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Ein Bericht von Bodo Kubatzki mit Fotos von Bodo Kubatzki und Herbert Schulze



Am 19. Januar dieses Jahres verkündete die Band PANKOW, dass sie sich im nächsten Jahr mit einer Tour unter dem Motto "Bis Zuletzt" von ihren Fans verabschieden will. Diese Info sorgte und sorgt für einige Irritationen unter den Fans der Band und in der Szene. Band und Management luden daher für den 30. Januar zu einer Pressekonferenz in die Prater Gaststätte in den Berliner Stadtbezirk, nach dem sich die Band 1981 benannt hatte. Deutsche Mugge ist vor Ort und berichtet. Allerdings sind die Irritationen nach der Pressekonferenz nicht wirklich ausgeräumt, zumindest beim Verfasser dieser Zeilen.

PANKOW gehörten seit ihrer Gründung bis zur Wende zu den erfolgreichsten Bands des Ostens. Und sie schafften es, sich von den damals etablierten Bands abzuheben. Der Bandname, der den Punk impliziert, und die Texte, die den Alltag in der damaligen DDR so realitätsnah widerspiegelten, gaben vielen Jugendlichen eine inhaltliche Ausrichtung und eine musikalische Heimat. Doch das liegt Jahrzehnte zurück. Die Band, die in den 80er Jahren bewusst zu provozieren verstand, wirkt an diesem Dienstagvormittag eher müde, als dass mit einem nochmaligen Aufbegehren zu rechnen wäre. Und das ist sehr schade.


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Die Prater-Gaststätte in Berlin



In der Pressekonferenz versuchen die Musiker, Gründe für das erneute Aus der Band darzulegen. Dabei kommt der Prater Gaststätte im Prenzlauer Berg beinahe eine historische Bedeutung zu, denn vor fast 26 Jahren verkündete die Band genau hier schon mal ihre Auflösung. Damals waren Bands aus dem Osten nicht mehr angesagt, berichtet Gitarrist Jürgen Ehle. Hinsichtlich wirtschaftlicher Aspekte hält er die damalige Entscheidung immer noch für gerechtfertigt. Außerdem wollte Frontmann André Herzberg 1998 nicht weiter in der Band singen. Jürgen selbst hatte keinen Bock, es mit einem neuen Sänger zu versuchen. André Herzberg ergänzt, dass seine damalige Entscheidung aufzuhören, aus seinem Gefühl heraus gefällt wurde. "Man denkt erst später darüber nach.", sagt er, und vergleicht es mit einer Party, die man irgendwann verlässt, weil man meint es reicht jetzt.

Nach zwei sehr erfolgreichen Aufführungen des Rock-Spektakels "Hans im Glück" wurde die Auflösung der Band schließlich bekanntgegeben. Bekanntermaßen fanden die Musiker 2004 wieder zueinander, gaben 23 äußerst erfolgreiche Konzerte, und fanden schließlich zu einer neuen Art, miteinander zu arbeiten. Im Jahr 2006 veröffentlichten sie dann ihr Album "Nur aus Spaß" mit neuen Songs.

Doch heute geht es um die aktuelle Entscheidung von PANKOW, sich zu trennen. Und Herzberg erläutert, warum die Band gerade jetzt Schluss macht. Es sei eine gemeinsame, bewusste Entscheidung der Musiker. "Wir wollen es mit Geist beenden und ‚Dabeisein', wenn es zu Ende geht.", sagt Herzberg. "Wir wollen nicht von den Ereignissen überrollt werden, zum Beispiel, dass einer krank wird oder wir uns wieder zerstreiten." Keyboarder Andreas Dziuk ergänzt mit einer Anekdote aus der Vergangenheit. PANKOW hätten 1998 gemeinsam mit PURPLE SCHULZ in Stendal auf einem Stadtfest gespielt. Während des Konzerts ging ein Typ mit einem Wurstbrot, mit Senf beschmiert, an der Bühne entlang, und er hätte in dem Moment gedacht: "Das ist würdelos. So möchte ich nicht enden, und so soll die Band auch nicht enden." Auf der Rückfahrt vom Konzert wurde über diese Situation gesprochen, und André meinte: "Leute lasst uns aufhören!". Das war 1998, und es wäre ein kurzer Eindruck über die Niederungen unseres Berufs, ergänzt André Herzberg scherzhaft. Das soll nicht Thema der heutigen Pressekonferenz sein. "Heute wollen wir ganz optimistisch über unsere Abschiedstour reden.", so Herzberg.


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Pankow in ihren Anfängen … (Foto: Herbert Schulze)



Jürgen Ehle erläutert im Anschluss in einem kurzen Abriss die Arbeitsweise von PANKOW in den vergangenen 20 Jahren. Die Band hätte sich nur alle zwei bis drei Jahr Jahre zusammengefunden, was auch Nebenwirkungen hätte. Jeder müsse seine künstlerische Existenz sichern und ist in andere Projekte eingebunden. So ist zu erklären, dass Andreas Dziuk die Tourneen 2009 und 2017 nicht mitspielen konnte. Corona hinterließ ebenfalls seine Spuren. Von 17 geplanten Konzerten zum 40. Bandjubiläum konnte PANKOW lediglich drei spielen.

Die Musiker machen nochmal deutlich, dass jeder so sehr in andere Projekte eingebunden ist, dass für PANKOW nicht mehr genug Zeit zur Verfügung stehen würde. Keyboarder Andreas Dziuk ist als musikalischer Leiter an diversen Theatern in Deutschland tätig. Schlagzeuger Stefan Dohanetz betreibt seit vielen Jahren eine Kneipe und spielt Schlagzeug bei WENZEL. André Herzberg hat inzwischen eine eigene Band und schreibt Bücher. Jürgen Ehle ist Gitarrist der Band von Alexander Scheer und Andreas Dresen, die mit ihrem Gundermann-Projekt zunehmend erfolgreicher wird. Außerdem kann man ihn gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Scarlett O bei literarischen Liederabenden erleben. Jürgen fügt noch einen Satz hinzu, der für mich die Gründe zur Trennung am deutlichsten macht: "Wenn es darum geht, dass Neues entstehen soll, bin ich überzeugt davon, dass es eine Kontinuität braucht und einen ständigen Austausch." Das sei nicht mehr vorhanden. Es wird auch kein neues Album mehr geben. Allerdings gibt sich die Band große Mühe, zur Abschlusstour noch einen neuen Song zu schreiben.


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Pankow am 30. Januar in Berlin



André Herzberg kriegt die Kurve und erklärt, dass die Band "das Ding gemeinsam gut beenden will." PANKOW will die Trennung gemeinsam feiern, und mit dem Geist dabei sein, ohne Streit. In den über vierzig Jahren sei die Band wie eine Familie gewesen, eine Gemeinschaft, die Höhen und Tiefen überstanden hat. Dieses Umgehen miteinander sei es wert, gefeiert zu werden.

So gibt das Management die bestätigten Termine der "Bis Zuletzt" Tour im kommenden Jahr bekannt. Tickets können ab sofort über pankow.band geordert werden. Im Anschluss stehen die vier Musiker für ein Foto-Shooting und für persönliche Gespräche zur Verfügung. Viele der genannten Gründe der bevorstehenden Trennung kann ich nachvollziehen. Doch meine ich, dass die Band gerade in der heutigen Zeit mehr zu sagen hätte als "Macht's gut".



Termine:
17.01.2025 - Cottbus - Glad House
18.01.2025 - Dresden - Tante JU
24.01.2025 - Erfurt - HsD Museumskeller
25.01.2025 - Potsdam - Lindenpark
30.01.2025 - Schwerin - Speicher
31.01.2025 - Rostock - M.A.U. Club
01.02.2025 - Stralsund - St. Jacobikirche
07.02.2025 - Freiberg/Sa. - Tivoli
08.02.2025 - Torgau - Kulturbastion
14.02.2025 - Neuruppin - Kulturhaus Stadtgarten
15.02.2025 - Berlin - Kesselhaus
21.02.2025 - Zwickau - Alter Gasometer
22.02.2025 - Singwitz - Kesselhauslager
28.02.2025 - Leipzig - Anker
01.03.2025 - Hoyerswerda - Kulturfabrik

Alle Angaben ohne Gewähr. Nähere Infos auf der Pankow-Homepage









   
   
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