

Ein Beitrag von Christian Reder

Wie lästige Parasiten haben sich sogenannte Streaming-Dienste an die Musikszene gehängt und nuckeln fleißig den Lebenssaft ihres Wirts. Dieses Streaming bringt aber auch gesundheitliche Folgen für seine Nutzer mit sich. Ähnlich wie bei der Onanie, die bekanntlich unkontrollierten Haarwuchs in den Handinnenflächen verursacht, bekommt man von dieser Art des Musikkonsums Muskelschwund. Bis vor noch knapp 20 Jahren erhob sich jeder Musikhörer im Durchschnitt noch bis zu fünf Mal am Abend von seinem Sofa, nahm dabei immer wieder eine CD aus seiner Hülle und schob diese in den CD-Player, um sich zum Musikgenuss anschließend wieder auf das gepolsterte Sitzmöbel niederzulassen. Vor 40 Jahren fand diese Aktivität im Schnitt sogar um das Doppelte mehr am Abend statt, denn damals musste die seinerzeit in den Haushalten überwiegend gängige Langspielplatte auf ihrem Abspielgerät noch umgedreht werden. Von den 50ern und 60ern, wo es noch Singles mit nur einem Song auf jeder Seite gab, wollen wir gar nicht erst sprechen. Die Kids von damals waren allein durch das Abspielen ihrer Single-Schallplatten wahre Konditionswunder und Muskelpakete. Es hagelte Ehrenurkunden bei den Bundesjugendspielen und allüberall sah man nur rosige Bäckchen. Durch das Streaming entfallen diese körperlichen Anstrengungen und man kann alles vom Sofa aus mit dem Smartphone oder Tablet erledigen. Drei Mal gewischt und schon hat man seine Playlist erstellt, die einem für die nächsten acht Stunden die gewünschte Musik spielt. Dies hat zur Folge, dass Hüft-, Rücken- und Beinmuskulatur verkümmern. Es gibt schon "Streamer", die ohne die Unterstützung ihrer Eltern nicht mehr von selbst auf die Beine kommen und morgens mit dem Familien-Auto zur Schule gefahren werden müssen. Bis direkt vors Klassenzimmer. Tragisch!

Der Musiker, der Euch den Soundtrack für den Tag liefert, guckt plötzlich auch in die Röhre. Das merkt man im ersten Moment nicht, weil läuft ja super mit der Mukke aus'm Telefonkabel, aber er verkauft deswegen ja keine Platten mehr. Und anstatt, dass sich Musikant und Plattenfirma den kleinen Betrag, den man nur für digitale Formate bekommen kann, teilt, mogelte sich auch noch der eingangs erwähnte Nichtsnutz dazwischen, den eigentlich - wenn man genau drüber nachdenkt - kein Schwein wirklich bräuchte. Heimtückisch lockt er Euch wie ein echter Dealer mit Freimonaten ("Der erste Schuss ist für lau") und dann verhökert er Euch monatlich für einen Festpreis das Recht, zig Millionen Songs anhören zu dürfen. Und wenn Ihr kein Superdupi-Premium-Gold-VIP-Sondermitglied seid, was natürlich entsprechend mehr Kohle kostet, lauert mitten in der Musik auch noch Werbung wie bei RTL und Sport 1. Gehören tut Euch für das Geld am Ende leider auch nix, denn es sind ja nur Daten im Netz, auf die Ihr zugreifen könnt. Und solltet Ihr mal kein Netz haben, was bei dieser extrem gut ausgebauten digitalen Infrastruktur in diesem Land aber eher unwahrscheinlich ist (zwinker, zwinker), hat sich das mit Musikhören schnell erledigt. Dann bleibt Euch nur, das olle Memory-Spiel aus dem Schrank zu fingern, um nicht komatös wegzunicken, während Ihr auf die Rückkehr des Netz' wartet. Die alten Formte hat man ja bei eBay verschachert. Ach ja ... anhören mit den Ohren ok, anpacken mit den Fingern ist nicht. Getauscht werden kann hier nämlich im Gegensatz zu früher mit den Platten und CDs auch nix mehr und vererbt schon mal gar nicht. Gehört Euch nämlich nicht. Beschiss ohne Ende!
Leute, seid schlau. Geht wieder einen Schritt zurück, denn nicht jede Weiterentwicklung ist gut. Diese hier jedenfalls auf keinen Fall für die Musiker und Bands. Für die Großen nicht, und für die Kleinen erst recht nicht. Ein "normaler" deutscher Künstler kann sich für die Einnahmen durch Streaming gerade mal ein McMenü an der Drive In-Frittenschmiede kaufen. Nach all der Arbeit, die in seiner Musik steckt, und all der Zeit, die er für Komposition und Texten investiert hat, eine laut schreiende Ungerechtigkeit. Im Gegensatz dazu verdient sich der dazwischen gedrängte Anbieter dumm und dusselig, ohne auch nur einen "systemrelevanten" Beitrag für die Musikszene geleistet zu haben. Und denkt auch mal darüber nach, wen Ihr eigentlich mehr mögt? Euren Rock-Gitarristen, den Pop-Sänger, die Blues-Harfinistin oder den gesichtslosen Internetriesen mit den dummen und unverschämten Werbesprüchen? Genau … ich auch!