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Interview vom 8. Februar 2024



Wenn man mit Sean Athens noch kein Wort gewechselt und ihn nur auf der Bühne mit seiner Gitarre erlebt hat, ist man der festen Überzeugung, dass man es mit einem Briten zu tun haben muss. Aus der Heimat der Rolling Stones kommend, liegt eine solche Begabung ja nahe, und schon allein deshalb kann er so verschärft auf den sechs Saiten rumhexen. Aber denkste … Sean kommt von "umme Ecke", wie es im Ruhrgebiet so schön heißt. Begegnet ist man dem blonden Gitarrenvirtuosen schon an vielen Orten in Deutschland, u.a. bei Susan Kent, bei Thomas Godoj, bei Jini Meyer und bei Chris Kramer. Alles Namen, die hier schon oft zu "lesen" und auch zu hören waren.002 20240213 1736551491 Jetzt, im "fortgeschrittenen" Alter von 31 Jahren hat er sein erstes Solo-Album fertig. "Time" heißt es und wird ab dem 23. Februar als physischer Tonträger, genauer gesagt als CD, im Fachhandel erhältlich sein. Was erwartet uns da? Was hat der junge Mann auf dem Silberling für die Ewigkeit festgehalten? Und warum bricht er gerade jetzt in die "Freiheit" aus? Fragen über Fragen, die unser Kollege Christian an Sean Athens hatte. Hier die Antworten auf diese und andere Fragen ...






Du hast soeben die Arbeiten an Deinem Debüt-Album abgeschlossen. Als Live-Musiker für andere Künstler kennt man Dich ja schon, darum lass uns mal ganz vorn beginnen. Wann und wo bist Du geboren?
Hallo Christian, vielen Dank erst einmal für die Einladung zu diesem Interview. Ich bin am 5. Januar 1993 in Iserlohn geboren. Mein Heimatort ist allerdings Letmathe. Das ist ein Vorort von Iserlohn und grenzt direkt an das Ruhrgebiet, gehört aber noch zum Sauerland. Die Kultband ZOFF, von der ich mittlerweile auch selbst ein Teil bin, was mich sehr stolz macht, kommt beispielsweise auch aus Letmathe. ZOFF hatten in den 80ern den Hit "Sauerland". Aber auch die Band LUXUSLÄRM kommt aus Letmathe. Also ist unsere kleine Stadt eigentlich eine Musikstadt.

Ist Sean Athens Dein bürgerlicher Name oder ein Künstlername?
Das ist tatsächlich mein bürgerlicher Name. Viele denken immer, dass dies mein Künstlername sei, weil er so englisch bzw. britisch klingt. Mein Vater wollte aber einfach nur einen außergewöhnlichen Namen für mich. Er war ein großer Fan von Sean Connery und liebte seine Filme, insbesondere die, in denen er die Rolle als James Bond spielte. Und so bin ich dann zu meinem Vornamen gekommen.

Du bist ein genialer Gitarrist und beherrscht dieses Instrument scheinbar aus dem Effeff. Wann hast Du angefangen, Gitarre zu spielen?
Angefangen mit dem Gitarrenspielen habe ich im Alter von 10 Jahren. Musik hatte mich immer schon sehr interessiert und so kam es, dass mein Vater mich eines Tages fragte, ob ich Lust hätte, Gitarre spielen zu lernen. Aber immer ohne Druck oder sonstiges. Er sagte immer, "Probier es aus. Wenn es nichts für dich ist hast du es wenigstens versucht und brauchst dich irgendwann nicht ärgern". Er hatte einen Arbeitskollegen, der Gitarre spielen konnte. Er hat mir dann circa 1 1/2 Jahre die ersten Schritte und Akkorde auf der Gitarre gezeigt, bis es in eine private Musikschule bei uns in Letmathe ging.

Also gab es Unterricht für Dich und Du bist kein Autodidakt …
Wie schon gesagt, hab ich Unterricht gehabt. Allerdings hab ich das meiste dann auch alleine zuhause gemacht und mich weiterentwickelt. Ich habe am Anfang viele Songs gespielt. Unter anderem von den Beatles oder auch Joan Baez. Danach kam dann der Blues hinzu, und von dem Tag an hab ich nur noch Blues gehört. Ich war wirklich besessen von dieser Musik. Ich erinnere mich noch an den Tag, an dem ich mit meiner Konzertgitarre im Wohnzimmer gesessen und eine CD von Canned Heat gehört habe. Das war eine Best Of die wir immer schon zuhause hatten. Es lief der Song "On the road again". Ein wunderbarer Blues Shuffle. Auf einmal hatte ich raus, dass der Song in E war und hatte relativ schnell das Riff drauf. Das war der erste Song, den ich mir mit 10 Jahren auf der Gitarre raus gehört hatte. Das war für mich ein Türöffner.

Hast Du auch andere Instrumente gelernt?
Tatsächlich nicht. Ich hab nur irgendwann mit dem Singen angefangen. Das ist quasi mein zweites Instrument. Und mittlerweile spiele ich auch Bass. Auf meinem Debüt Album hab ich bei einigen Songs den Bass übernommen.


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Sean Athens als kleiner Junge in KISS-Pose …



Den Namen Canned Heat hab ich gerade ja schon vernommen … Wer waren Deine Vorbilder und was hat Dich überhaupt zum Musikmachen gebracht?
Da muss ich tatsächlich ganz weit zurück gehen. Das ganze fing - glaube ich - mit vier oder fünf Jahren an. Meine größten Helden waren damals KISS. Ich fand deren Auftreten und das Image mit dem Schminken und den Outfits total cool. Mein Lieblingssong war damals "Shock me" von Ace Frehley (Gitarrist und Gründungsmitglied von KISS) von deren "ALIVE II"-Platte. Ich bekam mit fünf Jahren schon eine kleine E-Gitarre mit Verstärker zu Weihnachten, hab dann immer die Musik aufgedreht und in meinem Kinderzimmer zu diesem Song gepost und "mitgespielt". Das coole war, dass mein Papa auch auf laute Rock- und Heavy-Musik stand und auch oft Konzerte besuchte. Deswegen war es nie ein Problem, zuhause richtig laut Musik zu hören. Es hatte meinen Papa immer stolz gemacht wenn er es gehört hat :-)

Gab es nach der Schule eigentlich einen "bürgerlichen" Beruf, den Du erlernt hast, oder hast Du direkt die Laufbahn als Musiker eingeschlagen?
Ich bin nach der Schule erst mal auf eine kaufmännische Schule gegangen und habe mein Fachabitur gemacht. Danach hab ich dann eine Ausbildung als Industriekaufmann in einem Unternehmen begonnen, welches heute noch Abgasanalyse Messgeräte verkauft.

Hast Du in dem Job, den Du gelernt hast, auch gearbeitet oder nur die Ausbildung gemacht?
Nach der Ausbildung hab ich noch knapp zwei Jahre in diesem Unternehmen gearbeitet, bis ich mich dann 2017 mit der Musik selbständig gemacht habe.

In Deiner Vita steht, dass Du bereits mit 14 Jahren in der Gruppe KIXS mitgewirkt hast. Klär mich doch bitte mal auf, was das für eine Band war …
Das war damals die Casting Band eines Labels aus unserem Nachbarort Schwerte. Den Chef des Labels kannte mein Papa schon viele Jahre, weil er ein Ur-Letmather war. Die kannten sich schon aus der Kindheit.

Wie bist Du denn da rein gerutscht? Ich nehme ja nicht an, dass Ihr Euch als Kids selbst zur Boyband formiert habt …
Es wurden damals mehrere Castings dafür gemacht. Unter anderem auch eins in der Musikschule, in der ich zu dieser Zeit war. Deswegen hat man mich auch für dieses Casting vorgeschlagen und ich habe vorgespielt. Allerdings war der Posten des Gitarristen schon besetzt. Aber dadurch, dass mein Vater den Chef kannte, wollte er mich unbedingt dabei haben und fragte mich, ob ich es mir vorstellen könnte, den Bass zu spielen. Nach ein bisschen hin und her Überlegen war ich dann dabei. Wir hatten noch ein Management aus Hamburg mit dabei und als große Plattenfirma die EMI aus Köln im Rücken. Die gibt es ja mittlerweile leider nicht mehr.


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CD Single "Volltreffer" der Gruppe KIXS



Es gab - ich glaube 2007 - einen Auftritt bei "The Dome", oder? Gab es auch Plattenveröffentlichungen?
Das war wirklich ein Highlight in dieser kurzen Zeit. Wir haben in der großen Barclaycard Arena in Hamburg gespielt. Früher hieß die noch Color Line Arena. Das war wirklich aufregend dort über den roten Teppich zu laufen mit so vielen schreienden Kids die einem zugejubelt haben. Ich meine, wir waren ja selbst noch Kinder. Aber da hat man sich wirklich wie ein kleiner Star gefühlt. Ein tolles Erlebnis. Mit dabei waren damals Scooter, LaFee, Nevada Tan etc. um nur einige Namen zu nennen. Es gab auch eine Single-Veröffentlichung. Unser Song hieß "Volltreffer" und sollte die ganzen Fußball Kids ansprechen. Ein ganzes Album haben wir allerdings nicht gemacht.

Auch ist zu lesen, dass Du da wohl nicht wirklich viel Spaß hattest und lieber Blues und Rock machen wolltest. War das der Grund, dass Du da raus bist, oder ging das ganze Projekt einfach nur in die Hose?
Ja genau. Ich wollte lieber Gitarre spielen und hab mich in der Bassisten-Rolle nicht so wohl gefühlt. Deshalb bin ich dann nach einem knappen Jahr wieder ausgestiegen und hab mich wieder voll und ganz der Gitarre gewidmet. KIXS hatte dann einen neuen Bassisten und haben weitergemacht. Aber wirklich verfolgt hab ich das Ganze dann auch nicht mehr. Wir hatten schon sehr viele Termine. Viel Promo und viel Reisen. Wir spielten in Hamburg, Dresden etc. Da blieb für das, was ich wirklich liebte, die Gitarre und meine damalige Blues Band, nicht viel Zeit.

Ich habe Dich zum ersten Mal bei Susan Kent als Gitarrist in ihrer Band gesehen. War das die erste Station nach der eben thematisierten Boyband, oder gab es davor noch weitere Bands, in denen Du aktiv warst?
Ich habe nach KIXS damals den Kontakt zu beiden Labelchefs von eben diesem Label aus Schwerte gehalten und einer davon, Michael Grimm, hat mich dann direkt danach als Gast einer Jubiläumstour seiner Cover Band HALBER LITER mit auf Tour genommen. Da war ich dann 15. Das war sehr toll, weil er mich als Gitarrist und Youngster sehr geschätzt hat. Und der Kontakt ist heute, nach 17 Jahren, immer noch da. Etwas Negatives wie ein Ausstieg hat auch immer etwas Positives, weil sich dadurch wieder neue Türen öffnen. Und mit 16 Jahren hab ich dann meine neue Rockband NEXT TRY gegründet. Mit dieser Band haben wir echt viele Gigs bei mir in der Heimat und Umgebung gespielt. Offiziell haben wir uns auch nie aufgelöst, aber dann doch über die Jahre irgendwie aus dem Augen verloren.

Bei besagter erster Begegnung mit Dir hast Du "Purple Rain" von PRINCE gespielt. Du warst total in die Nummer versunken und hast die Leute im Saal mit Deinem Vortrag komplett aus den Schuhen gehoben. Ist das Dein Paradestück?
Das kann man - glaub' ich - so sagen. Ich liebe diesen Song und diese Energie einfach, die dieser Song vermittelt. Vor allem auch den Schluss mit diesem Hammer Outro-Solo, das PRINCE gespielt hat. Das ist einfach unglaublich. Und es war immer ein Stück, bei dem alle gesagt haben, "Oh da traust du dich in deinem Alter schon ran? Das ist aber gewagt". Das war auch ein Grund, warum ich diesen Song so gerne gespielt habe, und mittlerweile hab ich meine eigene Interpretation von diesem Stück. Er ist immer ein besonderes Highlight bei jeder Show.





Bekommst Du von Deiner Umwelt eigentlich noch was mit, wenn Du da in so eine Nummer eintauchst? Du scheinst da wirklich in eine Art Trance zu verfallen, oder täusche ich mich da?
Ganz und gar nicht. Ich mache meine Augen zu und versinke in der Musik. Da kann ich komplett bei mir sein und meine Gefühle über die Gitarre und die Vocals ausdrücken. Wenn man dann noch sieht, dass es die Menschen in dem Moment berührt, hat man alles richtig gemacht. Weil genau dafür macht man Musik.

In Deiner Vita stehen weitere große Namen, mit oder für die Du gespielt hast. Thomas Godoj, Jini Meyer von LUXUSLÄRM und Steffi Stefan aus der Lindenberg-Band werden da genannt. Was waren das für Begegnungen und was hast Du mit diesen Künstlern gemeinsam gemacht?
Im Jahre 2017 rief mich ein befreundeter Schlagzeuger an, der damals in der Thomas Godoj Band gespielt hatte, und fragte mich, ob ich für ein Konzert den Gitarristen ersetzen könnte. Das war für mich natürlich eine große Ehre, weshalb ich sofort zusagte. Nach diesem Konzert hab ich dann noch weitere einzelne Shows, sowohl elektrisch als auch akustisch, mit Thomas gespielt, bis wir von Dezember 2019 bis Februar 2020 dann mit Chris Kramer & Beatbox´n´Blues eine ganze Tour mit ihm gespielt haben. Wir waren seine Band für die "V´stärker Aus" Tour. Dann zu Jini Meyer. Jini kenne ich schon knapp 20 Jahre. In der Musikschule, in der ich als Schüler und später auch als Dozent war, war Jini auch Dozentin und gab Gesangsunterricht. Deshalb war der Kontakt immer da. Und durch meinen Einsatz in diversen Coverbands als Gitarrist kreuzten sich unsere Wege auf der Bühne über die Jahre immer wieder. Und 2021 war ich dann bei "Jini & Friends" im Sauerlandpark Hemer auf der großen Bühne zu Gast. Das war wirklich toll. Zu Steffi Stefan von dem Panikorchester kam ich Ende 2017. Es gab damals im "Jovel" in Münster eine Reihe, die nannte sich "Fragezeichen Show". Die Location gehört Steffi. Und damals ist ein Gitarrist ausgefallen, und der Schlagzeuger dieser Band war ein guter Bekannter von mir. Er hat mich dann da reingeholt. Die Fragezeichen Show hatte damals "Sebel" geleitet. Ein Singer-Songwriter aus Dortmund der heute unter anderem für den deutschen Künstler Alligatoah spielt (und in der Band von STOPPOK, Anm. d. Red.). Und an diesem Abend spielten dann Steffi und auch Peter Freudenthaler von FOOL'S GARDEN mit. Da hab ich zum ersten Mal den Song "Lemon Tree" mit dem Original Sänger und Komponisten dieses Songs gespielt. Ein Hammer Gefühl.

Wie kommt man zu solchen und ähnlichen Gelegenheiten? Wird man da noch klassisch bei Konzerten von Kollegen entdeckt oder bewirbt man sich mit Tapes, so wie früher?
Das geht tatsächlich alles über Beziehungen. Über die Jahre hab ich schon mit sehr vielen Leuten gespielt. Und die denken dann an einen, wenn ein Gitarrist gebraucht wird. Dann kommt man zu dem Job, liefert super ab und bleibt hoffentlich im Gedächtnis, damit man beim nächsten Mal wieder angerufen wird. Ich werde manchmal von Leuten kontaktiert, die ich gar nicht kenne und erfahre dann, dass sie die Nummer von einem befreundeten Musiker haben. Sowas freut mich natürlich sehr.


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Sean mit Beatbox'n Blues und Billy F. Gibbon (ZZ Top)



Im Jahre 2016 kam es dann zu einer ziemlich beeindruckenden Zusammenarbeit, nämlich der mit Chris Kramer und Kevin O'Neal, Du hast das hier gerade ja schon angesprochen. Ihr nanntet Euch BEATBOX'N´BLUES und brachtet frischen Wind in die Blues-Szene. Eigentlich war da ja ein anderer Gitarrist vorgesehen, oder? Wie bist Du am Ende da rein gerutscht?
Ja genau. Eigentlich war Paddy "Boy" Zimmermann der damalige Gitarrist. Ich war nur "Sub", also Aushilfe für diese zwei Konzerte in Eutin. Es war die "German Blues Challenge". Das war eine ganz verrückte Geschichte. Die Proben vorher waren schon so "naja". Ich dachte mir, das ist ja alles nicht so schwer, das machst du mit links, und hab dann während der Proben gemerkt, dass es doch einiges an Material und obendrein sehr tricky war. Das hatte ich etwas unterschätzt. Chris fand das nicht so cool. Und ich war bei den Proben auch sehr ruhig. So bin ich immer im Proberaum. Chris dachte sich nur, "Wir bringen die beiden Konzerte über die Bühne und dann kommt Paddy wieder". Und dann war der Tag der Tage gekommen. Ich war an dem Freitag vor dem Konzert noch auf der Loreley in Sankt Goarshausen. Dort spielte damals Ritchie Blackmore´s Rainbow. Als eingefleischter Blackmore-Fan und eines von zwei einzigen Deutschlandkonzerten musste ich natürlich dahin. Mein Onkel war damals mit. Das Ende vom Lied war, dass wir erst nachts um - ich glaube - 4:00 Uhr wieder in Letmathe waren und ich um 8:00 Uhr bei Chris sein musste. Natürlich hatte ich verschlafen und Chris rief mich um 8:00 Uhr an. Ich bin aus dem Bett gesprungen und quasi sofort ins Auto gestiegen und losgefahren, bis mir dann auf der Autobahn einfiel, dass ich meine Gitarren vergessen hatte. Ich war aber eh schon zu spät und hatte schon die halbe Strecke zu Chris hinter mir. Also bin ich weiter zu Chris gefahren und hatte ihm nach meiner Ankunft von den fehlenden Gitarren erzählt. Er ging dann ins Haus und holte eine Fender Telecaster von 1995 aus dem Keller. Die Saiten waren genauso alt. Aber wir hatten wenigstens eine E-Gitarre. Jetzt mussten nur noch Saiten her. Auf dem Weg nach Eutin hatte ich dann einen Gitarrenladen ausfindig gemacht und dort angerufen. Aber nichts. Kein Signal und nur "Kein Anschluss unter dieser Nummer". Der Laden hatte jüngst seine Pforten geschlossen und der Besitzer ist in den Ruhestand gegangen. Also gab es keine Saiten. Aber dann kam mir die Idee - mein Onkel könnte mir doch meine Gitarren ins 450 Kilometer entfernte Eutin bringen. Gesagt, getan. Er hat es gemacht. Wir kamen dann erst mal in Eutin an, haben den Soundcheck mit der alten Gitarre gemacht und uns nichts anmerken lassen. Alles schön professionell. Für den Soundcheck gab es auch schon Punkte für die Blues Challenge. Deswegen musste alles glatt und professionell über die Bühne gehen. Parallel war mein Onkel schon auf dem Weg nach Eutin und traf dann um 17:00 Uhr endlich ein - mit meinen beiden Gitarren. Das war eine riesen Erleichterung und um 20:00 Uhr sind wir auf die Bühne und haben diesen ganzen Trubel, den wir im Vorfeld hatten, in pure Energie umgewandelt. Wir brannten auf der Bühne und haben dem Publikum so richtig eingeheizt. Um 23:00 Uhr standen dann endlich die Sieger fest: Chris Kramer & Beatbox´n´Blues. Das war der Wahnsinn. Das haben wir dann natürlich ausgiebig im Backstage gefeiert und haben später noch im Hotel weitergemacht. Am nächsten Morgen haben wir noch den Gewinner-Gig gespielt und uns dann auf den Heimweg gemacht. Naja und der Rest ist Geschichte. Noch an diesem Sonntagabend rief mich Chris an und fragte mich, ob ich nicht Teil dieser Band werden möchte. Chris sah sich ein bisschen wie ein Fußballtrainer, der den jungen Sané einwechselt und der dann die entscheidenden Tore im Spiel schießt. Den darf man dann beim nächsten Spiel auch nicht vom Platz nehmen. So war ich in der Band und hatte dann die Möglichkeit, Anfang 2017 nach Amerika zur "International Blues Challenge" zu reisen.


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Sean mit Jini Meyer von Luxuslärm



Ihr habt inzwischen schon ein paar Alben gemacht und den bisherigen Höhepunkt wohl Anfang 2017 in den USA erlebt, richtig? Welche Erinnerungen hast Du noch an diese besondere Tour, die Du gerade auch schon angesprochen hast?
Das sind ganz besondere Erinnerungen. Das war Ende Januar bis Mitte Februar 2017. Mein Traum war es schon immer mal, in die USA zu reisen. Dass ich das jetzt noch mit meiner Gitarre zusammen machen durfte war natürlich doppelt schön. Ich erinnere mich noch gut, wie ich das erste Mal mit meinen Füßen amerikanischen Boden berührt hatte. Das war am Flughafen in Memphis und über die Lautsprecheranlage lief "Mustang Sally" von Wilson Pickett. Man kommt nach knapp 10 Stunden Flug in Amerika an, raucht sich seine erste Zigarette und hört dabei "Mustang Sally". Es gibt nichts Cooleres. Vom Flughafen ging es dann direkt Non Stop nach Brownsville wo man schon auf uns im "Tina Turner Museum" wartete. Dort haben wir unser erstes Konzert gespielt nachdem wir fast 24 Stunden wach waren. Wir wurden echt toll von dem amerikanischen Publikum empfangen. Und dann begann am nächsten Tag die ganze Reise. Wir haben jeden Tag ein anderes Museum und einen neuen Ort besucht. Die erste Woche waren wir in einem Hotel in Memphis untergebracht, da die "International Blues Challenge" auch dort auf der Beale Street stattfand. Das war schon etwas anderes. Man läuft über die Beale und überall kommt Musik aus den Lautsprechern und Bands spielen in den Clubs. Im "B.B. Kings" (eine Bar in Memphis auf der Beale Street) haben wir eine Band gesehen, die sieben Tage in der Woche dort aufgetreten ist. Und die waren verdammt gut. Dann kam die "International Blues Challenge". Dort haben wir es bis ins Halbfinale geschafft. Das war für uns als deutsche Band schon großartig. Wir hatten einen eigenen Stil mit Chris Kramer & Beatbox´n´Blues, waren außergewöhnlich und ganz und gar nicht traditionell. Aber genau das war es, was bei dem amerikanischen Publikum so gut ankam. Am dritten Tag waren wir dann aber raus und haben es nicht ins Finale geschafft. Ein bisschen traurig waren wir schon, aber die Reise fing ja gerade erst richtig an. Nachdem wir den Abend noch ausgiebig haben ausklingen lassen, ging es einen Tag später auf die richtige Tour. Also jeden Tag ein neuer Ort. Da haben wir echt viel gesehen, vom legendären Sun Studio wo Elvis aufnahm über das B.B. King Museum, die Crossroads in Clarksdale, bis hin zu den Muscle Shoals Studios in Alabama. In diesem Studio wurde u.a. "Brown Sugar" von den Rolling Stones recorded und es ist auch das Studio der Haus- und Sessionband "The Swampers" gewesen. Die werden in Lynyrd Skynyrds Klassiker "Sweet Home Alabama" erwähnt. Da gibt es eine Zeile "Muscle Shoals has got the swampers".

Das sind ja eine ganze Menge Eindrücke und Erlebnisse …
Aber ich hab ganz vergessen, mein persönliches Highlight zu erwähnen. In der Zeit, wo wir ins Memphis waren, haben wir natürlich auch einen Ort besichtigt, der für mich außerordentlich wichtig war und ist: "Graceland". Das Haus von Elvis Presley. Das war für mich sehr sehr besonders und bewegend. Ich bin ein sehr großer Elvis-Fan, wie mein Vater auch. Als ich Kind war hat mein Papa mit mir einmal die Woche Vinyl-Abende gemacht. Wir haben uns dann auf dem Dachboden verkrochen und Schallplatten gehört. Oft war auch Elvis dabei, und ich erinnere mich noch an die Situation, als ich die Vinyl "Elvis - recorded live on stage in Memphis" zum ersten Mal in der Hand hielt. Da war sein Haus drauf und Papa erklärte mir, dass es das Haus ist, in dem Elvis gelebt hatte. Da war ich sechs oder sieben Jahre alt. Und damals war es schon mein Traum, einmal zu diesem Haus zu reisen um es in echt zu sehen. Mein Papa hat es leider nicht mehr geschafft, weil er früh von uns gegangen ist, aber als ich dann dort war, hatte ich mir innerlich gesagt, "Schau mal Papa, was ich geschafft habe". Ich war nicht nur für mich dort, sondern für und mit meinem Papa im Herzen. Deswegen war das das schönste Erlebnis dieser ganzen Reise.


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Sean zu Besuch in Graceland



Wie haben die Amis Eure doch recht frische und ungewöhnliche Art, den Blues zu spielen, aufgenommen?
Sehr positiv. Die waren alle erst mal verdutzt, wie Kevin (O´Neal) diese ganzen Geräusche macht, und sind dann auf den Tischen getanzt und haben uns gefeiert. Ich erinnere mich noch an ein Konzert in Alabama. Die Location hieß "Champys Chicken" und wir haben die "Hütte" im wahrsten Sinne des Wortes abgerissen. Einer sagte uns, dass der Sohn von Legende Percy Sledge an dem Abend da gewesen sei. So Sachen erlebt man dann wirklich nur in Amerika.

Über Deinen etwas ungewöhnlichen Weg dort hinein hast Du ja gerade schon erzählt. Aber was ist das Besondere an dieser Band und was bedeutet Dir Dein Mitwirken dort?
Das Jahr 2016 war quasi die Geburtsstunde dieser Band. Chris hatte vorher schon mit Kevin im Duo und vereinzelt Konzerte mit anderen Gitarristen gespielt. Aber 2016 ging es dann richtig los. Wir waren in Amerika, Dänemark, Norwegen, in Spanien und in der Schweiz. Das waren tolle Reisen und Erlebnisse, die echt zusammenschweißen. Mittlerweile sind wir eine echte Familie und nicht nur eine Band. Außerdem haben wir drei CDs veröffentlicht, haben gemeinsam Songs geschrieben und im Jahr 2021 sogar ein erfolgreiches Crowdfunding beendet. Das sind viele Ereignisse und Kilometer, die wir gemeinsam "auf der Uhr" haben. Die Zeit möchte ich wirklich nicht mehr missen. 2019 haben wir dann noch im Vorprogramm von Billy F. Gibbons (ZZ Top) und Supersonic Blues Machine gespielt, und ihn dann auch persönlich getroffen. Er hatte mir damals meine allererste Gibson Les Paul signiert. Die steht bei mir zu Hause und jedes Mal wenn ich sie spiele, muss ich an diesen Moment zurückdenken, an dem er meine Gitarre in der Hand hatte. In der Corona-Zeit haben wir außerdem noch angefangen Kinderprojekte und Workshops an Schulen zu geben. Dieses Strahlen in den Kinderaugen zu sehen, wenn man zusammen mit den Kids auf der Bühne steht, ist wirklich unbezahlbar. Deshalb ist die Band etwas ganz besonderes für mich. Außerdem durfte ich durch Chris und die Band viele Leute kennenlernen, und es hat mir sehr viele Türen geöffnet.

Nun aber doch Solopfade. Du hast 2021 angefangen, Lieder für ein eigenes Album zu schreiben. Gab es einen besonderen Grund dafür, dass Du Dich nun selbständig gemacht hast?
Ich habe über die Jahre immer schon eigene Songs geschrieben und die bei mir zuhause aufgenommen. Ich liebe es kreativ zu sein und an Songs zu arbeiten. Einige Songs waren dann aber nichts für Beatbox´n´Blues und so hab ich diese dann auf meinem Computer für irgendwann mal behalten. Das war eigentlich der Auslöser, mit der Arbeit an dem Album zu beginnen, weil ich echt tolle Skizzen vorliegen hatte. Chris meinte auch immer, dass ich irgendwann mein eigenes Ding machen muss. Deswegen hab ich mir 2021 dann eine Studioband zusammengestellt und die ersten sechs Songs bei Martin Meinschäfer in Arnsberg aufgenommen.


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Das Album "Time". Rezension siehe HIER



Es befinden sich inkl. Bonustrack 12 Songs auf Deinem ersten Album. Sind die Titel alle von Dir?
Es sind alles eigene Songs von mir. Allerdings sind auf der CD zwei Stücke, "Breakaway" und "Can´t bring me down", die ich schon mal mit Beatbox´n´Blues aufgenommen hatte und auch mit Chris und Kevin geschrieben habe. Allerdings wollte ich diese beiden Songs immer schon mit Schlagzeug, Bass und Orgel aufnehmen. Deswegen sind sie dann auf meinem ersten Solo Album gelandet. Die Texte fast aller Songs habe ich zusammen mit Dale King geschrieben. Das ist ein sehr guter Freund von Chris Kramer und ein echt toller Texter. Ich hatte meine Text-Skizzen und er hat mir dann geholfen, diese Skizzen in Englisch richtig zu formulieren und zudem noch neue Ideen rein gebracht. Das war ein richtig tolles Arbeiten mit ihm. Und drei Songs sind komplett von mir.

Wie hast Du das Songwriting begonnen? Gab es da Inspiration oder einen bestimmten Auslöser, der ein erstes Lied hat entstehen lassen?
Tatsächlich ja. Mein erster Song der fertig war, war "When you say goodbye". Den Song hab ich für meinen Papa geschrieben, der 2010 verstorben ist. Dieser Song ist sehr persönlich, da ich darin beschreibe, wie man als Kind von seinen Eltern an die Hand genommen wird und einem die große weite Welt gezeigt wird. Eltern vermitteln dir als Kind immer, dass man alles erreichen kann wenn man es will, wie schön vieles ist, und halten das Negative von einem fern. Man versteht so etwas als Kind ja auch noch nicht wirklich, wenn jetzt zum Beispiel der Opa stirbt. Aber je älter man wird, desto mehr merkt man, dass das Leben nicht immer positiv und leicht ist und man auch Zeiten hat, in denen man mit Dämonen und negativen Einflüssen kämpfen muss - wie eben auch dem Tod eines Familienmitglieds oder auch eines guten Freundes. Und genau das greife ich in diesem Song auf, weil man sich in diesem Momenten wünscht, wieder dieser kleine Junge zu sein für den alles unbeschwerter und leichter war. So war es zumindest bei mir. Deswegen liegt mir dieser Song ganz besonders am Herzen.

Woher hast Du die Ideen für weitere Kompositionen und Inhalte genommen? Welche Botschaften sind Dir wichtig, über die Musik zu verbreiten?
Eigentlich kommen meine Ideen aus dem Leben. Beziehungen spielen u.a. eine Rolle. Jeder von uns hatte Beziehungen die gut aber eben auch mal schlecht waren. Manche haben gehalten, manche sind vorbei. Darüber habe ich Songs geschrieben. Einen Song hab ich für meine Freundin geschrieben. Das ist der Song "Someday Baby". Den hab ich bei mir in der Küche geschrieben während meine Freundin draußen im Garten war. Sie hat mir die Inspiration quasi nur durch ihre Anwesenheit gegeben. Und dann hab ich noch den Song "Let me tell you" geschrieben. Er spiegelt die Corona-Zeit wieder, als es so viele Eindrücke und verschiedene Meinungen gab. Jeder wollte recht haben und jeder wusste es besser als der andere. Das war manchmal nicht mehr zu ertragen, wie viele Leute sich auf einmal in die Haare gekriegt haben wegen der Ganzen Maßnahmen, obwohl man sich vorher super verstanden hatte. Und daraus ist damals die Zeile in diesem Song entstanden: "Let me tell you, you´re not alone in this town. Try to listen, one Day the truth might be found". Hör zu, du bist nicht der einzige in dieser Stadt. Jeder darf seine eigene Meinung haben aber wenn es dann soweit geht, dass man sich anfeindet oder ausgrenzt, hört es echt auf. Eine wichtige Botschaft außerdem ist, dass man sich nicht unterkriegen lässt. Wenn du etwas möchtest, musst du es machen. Ganz egal, was andere sagen. Weil man es für sich und nicht für andere macht. Man selber muss irgendwann in den Spiegel schauen und sagen können, "ich kann auf mein Leben zurückblicken und hab es gewagt z.B. Musiker zu werden". Was nicht heißen soll, dass im Leben immer alles klappt. Das ist nicht so. Aber wer es nicht versucht, wird es auch nie wissen, ob es klappt oder nicht.


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im Studio mit Martin Meinschäfer



Die Titel sind komplett in Englischer Sprache. Warum fiel die Wahl auf sie und nicht auf Deine Muttersprache?
Erst einmal liegt Deutsch mir bei der Musik nicht. Ich hab es tatsächlich probiert, aber fühle mich dabei nicht so wohl. Ich kann mich in Englisch einfach besser ausdrücken. Und das Zweite war der Internationale Gedanke. Ich möchte, dass meine Musik auch in anderen Ländern gehört wird, wie z.B. in den USA oder dem Rest von Europa. Durch Streaming-Dienste ist es ja auch heute möglich, weltweit zu agieren. Momentan wird mein letzter Release "Can´t bring me down" am meisten in den USA gestreamt. Das macht mich echt stolz.

Chris Kramer ist beim Song "Breakaway" als Gast zu hören. Gibt es noch andere Freunde, die Dich bei der Produktion unterstützt haben?
Thomas Blug von BluGuitar ist mit dabei, was mich echt stolz macht. Er ist ein grandioser Gitarrist und sogar "Stratking of Europe". Er hat eine tolle Agenda und hat mit fantastischen Musikern zusammen gespielt. Ihn kenne ich seit 2009. Damals kannte ich ihn allerdings noch nicht persönlich, sondern nur über eine Lehr-DVD des "Guitar Magazins". Diese DVD hatte mir mein Papa gekauft, und die hab ich rauf und runter geschaut und seine Licks und Riffs gelernt. Und 2016 hat mich Chris dann Thomas vorgestellt und wir haben angefangen, seine Verstärker zu spielen und sind Endorser der Marke BluGuitar geworden. Seitdem ist der Kontakt geblieben. 2022 war ich dann das erste Mal in seiner YouTube Reihe "Academy of tone" zu Gast. Da haben wir über Equipment gesprochen, haben gejammt und einfach eine tolle Zeit gehabt. Einen Tag später hab ich ihn dann angerufen und gefragt, ob er sich vorstellen könnte, auf meinem Album zu spielen. Und er hat ohne zu zögern zugesagt. Naja, und der Rest ist Geschichte. Auf "Can´t bring me down" spielt er ein Hammer-Solo. Das bleibt für die Ewigkeit. Da kann ich irgendwann meiner Tochter oder meinen Enkeln von erzählen.

Wie und wo hast Du die Lieder aufgenommen? Warst Du in einem großen Studio oder hast Du Dich in eine ruhige Ecke zurückgezogen und die Aufnahmen dort gemacht?
Teils, teils. Den ersten Block, also die ersten sechs Songs, hab ich komplett in fünf Tagen im Megafon Studio in Arnsberg aufgenommen. Das war echt cool. Allerdings bleibt dann nicht so viel Zeit für gewisse Dinge. Heißt, man muss natürlich mehr "On Point" sein und Soli bzw. Gitarren schnell und präzise abliefern, damit man mit den fünf Tagen auch hinkommt. Der Gesang muss ja auch noch aufgenommen werden. Das ist sehr spannend und man lernt dadurch sehr viel. Den zweiten Block hab ich in meinem Studio zuhause eingespielt. Ich hab mir in der Corona-Zeit ein Home-Studio mit gutem Equipment aufgebaut. Da konnte ich dann ohne Druck die restlichen Songs recorden. Auf der einen Seite ist das natürlich super, weil man so lange an einem Song arbeiten kann wie man möchte, auf der anderen Seite muss man aber auch aufpassen, dass man sich nicht verrennt, weil man eben nicht diesen Druck hat. Aber das hat bei mir - Gott sei Dank - echt super geklappt. Ich konnte in aller Ruhe Soli arrangieren, Rhythmusgitarren auschecken, die Vocals recorden und Chöre singen. Da ist die heutige Technik echt super weit. Man braucht nur ein MacBook, gute Boxen, ein Mikrofon und ein Tool um Röhren-Amps aufzunehmen, und schon geht's los.


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Beatbox'n Blues am Tourbus von B.B. King



Sind die Sachen live eingespielt oder haben Du und Deine Mitspieler ihre Parts einzeln aufgenommen und sie wurden am Ende zusammengemischt?
Die ersten sechs Songs haben wir mit der Grundband (Bass, Drums und Orgel) live gespielt und die Gitarren und Vocals nachträglich aufgenommen. Bei "I Want you" ist allerdings alles, bis auf die Vocals, live gespielt. Und bei den restlichen Songs haben wir dann einzeln aufgenommen und alles im Nachhinein zusammengemischt. Ein Freund von mir hat die Drums in seinem Studio aufgenommen und mir dann die Spuren geschickt. Dann haben wir noch die Gitarren, Vocals und Orgeln bei mir zuhause aufgenommen.

Stell doch bitte mal Deine Studioband vor …
Die erste Studioband bestand aus Jens Beckmann (Schlagzeug), Frank Konrad (Bass) und Max Paroth an den Keys und der Orgel. Bei der zweiten Session war dann Felix Specht, ein alter Jugendfreund von mir, an den Drums dabei und ich hab den Bass übernommen.

Wirst Du Dein Album auch live präsentieren und werden die Kollegen dann auch Deine Band auf der Bühne sein?
Auf jeden Fall. Die ersten beiden Konzerte sind am 23. und 24. Februar 2024. Am 23. spielen wir in der SOL Kulturbar in Mülheim an der Ruhr und am 24. im Werkhof Hohenlimburg. Beide Konzerte sind Release Konzerte des Albums und Thomas Blug wird als Gast mit dabei sein. Und für die zweite Hälfte des Jahres sind auch Konzerte geplant.

Das Album heißt schlicht "Time", also "Zeit". Einen gleichnamigen Song gibt es aber nicht. Welche Bedeutung steckt hinter dem Albumtitel?
In den letzten Jahren hatte alles irgendwie mit Zeit zu tun. In der Corona-Zeit hatten wir ganz viel davon. Manchmal zu viel und man wusste nicht, mit seiner Zeit was anzufangen weil wir ja nicht mehr spielen durften und so weiter. Außerdem hat das Album zwei Jahre in Anspruch genommen um fertig zu werden, weil wieder andere Sachen mit Chris Kramer und anderen Bands dazwischen kamen. Und ich merke langsam mit 31 Jahren, wie schnell die Zeit vergeht. Alles rückt weiter weg und alles geht auch schneller vorbei. Vor allem Ereignisse aus meiner Jugend, die mich geprägt haben. Heute sitze ich hier und denke, "Wow. 14 Jahre ist es schon her?". Deswegen fand ich den Namen "TIME" sehr schön als Albumtitel.


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Sean auf unserer Bühne in Castrop-Rauxel



Bitte stell doch mal mit Deinen Worten Dein eigenes Werk vor. Wie würdest Du jemandem, der es noch nicht kennt, diese Scheibe schmackhaft machen. Was erwartet den Hörer?
Das Album ist ein sehr zeitloses und persönliches Blues-Rock/Rock-Album von mir. Es ist sehr abwechslungsreich und jeder kommt auf seine Kosten. Von Heavy-Rock-Songs, inspiriert durch meine Idole Deep Purple oder Led Zeppelin, über traditionelle Blues Nummern bis hin zu Blues-Rock-Stampfern und Blues-Balladen im Stile von Gary Moore ist alles mit dabei. Das klingt zu jeder Zeit wie eine Einheit, worauf ich sehr stolz bin. Und der Zuhörer bekommt Songs mit eingängigen Refrains gepaart mit tollen Gitarrensounds und einer tollen Band zu hören.

Welche der 12 Nummern hat Dir am meisten Arbeit gemacht? Gibt es da einen oder mehrere, die Dir nicht so flüssig aufs Papier oder im Studio aufs Band kamen?
Das war tatsächlich "Only time". Mein längster Song auf dem Album. Der Text hat mich eine ganze Weile gekostet. Dann kam das Arrangement des Songs. Dadurch, dass er so lang ist, musste ich aufpassen, dass der Song nicht irgendwann langweilig oder gestückelt klingt. Und danach folgte noch das Gitarrensolo, welches wirklich lang ist. Aber am Ende ist es ein echt toller Song mit einem schönen Spannungsaufbau geworden. Vor allem Gary Moore-Fans werden voll auf ihre Kosten kommen.

Hast Du unter den Stücken eins, das Dir besonders am Herzen liegt?
Eigentlich sind es zwei Stücke. Auf der einen Seite "Can´t bring me down", weil Thomas Blug mit dabei ist, und dann noch den schon genannten Titel "When you say goodbye", weil der für meinen Papa ist. Ohne meinen Vater würde es dieses Album heute nicht geben. Ihm hab ich es zu verdanken, dass ich heute Gitarre spiele und immer an meinem Traum, Musiker zu werden, festgehalten hab.

Eine CD liegt mir vor. Wird es "Time" auch auf Vinyl geben?
Defintiv. Nur wann, weiß ich noch nicht. Die Vinylkosten sind gerade extrem in die Höhe geschossen. Ich hoffe aber, noch in diesem Jahr eine Vinyl-Version anbieten zu können.


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Damals war's: Sean bei Susan Kent (2014)



Wo geht die Reise des Sean Athens hin? Wird es weitere Ausflüge mit BEATBOX 'N BLUES geben, oder ist das Projekt mit der Soloscheibe für Dich abgeschlossen?
Auf keinen Fall. Beatbox´n Blues wird auf jeden Fall weitergehen. Gerade dieses Jahr spielen wir auch wieder in Norwegen ein Festival und in Clubs, und unser USA-Film wird auf einem Filmfestival vorgestellt. Da passiert gerade einiges und das wird auch so weitergeführt. Und parallel spiele ich dann mit meiner Solo Band oder auch komplett alleine mit Akustik Gitarre oder im Duo mit meinem Freund und Keyboarder Max Paroth. Da freue ich mich schon sehr drauf.

Stehst Du auch noch für Kollegen zur Verfügung, die einen geilen Gitarristen für ihre Produktionen brauchen?
Auf jeden Fall! Wer einen Gitarristen braucht darf mich gerne über meine Homepage www.seanathens.de kontaktieren. Ich stehe für alle Schandtaten bereit.

Ich drücke Dir die Daumen für das neue Album und hoffe, es wird viele erreichen. Möchtest Du abschließend noch ein paar letzte Worte an unsere Leser richten?
Erst einmal möchte ich mich für dieses Interview bei dir, Christian, bedanken. Ich hoffe euch gefällt mein neues Album und vielleicht sieht man sich in Zukunft auf Tour und bei Konzerten!



Interview: Christian Reder
Übertragung: Christian Reder
Fotos: Privatarchiv Sean Athens, Deutsche Mugge Redaktion  (Christian Reder)



   
   
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