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Spannung nach Noten: Ohne Hintergrundmusik ist das beste Videogame nur ein blasser Abklatsch seiner selbst. Von sanften Geigenklängen und dem leisen Dahinplätschern eines kleinen Baches bis zum bedrohlichen Crescendo, wenn sich ein Feind nähert, ist jedes Tonelement darauf ausgelegt, das Spiel zu ergänzen. Insofern ist das Komponieren von Soundtracks längst zur Kunst, und die besten Komponisten und Sounddesigner sind begehrt und gefeiert.

Dabei gibt es etliche Videogames, bei denen allein die Titelmusik so bekannt ist, dass es nur wenige Noten braucht, um sie zu identifizieren. Dazu gehören die Spiele um den quietschbunten, fröhlichen Klempner Mario und seine Freunde. Die Super-Mario-Reihe aus dem japanischen Hause Nintendo hat nicht nur Mitte der 1980er die bis dato eher düsteren Videospiele revolutioniert, sie hat auch einige der eingängigsten Soundtracks der 16-Bit-Ära hervorgebracht. Japan hat von Anfang an etliche der besten Videospielkomponisten der Welt hervorgebracht, selbst, als die meisten Soundtracks fast ausschließlich auf Synthesizern produziert wurden. Mittlerweile wird die Begleitmusik häufig mit der gleichen Vielfalt wie eine Symphonie komponiert und produziert, aber die Namen, die dahinterstehen, sind geblieben.
 
 
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• Der japanische Komponist, Pianist und Sounddesigner Koji Kondo ist einer der berühmtesten davon. Nintendo heuerte den jungen Künstler und Videospielfan 1984 an, ohne auch nur ein Demo-Tape gehört zu haben. Diese Entscheidung war einer der besten in der Geschichte der Videospiele. Selbst wenn Koji Kondo nach dem Score für Super Mario Bros. aufgehört hätte, wäre ihm ein Platz im Spundtrack-Olymp gewiss. Aber er hörte nicht auf. "The Legend of Zelda: Octarina" war das letzte Projekt, das er allein kreierte, aber auch seine Kollaborationen zählen zu den am meisten gefeierten Soundtracks in der Videospielwelt. Auf der Kinoleinwand sind seine Werke im Super Mario Bros. Movie mit Chris Pratt zu hören.

• Yuzo Koshiro ist ein weiterer Komponist, der die Videospielszene mitgeprägt hat. Der als "das Genie von FM Synth" bekannte Japaner ist mit den Soundtracks für "Die Rache von Shinobi", "Streets of Rage" und "Actraiser" in die Gaminggeschichte eingegangen. Wie keinem anderen gelang es dem hochbegabten Programmierer und Musiker, aus noch rudimentärer Technologie die Klänge von Rockgitarren und Schlagzeug in hochemotionalen Sequenzen herbeizuzaubern. Dass sein Herz unter anderem für Rock, Hip-Hop, House und Detroit-Techno schlug, ist dabei zu spüren.

• Nobuo Uematsu ist ein weiterer japanischer Komponist, dessen Werke die untermalten Spiele nicht nur ergänzen, sondern veredeln. Sein bekanntestes Epos ist "Final Fantasy VII", und der anhaltende Erfolg des spannenden Games von 1997 ist auch auf seinen Soundtrack zurückzuführen. Das Remake von 2020 wurde aus gutem Grund mit dem Game Award für die beste Musik ausgezeichnet. Insgesamt ist der Soundtrack der Neuauflage acht Stunden lang, ohne langweilig zu werden.
 
 
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• Wie sehr der Soundtrack den Spielspaß beeinflusst, haben Bill Elm und Woody Jackson 2010 in "Red Dead Redemption" bewiesen. Die Musik für das im 19. Jahrhundert in Mexiko angesiedelte Spiel um den ehemaligen Gesetzesbrecher John Marston, der auf der anderen Seite der US-Grenze ausgerechnet für Recht und Ordnung sorgen soll, ist wie ein klassischer Spaghetti-Western gehalten. Der Song "Far Away" ist dabei zum Dauerbrenner des Genres geworden.

Doch nicht nur die Helden brauchen im Videospiel ihre Themenmusik für den ersten Auftritt. Selbst weniger auffällige Momente wie das Gewinnen beim Slot-Spiel im Casino mit Paysafecard oder das Mischen von Karten in den Saloons von "Red Dead Redemption 2" werden durch ausgefeilte Töne zum Erlebnis. Um einen tollen Soundtrack zu schaffen, muss jedes einzelne Element des Games in Betracht gezogen werden. Während es im traditionellen Film in erster Linie darum geht, mit der Hintergrundmusik Stimmung und Emotion zu erzeugen, werden Soundeffekte im Videospiel ebenfalls benutzt, um den Gamer durch das Spielgeschehen zu lenken. Obwohl Atmosphäre und Emotion die wichtigsten Punkte für den Komponisten sind, damit der Spieler herzklopfend ins Abenteuer einsteigen kann, sind Interaktivität und Orientierung unterschwellige Faktoren. Manchmal reichen wenige Töne, damit der Spieler weiß, in welchem Terrain er sich befindet oder ob er Freund oder Feind zu erwarten hat.

Schlachten, Gefahren, romantische Momente und Triumphe werden durch den Soundtrack zum mitreißenden Erlebnis. Dabei sind viele der Produktionen den kleinen Studios und dem Synthesizer im Wohnzimmer längst entwachsen. Symphonieorchester, die die Musik in den großen Konzerthallen der Welt einspielen, und namhafte Dirigenten, die den Taktstock schwingen, sind inzwischen keine Seltenheit mehr. In "Call of Duty: Modern Warfare" ist unter anderem das Nashville Symphonieorchester zu hören. Etliche Soundtracks haben ihrerseits den Weg in die Konzerthallen geschafft, ohne speziell dafür komponiert worden zu sein. Darunter sind Koji Kondos "Legend of Zelda: Octarina" und die Final-Fantasy-Reihe.

Dass Spiel-Soundtracks echte Kunst sein können, hat inzwischen auch die Musikbranche erkannt. Seit 2023 wird im Rahmen der Grammys ein Preis für den besten Videogame-Soundtrack verliehen. Erste Gewinnerin war Stephanie Economou für "Assassin's Creed: Dawn of Ragnarök" - eine verdiente Auszeichnung für Spannung nach Noten.
 
 
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