Fiddler's Green: "The Green Machine" (Album)

fiddler2024 20240121 2080232951VÖ: 05.01.2024; Label: Deaf Shepherd/Indigo; Katalognummer: CD251852; Musiker: Ralf "Albi" Albers (Gesang, Gitarre, Bouzouki), Rainer Schulz (Bass), Stefan Klug (Akkordeon, Bodhrán), Tobias Heindl (Geige, Gesang), Frank Jooss (Schlagzeug, Perkussion), Patrick "Pat" Prziwara (Gesang, Gitarre) plus diverse Gäste; Bemerkung: Als Standard-CD, Limited Fanbox und Schallplatte erschienen. Die CD steckt in einem aufklappbaren Digipak mit Booklet inkl. Abdruck der Songtexte, die limitierte Fanbox beinhaltet die CD und diverse Zugaben;

Titel:
"Shanghaied In Portsmouth", "The Bog", "A Good Old Irish Bar", "My Fairy Of The West", "I Don't Like Alcohol", "A Fleecy Cloud", "Ready For The Ball", "May The Road Rise Up To Meet You", "I Need A Volunteer", "Hangover", "Muirsheen Durkin", "The Parting Glass"


Rezension:

Auch wenn die Erlanger Folk-Rock-Band bereits 1990 gegründet wurde, bisher (inkl. diesem hier) 17 Studio-, 7 Live- und ein Best-Of-Album veröffentlichten und bei unzähligen Muggen ihre Qualitäten auch live präsentiert haben, ist dem einen oder anderen Leser die Gruppe FIDDLER'S GREEN möglicherweise bisher doch irgendwie durch die Lappen gegangen. Darum kurz zur Erklärung: Die Kapelle um den Geiger Tobias Heindl und Urgestein Ralf "Albi" Albers hat sich die Interpretation irischer Traditionen und die Verbreitung des Lebensgefühls des Volks von der Britischen Insel auf die Fahnen geschrieben. Dabei bezeichnen die FIDDLERS ihre Musik selbst als Irish Speedfolk und spielen neben Eigenkompositionen auch immer wieder irische Jigs, Reels und Traditionals. Das kommt an, das macht Laune, und so ist es nicht verwunderlich, dass sich ein paar ihrer Alben auch schon in die Album-Top-10 verirrt haben. Nun liegt mit "The Green Machine" ihr neuestes, inzwischen 17. Werk vor, und wir halten mal gepflegt ein Ohr da rein …

Dem Irish Folk wird ja - ähnlich wie dem Blues - nachgesagt, dass der Spielraum für die, die ihn musikalisch in Szene setzen, ziemlich begrenzt ist. Da kann man schon mal schnell an die Grenzen der Möglichkeiten stoßen, denn viele Variationen gibt es nicht. Sagt man … Daran wollen sich die Erlanger aber nicht halten und beweisen mit ihrer neusten Produktion, dass weder sie noch ihre Musik in irgendeiner Form langweilig werden. Nach dem ersten Hördurchgang von "The Green Machine" ist zu konstatieren, dass sich weder die Band noch ihre Spielweise in irgendeiner Form abgenutzt haben. Spätestens beim zweiten Durchgang bemerkt man die Vielfalt in den Arrangements und den Ideenreichtum, was das Befüllen der Lieder mit Inhalten betrifft. So empfängt den Hörer mit der Nummer "Shanghaied In Portsmouth" als erstes ein Seemannslied, das extrem in die Glieder fährt und schon nach wenigen Sekunden ein still sitzen bleiben unmöglich macht. Und damit zeigt das Ensemble gleich zu Beginn, wo Barthel den Most holt. Ihre Musik soll gute Laune machen, die Leute zu rhythmischer Bewegung verleiten und nach mehrmaligem Hören ihrer Lieder auch zum Mitsingen animieren. Da macht es dann auch nix, dass man beim Song "I Need A Volunteer" mal einen 2/4-Takt auspackt und sich aus Böhmen eine Polka ausleiht. Hauptsache die Stimmung bleibt auf einem hohen Level. Zur echten Pub-Hymne könnte der Song "'I Don't Like Alcohol" mutieren, der einem schon wegen seines alles andere als glaubwürdigen Titels ein Lächeln auf ins Gesicht zaubert, und auch in Sachen Musik für ordentlich Heiterkeit sorgt. Dem steht das artverwandte "Good Old Irish Bar", in dem auf die gute alte Zeit angestoßen wird, in nichts nach. Mit "Mursheen Durkin" gibt es zudem noch eine Bearbeitung des gleichnamigen Irischen Tranditionals, die FIDDLERS-Interpretation des schottischen Volksliedes "The Parting Glass", und mit "May The Road Rise Up To Meet You" ein fröhliches "Leck mich" an die Adresse aller Neider, Missgünstigen und anderer "Freunde", die in Wahrheit keine sind. Sogar Balladen können sie spielend leicht zum Leben erwecken ("A Fleecy Cloud"). Kurzum: Es gibt eine Menge zu entdecken und dabei fröhlich zu feiern.

Da ist der Band bei ihren Aufnahmen in den Münsterländer "Principal Studios" ein Werk gelungen, auf dem ein Ohrwurm den nächsten jagt. Mit dabei waren auch die Herrschaften von DRITTE WAHL, die einige der Songs mit Chorgesang würzten, und am Ende steht nun die "grüne Maschine" im Raum, die kaum zu übersehen ist. Die Musik begeistert auch Leute wie mich, die mit Irish Folk zwar immer wieder mal in Berührung gekommen sind, sich aber nie ein ganzes Album am Stück reinziehen würden. Die Jungs von FIDDLER'S GREEN schaffen es dann aber doch, den Hörer an sich zu binden, weil ihre Musik nicht immer gleich ist und sie ein besonders Talent besitzen, Geschichten so zu erzählen, dass man ihnen gespannt zuhört. Und NEIN, es geht nicht nur ums Saufen, wie man den Interpreten dieser Musik oft unterstellt. Sogar in die Welt der Literatur tauchen die FIDDLERS mit ihrem Song "Ready For The Ball" ein, denn hier trifft man auf Edgar Allen Poes "Maske des Roten Todes". Noch Fragen? Die Scheibe versprüht Lebensfreude in Zeiten, wo diese schon mal auf der Strecke bleiben kann. Eigentlich kann ich Euch diese CD guten Gewissens empfehlen. Einziger Makel, der hier zu finden war: Sie hat nur eine Laufzeit von 40 Minuten.
(Christian Reder)





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