Jugendradio DT64 Festival
Bobo & Rainbirds am 8. Mai 2014 in Berlin

 

         Ein Konzertbericht mit Fotostrecke von Jens Lorenz



Zum ersten Mal ging DT64 Pfingsten 1964 anlässlich des damaligen Deutschlandtreffens der DDR-Jugendorganisation FDJ in Ost-Berlin auf Sendung. Das Programm wurde im Laufe der Jahre immer weiter ausgebaut, und es gab auf dem über UKW ausgestrahlten DT64 immer wieder unangepasste, nicht linientreue Moderatoren zu hören. Das erklärte wohl die Beliebtheit beim vorwiegend jungen Publikum ebenso, wie die internationale Pop- und Rockmusik, die damals gespielt wurde.a 20140522 1755189529 In den Wendejahren wurde DT64 schließlich zu einem wichtigen Sprachrohr für junge Menschen in Ostdeutschland, fiel aber letztendlich, wie die meisten anderen Traditionsprogramme der DDR, der Wiedervereinigung zum Opfer.

Vom 8. bis 10. Mai fand im Berliner BABYLON das DT64-Festival "Return To Sender" statt. Zum 50-jährigen Jubiläum wurde anhand von Filmen, Features, Gesprächen und Musik der Weg des ehemaligen Jugendsenders der DDR noch einmal nachgezeichnet. Mit dabei und "live on stage" BOBO IN WHITE WOODEN HOUSES und die RAINBIRDS, welche den musikalischen Teil am ersten Abend übernahmen.

Das Programm selbst begann an jenem Donnerstag bereits um 15:15 Uhr. Eine ungewöhnliche Zeit für einen Wochentag und mir, wie sicherlich auch vielen anderen, absolut unmöglich den Auftakt mitzuerleben. Allerdings zeigte ein Blick auf das Programm wenig Neues. Was es an Filmen zu sehen gab, kam alles aus dem Archiv. Schon gesehen, zum größten Teil für gut befunden aber trotz alledem eben alte Kamellen. Einen neuen Film zu machen hielten die Macher des Festivals dann wohl doch nicht für nötig. Nichts desto trotz, das BABYLON war - wenn schon nicht ausverkauft - so doch gut besucht. Als ich gegen 20:00 Uhr die Location erreichte drängten sich doch überraschend viele Besucher vor und in dem altehrwürdigen Kino. Das Ganze hatte das Flair eines Klassentreffens. Man kannte sich, grüßte einander, gab Geschichten aus der guten alten Zeit zum Besten, erinnerte sich. Und ein Festivalradio gab es natürlich auch. Vom 8. Mai 2014, 06:00 Uhr, bis zum 11.05.2014, 02:00 Uhr, war DT64 noch einmal auf Sendung.

Den musikalischen Auftakt gaben am Donnerstag pünktlichst um 21:00 Uhr im großen Kinosaal 1 BOBO IN WHITE WOODEN HOUSES. Mir als Rock, Metal- und Gothic-Fan waren sie nicht unbedingt ein Begriff, wenngleich mir BOBO selbst keine Unbekannte war.b 20140522 1038792778 Allerdings in einem Zusammenhang, der ihre wahren musikalischen Talente nur bedingt repräsentierte. Lieh sie doch dem "Engel" im gleichnamigen Song von RAMMSTEIN ihre Stimme. Den Rest ihrer Geschichte musste ich mir anlesen. Anfang der Neunziger verzauberten BOBO IN WHITE WOODEN HOUSES mit dem Hit "Hole in Heaven" ein ganzes Land und waren kurz darauf mit ihrem ersten selbst produzierten Album in aller Munde. Der Erfolg allerdings war nur von kurzer Dauer. Mit dem Verlust ihres Gitarristen (Selbstmord) änderte sich kurz darauf alles wieder. Aus dem erfolgreichen Folkpop wurde Electrobeat und Ambient bevor sie 1996 fast völlig von der Bildfläche verschwanden. 2007 und 2010 erschienen dann wieder neue Alben wobei die 2007 veröffentlichten Werke (für "Lieder von Liebe und Tod" erhielt sie 2008 den Deutschen Weltmusikpreis) eher Soloalben waren und erst drei Jahre später mit "Transparent" BOBO IN WHITE WOODEN HOUSES wieder zu neuen Ufern aufbrachen. Man konnte also gespannt sein.

BOBO IN WHITE WOODEN HOUSES waren an diesem Abend Christiane Hebold alias BOBO (Gesang, Gitarre, Keyboards), Axel "Lexa" Schäfer (Bass), Gründungsmitglied und zurzeit Bassist bei Stern-Combo Meißen, Heiko Jung (Drums), dessen Arrangements und Zusammenarbeit mit anderen Künstlern hier aufzuzählen wohl den Rahmen sprengen würde und der neue Gitarrist und Produzent der Band, Jan Stolterfoht.
Die Sessel im großen Kinosaal waren bequem, wenn auch bei weitem nicht bis zum letzten Platz besetzt, und die Musiker ließen vom ersten Song an keine Zweifel an ihrer Qualität aufkommen. Popsongs wechselten mit improvisierten Stimmungen und wurden getragen von der klaren Stimme BOBOs, der man die Liebe zum Gesang ihre Leidenschaft und ihren Willen, das Leben mit schöner Musik zu füllen, anstandslos abnahm. Dass sie sich dabei nicht nur über ihren Gesang definiert, stellte sie eindrucksvoll an Gitarre und Keyboard unter Beweis. Untermalt wurde die Reise in die Welten von BOBO IN WHITE WOODEN HOUSES von einem nahezu psychedelischen Gitarrensound Jan Stolterfohts. Das Publikum quittierte den Auftritt des Quartetts mit euphorischen Applaus und trug so zu einem durchaus gelungenen Konzertauftakt bei.

Pause. Zeit für Bier und Zigarette vor den Türen des Babylons im mittlerweile verregneten Berlin. Gespräche, Geschichten. Der obligatorische Kino-Gong läutete den Showdown für Teil 2 des Konzertabends ein. Katharina Franck mit den RAINBIRDS.

"Wenn sich eine spontane Idee als Lebensprojekt entpuppt, die jugendliche Euphorie von einst in der Mitte des Lebens nachhaltige Leidenschaft entfacht und jede Rückschau zugleich einen Neuanfang birgt, treffen wir uns auf eben jenem Terrain, auf dem die RAINBIRDS ihr neues Album 'Yonder' ansiedeln." Das wäre die eine Interpretation. Katharina Franck selbst spricht von einer "unsentimentalen Reise in die Vergangenheit". Was damit wirklich gemeint ist? Nun, auf der vor wenigen Tagen erschienenen Platte "Yonder" befinden sich - mit Ausnahme von zwei neuen Songs - tatsächlich nur Neuaufnahmen bereits auf anderen Alben veröffentlichter und bekannter Songs der Band. Alte Songs in einem völlig neuem Gewand. Unter Mithilfe von Gunter Papperitz, Bela Brauckmann, Dirk Berger und Markus Runzheimer arbeitete sich Katharina Franck auf CD wie auch an jenem Abend auf der Bühne durch ihren Back-Katalog.

Was im ersten Moment an einen "Alten Abklatsch" erinnern mag, war es dann aber doch beileibe nicht. Katharina Franck gelingt - zumindest auf der Bühne (die CD habe ich ehrlich gesagt noch nicht gehört) - das Kunststück, sich neu zu erfinden und doch so vertraut zu klingen wie eh und je. Von der ersten Sekunde des Konzertes an wurde man an die RAINBIRDS erinnert und doch waren die Songs anders arrangiert und instrumentiert. "Blueprint", der Überhit aus vergangenen Zeiten beispielsweise klingt wie ein moderner Remix, der keinen Deut Seele an den Tanzboden abgeben musste. Und so dauerte es denn auch nicht lange, bis die eingefleischten RAINBIRD-Fans ihre bequemen Sessel aufgaben und tanzend vor der Bühne dieser Neuerfindung huldigten.

Nahezu unglaublich mit welcher Power und Leidenschaft sich die Franck durch ihr Programm sang. Kein Wunder, dass sie keine Mühe hatte das Publikum zu begeistern und es den ganzen Abend über bei Laune und beim Tanzen zu halten. Mit teils sphärischen Klängen präsentierten die RAINBIRDS 2014 ihre alten/neuen Songs in einem Elektro-Pop-Gewand, dass auch in den aktuellen Radio- und Dance-Charts eine gute Figur machen dürfte.


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Termine:

Bobo In White Wooden Houses:
• 29.05.2014 - Halle/Salle - Objekt 5
• 30.05.2014 - Audigast - Festival
• 13.09.2014 - Stahnsdorf bei Berlin

Rainbirds:
• 03.09.2014 - Leipzig - Werk 2
• 04.09.2014 - München - Strom
• 06.09.2014 - Berlin - Privatclub
• 09.09.2014 - Köln - MTC
• 10.09.2014 - Hamburg - Prinzenbar

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Bitte beachtet auch:

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• Off. Homepage der Rainbirds: www.rainbirds.com
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