Ein Nachruf von Christian Reder mit Fotos von
Herbert Schulze (1) und Ralf Bursy privat (2)
Es knistert leise, als ich die Nadel auf die LP "Wind im Gesicht" von Ralf "Bummi" Bursy auflege. "Schläfst du schon" heißt das Lied, das das Album eröffnet, und sein Komponist tut dies seit Montag leider für immer. Gestern am späten Dienstagabend erfuhr ich davon, dass der ehemalige Musiker am Tag zuvor im Alter von nur 66 Jahren gestorben war. Deshalb denke ich seit dieser Nachricht auch an unsere letzte "Begegnung". Während ich sein Debüt-Album von 1987 höre, kommt sie mir wieder deutlich in Erinnerung.
"So verbleiben wir. Das werde ich tun", sind neben einem freundlichen "Tschüss" die abschließenden Worte, die ich von Ralf Bursy, alias "Bummi", bei unserem letzten Telefonat hörte. Sie waren die Antwort auf meine Bitte, er möge sich einfach wieder bei mir melden, wenn er seine Meinung ändern würde, und sie klingen noch immer in meinem Ohr. So lange ist das auch noch gar nicht her. Im vergangenen Jahr war es, als der Sänger und ich Kontakt hatten. Ich hatte ihn um ein Interview gebeten. Dabei hatte er seit dem Ende seiner Musikkarriere vor knapp 30 Jahren keins mehr gegeben und jede Anfrage in diese Richtung auch sofort abgelehnt. Über meine Anfrage dachte er zumindest drei Tage lang nach. Am Ende des dritten Tages kam dann sein Anruf, aus dem ich gerade zitiert habe. Eine Absage war der Grund dafür. "Bist Du mir sehr böse, wenn ich sage, dass ich doch kein Interview mehr geben möchte?", fragte er mich damals. Wie hätte ich das sein können? Wenn ein Mensch mit seinem ersten Leben abgeschlossen und längst in einem anderen sein Glück gefunden hat, ist es für mich völlig ok, wenn er nicht mehr im Gestern rum kramen und den Weg wieder zurück in die Öffentlichkeit gehen will. Mit Frau und zwei Töchtern hatte Ralf Bursy eine Familie und beruflich schon lange andere Wege beschritten. Er gründete und leitete lange Jahre eine Kette von Bekleidungsgeschäften in seiner Heimatstadt Berlin, und war zuletzt als Fotograf und Webdesigner tätig. Damit war er weit weg von dem, was er als "Bummi" einst seinen Alltag nannte.
Ralf Bursy, der am 18. Januar 1956 in Berlin geboren wurde, wäre fast gar nicht der "Bummi" geworden, der bei vielen heute längst Erwachsenen in den 70ern und 80ern als Poster an der Wand und mit seiner Musik auf den Plattentellern in den Kinder- und Jugendzimmern zu finden war. Nach der Schule ging es nämlich zuerst in die Montagehalle, denn der junge Ralf machte eine Lehre zum Maschinen- und Anlagenmonteur. Wie und warum ihn sein Weg von dort an die Musikhochschule "Hanns Eisler" und weg von der Produktion führte, wäre eine Frage für das leider nicht zustande gekommene Interview gewesen. Aber was es auch war, dort erwarb er letztlich das Rüstzeug für seine Jahre in der Musikwelt, die damals noch vor ihm lagen. Im Jahre 1977 wehte ihn der Wind zur Gruppe REGENBOGEN, in der auch andere Freunde aus Schultagen mit ihm Rockmusik machten. Wenige Jahre später, es war 1979, verließ er diese Band und wechselte zur Gruppe KEKS, wo er bis 1981 aktiv war und dann den Schritt zur großen Rockband PRINZIP von Jürgen Matkowitz wagte. Album-Produktionen, Single-Veröffentlichungen bei AMIGA und dem Rundfunk der DDR, sowie Konzertreisen mit Muggen vor ausverkauften Häusern im In- und Ausland waren nun fünf Jahre lang sein Alltag und er der Magnet für unzählige musikbegeisterte Kids, die ihn als Sänger extrem verschärft fanden.
Nachdem Ralf Schmidt alias IC im Jahre 1985 die Abnabelung von seiner Band Stern Meißen einleitete und eine Solo-Karriere startete, tat es ihm Ralf Bursy gleich. Er verließ PRINZIP, nannte sich fortan "Bummi" und war nur noch als Solist unterwegs. Insgesamt drei Solo-Alben und diverse Singles veröffentlichte er bis 2004, wobei zwischen der vorletzten Veröffentlichung und der Letzten (die Single "Keine Lügen mehr") lange 11 Jahre lagen und er da bereits aus dem Fokus der Öffentlichkeit "geflüchtet" war.
Ralf Bursy, den die Fans auch nach all der Zeit immer noch "Bummi" nannten, hat beruflich in diesem ersten Leben eine Menge erlebt, das ich gern mit ihm für Euch, liebe Leser, nochmals nacherlebt und Stationen dieser Karriere dafür besucht hätte. So aber nimmt er die Antworten auf viele offene Fragen mit sich. Ich konnte ihm im letzten Jahr aber noch davon erzählen, dass immer wieder der Wunsch unserer Leser an uns heran getragen wurde, ihn mal zu befragen, und so mal wieder etwas von ihm und über ihn zu erfahren. Und es waren nicht wenige Menschen, die ihn nicht vergessen hatten und sich nach ihm erkundigten. Zumindest konnte er dieses Wissen mit auf seine letzte Reise nehmen, das Wissen, Bleibendes geschaffen zu haben und in guter Erinnerung geblieben zu sein. Seine Frau hatte der Presse auf Nachfrage mitgeteilt, dass ihr Mann zuletzt schwer krank war und am Montag in seinem Zuhause und bei seinen Lieben friedlich eingeschlafen sei. Mehr muss man, so finde ich, auch nicht über dieses traurige Ereignis wissen, und mit den Klängen von "Eh die Liebe stirbt", dem letzten Stück der A-Seite seiner LP, die hier noch immer läuft, sind meine Gedanken auch bei seiner Familie, wohl wissend, dass ihre Liebe zum Partner und Vater auch über diesen schwarzen Montag hinausgehen und nicht sterben wird.
Nachdem die Nadel am Ende der Bummi-Schallplatte angekommen ist, bleibt sie wegen einer fehlenden Start-Stopp-Automatik am Plattenspieler hängen und springt immer wieder ein kleines Stück zurück. Es hört sich ein bisschen so an, als würde da ein Herz schlagen. Ich stehe auf, drehe die Platte um und denke so bei mir, "Ach hätte Ralf doch auch Einfluss darauf nehmen können, wie oft und lange sein Herz noch schlagen soll." - Wir sehen uns wieder - irgendwann - und vielleicht hast Du Deine Meinung dann ja geändert.
"So verbleiben wir. Das werde ich tun", sind neben einem freundlichen "Tschüss" die abschließenden Worte, die ich von Ralf Bursy, alias "Bummi", bei unserem letzten Telefonat hörte. Sie waren die Antwort auf meine Bitte, er möge sich einfach wieder bei mir melden, wenn er seine Meinung ändern würde, und sie klingen noch immer in meinem Ohr. So lange ist das auch noch gar nicht her. Im vergangenen Jahr war es, als der Sänger und ich Kontakt hatten. Ich hatte ihn um ein Interview gebeten. Dabei hatte er seit dem Ende seiner Musikkarriere vor knapp 30 Jahren keins mehr gegeben und jede Anfrage in diese Richtung auch sofort abgelehnt. Über meine Anfrage dachte er zumindest drei Tage lang nach. Am Ende des dritten Tages kam dann sein Anruf, aus dem ich gerade zitiert habe. Eine Absage war der Grund dafür. "Bist Du mir sehr böse, wenn ich sage, dass ich doch kein Interview mehr geben möchte?", fragte er mich damals. Wie hätte ich das sein können? Wenn ein Mensch mit seinem ersten Leben abgeschlossen und längst in einem anderen sein Glück gefunden hat, ist es für mich völlig ok, wenn er nicht mehr im Gestern rum kramen und den Weg wieder zurück in die Öffentlichkeit gehen will. Mit Frau und zwei Töchtern hatte Ralf Bursy eine Familie und beruflich schon lange andere Wege beschritten. Er gründete und leitete lange Jahre eine Kette von Bekleidungsgeschäften in seiner Heimatstadt Berlin, und war zuletzt als Fotograf und Webdesigner tätig. Damit war er weit weg von dem, was er als "Bummi" einst seinen Alltag nannte.
Ralf Bursy, der am 18. Januar 1956 in Berlin geboren wurde, wäre fast gar nicht der "Bummi" geworden, der bei vielen heute längst Erwachsenen in den 70ern und 80ern als Poster an der Wand und mit seiner Musik auf den Plattentellern in den Kinder- und Jugendzimmern zu finden war. Nach der Schule ging es nämlich zuerst in die Montagehalle, denn der junge Ralf machte eine Lehre zum Maschinen- und Anlagenmonteur. Wie und warum ihn sein Weg von dort an die Musikhochschule "Hanns Eisler" und weg von der Produktion führte, wäre eine Frage für das leider nicht zustande gekommene Interview gewesen. Aber was es auch war, dort erwarb er letztlich das Rüstzeug für seine Jahre in der Musikwelt, die damals noch vor ihm lagen. Im Jahre 1977 wehte ihn der Wind zur Gruppe REGENBOGEN, in der auch andere Freunde aus Schultagen mit ihm Rockmusik machten. Wenige Jahre später, es war 1979, verließ er diese Band und wechselte zur Gruppe KEKS, wo er bis 1981 aktiv war und dann den Schritt zur großen Rockband PRINZIP von Jürgen Matkowitz wagte. Album-Produktionen, Single-Veröffentlichungen bei AMIGA und dem Rundfunk der DDR, sowie Konzertreisen mit Muggen vor ausverkauften Häusern im In- und Ausland waren nun fünf Jahre lang sein Alltag und er der Magnet für unzählige musikbegeisterte Kids, die ihn als Sänger extrem verschärft fanden.
Nachdem Ralf Schmidt alias IC im Jahre 1985 die Abnabelung von seiner Band Stern Meißen einleitete und eine Solo-Karriere startete, tat es ihm Ralf Bursy gleich. Er verließ PRINZIP, nannte sich fortan "Bummi" und war nur noch als Solist unterwegs. Insgesamt drei Solo-Alben und diverse Singles veröffentlichte er bis 2004, wobei zwischen der vorletzten Veröffentlichung und der Letzten (die Single "Keine Lügen mehr") lange 11 Jahre lagen und er da bereits aus dem Fokus der Öffentlichkeit "geflüchtet" war.
Ralf Bursy, den die Fans auch nach all der Zeit immer noch "Bummi" nannten, hat beruflich in diesem ersten Leben eine Menge erlebt, das ich gern mit ihm für Euch, liebe Leser, nochmals nacherlebt und Stationen dieser Karriere dafür besucht hätte. So aber nimmt er die Antworten auf viele offene Fragen mit sich. Ich konnte ihm im letzten Jahr aber noch davon erzählen, dass immer wieder der Wunsch unserer Leser an uns heran getragen wurde, ihn mal zu befragen, und so mal wieder etwas von ihm und über ihn zu erfahren. Und es waren nicht wenige Menschen, die ihn nicht vergessen hatten und sich nach ihm erkundigten. Zumindest konnte er dieses Wissen mit auf seine letzte Reise nehmen, das Wissen, Bleibendes geschaffen zu haben und in guter Erinnerung geblieben zu sein. Seine Frau hatte der Presse auf Nachfrage mitgeteilt, dass ihr Mann zuletzt schwer krank war und am Montag in seinem Zuhause und bei seinen Lieben friedlich eingeschlafen sei. Mehr muss man, so finde ich, auch nicht über dieses traurige Ereignis wissen, und mit den Klängen von "Eh die Liebe stirbt", dem letzten Stück der A-Seite seiner LP, die hier noch immer läuft, sind meine Gedanken auch bei seiner Familie, wohl wissend, dass ihre Liebe zum Partner und Vater auch über diesen schwarzen Montag hinausgehen und nicht sterben wird.
Nachdem die Nadel am Ende der Bummi-Schallplatte angekommen ist, bleibt sie wegen einer fehlenden Start-Stopp-Automatik am Plattenspieler hängen und springt immer wieder ein kleines Stück zurück. Es hört sich ein bisschen so an, als würde da ein Herz schlagen. Ich stehe auf, drehe die Platte um und denke so bei mir, "Ach hätte Ralf doch auch Einfluss darauf nehmen können, wie oft und lange sein Herz noch schlagen soll." - Wir sehen uns wieder - irgendwann - und vielleicht hast Du Deine Meinung dann ja geändert.
Erinnerungen in Bild und Ton:
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