"Club der Toten Dichter" am 18.04.2008 in Singwitz

 

Bericht: Gundolf Zimmermann
Fotos: Gundolf Zimmermann

Nach langer Zeit hatte ich gestern Abend endlich mal wieder ein echtes "Heimspiel". Im Kesselhaus Singwitz gastierte erstmals Reinhard Repkes Club der toten Dichter mit seinem neuen Programm.
Frohen Mutes stieg ich kurz vor 20.00 Uhr ins Auto und machte mich auf den Weg ins Kesselhaus, das keine 10 km von meinem Wohnort entfernt ist. Als ich dort ankam, sah es noch ziemlich verschlafen im und um das Kesselhaus aus. Das änderte sich dann aber schnell von Minute zu Minute. Die netten Kesselhaus-Betreiber hatten in weiser Voraussicht Tische und Sitzgelegenheiten bis kurz vor die Bühne aufgestellt. Das sollte sich bezahlt machen, denn der kleine Saal füllte sich allmählich, und gegen 21.00 Uhr war er ziemlich voll. Erwartungsfrohe Spannung lag in der Luft. Gegen 21.15 Uhr war es dann endlich soweit. Als Intro erklangen ein paar Klaviertakte aus der Konserve und die Musiker um Reinhard Repke betraten die Bühne.
Nach dem ersten Lied begrüßte Reinhard Repke das Publikum und stimmte es ein wenig auf den Abend ein. Unter anderem erwähnte er auch die Inschrift auf Wilhem Buschs Grabstein: Hier ruhen meine Gebeine, Ich wollt, es wären Deine. Das zeigt mal wieder, dass der gute, alte Busch wirklich Humor hatte. Überhaubt erfuhr man den ganzen Abend viel Interessantes zu Wilhelm Busch. Im Vergleich zum Freiberger Konzert des Clubs der toten Dichter (25.01.08) war auffallend, dass die Musiker, insbesondere Reinhard Repke, jetzt viel lockerer agierten. Das ist ja auch kein Wunder, haben die Musiker seitdem doch viele erfolgreiche Konzerte mit diesem Projekt absolviert.
"Die Tugend", "Der Philosoph" und "Pfaffe" sind Texte, die von Busch eigentlich nicht so bekannt sind. Um so schöner ist es, dass Reinhard Repke diese wieder hervor gekramt und vertont hat. "Sehnsucht (Bös macht bang)" war ein weiteres Highlight. Repke sagte dazu, dass sich dieses Lied auf der Tour zu seinem derzeitigen Lieblingslied entwickelt hat. Damit da nix schief geht, überprüfte und stimmte er noch mal kurz seine Gitarre. Passend zu "Die fromme Helene" präsentierte Repke eine Flasche des neuen Likörs gleichen Namens von der Berliner Firma Schilkin, erzählte, wie es zu diesem Getränk kam und wie sich die Verkostung entwickelte. Unter anderem mit der "Witwe Bolte" aus "Max und Moritz" und dem Loblied auf die Kochkunst "Der Braten" näherten wir uns dann der Pause.
Ich nutzte die Zeit für eine Zigarette vor der Tür, manche kosteten in der Zeit den neuen Likör. Nach der Pause hatte Keyboarder Jörg Mitschke seinen großen Auftritt, in dem er ein Instrumentalstück spielte. Dieses wurde mit den bekannten Busch-Zeichnungen aus "Der Virtuos" passenden auf der Leinwand unterlegt. Mitschkes Spiel wurde dabei immer lauter und kräftiger. Zum Ende hin setzten dann Bass und Schlagzeug mit ein. Mitschke war diesmal im Gegensatz zum Freiberger Konzert kerngesund und das merkte man ihm auch deutlich an. Er war wie verwandelt und muss sich im "Tivoli" damals wirklich gequält haben. "Die Selbstkritik" und "Onkel Kaspers Nase" waren die nächsten Lieder vom aktuellen Album des Clubs. Beim Kaspar erhielt das Singwitzer Publikum Gelegenheit, den Refrain mitzusingen. Das klang aber etwas schüchtern und verhaltend, was die Besucher da von sich gaben, obwohl ihnen das Programm offensichtlich sehr gefiel.
"Vater werden ist nicht schwer" wußte schon der alte Junggeselle Wilhelm Busch, und auch diese bekannten Reime wurden musikalisch verarbeitet. Der Club der toten Dichter steigerte sich im Laufe des Abends immer mehr. Jetzt kamen die absoluten Livekracher. "Zweifach sind die Phantasien" besticht besonders durch den wechselnden Gesang von Norbert Leisegang und Reinhard Repke. Neben den beiden Sängern sollte man beim CLub der toten Dichter keinesfalls die anderen Drei vergessen. Da wäre am E-Bass und am Kontrabass Helge Marx zu nennen, der fast jedes Lied für sich mitsingt und mit viel Gefühl und Einsatz seine Instrumente bedient. Besonders, wenn er Kontrabass spielt, hat man das Gefühl er streichelt sein Instrument und / oder tanzt mit ihm. Tim Lorenz spielt sein Schlagzeug mal vordergründig kräftig mit Drumsticks, mal mit den Jazzbesen und erzeugt so die zum jeweiligen Lied genau passenen Töne. Repke nannte in der Bandvorstellung Tims Art Schlagzeug zu spielen "Reiten". Wenn man ihn so an seinem Arbeitsgerät beobachtet, ist das gar nicht so weit hergeholt. Übrigens sieht man während des ganzen Konzertes, dass die Musiker Spaß an der Musik haben und sich auch mögen. Ständig werden Blicke und Lächeln untereinander ausgetauscht und es wird auch mal ein Spaß mit dem Kollegen gemacht. Nach "Zahnweh" zeigten die fünf Akteure bei "Der Maulwurf", dass sie gemeinsam auch richtig rocken können. Anschließend stellte Repke liebevoll seine Kollegen und die Techniker vor.
Mit "Der letzte Streich" wurden dann noch einmal Lehrer Böck, die Witwe Bolte und die anderen Figuren aus Max und Moritz kurz lebendig. An dieser Stelle war das reguläre Konzert zu Ende. Aber das anfangs schüchterne Publikum forderte stürmisch mehr, und sie bekamen mehr. Zuerst das nur von Repke und Mitschke gespielte Lied "Ich wollt, ich wär ein Bächlein"? und anschließend noch "Kritikus" sowie "Scheu und treu". Dass die Musiker sich den tosenden Applaus am Ende redlich verdient hatten, steht natürlich außer Frage.
Ich für mich habe gestern an Repkes Kompositionen und am Spiel des Clubs der toten Dichter wieder viel Neues entdeckt. Es lohnt sich also, den Club auf der Tour mehrmals zu besuchen. Es war ein brilliantes Konzert! Anschließend standen die fünf Herren ihren Fans übrigens noch lange am Verkaufsstand zur Verfügung, signierten CDs, Poster und Eintrittskarten fast im Akkord.


 

Foto Impressionen:

 

 


   
   
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