transit2012 20121119 1318387501 Titel:
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Titel:

"Durchs Leben"
Transit
BuschFunk
13. Juli 2012

1. back again
2. Rock'n Roll Zigeuner
3. Unser Leben
4. Burnout
5. Sommersehnsucht
6. Inseltraum
7. Sein Leben ist Rockmusik
8. Dörfchen
9. Der Wind
10. Lange her
11. Wenn ich geh
12. Schimmelreiter (Bonustrack)
13. Burnout (Bonustrack) - englische Vers.

Es ist schon eine unglaubliche Geschichte: Da sind die TRANSIT-Mannen um Egon Linde über 20 Jahre von der Bildfläche verschwunden, um 2009 wie Phönix aus der Asche wieder auf der Bildfläche zu erscheinen und kurz darauf mit "Über's Meer" gleich ein vielbeachtetes und hochgelobtes Comeback-Album auf den Markt zu werfen. Weitere 18 Monate später erstaunt die Band Fans wie Kritiker erneut, denn schon wieder erblickt ein neues Album das Licht der Welt. Das Werk nennt sich schlicht und einfach "Durchs Leben". So viel kreative Schaffenskraft ist durchaus bemerkenswert, wie ich finde. Bei aller Vorfreude auf die CD war ich sehr gespannt, ob das Niveau des Vorgängers textlich wie auch musikalisch gehalten werden konnte, denn die Messlatte lag doch ziemlich hoch.

Der Titel verrät schon, dass man sich diesmal ein wenig vom maritimen Thema, welches auf dem letzten Album noch beherrschend war, verabschiedet und stattdessen die Höhen und Tiefen des täglichen Lebens mit all seinen Facetten durchleuchtet. Zunächst mal geht es ziemlich rockig-bluesig los mit Erinnerungen an die Anfänge der Band: "Auf den Autobahnen der DDR und Ostberlin sah man uns an Wochenenden unsere Bahnen ziehen...", ehe am Ende des Titels der Bogen in die Gegenwart geschlagen wird: "Wir sind wieder back again, back again und mittendrin zwischen Rostock, Eisenach, Berlin." Es groovt ordentlich, der treibende Rhythmus scheint sagen zu wollen: Schaut her, wir gucken nach vorn, gehen immer weiter unseren Weg. Mit dieser Nummer eröffnen TRANSIT schon seit längerem ihre Konzerte, und eigentlich hätte "back again" auch einen wunderbaren Opener zum 2010er Comeback-Album abgegeben. Das Leben eines rastlos umherziehenden Musikers wird im "Rock'n'Roll Zigeuner" beschrieben, verpackt als wunderschöne Rockballade. Je öfter ich die Nummer höre, um so mehr gefällt sie mir. Weiter geht es mit "Unser Leben", und das ist dann wohl der Song, der am meisten Bezug zum Albumtitel hat. Mit einer sanften Grundmelodie unterlegt, singt Egon Linde vom Hoch und Runter, vom Auf und Ab unseres Lebens. Als Hauptaussage höre ich heraus, dass eben nicht immer alles glatt läuft, dass man sich auch mal irren kann und darf, aber dass es doch immer irgendwie weitergeht, man nach Niederschlägen auch wieder neue Kraft schöpfen wird. Ein wunderbarer Text von Siggi Scholz, zu dem diese ruhige, gleichförmige Musik mit den sorgsam gesetzten Pianosequenzen hervorragend passt.

Zum Leben der heutigen Zeit gehört leider auch der permanente Leistungsdruck und Stress, dem wir uns aussetzen. Nicht selten brechen Menschen unter dieser Last zusammen und erhalten dann die Diagnose "Burnout". Egon Linde hat daraus einen Song aus Sicht eines Betroffenen gemacht und zeigt damit, dass TRANSIT-Lieder eben nicht nur von Seemannsromantik oder Sagengestalten handeln, sondern dass die Band auch durchaus offenen Auges "DURCHS LEBEN" geht und die Dinge beim Namen nennt. Natürlich wird die Welt sich nun deshalb nicht gleich andersherum drehen, aber so ein bisschen Gesellschaftskritik kann ja nicht schaden. In der Folge variieren die Themen, zeigen die ganze Bandbreite, die unser Leben mit sich bringt. So ganz ohne die Sehnsucht nach dem Meer kommt man allerdings auch diesmal nicht aus ("Inseltraum", und "Lange her"), und zu meiner Freude wird als Bonustitel auch wieder ein historisches Thema mit Noten versehen. Diesmal wird uns die Geschichte vom Deichgraf Hauke Haien erzählt, die Theodor Storm im Jahre 1888 unter dem Titel "Der Schimmelreiter" veröffentlichte. Genauso heißt der Song dann auch. Anders als z.B. damals bei der "Bernsteinhexe" bläst man dem Hörer hier eine richtige Rocknummer ins Ohr, die extrem viel Spaß macht. Das wäre ein schöner Abschluss der CD gewesen, wenn da nicht noch ein Song käme, der ein Novum in der TRANSIT-Geschichte darstellt. Den Rausschmeißer bildet nämlich noch einmal "Burnout", allerdings in der englisch gesungenen Version. Nun ja, das hätte meiner Meinung nach nicht unbedingt Not getan. Egon Linde auf Englisch - das klingt irgendwie nicht. Umso gelungener finde ich da schon "Sein Leben ist Rockmusik". Ich kann mich irren, aber die Nummer hört sich an wie eine Hommage an den alten Haudegen UDO LINDENBERG. Das ist ja nichts Verwerfliches, ganz im Gegenteil. Zumal der Bezug zwischen TRANSIT und UDO L. durchaus gegeben ist, wie wir alle wissen. Der Song rockt jedenfalls wie einst der Nuschel-UDO in den 70er Jahren. Einfach nur Klasse. Weniger warm werde ich hingegen mit "Mein Dörfchen", einem vertonten Gedicht von Peter Hacks. Aber da soll sich bitte jeder sein eigenes Urteil bilden.

Beim ersten Durchhören des Albums war ich zugegebenermaßen noch leicht überrascht und verunsichert von der stilistischen Vielfalt, die in den 12 neuen Titeln plus der englischen Version von "Burnout" steckt. Mal rockt es richtig kräftig, dann klingt es auch mal eher poppig oder sogar balladesk ("Wenn ich geh", mit einem Text unseres Deutsche Mugge-Kollegen Andreas Hähle), und auch der Reggae-Freund wird bedient ("Sommersehnsucht"). Aber niemals besteht ein Zweifel daran, dass es ein TRANSIT-Album ist, was sich da im Player dreht. Nachdem ich nun schon mehrere Tage reinhören konnte, halte ich "Durchs Leben" für ein hervorragendes Deutschrock-Album. Ja, es brauchte hier und da halt ein paar mehr Durchläufe, ehe die Feinheiten der einen oder anderen Nummer bei mir ankamen. Das spricht für die intelligenten Kompositionen, wenngleich es auch mal ein bisschen zu kitschig rüberkommt, wie in "Sommersehnsucht". Dafür wurde aber soundtechnisch alles getan, um diese CD perfekt klingen zu lassen. Satte, kräftige Gitarren, glasklare Vocalparts, insgesamt eine gelungene Abmischung. Nur dieser fortwährende Hall, mit dem man die Drums unterlegt hat, nervt mich dann doch etwas. Textlich gibt es nicht viel zu meckern. Naja, manche Passage in "Back again" klingt etwas hölzern, aber das sind für mich eher liebenswerte Macken, die sich auch schon früher durch die TRANSIT-Musik zogen.

Apropos "back again": Eine Textzeile in dem Lied lautet: "Wir sind wieder on the road. Manchmal frag ich, tut das Not?" Ja, liebe TRANSIT'ler, das ist absolut nötig! Ich bin froh und glücklich, dass Ihr wieder da seid und uns den typischen TRANSIT-Sound nicht nur zurückgebracht habt, sondern mit neuen Ideen und Liedern weiter leben lasst. Dieses Album ist der beste Beweis dafür.
(Torsten Meyer)


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