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Ein Konzertbericht mit Fotos von Stephan Sieger




Barclay James Harvest feat. Les Holroyd ist eine Fortführung der ursprünglichen Band, die ausschließlich unter dem Namen BJH bekannt war. Die britische Formation, geleitet von Les Holroyd, der in Deutschland lebt, besteht auch aus zwei deutschen Musikern: Ralf Gustke am Schlagzeug und Jens Skwirblies am Keyboard. Weiterhin ist wieder Steve Butler (Backing Vocals, Schlagzeug, Keyboards, Gitarre) und natürlich Michael Byron-Hehir (Leadgitarre, Akustikgitarre, Backgroundgesang) mit dabei.

Vor 50 Jahren begann die musikalische Reise von Barclay James Harvest um ihren Gründer Les Holroyd in Oldham/Manchester. Die Band, bekannt für ihren melancholischen Classic Rock und esoterische Sphärenklänge, gilt als einer der einfühlsamsten Vertreter des Genres. Seit ihrer Gründung 1967 begeistern sie Fans auf der ganzen Welt und werden oft mit Bands wie den Moody Blues oder Pink Floyd verglichen. Seit ihrem Debütalbum im Jahr 1970 ist der Erfolg von Barclay James Harvest ungebrochen. Bandleader und Frontmann Les Holroyd prägt den unverwechselbaren Sound der Band wie seit den Anfängen entscheidend mit. Über drei Jahrzehnte hinweg veröffentlichten Barclay James Harvest Alben, die regelmäßig die Top 10 der europäischen Charts erreichten und mit Gold und Platin ausgezeichnet wurden. Ihre außergewöhnlichen Live-Auftritte und Les Holroyds Gespür für Hits machten sie zu Superstars. Les Holroyd wurde als Leadsänger von Barclay James Harvest weltweit bekannt. Schon früh verschmolzen melodischer Rock und klassische Elemente im Sound der Band. Barclay James Harvest gelten als maßgebliche Mitbegründer des Progressive Rock bzw. Artrock. Mit dem 1977 erschienenen Album "Gone To Earth" und der Single "Hymn" gelang ihnen in Deutschland der große Durchbruch und der Sprung in die Top 10 der Charts. Die Single "Life Is For Living" erreichte 1980 sogar Platz 2 der deutschen Charts.


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Barclay James Harvest feat. Les Holroyd für
daheim: Doppel CD "Classic Meets Rock"



Nach einer erfolgreichen Tour im März 2023 begibt sich die britische Classic Rock Band Barclay James Harvest feat. Les Holroyd erneut auf Deutschland-Tournee. Der Tour-Auftakt fand am 26. Februar 2024 im Alten Schlachthof in Dresden statt, gefolgt von weiteren acht Shows in Deutschland.

Um 19:00 Uhr begann das lange ersehnte Ereignis für die Fans von BJH feat. Les Holroyd, die bereits vor der Halle warteten. Viele konnten es kaum erwarten und strömten in den bis auf wenige Plätze ausverkauften Saal im Alten Schlachthof in Dresden, um ihre Plätze einzunehmen oder sich noch schnell an der Bar mit einem Getränk zu versorgen. In den Gesichtern vieler war die reine Vorfreude auf das Wiedersehen bzw. Wiederhören mit ihren Idolen auf der Bühne deutlich zu erkennen.

Pünktlich um 20.00 Uhr verdunkelte sich der Saal, die Bühne wurde in blaues Licht getaucht und ein Intro erklang aus den Boxen. Der Spannungsbogen im Saal erreichte seinen Höhepunkt: Was würde uns heute erwarten? Als die Musiker die Bühne betraten, entlud sich die Spannung in tosendem Applaus. Ohne viele Worte begannen sie ihren Auftritt in einer ruhigen und fröhlichen Atmosphäre mit dem ersten Lied "Time of our Lives", gefolgt von "Mocking Bird" und "Rock 'N' Roll Star". Es wurde nicht viel gesprochen, denn Les Holroyd musste nicht groß ankündigen, welcher Song als nächstes gespielt wurde. Die eingefleischten Fans erkannten die Songs bereits an den ersten Takten. Jeder Song, der von der Bühne erklang, sei es "Sip of Wine", "Child of the Universe" oder "Play to the World", wurde begeistert beklatscht.

Die Freude am Zuhören verschmolz nahtlos mit der Spielfreude der Band, und der Alte Schlachthof wurde förmlich in die Musik der 70er Jahre getaucht. Die Songs, die weit über die üblichen 3:30 Minuten hinausgingen - manche Stücke dauerten ganze sechs Minuten oder noch länger -, nahmen das Publikum mit auf eine faszinierende Reise, mal rockig, mal psychedelisch. Dabei wussten nicht nur die Instrumente - Gitarre, Bass, Schlagzeug und Keyboard - zu begeistern, sondern auch die Stimme von Les Holroyd, die mal solo, mal im Duett oder Quartett, tief unter die Haut ging.


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Leider kam es ab dem Song "Crazy City" zu einem technischen Problem mit dem Monitor von Les Holroyd. Offenbar konnte er sich selbst nicht mehr hören, so dass er den Song und auch den folgenden "Poor Man's Moody Blues" verstärkt ins Mikrofon sang. Doch diese Situation meisterte er dank seiner jahrzehntelangen Erfahrung auf der Bühne natürlich. Es ist eben Live-Musik, und solche Zwischenfälle können passieren.

Nach etwa einer Stunde gab es eine knapp halbstündige, altersgerechte Pause. In der Pause wurde wohl das technische Problem behoben, denn nun kam die Stimme von Les Holroyd wieder glasklar und deutlich aus den Boxen. Mit ihrem Song "Who Do We Think We Are" nahm die Band sowohl alte als auch neue Themen auf, darunter Krieg und Hunger - Weltschmerz von gestern und heute. Trotz der Ernsthaftigkeit der Themen gelang es der Band, das Publikum an diesem wunderbaren Abend zu fesseln und für einen Augenblick den Alltag hinter sich zu lassen. Danach folgte "African Nights" und dann endlich "Friend of Mine", einer meiner persönlichen Lieblingssongs. "Friend of Mine" mit seinem Schlagzeug- und Keyboard-Solo begeisterte das Publikum und mit "Fly Away" schien der Geist dem Alltag zu entfliehen.

"Love of the Line" führte mit funkigen Klängen auf die Zielgerade, bevor sich bei "Hymn" die Band und das Publikum zu einem Chor vereinten. Les Holroyd bedankte sich für den schönen Abend und verließ mit seiner Band ziemlich zügig die Bühne. Da man schon den ganzen Abend das Knistern im Publikum gespürt hatte, kam es so, wie ich es eigentlich schon früher am Abend erwartet hatte. Im Publikum hielt es niemanden mehr auf den Stühlen, Les Holroyd und seine Band bekamen Standing Ovations und es wurde lautstark eine Zugabe gefordert. Als die Band die Bühne wieder betrat, passierte etwas, womit nicht einmal ich gerechnet hatte. Das Publikum stürmte nach vorne bis zum Bühnenrand, um ihrem Idol Les Holroyd mit Applaus zu danken, und ich glaube, selbst Les Holroyd war überrascht. Er blickte kurz zu seinem Gitarristen Michael und mit einem fröhlichen Achselzucken spielte die Band die beiden Zugaben "Tonight's gonna be the Night" und "Life is for Living", unterstützt von den Fans vor der Bühne. Was kann sich ein Musiker mehr wünschen als diese Huldigung?


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Zum Schluss verbeugte sich die Band mehrfach vor ihren Fans und sichtlich gerührt von diesem Abschluss des Konzertabends bedankte sich Les Holroyd noch einmal kurz. Les Holroyd strahlte sichtlich vor guter Laune, ebenso wie der Rest der Band. Als Kopf der Formation wirkte Les Holroyd teilweise etwas introvertiert, ganz auf sein Spiel und die Musik konzentriert. Er ist kein Mann großer Worte zwischen den Liedern, was den Bandleader mit den mittlerweile grauen Locken recht sympathisch erscheinen lässt. Gegen 22.30 Uhr verließen die Musiker endgültig die Bühne.

Fazit: Was für ein Abend! Was für ein Konzert! Was für ein Konzert-Abschluss! Mit knapp 76 Jahren rockt Les Holroyd noch immer und kann auch nach 50 Jahren nach wie vor die Hallen füllen.



Setlist:
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