Deutsche Mugge live wird präsentiert von:
Hotel Selle | Versicherungsbüro Mette | Tanzpalast Mythos | Schriftsatzschmiede
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Ein Bericht mit Fotos von Christian Reder
Sonntagabend, es ist kurz nach 18:00 Uhr. Über zwei Stunden war der FÄHRMANN mit dem Aufbau seines Equipments beschäftigt. Dabei überließ er nichts dem Zufall. Die Verantwortung für Licht und Ton lagen in seiner Hand und für die eine oder andere Bühnendekoration hatte er auch ein geschicktes Händchen. Als die ersten Gäste eintrafen, konnte er erst mit seinem Soundcheck beginnen. Jede seiner drei Gitarren, seine Stomp-Box, die Harps und natürlich seine Stimme sollten perfekt rüber kommen. Es ist ihm ein großes Anliegen, dass die Qualität nicht nur inhaltlich stimmt, sondern auch der Transfer zum Publikum technisch keine Wünsche offen lässt. Alles gecheckt ,,, Läuft ,,,
Sonntagabend, es ist kurz nach 19:00 Uhr und ein ziemlich überraschter Musiker durchquert das Musikzimmer des Castrop-Rauxeler "Mythos". Der Saal ist voll. Ach was ... Es sind mehr Leute gekommen wie eigentlich Platz darin ist. Viele bekannte, aber auch ganz viele unbekannte Gesichter kann der gebürtige Dresdner erblicken und freut sich riesig über dieses große Interesse an ihm. In die Freude mischt sich aber auch leichte Nervosität, denn es kommen noch mehr Leute. Immer wieder werden Stühle nachträglich herein getragen und überall rücken die Konzertbesucher zusammen, damit andere noch ihren Stuhl aufstellen und sich hinsetzen können. Der FÄHRMANN ist so beglückt, was da gerade passiert, dass er das Publikum soweit wie möglich persönlich begrüßt und dabei völlig vergisst, vor seinem Auftritt noch etwas zu essen. Das Service-Personal stellt derweil den Dienst direkt am Kunden ein. Zu eng sind die Durchgänge geworden und wenn gleich das Licht ausgeht, ist die Gefahr, dass sich der Kellner mitsamt seinem Tablett langlegt, viel zu groß. Wer was trinken will, muss selbst aktiv werden und es sich am Tresen holen.
Sonntagabend, pünktlich um 19:30 Uhr setzt sich der FÄHRMANN auf seinen Stuhl, wählt eine seiner Gitarren aus und lässt die feine Melodie des Stücks "Vorstadtträume" aus den sechs Saiten dieses Tonerzeugers in den Saal schweben. Die Anspannung, die man ihm gerade noch angesehen hatte, ist wie weggeflogen. Sobald der Mann da auf seinem Stuhl sitzt, ist er in seinem Element. Kein Platz mehr für Nervosität oder Sprachlosigkeit darüber, wie viel Interesse dieses Konzert bei den Leuten ausgelöst hat. Jetzt ist er der FÄHRMANN, der Inhalte transportierende Songpoet, der diese Bezeichnung auch tatsächlich verdient hat, und der charmante Gastgeber, der durch den Abend und seine Liederlandschaft führt.
Der Mann mit der Mütze hat eine abwechslungsreiche Auswahl an Liedern aus seinem Repertoire für diesen Abend gefunden. Er hat Songs seines aktuellen Albums "Neunzig Liter und mehr", aber auch ältere Titel aus seinem ersten und dem Album "aus Briescht" auf einen Zettel geschrieben und als kleinen Einblick in sein Gesamtwerk für das Castroper Konzert vorbereitet. Zu jedem der Lieder gibt es auch eine Geschichte, die er erzählt und mit denen er die Leute im Saal vom ersten Augenblick an sich bindet. Man hört ihm zu, man lacht mit ihm, man schweigt mit ihm, man erfährt was von ihm. So z.B. über das Lied "Feuer im Schnee", einer stillen Hymne, die er sich morgens um 5:00 Uhr bei Nieselregen auf dem Weg nach Hause von einem Ehemaligen-Treffen ausdachte. Bei diesem Treffen kam er sich vor wie ein Protagonist aus dem allseits bekannten Sparkassen-Werbespot ("Mein Haus, mein Auto, mein Boot"), und mit diesen Eindrücken im Kopf kam ihm die Idee dazu. Zwischendurch fragte er auch - weil in diesen Tagen ja der 30. Jahrestag des "Mauerfalls" gefeiert wird -, ob sich jeder noch daran erinnern könne, wo er am 10. November 1989 war. Er selbst wisse dies noch ganz genau, habe er damals doch mit einem Hammer in der Hand an der Berliner Mauer den Schwarm der Mauerspechte mit gebildet. Waren dies die eher heiteren um amüsanten Momente, erzählte FÄHRMANN vor dem Stück "Sternenfahrt" die Geschichte über einen Mann namens Heiner, der aussah wie Sean Connery und der in seinem Stamm-Café in Berlin immer seinen Kaffee und sein Bierchen trank. Er saß immer dort, las seine Zeitung und war Teil des Ganzen. Eines Tages sei Heiner nicht mehr gekommen und als FÄHRMANN fragte, wo er denn abgeblieben sei, teilte ihm der Café-Besitzer mit, dass er von der Langenscheidt-Brücke vor die S-Bahn gesprungen sei und damit seinem Leben ein Ende gesetzt habe. Dieses vom FÄHRMANN schon länger nicht mehr live gespielte Stück erzeugte nach dieser Einleitung einen ganz besonderen Gänsehautmoment. Vor dem nächsten Lied erzählte der Musiker von seiner Kindheit in der Heimatstadt Dresden. Es gab damals ohne Ende Winkel und Ecken, wo man sich als Kind hat verstecken können, manches sei alt und unmodern gewesen, hätte aber eben auch Charme gehabt. Heute seien die Ecken und Winkel geschlosssen und Dresden "sowas von renoviert, angemalt und glattgebügelt", dass es für die Touristen sehenswert und schön sei, aber eben auch viel weniger Charme habe als zur damaligen Zeit. Nur die Kirche in der Straße, wo er groß geworden sei, steht heute immer noch so da, wie sie damals schon war. Und diese Kirche war auch die Antriebsfeder für das Stück "Der alle Kirchturm", das seiner Geschichte über Dresden in einer herrlichen Live-Version folgte.
Kurz vor der Pause stellte uns FÄHRMANN ein neues Mitglied seiner Instrumentenfamilie vor. Es handelt sich dabei um eine Gitarre der Marke Harley Benton in Orange, die genauso aussieht wie eine Gitarre aus dem Hause Gretsch. Zu ihrem ersten Einsatz kam sie beim Song "Soweit die Füße tragen", zu dessen Klangbild sie und ihr Besitzer einiges an Effekten einpflegten und dem Sound des Titels damit einen besonderen Anstrich verliehen. FÄHRMANN erlaubte sich dann auch, darauf ein längeres, teils schmutziges Solo zu spielen. Eine ausgedehnte und sachgerechte Ausfahrt auf der neuen "Harley", die nach dem Song bereits Feierabend hatte. Anschließend wurde unserem Freund Andreas Hähle gedacht, mit dem FÄHRMANN den Text zum Lied "Ich steh immer noch hier" gemeinsam entstehen ließ. FÄHRMANN erzählte, wie es dazu kam, wann und wo er Hähle kennenlernte, und merkte auch an, dass er inzwischen nicht mehr unter uns weilt. Er kündigte das Stück als Liebeslied an, das nicht so "atemlos" daher komme, wie man es von anderer Stelle her kennen würde. Danach war Pause ...
Die Luft in den Gläsern wurde durch frische Getränke ersetzt, der Nikotinhaushalt in der Novemberkälte vor der Tür ausgeglichen und der Rest der Zeit mit dem Besuch der sanitären Anlagen oder anregenden Gesprächen mit anderen Konzertbesuchern verbracht. Dabei entstanden Gespräche zu Themen, die einige gerade gehörte Lieder vorgaben. Die Zeit vor 30 Jahren, als die Mauer fiel, war ein solches Thema, aber eben auch der Hähle, zu dessen Wiederkehrfeier wir vor fast einem Jahr in Leipzig dabei waren und der im April dann doch den Kampf gegen seine Krankheit verlor.
Dann saß der FÄHRMANN wieder auf seinem Stuhl und eröffnete den zweiten Teil des Konzerts mit den Worten, "Der FÄHRMANN ist wieder da! Applaus, Applaus!" Die zweite Halbzeit begann der Musiker mit dem nach ihm benannten Titel "Fährmann". Hierzu gab es die Geschichte von einem Konzert in Delmenhorst, in dessen Anschluss er von einem Musiker angesprochen wurde. Dieser zeigte großes Interesse an der Nummer und fragte, ob er sie mit seiner Band nachspielen dürfe. So kam es, dass nun in Bremen und dessen Umland das Otto Groote Ensemble den FÄHRMANN und sein Lied covern. Über seine Gedanken zum immer wieder auftauchenden Begriff der "Lügenpresse" verbunden mit dem Rat, nicht alles zu glauben, was in den Gazetten steht und vieles auch mal zu hinterfragen, erfuhren wir vor dem Stück "Ich sehe was, was Du nicht siehst" und auch über des FÄHRMANNs "Dunkelheit" wurde uns seitens des Musikers noch erzählt. Man war gerade mitten im Groove, Worte und Töne flossen entspannt vor sich hin, da kündigte der FÄHRMANN schon das nahende Ende seines Auftritts an. Mit dem Stück "Fahr bitte nicht so weit hinaus" schloss der Musiker dann auch den regulären Teil des Programms ab.
So voll wie der Saal war, so lautstark waren auch der Applaus und der damit verbundene Wunsch, noch einen Nachschlag in musikalischer Form zu bekommen. Hatte sich im Programm mit "Instandbesetzt" nur eine Fremdkomposition (im Original von SILLY) verirrt, so sollte sich der nun folgende Zugabenblock ausschließlich aus Liedern anderer Herkunft und Handschrift zusammensetzen. Den Anfang machte die in den 80er Jahren von Herman van Veen ins Deutsche übertragene Leonard Cohen-Nummer "Suzanne", die in der FÄHRMANN-Version ebenso tief unter die Haut ging, wie das den Abend endgültig beschließende "Wayfaring Stranger", das viele vielleicht noch von Johnny Cash kennen. Die mittlere Zugabe war allerdings ein Stück, das im Original von einer aus Schweden kommenden Band stammt, und das bei FÄHRMANN den Titel "Bitte tanz auf meinem Grab" trägt. Er hat es aus dem Schwedischen ins Deutsche übertragen, und dies sei laut seiner Ansage eine schwere Aufgabe und harte Arbeit gewesen. Wer zum Ende hin glaubte, der FÄHRMANN würde noch aus dem aktuellen IKEA-Katalog vorlesen, täuschte sich gewaltig, denn was dort so fremd klang, waren Zeilen aus dem Original, die er dort in Landessprache sang.
Sonntagabend, es ist kurz vor 22:00 Uhr, und der Musiker verlässt begeistert die kleine Bühne des Musikzimmers im "Mythos". Künstler und Publikum sind gleichermaßen geflasht ... ja, regelrecht begeistert darüber, was sie in den vergangenen zweieinhalb Stunden erlebt haben. Es ist halt schon was anderes, ob Dir ein Party-Sänger seichte Gassenhauer und Schenkelklopfer zum Schunkeln und Mitgröhlen in die Räumlichkeiten hustet, oder ob da einer sitzt und zu Gitarre, Percussion und Mundharmonika Lieder singt, deren Inhalte Dich fordern und bei denen das Lesen zwischen den Zeilen das Anwerfen des Denkapparats erforderlich macht. Beim FÄHRMANN haben die Lieder ordentlich Fleisch am Knochen. Da ist ´ne Menge dran, das Dich mit allem versorgt, was nahrhaft und bekömmlich ist. Müsste man den Abend in einem Satz beschreiben, wäre es wohl der, dass es das spannende Spiel mit Metaphern, das in Worte kleiden von klugen Gedanken, die Musik auf einem ganz hohen Niveau und das Umrahmen der einzelnen Lied-Vorträge in mal heitere, mal traurige oder auch mal nachdenklich machende Zwischentexte sind, die einen Abend in Windeseile an einem vorbeiziehen lassen. Zeit hat bei einer FÄHRMANN-Mugge keine Bedeutung, denn sie ist einfach nicht da. Nicht nur, dass seine Musik zeitlos ist, man nimmt sie während seines Auftritt nicht mehr wahr. Du setzt Dich hin, tauchst in seine Gedankenwelt ein, hörst ihm und seiner Musik zu, und plötzlich stellst Du fest, dass es schon wieder Zeit ist, den Heimweg anzutreten.
Wer diesen in der heutigen Kulturlandschaft nur noch selten zu bekommenden Cocktail aus verschiedenartigen Glückshormonen durch seine Blutbahn fließen lassen möchte und dieses unbeschreiblich gute Gefühl erleben möchte, das wir am Sonntag im "Mythos" haben durften, sollte den Terminkalender des FÄHRMANN aufmerksam studieren. Er ist deutschlandweit unterwegs und macht sicher auch bei Dir demnächst Station. Und wenn Du bei ihm warst, wirst Du ebenso lange von dem Erlebnis zehren können, wie es die vielen Menschen bei dieser tollen Darbietung tun können, über die ich hier gerade berichtet habe ...
(Gewidmet meinem Freund Hähle, der heute 52 Jahre alt geworen wäre)
Sonntagabend, es ist kurz nach 19:00 Uhr und ein ziemlich überraschter Musiker durchquert das Musikzimmer des Castrop-Rauxeler "Mythos". Der Saal ist voll. Ach was ... Es sind mehr Leute gekommen wie eigentlich Platz darin ist. Viele bekannte, aber auch ganz viele unbekannte Gesichter kann der gebürtige Dresdner erblicken und freut sich riesig über dieses große Interesse an ihm. In die Freude mischt sich aber auch leichte Nervosität, denn es kommen noch mehr Leute. Immer wieder werden Stühle nachträglich herein getragen und überall rücken die Konzertbesucher zusammen, damit andere noch ihren Stuhl aufstellen und sich hinsetzen können. Der FÄHRMANN ist so beglückt, was da gerade passiert, dass er das Publikum soweit wie möglich persönlich begrüßt und dabei völlig vergisst, vor seinem Auftritt noch etwas zu essen. Das Service-Personal stellt derweil den Dienst direkt am Kunden ein. Zu eng sind die Durchgänge geworden und wenn gleich das Licht ausgeht, ist die Gefahr, dass sich der Kellner mitsamt seinem Tablett langlegt, viel zu groß. Wer was trinken will, muss selbst aktiv werden und es sich am Tresen holen.
Sonntagabend, pünktlich um 19:30 Uhr setzt sich der FÄHRMANN auf seinen Stuhl, wählt eine seiner Gitarren aus und lässt die feine Melodie des Stücks "Vorstadtträume" aus den sechs Saiten dieses Tonerzeugers in den Saal schweben. Die Anspannung, die man ihm gerade noch angesehen hatte, ist wie weggeflogen. Sobald der Mann da auf seinem Stuhl sitzt, ist er in seinem Element. Kein Platz mehr für Nervosität oder Sprachlosigkeit darüber, wie viel Interesse dieses Konzert bei den Leuten ausgelöst hat. Jetzt ist er der FÄHRMANN, der Inhalte transportierende Songpoet, der diese Bezeichnung auch tatsächlich verdient hat, und der charmante Gastgeber, der durch den Abend und seine Liederlandschaft führt.
Der Mann mit der Mütze hat eine abwechslungsreiche Auswahl an Liedern aus seinem Repertoire für diesen Abend gefunden. Er hat Songs seines aktuellen Albums "Neunzig Liter und mehr", aber auch ältere Titel aus seinem ersten und dem Album "aus Briescht" auf einen Zettel geschrieben und als kleinen Einblick in sein Gesamtwerk für das Castroper Konzert vorbereitet. Zu jedem der Lieder gibt es auch eine Geschichte, die er erzählt und mit denen er die Leute im Saal vom ersten Augenblick an sich bindet. Man hört ihm zu, man lacht mit ihm, man schweigt mit ihm, man erfährt was von ihm. So z.B. über das Lied "Feuer im Schnee", einer stillen Hymne, die er sich morgens um 5:00 Uhr bei Nieselregen auf dem Weg nach Hause von einem Ehemaligen-Treffen ausdachte. Bei diesem Treffen kam er sich vor wie ein Protagonist aus dem allseits bekannten Sparkassen-Werbespot ("Mein Haus, mein Auto, mein Boot"), und mit diesen Eindrücken im Kopf kam ihm die Idee dazu. Zwischendurch fragte er auch - weil in diesen Tagen ja der 30. Jahrestag des "Mauerfalls" gefeiert wird -, ob sich jeder noch daran erinnern könne, wo er am 10. November 1989 war. Er selbst wisse dies noch ganz genau, habe er damals doch mit einem Hammer in der Hand an der Berliner Mauer den Schwarm der Mauerspechte mit gebildet. Waren dies die eher heiteren um amüsanten Momente, erzählte FÄHRMANN vor dem Stück "Sternenfahrt" die Geschichte über einen Mann namens Heiner, der aussah wie Sean Connery und der in seinem Stamm-Café in Berlin immer seinen Kaffee und sein Bierchen trank. Er saß immer dort, las seine Zeitung und war Teil des Ganzen. Eines Tages sei Heiner nicht mehr gekommen und als FÄHRMANN fragte, wo er denn abgeblieben sei, teilte ihm der Café-Besitzer mit, dass er von der Langenscheidt-Brücke vor die S-Bahn gesprungen sei und damit seinem Leben ein Ende gesetzt habe. Dieses vom FÄHRMANN schon länger nicht mehr live gespielte Stück erzeugte nach dieser Einleitung einen ganz besonderen Gänsehautmoment. Vor dem nächsten Lied erzählte der Musiker von seiner Kindheit in der Heimatstadt Dresden. Es gab damals ohne Ende Winkel und Ecken, wo man sich als Kind hat verstecken können, manches sei alt und unmodern gewesen, hätte aber eben auch Charme gehabt. Heute seien die Ecken und Winkel geschlosssen und Dresden "sowas von renoviert, angemalt und glattgebügelt", dass es für die Touristen sehenswert und schön sei, aber eben auch viel weniger Charme habe als zur damaligen Zeit. Nur die Kirche in der Straße, wo er groß geworden sei, steht heute immer noch so da, wie sie damals schon war. Und diese Kirche war auch die Antriebsfeder für das Stück "Der alle Kirchturm", das seiner Geschichte über Dresden in einer herrlichen Live-Version folgte.
Kurz vor der Pause stellte uns FÄHRMANN ein neues Mitglied seiner Instrumentenfamilie vor. Es handelt sich dabei um eine Gitarre der Marke Harley Benton in Orange, die genauso aussieht wie eine Gitarre aus dem Hause Gretsch. Zu ihrem ersten Einsatz kam sie beim Song "Soweit die Füße tragen", zu dessen Klangbild sie und ihr Besitzer einiges an Effekten einpflegten und dem Sound des Titels damit einen besonderen Anstrich verliehen. FÄHRMANN erlaubte sich dann auch, darauf ein längeres, teils schmutziges Solo zu spielen. Eine ausgedehnte und sachgerechte Ausfahrt auf der neuen "Harley", die nach dem Song bereits Feierabend hatte. Anschließend wurde unserem Freund Andreas Hähle gedacht, mit dem FÄHRMANN den Text zum Lied "Ich steh immer noch hier" gemeinsam entstehen ließ. FÄHRMANN erzählte, wie es dazu kam, wann und wo er Hähle kennenlernte, und merkte auch an, dass er inzwischen nicht mehr unter uns weilt. Er kündigte das Stück als Liebeslied an, das nicht so "atemlos" daher komme, wie man es von anderer Stelle her kennen würde. Danach war Pause ...
Die Luft in den Gläsern wurde durch frische Getränke ersetzt, der Nikotinhaushalt in der Novemberkälte vor der Tür ausgeglichen und der Rest der Zeit mit dem Besuch der sanitären Anlagen oder anregenden Gesprächen mit anderen Konzertbesuchern verbracht. Dabei entstanden Gespräche zu Themen, die einige gerade gehörte Lieder vorgaben. Die Zeit vor 30 Jahren, als die Mauer fiel, war ein solches Thema, aber eben auch der Hähle, zu dessen Wiederkehrfeier wir vor fast einem Jahr in Leipzig dabei waren und der im April dann doch den Kampf gegen seine Krankheit verlor.
Dann saß der FÄHRMANN wieder auf seinem Stuhl und eröffnete den zweiten Teil des Konzerts mit den Worten, "Der FÄHRMANN ist wieder da! Applaus, Applaus!" Die zweite Halbzeit begann der Musiker mit dem nach ihm benannten Titel "Fährmann". Hierzu gab es die Geschichte von einem Konzert in Delmenhorst, in dessen Anschluss er von einem Musiker angesprochen wurde. Dieser zeigte großes Interesse an der Nummer und fragte, ob er sie mit seiner Band nachspielen dürfe. So kam es, dass nun in Bremen und dessen Umland das Otto Groote Ensemble den FÄHRMANN und sein Lied covern. Über seine Gedanken zum immer wieder auftauchenden Begriff der "Lügenpresse" verbunden mit dem Rat, nicht alles zu glauben, was in den Gazetten steht und vieles auch mal zu hinterfragen, erfuhren wir vor dem Stück "Ich sehe was, was Du nicht siehst" und auch über des FÄHRMANNs "Dunkelheit" wurde uns seitens des Musikers noch erzählt. Man war gerade mitten im Groove, Worte und Töne flossen entspannt vor sich hin, da kündigte der FÄHRMANN schon das nahende Ende seines Auftritts an. Mit dem Stück "Fahr bitte nicht so weit hinaus" schloss der Musiker dann auch den regulären Teil des Programms ab.
So voll wie der Saal war, so lautstark waren auch der Applaus und der damit verbundene Wunsch, noch einen Nachschlag in musikalischer Form zu bekommen. Hatte sich im Programm mit "Instandbesetzt" nur eine Fremdkomposition (im Original von SILLY) verirrt, so sollte sich der nun folgende Zugabenblock ausschließlich aus Liedern anderer Herkunft und Handschrift zusammensetzen. Den Anfang machte die in den 80er Jahren von Herman van Veen ins Deutsche übertragene Leonard Cohen-Nummer "Suzanne", die in der FÄHRMANN-Version ebenso tief unter die Haut ging, wie das den Abend endgültig beschließende "Wayfaring Stranger", das viele vielleicht noch von Johnny Cash kennen. Die mittlere Zugabe war allerdings ein Stück, das im Original von einer aus Schweden kommenden Band stammt, und das bei FÄHRMANN den Titel "Bitte tanz auf meinem Grab" trägt. Er hat es aus dem Schwedischen ins Deutsche übertragen, und dies sei laut seiner Ansage eine schwere Aufgabe und harte Arbeit gewesen. Wer zum Ende hin glaubte, der FÄHRMANN würde noch aus dem aktuellen IKEA-Katalog vorlesen, täuschte sich gewaltig, denn was dort so fremd klang, waren Zeilen aus dem Original, die er dort in Landessprache sang.
Sonntagabend, es ist kurz vor 22:00 Uhr, und der Musiker verlässt begeistert die kleine Bühne des Musikzimmers im "Mythos". Künstler und Publikum sind gleichermaßen geflasht ... ja, regelrecht begeistert darüber, was sie in den vergangenen zweieinhalb Stunden erlebt haben. Es ist halt schon was anderes, ob Dir ein Party-Sänger seichte Gassenhauer und Schenkelklopfer zum Schunkeln und Mitgröhlen in die Räumlichkeiten hustet, oder ob da einer sitzt und zu Gitarre, Percussion und Mundharmonika Lieder singt, deren Inhalte Dich fordern und bei denen das Lesen zwischen den Zeilen das Anwerfen des Denkapparats erforderlich macht. Beim FÄHRMANN haben die Lieder ordentlich Fleisch am Knochen. Da ist ´ne Menge dran, das Dich mit allem versorgt, was nahrhaft und bekömmlich ist. Müsste man den Abend in einem Satz beschreiben, wäre es wohl der, dass es das spannende Spiel mit Metaphern, das in Worte kleiden von klugen Gedanken, die Musik auf einem ganz hohen Niveau und das Umrahmen der einzelnen Lied-Vorträge in mal heitere, mal traurige oder auch mal nachdenklich machende Zwischentexte sind, die einen Abend in Windeseile an einem vorbeiziehen lassen. Zeit hat bei einer FÄHRMANN-Mugge keine Bedeutung, denn sie ist einfach nicht da. Nicht nur, dass seine Musik zeitlos ist, man nimmt sie während seines Auftritt nicht mehr wahr. Du setzt Dich hin, tauchst in seine Gedankenwelt ein, hörst ihm und seiner Musik zu, und plötzlich stellst Du fest, dass es schon wieder Zeit ist, den Heimweg anzutreten.
Wer diesen in der heutigen Kulturlandschaft nur noch selten zu bekommenden Cocktail aus verschiedenartigen Glückshormonen durch seine Blutbahn fließen lassen möchte und dieses unbeschreiblich gute Gefühl erleben möchte, das wir am Sonntag im "Mythos" haben durften, sollte den Terminkalender des FÄHRMANN aufmerksam studieren. Er ist deutschlandweit unterwegs und macht sicher auch bei Dir demnächst Station. Und wenn Du bei ihm warst, wirst Du ebenso lange von dem Erlebnis zehren können, wie es die vielen Menschen bei dieser tollen Darbietung tun können, über die ich hier gerade berichtet habe ...
(Gewidmet meinem Freund Hähle, der heute 52 Jahre alt geworen wäre)
Setlist:
Zum Vergrößern bitte anklicken
Termine:
• 16.11.2019 - Witzenhausen - Ringelnatz
• 27.11.2019 - Bochum - Biercafe
• 19.03.2020 - Dresden - Konzertkeller
• 20.03.2020 - Dohna - Kulturcafé M
Alle Angaben ohne Gewähr! Nähere Infos auf Fährmanns Homepage
Bitte beachtet auch:
• Off. Homepage vom Fährmann: www.faehrmann-lieder.de
• Homepage des Tanzpalast Mythos in Castrop: www.restaurant-mythos.de
Zum Vergrößern bitte anklicken
Termine:
• 16.11.2019 - Witzenhausen - Ringelnatz
• 27.11.2019 - Bochum - Biercafe
• 19.03.2020 - Dresden - Konzertkeller
• 20.03.2020 - Dohna - Kulturcafé M
Alle Angaben ohne Gewähr! Nähere Infos auf Fährmanns Homepage
Bitte beachtet auch:
• Off. Homepage vom Fährmann: www.faehrmann-lieder.de
• Homepage des Tanzpalast Mythos in Castrop: www.restaurant-mythos.de