

Ein Konzertbericht mit Fotos von Christian Reder

Die ständige Vertretung Kubas im Ruhrgebiet befindet sich in Castrop-Rauxel und heißt SONADORES. Schon die Namen der in dieser Kapelle spielenden Musiker, die eigentlich nur durch ihren lokalen Zungenschlag von anderen "Kubanern" zu unterscheiden sind, verrät ihre karibische Herkunft: Felix Zimmer (Gesang, Gitarre), Gunnar Nesterov (Percussion), Maik Rosenkiewicz (Kontrabass, E-Bass),

Da bei der "ExtraSchicht" die Besucher ständig kommen und gehen, finden auf der Bühne die Programme in mehreren Folgen statt. Am Samstagabend teilten sich die SONADORES die Bühne mit einer Flamenco-Formation und einer Laien-Theater-Gruppe (Foto rechts unten). Da Theater nicht so zu unseren Themengebieten zählt, klammere ich die Auftritte des Ensembles in meinem Bericht über den Abend einfach mal aus. Und da ich persönlich mit dem Auftritt der Flamenco-Gruppe CATI & JOSÉ leider gar nichts anfangen konnte - das ganze klang teilweise, als würde eine Gruppe Zimmerer gerade einen Dachstuhl errichten und einer der Handwerker hätte sich dabei übel mit dem Hammer verletzt - lasse ich auch hier eine Beschreibung des Vortrags aus, auch wenn der Gitarrist richtig was auf der Pfanne hatte. Andere Besucher werden das sicher extrem gut gefunden haben, darum will ich Cati und José auch nicht Unrecht tun in dem ich hier meinen Senf zu ihrem Auftritt hinterlasse. Letztlich war ich auch nur wegen der Kuba-Mugge gekommen.

Dies begann um 18:10 Uhr, denn genau um diese Zeit hatte die Band mit ihren kubanischen Rhythmen und Sounds ihre erste "ExtraSchicht" des Tages. Die sich selbst als "Straßenband" bezeichnende Kapelle legte flott mit dem THE CHAMPS-Klassiker "Tequila" aus dem Jahre 1958 los. Nun könnte der Leser, der ja nun nicht live dabei sein konnte, an dieser Stelle des Beitrags dem Irrglauben verfallen, die SONADORES seien eine Coverband. Nein! Das sind sie nicht, auch wenn in ihrer Setlist mit nur wenigen Ausnahmen Kompositionen anderer Musiker und Bands zu finden sind. Die Jungs drücken den Vorlagen nämlich ihren persönlichen und unüberhörbaren Stempel auf. Die Titel, die sie sich für ihr Programm ausgewählt haben, werden auf ihre ganz eigene, eben kubanische Art und Weise arrangiert und dem Publikum gereicht. Die Wurzeln dieser Art von Musik liegen in Spanien und Westafrika, und im Laufe der Jahre kamen noch andere Einflüsse dazu. Aus all diesen Einzelteilen formt sich ein ganz besonderer Stil, der sich eben der Karibikinsel KUBA zuordnen lässt. Natürlich erkennt man die Lieder, die sich die SONADORES vorgenommen haben, allesamt wieder, sie haben aber eine deutlich wahrnehmbare Überarbeitung erfahren. So klingen Hits wie "Bongo Boy" von MANU CHAO oder "I Can See Clearly Now" von Jimmy Cliff nur noch ansatzweise nach dem Original und hauptsächlich nach dem eigenen Sound dieses Castrop-Rauxeler Ablegers Kubanischer Volksmusik. Bestimmte Teile eines Songs sind geblieben, der Rest ist in der SONADORES-Bearbeitung erfrischend anders. Neben weiteren Titeln von MANU CHAO ("Si me das a elegir", "La vida Tombola", "Bienvenida Tijuana") und welchen vom Buena Vista Social Club ("El cuarto de Tula", "De camino a la vereda", "El cuarto de Tula", "Chan Chan"), Ritchy Valens ("La Bamba") und den Gipsy Kings ("La Fiesta Comenza") hat die Gruppe aber auch eigene Titel im Gepäck, die sich perfekt zwischen die anderen Stücke mischen. "Sonadores" ist z.B. so ein Lied, das inhaltlich die noch kurze Bandgeschichte beschreibt und in Lied-Form ans Ohr des Konzertbesuchers dringt. Dieses und auch das Stück "Dos Cumpaneros" sind sicher Anwärter für das erste Studioalbum der Band, das im kommenden Jahr in den Handel kommen soll. In der Live-Version passen sie sich perfekt den anderen adaptierten Nummern an und wirken mit ihnen zusammen wie aus einem Guss.

Bemerkenswert ist auch das Talent, die Leute vor der Bühne zu Muchachos y Muchachas zu machen. Es bedarf keiner langen Anlaufzeiten, um das Publikum abzuholen und in seinen Bann zu ziehen. Schon nach den ersten beiden gespielten Blöcken konnte man am Applaus des Publikums ablesen, wer hier im Parkbad-Süd heute die meisten Sympathien einfangen konnte. Die Stimmung, die die Musiker auf dem Areal verbreiteten, und dieses besondere Flair der Musik machten aus dem Parkbad-Süd mitten im Ruhrgebiet ein kleines karibisches Paradies - das Wetter sorgte für den Rest. Längst ist es auch bei anderen Konzerten ein wichtiger Programmteil geworden, zwischen den Liedern etwas Entertainment mit dem gesprochenen Wort zu bieten. Auch hier zeigen die SONADORES erstklassige Qualitäten. Wortführer der Combo war Steven Wels, der zu bestimmten Liedern Anmerkungen machte, die Band näher vorstellte und den einen oder anderen witzigen Kommentar einstreute. Mal im Monolog, mal im Zwiegespräch mit dem Publkum, mal im Dialog mit seinem Kollegen Felix Zimmer. So war die derzeit laufende Fußball-WM natürlich ein Thema und weil parallel zu ihrem Auftritt die Argentinier gegen die Franzosen spielten, gab es Zwischenstände und den Song "Guantanamera" mit einer Widmung für Maradonna, verbunden mit dem Wunsch, er möge im Stadion bei seiner Jubel-Choreographie des Jahres 2018 nicht vom Balkon fallen. Dass immer wieder Leute gingen, um zum nächsten Industriedenkmal oder Museum zu reisen, und andere neu dazu kamen, die von anderen Veranstaltungsorten gerade rein gekommen sind, merkte man der Stimmung im Schwimmbecken (und drum herum) nicht an. Auch die gesalzenen Preise für die spanischen Köstlichkeiten am Verpflegungsstand wurden Dank der Gute-Laune-Darbietung der SONADORES nicht zum Ärgernis. Während ihres Auftritts hatte man gar keine Zeit dafür und richtete das Hauptaugenmerk lieber auf die Bühne.

Bitte beachtet auch:
• Off. Facebook-Auftritt von Sonadores: HIER entlang
• Homepage des Parkbad Süd in Castrop-Rauxel: www.parkbad-sued-castrop.de
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