The Toten Crackhuren im Kofferraum: "bitchlifecrisis" (Album)

crackhuren2019 20190112 1515022045VÖ: 01.02.2019; Label: Destiny Records/Broken Silence; Katalognummer: 00909; Musiker: Luise „Lulu“ Fuckface (Gesang), Doreen K. Bieberface/Doreen Nr. 19 (Gesang), Kristeenager (Gesang), Ilay (Gesang), Mötley Chrü Funface (Gitarre), Thomas Echelmeyer (Bass), Daniel Reuschenbach (Schlagzeug); Produzent: Archi Alert; Bemerkung: Als CD, Schallplatte und limitierte Fan-Box erschienen. Die CD kommt im aufklappbaren Digipak inkl. Booklet mit Abdruck der Songtexte;

Titel:
Wir sind keine Band • Jobcenterfotzen • Ok Ciao • Behindert • Minus 1 • QVC gegen Geilheit • Crackhurensöhne • Hämatom • Keine Liebe • Pizzaschachteln • Ihr kriegt mich nicht • Patschuliöl • Rumlaufen Stress machen • Keine von uns ist krank


Rezension:
Neulich landete eine Mail in meiner Box mit der Ankündigung des neuen THE TOTEN CRACKHUREN IM KOFFERRAUM-Albums "bichlifecrisis". Den Namen hatte ich noch von einer Teilnahme der Band bei einem Berliner Musikfestival Ende der "Nuller-Jahre" im Gedächtnis behalten. So einen Namen kann man ja auch nicht vergessen, oder? In der Mail war auch ein Link zu YouTube und ihrem Song "Jobcenterfotzen", der ersten Single aus dem angekündigten Album. Gefiel mir (tut es noch), denn das ist mal was erfrischend anderes. Hier nimmt jemand das leidige Thema "Jobcenter und die Freundlichkeit seiner Mitarbeiter" auf, verpackt es in einen Song und verkauft es knackig frisch mit Retrosound und Wortwitz. Nun liegt das komplette Album hier auf dem Tisch und ich hab es mir schon angehört. Leider ist ein Song wie "Jobcenterfotzen" kein zweites Mal darauf zu finden ...

Vielmehr wartet der Silberling mit einer Vielzahl von verstörenden Momenten auf, die uns die vier jungen Damen liefern. Wobei man ob der gewählten Art der Worte hier überhaupt nicht von "Damen" reden sollte. Ich bitte darum, mich nicht falsch zu verstehen: ich bin wahrlich kein Kind von Traurigkeit, aber was bei der Single noch so erfrischend klang, wird im Verlauf des Albums eher zum Störfaktor. Man bekommt z.B. erzählt, wie dufte doch der Einkaufssender "QVC" gegen Geilheit wirkt ("ich weiß nicht ob ich kommen oder kotzen soll"). Statt an sich rumzuspielen, schaltet man den TV-Sender ein, um die Lust zu neutralisieren, die sich dadurch aufgebaut hat, dass der Freund einen nicht rangelassen hat. Dabei hatte man sich doch extra für den Beischlaf mal wieder gewaschen. Lecker, oder? Dinge, die man weder im realen Leben wissen noch über ein Lied transportiert haben möchte. In dem etwas später vorgetragenen Song "Pizzaschachteln" wird darüber "gesungen", dass da einer in einer komplett zugemüllten Bude lebt. Und auch hier wissen die Protagonistinnen wieder das Thema Sex einzubauen, denn hier weiß man mitzuteilen, dass dort der Beischlaf auf einem Bett aus leeren Pizzaschachteln stattfindet. Auch das will man eigentlich nicht wissen. Wer nun glaubt, man hätte schon alle Geschmacklosigkeiten gehört, der irrt, denn "bitchlifecrisis" ist ein wahres Füllhorn an Unschicklichkeiten und verbalen Entgleisungen. Für die volle Dröhnung "Geht gar nicht" empfehle ich die Lieder "Behindert", "Crackhurensöhne" oder "Hämatom", wobei auch unter den restlichen Songs eigentlich keiner zu finden ist, der da nicht mithalten kann. Speziell bei zuletzt genannter Nummer, in der um körperliche und seelische Misshandlung gebeten wird, kommt so richtig Kuschel-Feeling auf. Da werden die Muttis und Vatis des hier krakeelenden Nachwuchses sicher richtig stolz sein.

Eingekleidet werden die politisch alles andere als korrekten Ein- und Ausfälle der vier Berliner Electroclash-Pop-Punk-Musikerinnen in eine kunterbunte Mischung aus allem Möglichen. Ein bisschen NDW und Hip Hop hier, eine raue E-Gitarre und Punk-Sounds aller Art dort ... Eine solche Mischung bekommt sonst nur der Thermo-Mix hin. Alles schön vermengt und diverse computer-designte Fremdtöne in das Arrangement gehupt und fertig ist der spezielle Crackhuren-Sound. Da hatte sich der Rezensent nach dem Hören der Single ganz was anderes vorgestellt. Was auf der gesamten Breite der Platte auch auffällt, ist die unfassbare Talentlosigkeit der vier Damen, was das Gesangliche angeht. Wem TIC TAC TOE schon mächtig auf den Pinsel ging, der wird nach dem Genuss von "bitchlifecrisis" schon mal eine 10er Karte beim niedergelassenen Therapeuten um die Ecke buchen können. Gegen das hier zu Hörende waren Die Doraus & Die Marinas ("Fred vom Jupiter") ein Schwarm Nachtigallen.

Alles in Allem ist dieses Album reine Zeitverschwendung. Wenn von 14 Liedern eins "ganz nett" ist und der Rest eben so, wie eben beschrieben, dann sollte man um das Zeug einen großen Bogen machen. Aber das dürft den Töne-Zusammenschrauberinnen mit den "außergewöhnlichen" Stimmen wohl egal sein, denn sie singen ja schon im ersten Song selbst, dass sie "Scheiße sind" und "keine Band sondern ein Experiment". Husch, husch, die Crackhuren müssen wieder rein in den Kofferraum. Klappe zu ... Ruhe!
(Christian Reder)





Videoclip:










   
   
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