wadertaylor 20130129 1350068335 Titel:
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VÖ:

Titel:

"Old Friends In Concert"
Hannes Wader & Allan Talyor
Universal
1. Februar 2013

1. Heute hier, morgen dort / Day To Day, Town To Town
2. Ansage 1
3. Los Companeros
4. Schwestern, Brüder / What's The Life Of A Man
5. Banjo Man
6. Kleine Stadt / The Town I Loved So Well
7. Leaving At Dawn
8. Ansage 2
9. Es ist an der Zeit / The Green Fields Of France
10. Unterwegs nach Süden
11. Kerouac's Dream
12. Ansage 3
13. Gut wieder hier zu sein / It's Good To See You
14. Sag mir wo die Blumen sind / Where Have All The Flowers Gone
15. I'm Going Home
16. Dat du min Leevsten büst / Night Visiting Song
17. Schon so lang / Been On The Road So Long

Die CD heißt "Old Friends in Concert" und das trifft in jeder Hinsicht zu. Älter sind sie geworfen, die beiden Protagonisten der CD, Hannes Wader und Allan Taylor. Freunde? Sind sie seit vielen, vielen Jahren. Und irgendwie auch die Freunde vieler Liebhaber des Folk. Denn seit mehr als 40 Jahren zählen Wader und Taylor zu den Ikonen der Szene. Ihre Lieder zählen, gleich ob Volkslied oder Protestsong mit tiefgründigem Text zu den Standards der Szene. Nicht wenige haben hier und da ihre Lieder selbst gesungen. Ja, man kann sagen, Wader und Taylor sind meine alten Freunde, deren Musik mich ein Stück begleitet hat. Selten war ich auch deshalb, nach dem Hören einer CD so hin und hergerissen, wie nach dieser, die Hannes Wader und Allan Taylor eingespielt haben. Dabei handelt es sich, wie der Name "Old Friends in Concert" sagt, um Konzertmitschnitte von Titeln ihrer gemeinsamen Tour 2011, die nun als CD veröffentlicht wurden. Die CD hat allerdings die Klasse einer ausgezeichneten Studioaufnahme. Das hat wohl eine ganze Menge mit der Klasse und dem Können der Musiker selbst zu tun, und ist einer der Gründe für meine Zerrissenheit. Auf der CD gibt ist einfach perfekte Folkmusik zu hören, so wie man sie vom deutschen Alt- und Großmeister des Genres kennt und wie ich sie sehr mag, aber immer seltener zu hören bekomme. Zudem sind in diesem Konzertmitschnitt eine Reihe von sehr, sehr bekannten Titeln vereinigt, die zu hören immer wieder einfach nur schön ist. Doch wie es Wader und Taylor im Titel "Kleine Stadt" besingen, erzeugt das Hören dieser Musik bei mir fast zwangsläufig einen Klos im Hals und irgendwie Traurigkeit, denn diese Musik ist in gewisser Weise auch ein etwas wehmütigen Blick in die Vergangenheit. Wehmut nicht weil sich das Damals vom Heute so gravierend unterscheidet, weil sich so viel so gravierend geändert hat und das Alte besser gewesen wäre ... Nein, diese Traurigkeit kommt auf, weil mit der Zeit hier und da auch viele Erlebnisse meiner Jugend verblasst sind und nun gerade beim Hören dieser Musik verklärt wieder vor dem geistigen Auge erscheinen. Denn einige der hier zu hörenden Titel waren und sind Gassenhauer, mit denen sicher nicht nur ich vor Jahren die Musik außerhalb von Rock, Pop und schwerer Klassik kennen lernte. Nicht Wenige werden einige der Lieder selbst in der ein oder anderen Form gesungen haben. Etwas was heute geradezu unvorstellbar scheint - gemeinsam zur Klampfe zu singen und neben Spaß und Freude auch Gedanken mit anderen zu teilen - etwas, das wirklich in eine längst vergangene Zeit zu gehören scheint.

Hannes Wader war genau wie Allan Taylor einer der Pioniere dieser Stilrichtung und die Musik die er damals machte übt noch heute - zumindest auf mich - eine gewisse Magie aus. Warum, das kann man auf dem Album wunderbar hören. Da ist zum einen die markante Stimme Waders. Heute etwas belegt aber dennoch markant und unverkennbar. Ein wunderbar warmer Bariton der sich einschmeichelt und den Zuhörer nicht mehr loslässt. Dazu kommt brillantes Gitarrenspiel, vor allem ein exzellentes Picking. Folkgitarre in Vollendung ("Unterwegs nach Süden"). Das alles wird auf große, alte Titel angewendet, die Wader und Taylor so singen, wie man sie seit zig Jahren kennt. Keine Neuvertonungen oder modernisierten Fassungen - das Beste aus 40 Jahren Singer-Songwriter Schaffen im Original. In gewisser Weise neu an den Interpretationen ist zum einen, dass einige Titel sowohl in Deutsch als auch in Englisch gesungen werden, und zum anderen der grandiose Satzgesang der Beiden. Zwar gab es schon zuvor bei Wader zweisprachige Interpretationen und Satzgesang sowieso, doch nicht in dieser Konstellation. Und Allan Taylor und Hannes Wader ergänzen sich fantastisch. Sowohl mit ihren Instrumenten, wie auch gesanglich und nicht zuletzt inhaltlich.

Während Wader seine deutschen Klassiker auf die CD einbringt, steht Taylor für einen gehörigen Schuss englischsprachigen Folk und Country, bei dem ich hier und da irische Klänge ("Leaving at Dawn") und dann wieder amerikanische Einflüsse ("Banjo Man") herauszuhören glaube. Insgesamt gibt die CD einen schönen Einblick in die vielfältigen Facetten des Folk. Da sind Volkslieder wie "dat du min Leefste büst" neben Songs mit unverkennbar politischem Inhalt wie "Es ist an der Zeit" (Ja, auch dich haben sie schon genauso betrogen ...) oder Klassikern wie "Sag mir wo die Blumen sind". Die größte Überraschung für mich war es, einen Schlager auf der CD zu finden. "Los Companeros" könnte gut die Vorlage zu Kenny Rogers "It's a fine time to leave me Lucille" gewesen sein. Auch der unglaublich gut gespielte Titel "Keruac's Dream" hat mich begeistert.

Dass auf einer Wader Konzert CD "Heute hier, morgen dort" nicht fehlen darf, versteht sich fast von allein. Der Reigen von großartigen Liedern wird damit eröffnet und gewinnt den Zuhörer sogleich für die gesamte CD, die mit "Schon solang" nach 17 Tracks ein etwas wehmütiges Ende findet.

Alles in allem, eine großartige CD, die ich nicht nur dem Folkfan wärmstens empfehlen möchte. "Old Friends in Concert" von Hannes Wader und Allan Taylor ist - auch wenn sich keine wirklich neuen Lieder auf ihr finden - sicher ein herausragendes Folkalbum, das in vielerlei Hinsicht sicher viele der noch kommenden Produktionen des Jahres 2013 locker in den Schatten stellen wird. Ich behaupte mal, "Old Friends in Concert" wird zu einem Standartwerk des Folk werden und in dessen Annalen eingehen.
(Fred Heiduk)

 


   
   
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