

Ein Beitrag von Christian Reder. Fotos: Privatarchiv Markus Fräger, BMG/Ariola

Auch wenn dieses Plakat nicht mehr da ist, so erinnere ich mich noch gut an diesen Abend, als ich es mir kaufte. Auch daran, wie Markus Fräger, der Sänger der ACE CATS, nach dem Auftritt seinen Namen auf das Plakat setzte. Ich war von ihm und seiner Performance noch richtig geflasht und als junger Bengel von der ganzen Situation komplett beeindruckt. Gestern sah ich den Sänger noch im Fernsehen und einen Tag später steht er live vor mir auf der Bühne. Und damit nicht genug … nach der Mugge steht er auch noch direkt neben mir und signiert mein Plakat. Klingt wie pubertäres Fan-Geplapper, mag sein, aber damals war das ein Highlight des Jahres für mich. Und das Jahr hatte gerade erst begonnen.
Markus war an diesem Abend überaus freundlich zu meinem Kumpel, mit dem ich bei dem Konzert war, und mir. Er fand es klasse, dass er mit seiner Band und der Retro-Musik auch Kids wie uns erreichen konnte. Er erkundigte sich, ob wir allein dort beim Konzert gewesen sind, und als ich ihm sagte, dass uns gleich ein Elternteil abholen würde, zeigte er sich beruhigt. Wir waren ja noch "Blagen" und es war schon spät am Abend. Wieder zu Hause angekommen landete das erwähnte Plakat erstmal an der Wand und im Bett wurde die Kassette, die ich mir ebenfalls auf dem Konzert kaufte, über Kopfhörer angehört. Am anderen Morgen war zwar Schule, aber wen juckt das, wenn man den Kopf noch so voller Eindrücke und das Ohr so voller Musik hat? Mich damals jedenfalls nicht. Meinem Kumpel ging es wohl genauso und so saßen wir am anderen Tag wie zwei Zombies in der Schulbank. Aber glücklich und beseelt von dem, was uns tags zuvor wiederfahren war.
Nun ist das 36 Jahre her und die ACE CATS sind schon längst Geschichte. Markus Fräger selbst stieg dort Mitte der 80er aus, als ihm das Konzept zu schlagerlastig wurde. Er war Fan vom Rock'n'Roll, hatte das Lebensgefühl der 50er und 60er in sich aufgesogen, und das vertrug sich nicht mit dem, was den Kollegen für die Zukunft der Kapelle vorschwebte. Seine Ideen, was man mit der Musik dieser Zeit machen und wie man sie in die 90er transportieren könnte, ließ er die Welt dann unter dem Namen KREISLER wissen, als er 1990 mit "Hooked On Love" sein Solo-Album veröffentlichte.

Musik gehörte eben auch zu seinem Leben und der Rock'n'Roll ja sowieso. Am Rande des Interviews schmiedeten wir den Plan, mit seiner neuen Band ein Konzert in unserer Reihe "Deutsche Mugge live …" in Castrop-Rauxel zu veranstalten. Es sollten seine neuen Lieder präsentiert werden, aber wir wollten auch die alten Hits der ACE CATS wieder auf die Bühne bringen. "Lass uns da konkret im neuen Jahr drüber sprechen. Dann können wir auch sehen, wie es mit bis dahin gesundheitlich geht", sagte er am Ende des Gesprächs und wir verschoben alle weiteren Gedanken zu unserem Vorhaben in die nahe Zukunft.

Heute musste ich wieder an dieses Plakat denken, das es vielleicht noch geben würde, hätte ich besser darauf Acht gegeben. Schon komisch, was einem in solchen Momenten als erstes durch den Kopf geht. Was ich im Gegensatz zu diesem Plakat aber immer pfleglich behandelt habe, sind meine Erinnerungen. Auch die an Markus und die Begegnungen mit ihm. Er war einer der Helden meiner frühen Musikliebhaberei und mit seinen Kollegen die erste Band, die ich je live erlebt habe. Die Nachricht von seinem viel zu frühen Tod kam gestern überraschend und traf mich auf dem falschen Fuß. Aber welcher Fuß ist schon der richtige, wenn so eine Mitteilung kommt? Meine Gedanken sind bei seiner Familie, die mir ob dieses großen Verlustes sehr leid tut. Ich kann diese Situation sehr gut nachvollziehen, denn sie ist mir nicht unbekannt. Von den ACE CATS gibt es jetzt nur noch Schlagzeuger Christian und die Sängerinnen Anne und Petra. Da scheint wohl ein Fluch über dieser Band zu liegen, denn keiner von den Jungs war und ist in einem Alter, in dem man schon gehen sollte. Markus, Thomas, Luitger und Tina können sich "da oben"! jetzt wieder zusammentun und schonmal für die Zeit proben, wenn wir anderen uns irgendwann wieder vor ihre Bühne stellen können. Bis dahin halten wir hier unten die Stellung, halten uns mit den Platten "stundenlang im Fieber" und erzählen den Menschen von den ACE CATS und Markus Fräger, dem vielseitigen Künstler, der sowohl mit seiner Stimme als auch mit seinem Pinsel gleichermaßen die Seelen anfassen konnte.
P.S.: Vielen Dank, Janosch, für Deinen Anruf und das Gespräch!
P.S.: Vielen Dank, Janosch, für Deinen Anruf und das Gespräch!
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