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Ein Konzertbericht mit Fotos von Matthias Ziegert. Weitere Fotos von Sebastian Ziegert



Wir schreiben das Jahr 2003. PRINZEN-Sänger Tobias Künzel, eigentlich gelernter Schlagzeuger, kauft sich nach längerer Abstinenz von seinem Lieblingsinstrument und längerer Verweildauer an Gesangsmikrofonen überall im Land ein großes Schlagzeug von der Firma Ludwig. Da so ein Teil mit großen Trommeln und Becken auch genutzt werden muss und nicht nur doof in der Ecke stehen soll, entschließt sich der blonde Leipziger zur Gründung einer eigenen Band. Nach Rekrutierung seines alten Schulfreundes und Bass-Gitarristen Dirk Posner ist schon mal die Rhythmusgruppe komplett. Als Gitarrist wird der Hallenser Christian Sorge auserkoren, der wiederum mit Mike Kilian bereits die Rolling Stones Coverband STARFUCKER am Laufen hat. Aber auch Künzel und Kilian sind sich nicht unbekannt. Nach anfänglichem Zögern (das ist aber nicht mit hieb- und stichfesten Beweisen belegt) kann auch der Rockhaus-Frontmann für das Projekt gewonnen werden. FINAL STAP wird der Spaß genannt, in Anlehnung an die Filmgroteske "Spinal Tap", in der es um eine fiktive Band geht, die mit ihrem Auftreten und derben Sprüchen alle gängigen Klischees der Rockszene bedient. Auch das musikalische Konzept steht schnell fest: Man will Songs aus der eigenen Jugend (den Siebzigern) spielen, die man damals selber noch nicht spielen konnten. Dabei handelt es sich unter anderem um Titel von Led Zeppelin, Queen, The Sweet, The Who oder Kiss, die von nun an immer mal wieder im Set auftauchen werden. Die soeben beschriebenen Ereignisse sind nun 20 Jahre her … Einige Touren sind gespielt und diverser Schabernack getrieben. Grund genug, das sachgerecht und möglichst laut mit einer weiteren Tour zu feiern.


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Final Stap (Pressefoto Band)



Dieses Konzept der vier Musiker gefiel auch mir als Fan der Musik aus den siebziger Jahren, und vor allem als Glamrock-Fan, von Anfang an sehr gut. Toll ist auch immer die musikalische Umsetzung der Rock-Klassiker mit einer Extraportion Satzgesang vom Feinsten. Auch gab es bei den jährlichen Touren der letzten zwanzig Jahre immer wieder Gastmusiker, von denen einige zu Dauergästen wurden und mit viel Spaß an der Sache das Quartett unterstützen. Auf der Tour zum zwanzigsten sind folgende Akteure auf der Bühne zu erleben: Tobias Künzel (Amor & die Kids, Die PRINZEN), Mike Kilian (Rockhaus, Starfucker), Christian Sorge (Feuerstein, Starfucker) und Dirk Posner (Amor & die Kids, ÄTäNNSCHEN, BUDDY in Concert, Rockphonie), Jane Sakel (P 16), Peter Freudentaler (Fool's Garden) und Christof Stein-Schneider (Fury in the Slaughterhouse). Bei einigen Terminen sind auch der Kabarettist Ingo Appelt und PRINZ Jens Sembdner mit dabei. Allein die Besetzung mit ihren Gästen lockt die Leute in Massen an und lässt einem schon nach Bekanntwerden der Tour-Termine keine Ruhe.

Da man sich so ein Jubiläum nicht entgehen lassen kann war klar, dass wir mit dabei sein mussten. Wir machten uns auf den Weg nach Döbeln ins KL17, wo die Band in 20 Jahren bis jetzt noch nie gespielt hat. Die Tour startete am Vorabend in Torgau, man war also gerade warm gespielt. Kurz vor 21:00 Uhr erschallten im Saal des prall gefüllten Clubs die Verhaltensregeln für "Besucher und Begleitpersonal" zum weiteren Ablauf der Show. Schon diese sorgten für die ersten Lacher. Ja, Humor haben die Jungs und davon sollte man auch selbst eine Menge mitbringen, wenn man ihre Muggen besucht. Pünktlich um 21:00 Uhr legte die Band also mit dem Led Zeppelin-Hit "Rock'n Roll", der auch das Motto der nun beginnenden Party zu sein schien, los. Die Spielfreude und der Druck, der von der Bühne kam, infizierte In Kürze das Publikum im Saal. Mit "Tie your mother down" von Queen wurde gleich nachgelegt, um den Effekt, den die erste Nummer erzeugt hat, gleich noch zu befeuern. Bei diesem Klassiker, der zu meinen persönlichen Lieblingssongs von Queen gehört, brillierte das Quartett wie gewohnt mit erstklassigem Satzgesang, der fast noch besser als das Original klang. Im Anschluss daran erklärte der pelzige Urmensch Mike Kilian das Thema der diesjährigen "TemperaTOUR" auf die von ihm bekannte und wie üblich flapsige Weise mit einigen Gags auf Kosten seiner auf der Bühne neben ihm stehenden Kollegen.


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Bei dem folgenden, frühen Werk "Do wah diddy" von Manfred Mann wurde das Publikum zum Mitsingen und Mitklatschen animiert. Nötig wäre es nicht gewesen, denn der Vortrag und die Auswahl der Songs bis hierher wirkte wie Brandbeschleuniger auf die Stimmung der Konzertgäste. Und weiter ging die rasante Fahrt … Mit einem kurzen "Flintstones-Intro" wurde der Auftritt von "Stammesmutter" Jane Sakel angeküdigt, die mit "Against the wind" - im Original von Bob Seeger & der Silver Bullet Band - den Laden weiter ordentlich einheizte, und für ihren Einsatz mit Leib, Leben und Stimme mit reichlich Applaus bedacht wurde. Mit "Fox on the run" folgte dann ein Klassiker von The Sweet, zu deren Fans ich mich auch zähle. Die Nummer kam an diesem Abend aber leider etwas blass rüber.

Nach einem weiteren kurzen "Flintstones-Intro" war Christoph Stein-Schneider als angeblicher Sohn der Yetis, der ja auch rote Haare haben soll, dran. Passend zum Tour Thema mimte er in einer Final-Stap-Adaption den "Daddy cool" von Boney M. Einfach nur köstlich. Dem folgte eine vertonte norddeutsche Weisheit: "Pinkle nicht gegen den Wind, der Wind gewinnt", und zwar in einer Unplugged-Version bei der fleißig mitgesungen wurde. Als dritten Song präsentierte Stein-Schneider zusammen mit der Band das Stück "Won't Forget These Days" seiner musikalischen Heimat FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE, sehr zur Freude der Konzertbesucher, die den Song förmlich erwartet hatten. Bei "Mighty Quinn" von Manfred Mann bewies Tobias Künzel dann, dass er nicht nur ein Meister auf dem Schlagzeug, sondern auch auf der Blockflöte ist. Dieses Ensemble ist immer wieder für Überraschungen und spannende Wendungen gut …

Mit der nun folgenden Filmmusik "Shiny White Teeth" präsentierte die Band ihre Eigenkomposition, für den in der Corona-Zeit von der Band selbst gedrehten Kurzfilm, "Der schöne Horst ist tot". Bei dem filmischen Meisterwerk werden sämtliche Rollen von den Mitgliedern der Band und Technikern übernommen. Die Hauptrolle spielt PRINZ Jens Sembdner. Der Film ist auf DVD und Blu-Ray im Fanshop und bei Konzerten im "bandeigenen Konsum" erhältlich, und er ist ein echtes Muss für Fans des feinen Humors von Final Stap. Für den Song von Smokie, "Lay Back in the Arms of someone", wechselte Tobias Künzel an die Akustik-Gitarre und überließ sein Schlagezeug dem Manager Kay Schöttke, der sich in ein Eisbärenkostüm gezwängt hatte und an den Drums einen guten Job machte. Im Vorfeld des Konzertes hatte ich mir schon Gedanken darüber gemacht, welche zum Thema "TemperaTOUR" passenden Songs die Band wohl auswählen würde. Mit "Cold as ice" von Foreigner hatte ich zumindest einen Treffer gelandet. Dieser Titel ging in ein Schlagzeugsolo über, bei dem es im Saal plötzlich so heiß wurde, dass sich die Eiskulisse in eine eher tropische Landschaft verwandelte und die Musiker sich sommerlich umgezogen hatten. Mit Sombrero und Poncho bekleidet präsentierte nun Mike Kilian seine Version von Led Zeppelins "Whole Lotta Love", bei dem er sich wieder mächtig ins Zeug legte. Der Song ist immer ein Höhepunkt der Final Stap-Konzerte und es ist immer wieder toll, wie Kilian beim Singen der berühmt-berüchtigten Stelle den Ton solange anhalten kann. Das wurde auch an diesem Abend mit viel Applaus honoriert.


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Um das letzte Eis im Saal schmelzen zu lassen brachte Dirk Posner noch etwas Sommergefühl mit Lovin Spoonfuls- "Summer in the city" zum Vortrag. In den letzten Jahren hat man wie bei jeder Tour einen Beatles-Titel im Final Stap-Stil adaptiert und mit ein paar anderen Titeln als Single herausgebracht. Dieses Jahr hat man sich für die George Harrison-Komposition "Here Comes the Sun" entschieden, die nun auch live gespielt wurde und auf der Fan-Seite als Download erhältlich sein soll. Bei Final Stap ist es üblich, dass jedes Mitglied mit einem Song solo an die Reihe kommt. Christian Sorge, von Mike Kilian als Dealer der Droge "Hot Love" vorgestellt, rockte nun die Bühne mit dem gleichnamigen Song der Gruppe T.Rex, den er in ein cooles Gitarrensolo übergehen ließ. Danach spielte die Band "Fat Bottomed Girls" von Queen, zu dem eine artistische Einlage (Ingo-Limbo) von zwei im hautengen, flamingo-farbenen Dress gekleideten Wesen auf der Bühne dargeboten wurde. Ballet bzw. Ausdruckstanz also auch noch. Und alles zu ein und demselben Preis. Hammer! Beim danach folgenden Cover von Eddie Cochrans "Summertime Blues" wechselten sich Kilian und Posner am Mikro ab. Direkt danach stand "Hot legs" von Rod Steward auf der Setlist, das Kilian eine Lobeshymne auf die Beine des wieder auf der Bühne erschienen Stein-Schneider abverlangte. Marlene Dietrich wäre wohl tatsächlich ziemlich neidisch …

Nach reichlich 100 Minuten Show kündigte Kilian den dritten (Stamm)Gast an diesem Abend, den sympathischen Peter Freudenthaler alias Tequila, an. Der präsentierte sich dann in einem Anzug mit Flowerpower-Motiven, sowie mit Afro-Look-Perücke und Sonnenbrille. Kann man ruhig mal machen, wenn man einfach alles tragen kann. Mit "Sunny Afternoon" von The Kinks und dem Hit seiner Band Fools Garden, "Lemon Tree", rockte er mit den Final Stap'pern den Saal. Gemessen an der Zahl der plötzlich aktiv werdenden Handyfotografen schien er der Liebling des Abends zu sein. Es kann natürlich auch sein, dass manch einer vor der Bühne auch nur den speziellen Look Freudenthalers mit der "Angela Davis Perücke", wie sie Kilian nannte, fotografisch festhalten wollte. Lustigerweise musste ich bei der Perücke auch an die gleiche Person denken. Zu "Pinball Wizard" aus der Rockoper "Thommy" von The Who regnete es dann bunte Luftballons in den Saal, die während des Songs durch den Saal geschossen wurden. Mit "Rock And Roll All Nite" von Kiss endete leider der offizielle Teil der Show, wobei wohl aus klimapolitischen Gründen auf die sonst übliche kleine Pyro-Show verzichtet wurde. Zumindest schnallte sich Dirk Posner doch noch seinen original Gene Simmons-Axt-Bass um und griff nochmal ordentlich in die Saiten des brachialen Instrumentes.


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Da es auf der kleinen Bühne kaum Platz zum Verstecken gab und die Rufe nach Zugaben immer lauter wurden, erschienen zu den Klängen von "Wild Thing" von den Troogs alle Mitwirkenden noch einmal auf der Bühne, um sich - mit reichlich Applaus bedacht - vom Publikum zu verabschieden.

Als Fan der "ersten Stunde" kann ich bestätigen, dass Final Stap auch nach 20 Jahren auf der Bühne immer noch 1A Qualitätsrock in gewagten, außergewöhnlichen Verkleidungen, garniert mit schwarzem Humor und viel Liebe zum Detail, abliefert. Also kurz: 20 Jahre heißer Scheiß! Daran werden hoffentlich weder Wetter noch Klima etwas ändern. Ich hoffe, dass es im nächsten Jahr wieder so eine geile Tour mit den Musikern und ihren Gästen geben wird. Die sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen. Bis zum 10. Februar gibt es mit dem aktuellen Programm jedenfalls noch ein paar Gelegenheiten …

 
Termine:
03.02.2024 - Erfurt - Museumskeller
04.02.2024 - Pegau - Volkshaus
05.02.2024 - Berlin - Quatsch Comedy Club
06.02.2024 - Halle/Saale - Objekt 5
07.02.2024 - Halle/Saale - Objekt 5
08.02.2024 - Magdeburg - Feuerwache
09.02.2024 - Rostock - Ursprung
10.02.2024 - Rostock - Ursprung

Alle Angaben ohne Gewähr. Nähere Infos auf der bandeigenen Homepage











   
   
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