PUHDYS am 31. Mai 2014 in Warnemünde

 

Ein Konzertbericht mit Fotostrecke von Jens Lorenz



Es war ein sonniger, wenn auch kühler Samstagabend in Warnemünde. Der letzte Tag im Mai. Die Hochsaison hatte auch hier, in einem der schönsten Ostseebäder Deutschlands, noch nicht begonnen.a 20140608 1316382980 Trotzdem konnte man an jenem Abend ungewöhnlich viele Leute in den Straßen der Stadt sehen. Aus allen Teilen Deutschlands, wie die Kennzeichen der Autos verrieten. Es war noch nicht einmal 17:00 Uhr, als sich bereits die Ersten vor den - natürlich noch verschlossenen - Toren des Kurhausgartens einfanden. Neugierig lugten sie durch die Gitter auf die Bühne. Von da wehten ihnen bekannte Melodien entgegen und ließ die Anspannung bei den sichtbar aufgeregten Wartenden noch weiter steigen. Soundcheck.

"Gibt es eigentlich noch Karten?", war wohl eine der meist gestellten Fragen. Ja, es gab noch welche. Allerdings nur noch Stehplätze. Die Sitzplätze im bestuhlten Garten des Kurhauses zu Warnemünde waren schon seit Wochen ausverkauft. Und das zu dem stolzen Preis von 42,00 Euro. Im Stillen fragte ich mich, ob sie das tatsächlich noch wert waren. Es ist schon eine Weile her, dass ich die Headliner des Abends das letzte Mal live erlebte und in der Zwischenzeit hatte ich den einen oder anderen Bericht gelesen, in dem von müden, alten Männern die Rede war, die nur noch von ihrer Legende lebten. Eine Legende, die mit der Konzertsaison 2014/15 nun wohl doch endgültig Abschied von den Bühnen des Landes nehmen wird. "Es war schön, einfach schön, endgültig vorbei, aber schön, Winde dreh'n, Menschen geh'n, was war, kann uns keiner mehr neh'm. Denk an unsre Zeit, sie war schön." Ein wenig Wehmut, ein Hauch Nostalgie, Erinnerungen. All das konnte man spüren, wenn man sich unter die Fans mischte. Es würde das letzte Open-Air in Rostock-Warnemünde sein, das letzte Open-Air einer Band, die wie kaum eine andere die Musikgeschichte des Ostens Deutschlands prägte. Die PUHDYS hatte sich angesagt.

Ich beschloss noch einen Kaffee trinken zu gehen. Insgeheim hatte ich gehofft, schon vor dem offiziellen Einlass auf das Gelände zu kommen, doch die Gelegenheit ergab sich nicht. Und mich mit den drängelnden Massen durch den einzigen Eingang zu zwängen, darauf hatte ich nun wahrlich keine Lust. Es waren ja auch noch knapp zwei Stunden Zeit. Als ich dann gegen 18.30 Uhr die Location wieder erreichte, wollte ich meinen Ohren nicht trauen. Tatsächlich standen die FRAKS schon auf der Bühne. Panik machte sich in mir breit. Wie konnte das denn sein? Selbst bei einem 60-minütigen Support wäre es noch zu früh gewesen. Die Sache klärte sich dann aber schnell auf. Es war noch nicht der Beginn des Konzertes sondern auch hier nur der Soundcheck. Allerdings ...

Liebes Team von GOLIATH (welches die Veranstalter des Konzertes waren), im Vorfeld habt ihr Euch super-professionell gegeben, ja gar nach einem Presseausweis für die Akkreditierung verlangt, was in der heutigen Zeit noch nicht einmal mehr die größten Veranstalter Deutschlands machen. Und dann ein Soundcheck vor Publikum? Damit habt ihr weder der Leipziger Band noch dem Publikum einen Gefallen getan. Wäre nicht die überdimensionale Bühne und das beeindruckende Back-Line der PUHDYS gewesen, fast hätte man annehmen können auf einem Dorffest gelandet zu sein. Wie auch immer. Die Sitzplätze waren zu diesem frühen Zeitpunkt schon fast alle besetzt und um das abgesperrte bestuhlte Karree drängelten sich die Stehplatzinhaber um die besten Plätze. Auch diese Platzaufteilung fand ich nicht gerade glücklich. Eine Tribüne für die Sitzplätze und der Innenraum für die Stehplätze hätten wohl wesentlich besser zu einem Rockkonzert gepasst, wären wohl aber auch um einiges teurer gewesen.

Meine Vermutung, The FRAKS von 19:00 Uhr bis 20:00 Uhr und die PUHDYS dann ab 20:30 Uhr zu sehen, bestätigte sich nicht. Die Running Order des Abends räumte den Leipziger Jungs mal eben gerade knappe 30 Minuten ein und so schafften sie es nicht einmal, ihre gesamte Set-List zu spielen. Als diese gegen 19:15 Uhr die Bühne betraten gab es auch gleich die erste Überraschung für mich. Nach diversen Umbesetzungen in den letzten Jahren und einem Schlagzeuger, der nebenbei auch noch die Keyboards spielte, gehen THE FRAKS 2014 wieder zu fünft ins Rennen.c 20140608 1825881176 Mit Melchior Walther gelang es ihnen, einen erfahrenen Mann zu engagieren. Neben seiner Arbeit als Musiker an verschiedenen Theatern und Schauspielhäusern dürfte er den meisten auch als Keyboarder von Tino Standhaft ein Begriff sein, wo er über einen längeren Zeitraum die Tasten bediente. Aktuell betätigt sich Melchior Walther zudem in einem eigenen Jazz-Trio und seit September 2013 ist er auch Bestandteil des "Schaudeen-Projects". Musikalisch also ganz sicher eine Bereicherung.

Line-Up:
• Frank Petzold (Gitarre, Gesang)
• Olaf Jasper (Gitarre)
• Sven Hamisch (Bass)
• Jürgen Kober (Schlagzeug)
• Melchior Walther (Keyboards)

Die zweite, positive, Überraschung war, dass es Frank mittlerweile gelungen ist, seinen leidigen sächsischen Dialekt (zumindest was den Gesang betrifft) abzulegen. Und so legte dann das Quintett aus Sachsen auch gleich richtig los. Viel Zeit blieb ihnen ja nicht.

Nach dem Intro gab es mit "Lebenswille" den Titelsong des gleichnamigen Albums als Opener. Technisch versiert und musikalisch durchaus überzeugend gaben sie mit ihren fünf Songs an diesem Abend einen kleinen Querschnitt durch ihr bisheriges Schaffen. Natürlich hatten sie es nicht einfach. Die "übergroßen" PUHDYS im Rücken und das, seinem Ruf voll umfänglich gerecht werdende, kühle nordische Publikum vor der Bühne. Da kann man es wohl schon als Erfolg werten, dass es dem einen oder anderen Küstenbewohner nicht gelang, ruhig auf seinem Stuhl zu sitzen um sich rhythmisch im Takt zu bewegen. Beifall für THE FRAKS gab es reichlich und wenn man sich umhörte, fand man den Support auch durchaus gelungen. Dass es Frank und seinen Jungs dennoch nicht gelang, die Zuhörer aus ihren Sitzen zu reißen, mag verschiede Gründe haben. Künstlerisch durchaus gut aufgestellt fehlt den Leipzigern immer noch der richtige "Anmacher" auf der Bühne. Einen, der mit dem Publikum arbeitet, der auf selbiges zugeht und sie animiert ihre reservierte Haltung aufzugeben und sich in das Universum von THE FRAKS fallen zu lassen. Tiefgründige Texte und eingängige Melodien reichen - leider - nicht immer aus, die werte Zuhörerschaft aus ihrer teilweisen Lethargie zu reißen.d 20140608 1363623400 Allerdings sei vorweg genommen, dass auch die PUHDYS hernach ein gutes Stück an Zeit benötigten, bis der Erste denn tatsächlich seinen Sitzplatz aufgab, um mit seinen Idolen noch einmal richtig zu rocken.

Der perfekte Einstieg in den Support wäre sicherlich der Beginn gewesen, den die PUHDYS später für sich selbst beanspruchten. Den einen oder anderen Super-Hit angespielt und mit dem Hinweis auf später wieder abgebrochen. So hätte man das PUHDYS-lastige Publikum sicher gleich auf seiner Seite gehabt und hätte die eigenen Songs besser an den Mann/die Frau bringen können. Aber hinterher ist man ja immer klüger.

Ein für mich dennoch überzeugender Support wurde leicht von dem Song "Ficken" getrübt. Ich bin mir nach wie vor nicht sicher, ob es wirklich eine gute Idee ist, dieses Lied in die Set-List eines Supportes aufzunehmen. Das mag bei einem Headliner-Auftritt der Band sicherlich anders aussehen, aber bei einem, im Altersdurchschnitt doch nach oben tendierendem Publikum mag das bei dem einen oder anderem auf etwas Unverständnis stoßen. Zudem ist kaum anzunehmen, dass sich die Zuhörer vor oder während des Konzertes tiefgründiger mit den Texten von THE FRAKS beschäftigten. Vielleicht ja hinterher. Zu wünschen wäre es ihnen und verdient hätten sie es allemal.

Set-List:
• Intro
• Lebenswille
• Menschen
• Ficken
• Wenn Seelen verschiedene Wege gehen
• Manchmal

Weit vor 20:00 Uhr war dann auch schon wieder Schluss. Was folgte war die obligatorische Umbauphase und pünktlich auf die Minute betraten dann die Head-Liner des Abends die Bühne. Nun ist das ja immer so eine Sache mit Konzerten in Innenstädten. Es gibt Auflagen was die Lautstärke und den Zeitplan betrifft und wenn man sich nicht rechtzeitig um Ausnahmegenehmigungen bemüht, bzw. diese gar nicht zu haben sind, dann bleibt einem wohl nichts anderes übrig, als zu so einem frühen Zeitpunkt mit der Show zu beginnen.f 20140608 1937146288 Wirkliche Konzertatmosphäre? Fehlanzeige. Eine überzeugende Bühnenshow? Keine Chance. Während der ab und an eingesetzte Nebel wenigstens hin und wieder eine vage Andeutung von Atmosphäre verbreitete, wurde die Lichtshow fast vollständig von der Sonne überstrahlt. Ein weiße Bühne, ein auf ihren Stühlen fest gewachsen zu scheinendes Publikum, das alles erzeugte einen schon fast sterilen Charakter. Für den (wahrscheinlich) letzten Auftritt der PUHDYS in Warnemünde hätte ich mir da schon ein wenig mehr an Action gewünscht. Immerhin - auch das sei vorweg genommen - die Dinosaurier des Ostrock wirkten auf der Bühne alles andere als alt und müde.

Line-Up:
• Dieter "Maschine" Birr (Gesang, Gitarre)
• Peter "Eingehängt" Meyer (Keyboards, Saxophon)
• Peter "Bimbo" Rasym (Bass)
• Dieter "Quaster" Hertrampf (Gitarre, Gesang)
• Klaus Scharfschwerdt (Schlagzeug)

Zunächst wurden - wie schon erwähnt - einige Superhits aus alten Zeiten angespielt, nur um diese umgehend mit dem Hinweis auf später wieder abzubrechen. Und damit auch gar keine Langeweile erst aufkam, ging es mit "Langeweile" dann wirklich los.

Die PUHDYS zeigten insgesamt eine durchaus ansprechende Show, auch wenn es an kreativen Ideen auf der Bühne nicht wirklich etwas Neues zu bewundern gab. Es gab die obligatorische PHUDYS-Puppe zu bestaunen, die in ihren Dimensionen aber gar nicht recht auf die Bühne passen wollte,g 20140608 1904280943 und so immer an die oberen Scheinwerfer anstieß und sich allen Bemühungen zum Trotz einfach nicht in Richtung Publikum drehen ließ. Es wurden auch wieder zwei junge Damen auf die Bühne geholt, die mit Gitarre (natürlich ohne Amp) Quaster und Bimbo wenn schon nicht musikalisch, so doch showmäßig zu unterstützten suchten. Peter Meyer kam zu seiner Saxophoneinlage (mit über 70 eine wirklich respektable Leistung), Maschines Akusitkklampfe flog wieder einmal quer über die Bühne und auch der alte Holzmichel lebt noch.

Der Sound war wie immer perfekt, die Set-List durchdacht und das Konzert nach 90 Minuten noch lange nicht zu Ende. Das überraschte, zumindest mich. Von Müdigkeit oder Überdruss der fünf Urgesteine war nicht das Geringste zu spüren. Irgendwann gelang es ihnen sogar das doch etwas unterkühlte Publikum von ihren Plätzen zu holen. Spätestens bei "Geh zu ihr", war der Bann gebrochen. Dem folgte ein Medley mit einem Gitarrensolo von Maschine, wobei mir gerade die älteren der Zuschauer hier wieder etwas irritiert drein schauen zu schienen. Anders als beim Drumsolo, welches Klaus Scharfschwerdt kurz zuvor zum Besten gab. Und so spielten sich die PUHDYS durch knapp 45 Jahre Bandgeschichte und nach knapp zwei Stunden blieben selbst für den eingefleischtesten Fan kaum noch Wünsche offen. Mit der "Rockerrente" ging die reguläre Set-List, dann auch zu Ende.

Auch bei der Zugabe blieb alles beim Alten. Mit "Hey wir wolln die Eisbären sehn" wurde noch einmal richtig Dampf gemacht und "Das Buch" bildete, wie schon seit Jahren, den endgültigen Abschluss eines Konzertes, das sich durchaus hören lassen konnte.h 20140608 1084528440 Es mag zu bezweifeln sein, dass bei den letzten Live-Auftritten der PUHDYS bühnenchoreografisch noch große Geniestreiche zu erwarten sind, vielleicht ja bei dem groß angekündigten Rocklegenden-Konzert (PUHDYS, CITY, KARAT) in Berlin. Aber in der Verfassung von Warnemünde ist eines der letzten PUHDYS-Konzerte 2014/2015 für jeden Fan noch einmal ein unbedingtes MUSS.

Set-List:
• Langeweile
• Träume
• Wunder
• Melanie
• Kühle Lady
• Gitter
• Deutschland
• Wilder Frieden
• Ende der Welt
• Drum-Solo
• Geh zu ihr
• Medley
• Sterne
• Es war schön
• Schiff
• Gott
• Was vom Leben bleibt
• Außenseiter
• Mensch
• Lebenszeit
• Baum
• Rockerrente
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• Eisbären
• Buch



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Termine:

PUHDYS:
• 28.06.2014 - Frauenhain - Frelichtbühne Inselfest
• 05.07.2014 - Landsberg - Freilichtbühne Felsenbad
• 19.07.2014 - Chemnitz - Klaffenbach Wasserschloss
• 26.07.2014 - Freital - Hains Freizeitzentrum
• 02.08.2014 - Weißenfels - Freilichtbühne Schlosshof Weißenfels
• 08.08.2014 - Ückermünde - Freilichtbühne
• 09.08.2014 - Rudolstadt - Residenzschloss Heidecksburg
• 23.08.2014 - Neuhausen - Freilichtbühne Schloss Purschenstein

The Fraks:
• 01.08.2014 - Dresden - Kunsthofgohlis

Alle Termine ohne Gewähr. Weitere Termine und Infos auf der jeweiligen Band-Homepage


Bitte beachtet auch:

• Off. Homepage der PUHDYS: www.puhdys.com
• Off. Homepage von The Fraks: www.thefraks.de
• Portrait über die PUHDYS: HIER





Fotostrecke:

 
The Fraks:
 
 
 
 
PUHDYS:
 
 
 




   
   
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