Jerzy Skrzypczyk
 
von der Gruppe

 

Rote Gitarren |  Czerwone Gitary

 

 

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Nach der Pressekonferenz und dem anschließenden Konzertprogramm, zu der die SONY/Amiga am 26. März 2009 geladen hatte, konnte Fred Heiduk nicht anders, als ein paar Worte mit dem Hauptakt des Abends zu wechseln. Zunächst konnte er sich etwas mit Arkadiusz Wisniewski unterhalten. In einem bunten Sprachmix erfuhr Fred, dass sich Artek sehr freut, mit der Gruppe spielen zu dürfen. Fred fragte ihn, warum er der einzige sei, der keine rote Gitarre spielt, was ihm ein Lachen ins Gesicht zauberte. Er kommt von einer anderen Band und liebt seinen Bass, der ihm immer Glück gebracht habe. Aber wenn er mal ein tolles Instrument finden und kaufen sollte, dann muss das neue Arbeitsgerät wohl rot sein. Er lachte dabei, und erzählte weiter, dass es nicht darauf ankommt, mit einer roten Gitarre zu spielen, sondern mehr auf die Art Musik zu machen. Und die ist auch etwas jünger geworden. Er sagte explizit "younger" und fügte hinzu, dass das alles ein wenig vielleicht auch mit den neuen Musikern zusammenhängt. Ferner verwies er darauf, dass die "neue" Musik pur ist. Lassen wir uns überraschen wohin die Gitarren unterwegs sind, und ob uns Arkadiusz in Zukunft noch mit einem neuen, roten Instrument überraschen wird. Ein beeindruckendes Detail muss allerdings noch erwähnt werden: Es war mittlerweile nach 23:00 Uhr, und das erste, was Fred gefragt wurde, bevor er selbst eine Frage stellen konnte, war: "I have a question. Where can I found the church of Bach? Is it far away from here?". Freds Erklärungen ersparen wir unseren Lesern aber an dieser Stelle. Wir können uns nicht vorstellen, dass Arkadiusz noch in der Nacht die Thomaskirche besucht hat, aber dass seine erste Frage Bach galt - Chapeau, junger Mann! Und dann stand Fred Jerzy Skrzypczyk, der Motor der Roten Gitarren, für ein Interview zur Verfügung...
 

 

Die roten Gitarren - mehr als 40 Jahre Musik. Was ist von damals übergeblieben?
(Jerzy Skrzypczyk lacht herzlich und hat hinter seiner Brille den Schalk im Blick als er antwortet. Unser Dolmetscher muss mit lachen, übersetzt aber wörtlich.) Lieder! Vor allem Lieder!
(Besser kann man eine so blöde Frage nicht beantworten. Aber da auch ich lachen muss, sind wir uns wohl sofort sympatisch und Jerzy Skrzypczyk antwortet ernsthaft)
Wir haben erlebt, dass in Deutschland viel Sympathien für uns geblieben sind. Schon unsere ersten Stücke waren sehr erfolgreich, und so haben wir einige Platten in der DDR machen können. Das bleibt. Aber wir sind nicht stehen geblieben. Wir haben gerade bei der neuen Platte unseren Sound ein wenig modernisiert.
 
 
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Haben die Roten Gitarren einen neuen Stil? Vieles klingt rockiger?
Wir sind die Roten Gitarren geblieben. Aber es hat sich auch einiges geändert. Das kam automatisch. Wir haben inzwischen junge Musiker dabei, und die spielen anders als die alten das vor 20 oder 40 Jahren gemacht haben. Wir Alten achten darauf, dass unser Stil nicht verloren geht. Aber es ist in den letzten Jahren viel Neues dazugekommen. Es ist eine Mischung aus dem Alten und dem Neuen. Das soll man auch hören.

 

Gibt es eine Erklärung, warum die Roten Gitarren in den 80er Jahren nicht mehr so häufig in der DDR auftraten, obwohl der Erfolg ja weiterhin da war?
Nein, nicht wirklich. Wir haben gern in der DDR gespielt, waren oft im Fernsehen, hatten viele Fans und Erfolg. Als in Polen die Solidarnosc gegründet wurde und sich die Politik in Polen änderte, wurden wir immer seltener eingeladen. Vielleicht hatte man Angst wir würden irgendwie politisch wirken. Das wollten wir aber nicht. Unsere Lieder, gerade die Deutschen, waren unpolitische Schlager. Wir sind in der Zeit häufiger in Polen aufgetreten und hatten dort sehr großen Erfolg. Vielleicht hätte sich auch unser Management verstärkt um anderes kümmern sollen, ich weiss es wirklich nicht. Jetzt sind wir wieder hier, und es ist schön zu sehen, dass wir auch in Deutschland noch Fans haben.

 

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Viele verbinden die Roten Gitarren mit Severin Krajewski. Wann ist Severin bei den Roten Gitarren ausgestiegen?
Das war im Jahre 1997. Kurz danach kam Mieczyslaw Wadolowski zu uns. Und Mitek hat eine besondere Stimme. Die erinnert nicht nur an die von Severin, sondern auch an die von Krzysztof Klenczon (der polnische John Lennon - Anm. d. Red.). Mit Mitek kommen wir dem alten Klang sehr nahe, aber ohne ihn zu kopieren.

 

Habt ihr noch Kontakt zu Severin?
Nein. Fast gar nicht mehr.

 

Ganz modern ist auch das Video zu Eurer neuen Single "Schwer verliebt und Herz verschenkt". Wann ist das Video entstanden und warum steht ihr im Wasser?
Das Video ist im vergangenen Jahr entstanden, als klar war, dass wir das Album machen werden. Den Titel gab es schon, aber nicht in Deutsch. Er wurde dann übersetzt und für die erste Single aufgenommen. Und für die Werbung entstand das Video. Es wurde in Polen gedreht. Der Produzent hatte die Idee mit dem Wasser und so haben wir das gemacht.

 

Wie kommt es, dass ihr eine ganz neue Platte in Deutschlad macht?
Die Initiative kam von der SONY. In Polen sind wir immer auf den Bühnen gewesen. Dort haben wir viele Platten gemacht und hatten immer Erfolg. In Deutschland sind die neuen Lieder aber kaum bekannt. Hier sind unsere alten Titel immer noch sehr beliebt. So fragte man uns, ob wir auch für Deutschland etwas Neues machen wollen. Unsere Aufgabe für die deutsche Platte war, die Lieder auszusuchen und sie zu spielen (lacht).

 

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Welche Rolle spielte Thomas Natschinski bei der neuen CD?
Wir haben mit ihm seinen Titel "Lange her" produziert. Man hat uns das Stück vorgestellt und gefragt ob wir das spielen wollen. Ein sehr schönes Lied, wie ich finde, das wir gern auf die CD genommen haben. Bei den anderen Titeln des Albums war Thomas Natschinski als Berater tätig. Es war eine sehr angenehme Zusammenarbeit. Ich kann mir gut vorstellen, weiter mit ihm zu arbeiten und auch andere Lieder von ihm zu spielen.

 

Die deutschen Texte sind wieder von Ingeborg Branoner. Wie kam es zu der erneuten Zusammenarbeit?
Für uns war das ganz natürlich und klar. Ich kenne Ingeborg viele Jahre. Sie hat die deutschen Texte unserer früheren Liedern geschrieben. Und die sind sehr schön. So bin ich zu ihr gegangen, hab ihr von der Platte erzählt und sie gefragt, ob sie wieder die Texte schreiben würde.

 

Wie funktioniert so etwas genau?
Es gibt eine Rohübersetzung, mit der wir zu Ingeborg gegangen sind. Dort haben wir die Musik dazu vorgespielt und sie hat den endgültigen Text zur Musik gemacht.

 

Es gibt Fragen, ob die Roten Gitarren allein mit einem eigenen Programm in Deutschland zu sehen sein werden.
Das freut uns. Und ich hoffe, dass es einige Konzerte geben wird. Wir arbeiten daran. Zunächst wollen wir noch ein paar mehr Lieder auf Deutsch machen. Dann müssen wir von der Bühne noch viel mehr deutsch sprechen, sonst ist ein Konzert sehr schwer zu bestreiten.

 

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Ich werfe ein - das machen aber ganz viele andere Musiker auch nicht. Die sprechen auch kein deutsch...
Stimmt. Das wichtigste ist die Musik. Ob es eine größere Tour gibt, hängt zum einen von der jetzigen "Musik für Sie" Tour ab und sicher auch ein wenig davon, wie unsere neue CD in Deutschland angenommen wird. Wir haben einige Termine nach "Musik für Sie" in Deutschland. Wir werden in Gera, in Mittweida und in Thale spielen.

 

Eine ganz andere Frage. Was war aufregender? Das Silvesterkonzert in San Francisco oder der Auftritt im Kreml?
(lacht) Das waren zwei völlig verschiedene Konzerte. Beide waren besonders. In San Francisco haben wir vor polnischen-stämmigen Amerikanern gespielt, die meist auch polnisch sprachen. Im Kreml haben wir vor Russen gespielt, die das meist nicht konnten. Es gab aber richtig große Werbung für uns und so kamen 5600 Leute. Das war ein tolles Konzert mit einer sehr guten Stimmung. Man kannte auch noch einige unserer alten Titel, obwohl wir sehr lange nicht in Russland aufgetreten sind.

 

Mittlerweile ist es kurz vor Mitternacht. Beim beginnenden Aufräumen im Spiegelpalast wird versehendlich kurz das Licht gelöscht. Das ist allerdings der Auslöser für die offizielle Beendigung des Abends. So beenden wir auch das kurze Interview.

 

Interview: Fred Heiduk
Bearbeitung: cr
Fotos: Frieder Krenzlin

 


 

Foto Impressionen:
 
 

   
   
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