Zum Geburtstag von
Boddi Bodag
Ein Beitrag von Christian Reder (Fotos: Redaktion)
Es gab eine Zeit, da war der "Blues" für Wolfram "Boddi" Bodag keine Musikrichtung, sondern die Schieber, Engtanz oder auch Klammerblues genannte Körperbewegung, die man in der Tanzschule erlernen konnte. Aus dem Oderbruch stammend und als Kind und Jugendlicher in der DDR aufgewachsen, fiel ihm die Platte "American Folk Blues" in die Hände, die 1965 beim staatlichen Platten-Label AMIGA erschien. Auf ihr enthalten sind Songs von Willie Dixon ("Blues Anytime", "My Baby" u.a.), Sunnyland Slim ("It's You, My Baby", "Everytime I Get To Drinking", u.a.) und Hubert Sumlin ("Love You, Woman", "When I Feel Better", u.a.), und die hatten eine magische Anziehungskraft auf ihn. "Als ich die gehört habe, war ich sofort infiziert", erzählte mir Boddi in einem Gespräch vor einigen Jahren. Haben wir die Gruppe ENGERLING und die vielen Stunden Spaß mit Boddis Spiel auf den schwarzen und weißen Tasten also der Veröffentlichung einer Schallplatte in der DDR zu verdanken, die Musik aus Amerika zum Inhalt hat (siehe Cover links)?
Gut möglich, denn danach tauchte der junge Mann tiefer in die Welt des Blues ein, erkundigte sich und fand dabei manch heißes Stück Musik, das ihn noch enger an den Blues binden konnte. Er hörte Bob Dylan, der für ihn zum Vorbild wurde, entdeckte weitere Songs von Willie Dixon, lernte Muddy Waters' Musik kennen und begeisterte sich für Little Walter und sein Spiel auf der Mundharmonika. Beim Jazz schaute er sich außerdem die Improvisationen ab, die später auch bei ihm eine große Rolle spielen sollten. Und so wuchs sein Verständnis vom Blues und eigene Ideen kamen auf. Obwohl seine Vorbilder und Lieblingsmusiker alle Gitarre oder Mundharmonika spielten, zog es ihn komischerweise aber an die Tasten. Er wurde Pianist und Orgelspieler.
Selbst ins Geschehen griff er im Jahre 1966 ein, als er sich einer Schulband anschloss. BLUES FASHION nannte sich die Kapelle, die aber hauptsächlich im Keller probte und nicht öffentlich auftrat. Dies passierte erst während Boddis Zeit bei der Armee. Während er seinen Wehrdienst bei der NVA ableistete, muggte er an den Wochenenden auf den Dörfern. Als er nach der Armeezeit nach Ostberlin kam, stieg er bei der Gruppe MOBIL ein und lernte dort den Schlagzeuger Rainer "Lello" Lojewski kennen. Aus MOBIL wurde 1972 PARDON und letztlich gründeten Bodag, Lojewski und Heiner Witte 1975 die ENGERLING BLUES BAND. Bis heute warf sich schon eine Reihe von Musikern die ENGERLING-Jacke über, aber nur Boddi und Heiner zogen sie nie wieder aus. Diese Band wurde zum ständigen Begleiter und festen Wohnsitz für die beiden. Boddi gab ihr außerdem mit dem besonderen Sound ein Gesicht und mit Liedern wie "Mama Wilson", "Schwester Bessies Boogie", dem "Muschellied", "Der Zug oder die weiße Ziege" und natürlich dem "Narkose-Blues", die aus seiner Feder stammen, auch Inhalte Weder große Stürme noch lange Dürreperioden konnten Boddis Lust an der Musik und seiner Kapelle etwas anhaben, und auch wenn die Fans seit Jahren auf ein neues Studio-Album warten, wird es ihnen mit ihren ENGERLINGen nicht langweilig. Viel zu spannend und mitreißend ist so ein Ritt beim Konzert, den die Herren Bodag, Witte & Co da mit ihrem Publikum veranstalten.
"Freude am Beruf" - dieser Hinweis klebt in Form eines Aufklebers an Boddis Arbeitsgerät, und wer dem Mann auf der Bühne zuschaut, hat dazu auch keine Rückfrage mehr. Boddi Bodag ist ein Profi, der nicht nur Freude an dem hat, was er tut, sondern der da auch viel Herzblut rein legt. So schuf er sich neben seiner Haupt-Band noch weitere Projekte, in denen er sich austoben und bei denen er dieser großen Freude weiter freien Lauf lassen kann. Anfang der 80er war er Teil der legendären AMIGA BLUES BAND und gehörte Ende der 80er zu Kerschowskis BLANKENFELDER BOOGIE-BAND. Seiner Leidenschaft für die Musik von Bob Dylan geht er seit einigen Jahren mit anderen Kollegen unter der Überschrift MASTERPEACE nach. Mit Kuma Harada am Bass, Jeff Allen an den Drums, Tobias Hillig an der Gitarre und Steffie Breiting als Sängerin spielt er die Lieder des Robert Zimmermann - wie Dylan mit bürgerlichem Namen heißt - auf eine eigene und ganz spezielle Weise. Mit ENGERLING unternimmt er jedes Jahr eine Tour mit Mitch Ryder, den man bei seinen Besuchen in Europa musikalisch unterstützt. Es kommt aber auch vor, dass er als Gast auftritt, so geht er schon mal mit den Kollegen der JONATHAN BLUES BAND auf die Bühne, spielt - wie 2017 - als Vertretung bei PANKOW mit oder greift der Kollegin Uschi Brüning instrumental unter die Arme und steuert zu deren Musik seine besondere Essenz bei. Das ist nicht verwunderlich, wenn man weiß, wie sehr er als Mensch und sein Tastenspiel von den Kollegen geschätzt werden. Sie mögen den ruhigen Vertreter, von dem man irgendwie nie ein lautes Wort vernehmen kann. Eher zurückhaltend und still wirkt er auf Außenstehende und auch bei Leuten, die ihn näher kennen sind die Erwartungen an einen größeren Redefluss und ein gesteigertes Mitteilungsbedürfnis seitens des Musikanten eher gering. Sein Kumpel und ENGERLING-Manager Gert Leiser zeigte sich vor 10 Jahren eher erstaunt, als Boddi und ich das Interview für Deutsche Mugge machten und am Ende so ausführliche Antworten vom Tastenmann kamen. "Eigentlich redet er nicht viel - schon gar nicht über sich", sagte mir Gert damals etwas überrascht.
Heute wird der Mann, dessen Karriere wir vielleicht der eingangs erwähnten Schallplatte zu verdanken haben, 70 Jahre alt. Für die BRAVO ist er damit inzwischen zu alt und mit einem bunten Beitrag über ihn und seine Band ENGERLING ist da wohl nicht mehr zu rechnen. Für den Blues, der für ihn schon lange nicht mehr nur eine eng getanzte Bewegung auf der Tanzfläche ist, aber gerade im richtigen Alter. In dem Bereich zählt er noch zu den Jugendlichen und kann - zu unser aller Glück - noch einige Jahre "Freude am Beruf" zeigen. Lieber Boddi, bleib gesund und munter, und uns damit noch möglichst lange erhalten. Ich bin mir sicher, dass nicht nur hier heute ein Glas auf Dein Wohl gehoben wird. Dies tun in dieser seltsamen Zeit hoffentlich auch viele dir liebe Menschen im nahen Umfeld. Das wünsche ich Dir jedenfalls von Herzen. Alles Gute zum Geburtstag!
Gut möglich, denn danach tauchte der junge Mann tiefer in die Welt des Blues ein, erkundigte sich und fand dabei manch heißes Stück Musik, das ihn noch enger an den Blues binden konnte. Er hörte Bob Dylan, der für ihn zum Vorbild wurde, entdeckte weitere Songs von Willie Dixon, lernte Muddy Waters' Musik kennen und begeisterte sich für Little Walter und sein Spiel auf der Mundharmonika. Beim Jazz schaute er sich außerdem die Improvisationen ab, die später auch bei ihm eine große Rolle spielen sollten. Und so wuchs sein Verständnis vom Blues und eigene Ideen kamen auf. Obwohl seine Vorbilder und Lieblingsmusiker alle Gitarre oder Mundharmonika spielten, zog es ihn komischerweise aber an die Tasten. Er wurde Pianist und Orgelspieler.
Selbst ins Geschehen griff er im Jahre 1966 ein, als er sich einer Schulband anschloss. BLUES FASHION nannte sich die Kapelle, die aber hauptsächlich im Keller probte und nicht öffentlich auftrat. Dies passierte erst während Boddis Zeit bei der Armee. Während er seinen Wehrdienst bei der NVA ableistete, muggte er an den Wochenenden auf den Dörfern. Als er nach der Armeezeit nach Ostberlin kam, stieg er bei der Gruppe MOBIL ein und lernte dort den Schlagzeuger Rainer "Lello" Lojewski kennen. Aus MOBIL wurde 1972 PARDON und letztlich gründeten Bodag, Lojewski und Heiner Witte 1975 die ENGERLING BLUES BAND. Bis heute warf sich schon eine Reihe von Musikern die ENGERLING-Jacke über, aber nur Boddi und Heiner zogen sie nie wieder aus. Diese Band wurde zum ständigen Begleiter und festen Wohnsitz für die beiden. Boddi gab ihr außerdem mit dem besonderen Sound ein Gesicht und mit Liedern wie "Mama Wilson", "Schwester Bessies Boogie", dem "Muschellied", "Der Zug oder die weiße Ziege" und natürlich dem "Narkose-Blues", die aus seiner Feder stammen, auch Inhalte Weder große Stürme noch lange Dürreperioden konnten Boddis Lust an der Musik und seiner Kapelle etwas anhaben, und auch wenn die Fans seit Jahren auf ein neues Studio-Album warten, wird es ihnen mit ihren ENGERLINGen nicht langweilig. Viel zu spannend und mitreißend ist so ein Ritt beim Konzert, den die Herren Bodag, Witte & Co da mit ihrem Publikum veranstalten.
"Freude am Beruf" - dieser Hinweis klebt in Form eines Aufklebers an Boddis Arbeitsgerät, und wer dem Mann auf der Bühne zuschaut, hat dazu auch keine Rückfrage mehr. Boddi Bodag ist ein Profi, der nicht nur Freude an dem hat, was er tut, sondern der da auch viel Herzblut rein legt. So schuf er sich neben seiner Haupt-Band noch weitere Projekte, in denen er sich austoben und bei denen er dieser großen Freude weiter freien Lauf lassen kann. Anfang der 80er war er Teil der legendären AMIGA BLUES BAND und gehörte Ende der 80er zu Kerschowskis BLANKENFELDER BOOGIE-BAND. Seiner Leidenschaft für die Musik von Bob Dylan geht er seit einigen Jahren mit anderen Kollegen unter der Überschrift MASTERPEACE nach. Mit Kuma Harada am Bass, Jeff Allen an den Drums, Tobias Hillig an der Gitarre und Steffie Breiting als Sängerin spielt er die Lieder des Robert Zimmermann - wie Dylan mit bürgerlichem Namen heißt - auf eine eigene und ganz spezielle Weise. Mit ENGERLING unternimmt er jedes Jahr eine Tour mit Mitch Ryder, den man bei seinen Besuchen in Europa musikalisch unterstützt. Es kommt aber auch vor, dass er als Gast auftritt, so geht er schon mal mit den Kollegen der JONATHAN BLUES BAND auf die Bühne, spielt - wie 2017 - als Vertretung bei PANKOW mit oder greift der Kollegin Uschi Brüning instrumental unter die Arme und steuert zu deren Musik seine besondere Essenz bei. Das ist nicht verwunderlich, wenn man weiß, wie sehr er als Mensch und sein Tastenspiel von den Kollegen geschätzt werden. Sie mögen den ruhigen Vertreter, von dem man irgendwie nie ein lautes Wort vernehmen kann. Eher zurückhaltend und still wirkt er auf Außenstehende und auch bei Leuten, die ihn näher kennen sind die Erwartungen an einen größeren Redefluss und ein gesteigertes Mitteilungsbedürfnis seitens des Musikanten eher gering. Sein Kumpel und ENGERLING-Manager Gert Leiser zeigte sich vor 10 Jahren eher erstaunt, als Boddi und ich das Interview für Deutsche Mugge machten und am Ende so ausführliche Antworten vom Tastenmann kamen. "Eigentlich redet er nicht viel - schon gar nicht über sich", sagte mir Gert damals etwas überrascht.
Heute wird der Mann, dessen Karriere wir vielleicht der eingangs erwähnten Schallplatte zu verdanken haben, 70 Jahre alt. Für die BRAVO ist er damit inzwischen zu alt und mit einem bunten Beitrag über ihn und seine Band ENGERLING ist da wohl nicht mehr zu rechnen. Für den Blues, der für ihn schon lange nicht mehr nur eine eng getanzte Bewegung auf der Tanzfläche ist, aber gerade im richtigen Alter. In dem Bereich zählt er noch zu den Jugendlichen und kann - zu unser aller Glück - noch einige Jahre "Freude am Beruf" zeigen. Lieber Boddi, bleib gesund und munter, und uns damit noch möglichst lange erhalten. Ich bin mir sicher, dass nicht nur hier heute ein Glas auf Dein Wohl gehoben wird. Dies tun in dieser seltsamen Zeit hoffentlich auch viele dir liebe Menschen im nahen Umfeld. Das wünsche ich Dir jedenfalls von Herzen. Alles Gute zum Geburtstag!
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