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Titel:
"Butter & Beton (35 Jahre Monokel)"
Mr. Speiche's Monokel Blues Band
BuschFunk
13. Januar 2012
1. Der Kindertraum
2. Bye Bye Lübben City
3. Amboss Oder Hammer
4. Drums
5. Boogie Mobil
6. Das Landei
7. Oma Krüger
8. Schwarze Marie
9. Der Schreier
10. Tell Me
11. You Talk Too Much
12. Lucille
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Das Jahr 2011 bot ja nun wirklich einiges an Konzert-Highlights. Eins der herausragenden Ereignisse 2011 war fraglos die Geburtstagsparty von Mr. Speiche's Monokel Blues Band am 27. Oktober im Kesselhaus der Berliner Kulturbrauerei. Es war ein gigantisches Event - Deutsche Mugge hat ausführlich darüber berichtet (Bericht: demnächst hier).
 
Zwei Monate später liegt nun der CD-Mitschnitt dieses denkwürdigen Abends vor. Wer dabei war, wird sich jedoch beim Betrachten der Titelliste ein wenig wundern, denn scheinbar fehlt ein Großteil des Abends auf der Scheibe. Das stimmt tatsächlich, allerdings nur temporär. Speiche und seine Mannen gehen nämlich bei der Aufarbeitung des Events einen etwas anderen Weg, denn das Konzert wird in zwei Teilen veröffentlicht. Der erste Teil liegt in Gestalt der "Butter & Beton"-CD vor mir, und ich bin sehr gespannt, ob meine tollen Erinnerungen an das Konzert durch diese CD bestätigt werden. Auf dem Silberling befinden sich hauptsächlich Songs aus der Monokel-Historie, wobei die 12 Titel absolut identisch mit der ersten Stunde des Konzertes sind. Die zweite CD wird irgendwann 2012 erscheinen und soll, so lässt die Band auf ihrer Webseite verlauten, dagegen eher zukunftsweisend sein.
 
Während ich die CD in den Player lege und das ca. 2-minütige Intro läuft, habe ich Gelegenheit, einen Blick in das sehr gelungene, informative Booklet zu werfen. Dann geht es auch schon los es mit dem "Kindertraum", und sofort bin ich angenehm überrascht vom druckvollen Sound. "Bye Bye Lübben City", die eigentliche Monokel-Hymne, wird bereits an zweiter Stelle präsentiert. Eine clevere Idee, denn dadurch ist die Stimmung im Publikum bereits jetzt enorm gut. Leider hört man davon nur recht wenig, da hätte man die Regler ruhig ein bisschen weiter aufdrehen können. Wer live dabei war, wird mir zustimmen. Zwischen den Songs kommt hin und wieder mal eine kurze Ansage bezüglich der personellen Wechsel auf der Bühne oder die eine und andere Titelansage, ansonsten dominiert die Musik. Ein Monokel-Klassiker jagt den nächsten, ob nun "Amboss oder Hammer", das "Boogie Mobil" oder "Oma Krüger" - es ist eine Zeitreise, die riesigen Spaß macht. Es wird eigentlich kaum ein Titel aus den glorreichen 80er Jahren ausgelassen. Mein persönliches Monokel-Highlight, nämlich "Schwarze Marie", wurde auch nicht vergessen. Auffällig ist, dass sich die Songs natürlich soundtechnisch deutlich frischer anhören als die 30 Jahre alten Originale, ansonsten passieren aber in musikalischer Hinsicht keinerlei Überraschungen. Das ist okay, was will man auch großartig verändern? Aber spätestens mit Titel 10, als die Heinz Glass-Komposition "Tell Me" beginnt, ist erstmals das zu hören, was Live-Konzerte für mich ausmachen, nämlich das Abweichen von den bekannten Arrangements zugunsten von Einlagen der einzelnen Musiker. Ja, hier artet es beinahe schon in eine Session aus. Dieser Song treibt, groovt, powert ohne Ende, und jeder durfte mal ran und sein Können zeigen. Phantastische Gitarrenduelle zwischen Jürgen Bailey, Wille Borchert und Heinz Glass, der hier auch den Vocal-Part übernimmt, ein schönes Solo von Boddi Bodag, einige Harp-Einlagen von Sören Birke, und nicht zu vergessen der Saxophon-Auftritt von Reinhard Schmid lassen die Nummer auf eine Laufzeit von über 11 Minuten (!) anwachsen. Wenn ich mich auf der CD für einen Favoriten entscheiden müsste, dann wäre es dieser - so muss es live klingen!
 
Es folgt mit "You Talk Too Much" ein richtiger Blues-Rock-Hammer von George Thorogood, ehe ein alter Weggefährte von Speiche angekündigt wird: Pfundskerl Achim Mentzel! Hier ist er zu hören mit seinem ersten von drei vorgetragenen Songs, mit der Little Richard-Nummer "Lucille". Leider kann man es auf der CD nicht sehen, aber es lässt sich immerhin erahnen, welche Energie von Achim Mentzel bei dieser Nummer freigesetzt wurde, mit welcher Wucht er die Bühne rockte, es war schier unglaublich. Ich denke, auch dieser letzte Titel des Albums knallt richtig rein.
Ich gestehe freimütig, ein großer Fan von Live-Mitschnitten zu sein. Doch manchmal ist die Kluft zwischen dem, was da von der Bühne schallt und eigentlich phantastisch klingt, und dem später auf CD zu hörenden Ergebnis erschreckend. In diesem Fall haben es die Produzenten jedoch ohne Wenn und Aber geschafft, den exzellenten Livesound der Band entsprechend auf der CD abzubilden, dafür ein riesiges Kompliment. Ich habe ein sehr feines Gehör (jedenfalls bilde ich mir das ein) und seziere gerade bei Livemusik gerne mal den angebotenen Sound. Im Ergebnis dessen muss ich neidlos anerkennen, dass hier von Anfang bis Ende eine hervorragende Abmischung aus den Boxen knallt. Die einzelnen Gitarren schrammeln anständig und sind gut voneinander zu unterscheiden, die Drums klingen satt und kernig. Wenn nötig, ist auch Boddi Bodags Tastenwerk vernehmlich zu hören, und Sören Birkes Harp kommt einfach super daher. Einzig Speiches Bass erscheint mir anfangs etwas zu dominant und vordergründig, aber das gibt sich mit der Zeit. Nicht vergessen darf man natürlich Zuppe Buchholz, dessen unverwechselbare Stimme auf der CD genauso wiedergegeben wird wie sie wirklich klingt: klar und deutlich, jedes Wort ist zu verstehen. Das ist ja weiß Gott nicht immer so bei Live-Produktionen.
 
Alles in allem liegt mit dieser CD eine würdige Nachlese zum ersten Teil des Jubiläumskonzertes im Kesselhaus vor. Man bekommt einen wunderbaren Querschnitt der frühen Monokel-Hits geboten, am Ende wird es dann international und richtig rockig. Vor allem das von mir bereits so hochgelobte "Tell Me" lässt erahnen, was dann im zweiten Teil des Konzertes abging. Ich wiederhole mich gerne: Der Sound ist phantastisch, das muss man bei einer Live-CD erst einmal so hinbekommen. Liebe Produzenten, vielen Dank! Somit fällt es mir auch überhaupt nicht schwer, für diesen Silberling eine unbedingte Kaufempfehlung auszusprechen. Hm, eigentlich müsste ich ja nach soviel Lob wenigstens noch eine kleine Meckerzeile einbauen, aber verdammt noch mal, mir fällt da leider nicht viel ein. Höchstens die Frage, warum nicht beispielsweise als Intro ein paar Sekündchen von Manne Chicago vorangestellt wurden, der ja das Publikum über eine Stunde lang mit seinem Boogie-Woogie-Piano wunderbar auf den Abend eingestimmt hat. Oder weshalb die eigentlich hervorragende Stimmung im Publikum nach meinem Geschmack ein bisschen zu sehr gedämmt wurde. Naja, das ist Jammern auf hohem Niveau und soll nun wirklich in keinster Weise den überaus positiven Gesamteindruck, den diese CD hinterlässt, schmälern.
Ob die Band-Strategie aufgeht, das Ereignis auf zwei Einzel-CDs zu splitten, wird sich zeigen. Mir wäre es lieber gewesen, ich könnte das Konzert in einem Rutsch genießen, aber das ist nur meine ganz bescheidene persönliche Meinung, die mir an dieser Stelle gestattet sei. Letztendlich haben sich Speiche und seine Mannen etwas dabei gedacht, es genau so und nicht anders durchzuziehen, und das muss man akzeptieren. Und wenn dann die zu erwartende Fortsetzung das hohe Niveau der hier vorliegenden ersten CD hält oder sogar noch übertrifft, hat Monokel definitiv alles richtig gemacht.
(Torsten Meyer)
 
 

   
   
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