch wenn bei ihm für meinen Geschmack die ausgiebigen und prägnanten Keyboardpassagen etwas zu leise daher kamen. Hier hätte ein wenig mehr Power nicht geschadet. Dennoch ist und bleibt gerade der "Albatros" immer wieder ein einzigartiges Live-Erlebnis. Er war es letztlich auch, der zum ersten Mal an diesem Abend "Taktapplaus" vom Publikum erhielt, aber wie Claudius sinngemäß sagte: "Seit 17 Jahren starten wir unsere Tour hier in Erfurt und jeder, der schon dabei war, weiß, was nach 'Albatros' passiert: Pause."

Part 1 des Sets war nach 50 Minuten nun also vorbei und konzentrierte sich hauptsächlich auf die KARAT-Songs der 80er und 90er Jahre. Insofern stieg die Spannung, was wohl in Part 2 passieren würde. Insgesamt betrachtet ein guter Einstieg ins Programm mit zahlreichen Nuancen, auch weil nicht jeder Song genau so klang, wie man ihn bisher kannte. Sicherlich hat diesbezüglich jeder seine eigene Sicht, mir jedoch gefällt es, zu spüren, dass ein Lied leben und sich somit verändern kann und dies auch darf. Wer dies nicht mag, kann auf die Langspielplatten und CDs zurückgreifen und die Nummern dort "1:1" hören. Für mich erhalten Veränderungen an Arrangements usw. einen Song am Leben und gerade dies macht für mich ein Live-Konzert aus. Da kann sicher nicht immer jeder Ton 100%ig sitzen und auch ein, zwei "Textpatzer" seien Claudius da sehr gern verziehen. Musiker sind Menschen mit Schwächen und Stärken, zum Glück keine Maschinen ...

Ein während der 25-minütigen Pause am - aus Publikumssicht rechten - Bühnenrand aufgebautes Schlagzeug ließ vermuten, dass es im weiteren Verlauf des Abends wohl noch eine Überraschung geben könnte, denn von einer bevorstehenden "unplugged-Tour" war hier und da ja schon etwas zu hören bzw. zu lesen. Die Jungs kamen zurück auf die Bühne und Claudius erzählte, dass sie sich in den vergangenen zwei Jahren viele Bands angesehen hätten, auf deren Plakaten "Akustik"- oder eben "unplugged"-Konzerte angekündigt waren. Mit einem Schmunzeln im Gesicht verriet er, dass sie viel gesehen und gehört hätten, nur eben kein wirkliches "unplugged"-Konzert. Alle hätten Strom und Mikrofone gehabt und somit sei KARAT die einzigste Band auf der Welt, die tatsächlich "unplugged" spielen könne. Denn das ginge nur so: Just in diesem Moment nahm er sein Mikro vom Mund und erzählte ohne jegliche Verstärkung weiter, während sich Bernd, Martin und Christian mit Akustikgitarren auf die Bühnenkante setzten und losspielten. Schnell war zu erkennen, um welchen Song es sich handelte. Es war noch mal der "Schwanenkönig" in einer völlig neuen Variante. Das Publikum sang mit, eine sehr angenehme und warme Atmosphäre herrschte im Saal und alle waren andächtig dabei. Lediglich zum Gitarrensolo von Bernd hielt Claudius unter dem Hinweis "Jetzt wird geschummelt" das Mikrofon an Bernds Gitarre. Begeisterung im Publikum…

Micha setzte sich ans Schlagzeug am Bühnenrand und es folgte eine Kostprobe des in der kommenden Woche startenden "unplugged"-Programms von KARAT. "Magisches Licht", "Blumen aus Eis" und der von Claudius geschriebene Song "Für mich". Nun bin ich nicht unbedingt ein großer Fan solcher Unternehmungen, da sich mittlerweile schon fast alle Bands an ihr versuchten und somit eine gewisse inflationäre Erscheinung nicht verleugnet werden kann. Dennoch war ich positiv überrascht, was die Musiker aus der Substanz vorhandener und genialer Kompositionen von Ed Swillms machten. Für eine abschließende Beurteilung war dieser Ausschnitt natürlich viel zu kurz, sollte sich jedoch die Möglichkeit ergeben, diese Variante komplett live zu erleben, wäre ich auf jeden Fall dabei, denn dieser kurze Ausflug rief schon eine gewisse Neugier in mir hervor.

Claudius begab sich nun in den Saal unters Publikum, wies auf das anlässlich des 35-jährigen Bandjubiläums erschienene Album "Weitergehn" hin und fragte in die Runde, wer es denn noch nicht habe. Wie erwartet, hob niemand seine Hand, aber er machte eine junge Frau namens Anett aus und bat sie, ihn auf die Bühne zu begleiten. Dort bekam sie eine CD überreicht und durfte sie sich von den Musikanten signieren lassen, worüber sie sich sichtlich freute. Währenddessen gab Claudius den ältesten KARAT-Witz zum besten: "KARAT geht an einer Kneipe vorbei..." Er hatte die Lacher auf seiner Seite, stellte dann die Band vor und sagte mit einem Fingerzeig in Richtung Himmel: "Er ist nicht vergessen - uns zwingt keiner auf die Knie". Besagtes Lied folgte, und wie eh und je reagierte das Publikum auf die Textzeile "Ich möchte wissen, wer meine Freunde sind..." mit Euphorie und lautstarkem Applaus. Damit war der "unplugged"-Block abgeschlossen und es wurde noch mal laut: "Narrenschiff", "Der blaue Planet". Langsam kam doch etwas Bewegung ins sitzende Publikum, der eine oder andere stand sogar auf, um seiner Freude an der Musik Ausdruck zu verleihen. Passend dazu "Steh' wieder auf" vom aktuellen Album kam kraftvoll gespielt von der Bühne, versehen mit einem Mundharmonika-Solo schloss sich "In deiner Galerie" vom 1987er Album "Fünfte Jahreszeit" an. Den hörte ich live zum letzten Mal vor langer Zeit, damals noch mit Herbert. Eine schöne Erinnerung ...

Langsam bewegte sich das Konzert merklich auf sein Ende zu und Claudius bemerkte "Wir sind fertig mit unserem Programm, mehr können wir nicht...". Auf das lautstarke Lachen des Publikums hin ergänzte er: "Aber wir wären ja dämlich, wenn wir Euch nicht noch mitnehmen würden. Kommt Ihr mit über die sieben Brücken?" Die Antwort kann sich jeder Leser lebhaft vorstellen, natürlich kam das Publikum mit und endlich standen alle im Saal. Sogar die auf den Tischen liebevoll platzierten Teelichter wurden als "Winkelemente" genutzt, als alle gemeinsam den Refrain sangen. Eine tolle Stimmung und schöne Kulisse. Als Zugaben gab's den Titelsong des letzten Albums, "Weitergeh'n" und daran anschließend und passend zum Konzertausklang den "König der Welt".

Viele zufriedene und strahlende Gesichter wollten aber noch nicht gehen und forderten eine weitere Zugabe ein. Claudius und Martin kamen nochmals auf die Bühne zurück und rundeten den Abend mit dem Lied "Sieben Leben" vom 1995er Album "Die geschenkte Stunde" perfekt ab. Wirklich ein sehr gelungener Konzertabend, ich freue mich, dabei gewesen zu sein und wünsche allen, die auf der kommenden "unplugged"-Tour dabei sein werden, genau so viel Spaß!

 

Bitte beachtet auch:
- Off. Homepage von KARAT: www.karat-band.de
- Homepage des DASDIE in Erfurt: www.dasdie.de
- Portrait über die Gruppe KARAT: HIER

 


 

Live-Impressionen:
 
 
 
 

   
   
© Deutsche Mugge (2007 - 2023)

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.