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Titel: Interpret: Label: VÖ: Titel: |
"Klagen ist für Toren (... eine Winterreise)" Marco Ponce Kärgel & Manfred Maurenbrecher Reptiphon/Broken Silence 14. November 2014 1. Gute Nacht 2. Die Wetterfahne 3. Gefrorne Traenen 4. Erstarrung 5. Der Lindenbaum 6. Wasserflut 7. Auf dem Flusse 8. Rueckblick 9. Irrlicht 10. Rast 11. Fruehlingstraum 12. Einsamkeit 13. Die Post 14. Der greise Kopf 15. Die Kraehe 16. Letzte Hoffnung 17. Im Dorfe 18. Der stuermische Morgen 19. Tauschung 20. Der Wegweiser 21. Das Wirtshaus 22. Mut 23. Die Nebensonnen 24. Der Leiermann |
Anstrengend - dieses Attribut bringt es wohl am ehesten auf den Punkt, was Manfred Maurenbrecher und Gitarrist Ponce Kärgel im Rahmen ihres gemeinsamen Crowdfunding-Projektes nun vorgelegt haben. Das soll dessen künstlerischen Wert keinesfalls schmälern - schließlich handelt es sich dabei um die Neuvertonung von Franz Schuberts romantischem Liederzyklus "Winterreise". Die mehr als anspruchsvolle Vorlage legt die Messlatte per se hoch, und diesem Anspruch werden die beteiligten Musiker auch souverän gerecht. Aber die bereits von Hause aus schwere Kost wird durch die neuerliche Interpretation nicht eben leichter verdaulich.
Das liebevoll gestaltete Booklet gibt ein wenig preis von der Motivation, vom Antrieb, sich heranzuwagen an etwas, was beide unabhängig voneinander schon seit Jahren, noch unscharf und fragmentiert, in Gedanken mit sich herumtrugen. Gitarrist Marco Ponce Kärgel nennt es ein "Verdichten", jenseits des klassischen, kunstfertigen Kunstliedes. Und experimenteller, ja gar morbider wolle man herangehen, damit eher auf der Straße denn im Konzertsaal angesiedelt sein.
Die 24 Stücke reihen sich gut 70 Minuten aneinander, der "Lindenbaum" ("Am Brunnen vor dem Tore") wohl noch am bekanntesten. "Fliegt der Schnee mir ins Gesicht, schüttl' ich ihn herunter / Wenn mein Herz im Busen spricht, sing ich hell und munter / Höre nicht, was es mir sagt, habe keine Ohren / fühle nicht, was es mir klagt, Klagen ist für Toren." Diese Zeile aus dem Lied "Mut" gab den Projekttitel her. Maurenbrecher gelingt es hier vortrefflich, die den Texten innewohnenden unerwarteten Harmonien freizulegen und damit zugleich den Rhythmus für die begleitende, zumeist elektrische Gitarre vorzugeben. Genau hierin scheint aber offenbar auch die Krux zu liegen: Monotonie macht sich alsbald breit, Ermüdungserscheinungen sind die unweigerliche Folge. Die Stücke erscheinen dadurch zusehends miteinander austauschbar; die Texte verschwimmen und verlieren sich in Bedeutungslosigkeiten. Der Begleiter des Wanderers, der zentralen Figur der Winterreise, läuft Gefahr, vom Weg abzukommen ...
Dennoch seien die Künstler hier ausdrücklich beglückwünscht: Für ihren Mut, neue Ideen abseits des Mainstreams umzusetzen, und damit insbesondere wohl die klassischen "Winterreise"-Liebhaber ansprechen dürften, derer es so wenige sicher nicht gibt, wie schließlich auch die erfolgreiche Finanzierung des Projektes beweist. Für alle anderen ist es schwieriges Terrain, dem bei hinreichend vorhandener Neugier sich durchaus auch hierüber genähert werden kann. Ob erfolgreich, hängt letztlich vom Durchhaltevermögen des Zuhörers ab.
(Rüdiger Lübeck)
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