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Ein Beitrag von Arnold Fritzsch vom 16.02.2015
mit Pressefotos (u.a. von Herbert Schulze)





Liebe Ines,
nun bist du schon fünf Jahre da oben, wo es keinen Liebeskummer und keine Eifersucht mehr gibt, und wo alle alten Verletzungen heilen. Ich hoffe, dass du deinen Entschluss nie bereut hast. Wir hier unten wissen nichts von dem Glück da oben, du bist uns voraus, aber wir vermissen dich hier, wo es immer härter wird für uns Harlekine. Wo die Kälte Künstler frieren lässt. Manche werden auch hart im Herzen und verlieren das Vertrauen ins Leben. Du siehst dir das sicher alles an mit warmem Herzen. Du weißt nun viel mehr als wir, aber dass du uns fehlst, das siehst du auch.

001 20231207 1683588403Ich hatte zuletzt ein scheißhalbes Jahr, du weißt es. Wie oft habe ich dich gebeten, mir zu helfen. Und wie oft stand ich vor der gleichen Entscheidung, die du so endgültig getroffen hast. Du hast mir so gefehlt und du fehlst mir noch!

Die meiste Zeit in irgendwelchen Kliniken verbracht, hing manchmal alles an einem dünnen Faden. Nach der letzten OP wird alles langsam besser. Hauch mir wieder Leben ein – einer der ersten Texte von dir, die ich vertonen durfte. Du weißt, wie oft ich gehofft habe, dass mir wieder Leben eingehaucht wird.

Ich hab deine Stimme ganz nah an meinem Ohr. Eine besondere Stimme. Zu Luise, deiner Rundfunk-Produzentin, hab ich mal im Scherz gesagt, dass du nur fünf Töne hättest, c bis g, aber die richtig! Das war natürlich übertrieben! Gerade in den letzten Jahren hast du durch viele jazzige Sachen, die du gesungen hast, dein Spektrum nach oben ziemlich erweitert. Du hast eine geile Kopfstimme. Miss Cellie’s Blues ...

Ach, viel zu selten lege ich unser Best-Of-Album mit deinen Hits auf. Himmelblau! – Aber ich habs gelernt: so wie Harry Potters Patronuszauber die Dementoren vertreibt, so vertreiben meine guten Erinnerungen die Depression. Und gerade höre ich unsere Musik. Was für ein ungeheures Glück, das erlebt zu haben. Mit dir Lieder singen und produzieren zu dürfen. Wie im Regen nach viel zu langer Trockenheit. Ich bin so glücklich, dass Jan dich damals anschleppte und ich mit dir arbeiten durfte.

Na und jetzt? Jetzt, wo’s mir wieder besser geht, wo ich wieder Musik machen will, wieder Hoffnung habe? Jetzt fehlst du mir! Entsetzlich. Sicher singst du jetzt mit Freddie oder gar mit Michael. Standhalten konntest du denen immer. Du hast das Pop-Gen, das Groove-Schwein auch ...

Nachdem mein Zwerchfell wieder zusammen geflickt ist, muss ich völlig neu singen lernen. Atmen, Töne aushalten, das ganze Programm. Da denke ich auch oft an dich. Du konntest wahnsinnig lange Töne aushalten. Weißt du noch, wie wir in der Dance-Dance-Dance-Revue im Friedrichstadtpalast ein Duett gesungen haben? Du konntest deinen Ton ums doppelte länger halten als ich. Aber es hat mir nie was ausgemacht, neben dir nur ein halber Sänger zu sein. Da war ich neidlos ... Ach ja, vorbei, und doch nicht vorbei ...

Und so gibt mir die Erinnerung an dich den Patronus, das Zauberhilfsprogramm für die nächsten Jahre. Wenn’s mal wieder eng wird. Du bist bei mir, gelle?
Bis demnächst, dein Arnold

Erinnerungsstück:

Ein Fax von Ines an Murmel,
das er bis heute aufgehoben hat.
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