Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:
Titel:
"Zu gut für diese Welt (live)"
Ruben Cossani
105 music
2. März 2012
1. Sinnloses Leiden
2. Es kann sein (Die Wüste lebt)
3. Wir wollten einmal
4. Einmal in 10 Jahren
5. Engel an der Wand
6. Verrückt nach dir
7. Rumgemacht
8. Bis auf letzte Nacht
9. Frieren im Sommer
10. Erinnern
11. Raus
12. Haut
13. Halbes Herz
14. Besser jetzt
15. Du trägst keine Liebe in dir
16. Mitgefühl
rubenlive 20121019 1094405935
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Im Jahre 2006 gründeten Michel van Dyke (Gesang, Gitarre), Leonard Valentin Lazar (Gesang, Schlagzeug) und Konrad Wißmann (Gesang, Klavier) in Hamburg die Gruppe RUBEN COSSANI. Michel van Dyke, selbst langjähriger Solo-Künstler, dessen Karriere im Jahre 1984 mit seinem ersten Fernsehauftritt im "Talentschuppen" von Jürgen von der Lippe begann, und der als Produzent, Komponist und Arrangeur u.a. auch für die Gruppe FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE tätig war, dürfte der bekannteste Kopf der Kapelle sein. Konrad Wißmann ist van Dykes Fußballfreund, dessen Gesangstalent er "durch Zufall" entdeckte. Lazar stieß als dritter im Bunde dazu und vervollständigte das Trio (er wurde im Jahre 2010 von Alexander Jezdinsky abgelöst). Relativ schnell begeistern die Jungs mit eigenen Songs ihr Publikum. Die Fans waren sich schnell einig: Es ist eine abwechslungsreiche und frische Musik mit tollen Texten, die auf Anhieb gefällt. Obendrein verfügt die Band über eine klasse Stimme - aber eigentlich sogar über drei! Bei der Musik, die das Trio macht, handelt es sich um Rock und Pop, mal mit Elementen des Jazz angereichert, mal angeswingt, mal im Retro-Stil arrangiert. Kurz: die Arrangements bergen immer eine Überraschung! RUBEN COSSANI baut um seine kleinen Geschichten stets ein ansprechendes und zeitlos schönes Musikgerüst. Und wenn wir schon vom Songinhalt reden: Auch wenn die Texte recht einfach zu verstehen sind, lässt Texter Michel van Dyke weder Niveau noch Einfallsreichtum und Kreativität vermissen. In meiner Rezension zum 2009er Album beschrieb ich die Texte als klug, manchmal ironisch, manchmal traurig. Es gibt eine Botschaft, und die ist immer ansprechend und exzellent in Worte gekleidet.
Ihre beiden bisher erschienenen Studioalben "Tägliche Landschaft" (2008) und "Alles auf einmal" (2009) hatten immer so ein bisschen den Ruf, das von den drei Musikern live auf die Bühne gebrachte Programm nicht erreichen zu können. Vielleicht ist das auch der Grund, warum das dritte, jetzt erscheinende Album "Zu gut für diese Welt" ein Live-Album geworden ist.
 
Die traurige Nachricht an den Anfang der Besprechung gestellt: Es ist das letzte Album der Gruppe RUBEN COSSANI. Es wird kein weiteres mehr geben! Die Band hat sich für ein Live-Album mit 16 Liedern entschieden. Das darauf zu hörende Songmaterial wurde am 26. April 2010 in Hamburg aufgenommen. Wie gesagt: Mit "Zu gut für diese Welt" ist das gute Stück überschrieben, und allein in diesem Albumtitel steckt so viel Wahrheit drin, dass ich die Rezension an dieser Stelle eigentlich beenden könnte. Damit ist wirklich alles gesagt... Auf der neuen CD ist eine Band zu hören, die in ihre Musik dermaßen viel Herzblut gelegt hat, dass man nur noch mit der Zunge schnalzen kann. Die Hingabe und Spielfreude der drei Musiker ist förmlich greifbar.
Mit "Sinnloses Leiden" geht es noch eher schlicht los - zumindest musikalisch. Die spartanische Instrumentierung ist eher Begleitung für den erstklassig vorgetragenen Songtext. Hier sorgt der starke Satzgesang im Verlauf des Stücks erstmals für Verzückung. Insbesondere die beeindruckende Gesangsleistung der drei Jungs zieht sich wie ein roter Faden durch diese Platte. Dass die Band dicht beim Publikum ist, bekommt man z.B. auch im Song "Wir wollten einmal" sehr deutlich zu hören. Hier wird die an sich schon gute Stimmung im Saal durch kurzweiliges Einbeziehen des Publikums in das Live-Programm weiter angeheizt. Auch die anderen An- und Zwischenmoderationen, wie z.B. die lustige Udo Lindenberg-Parodie etwas später, findet beim Auditorium Anklang... Das kommt alles hörbar gut an und wirkt auch auf der CD auflockernd und frisch. Und immer wieder diese wunderbaren Momente wie beim Stück "Engel an der Wand", in dem eine kleine Melodie zum großen Song wächst. Leicht jazzig kommt die Nummer zu Beginn daher... Ein flott gespieltes Klavier leitet den Hörer zum Hauptteil über. Es swingt, es lässt die Beine zucken, es ist mitreißend - das ist Champions League! Auch an anderen Stellen auf der Platte bekommt der Hörer sehr eindrucksvoll gezeigt, dass man gar nicht so viel Firlefanz braucht, um einen tollen Song abzuliefern. Natürlich gibt's auch den eben schon erwähnten "Hit" der Band, "Bis auf letzte Nacht", mit dem RUBEN COSSANI beim Bundesvision Song Contest 2009 teilgenommen hat. Unnötig zu erwähnen, dass das Stück sich nahtlos in die Reihe starker Titel einreiht und auch in der Live-Version einen ganz besonderen Reiz hat (die Beatles lassen grüßen).
Bei dieser CD handelt es sich um ein in Live-Form gegossener Querschnitt der beiden Studio-Alben. Von daher darf man - was neue Songs betrifft - keine großen Erwartungen an die Scheibe stellen, denn die gibt es auch nicht. RUBEN COSSANI wird sich ohne neuen Song vom Tonträger-Markt verabschieden (wie das live beim Abschiedskonzert sein wird, weiß ich nicht). Aber auch wenn es keine neuen Titel zu hören gibt heißt das nicht, dass es an Überraschungen mangeln muss. Nicht nur, dass die Lieder anders als auf den anderen CDs klingen (was ja in der Natur der Sache liegt), überraschen die drei RUBEN COSSANIs mit ihrer Version des Stücks "Du trägst keine Liebe in Dir", einem Song, den man eigentlich von der Gruppe ECHT kennt. Und hier kommen wir wieder auf die eingangs dieser Rezension bereits notierte Feststellung, dass Michel van Dyke bisher nicht nur als Solokünstler und Bandmitglied von RUBEN COSSANI tätig war, sondern auch für andere Künstler und Bands gearbeitet hat. Dieser Single-Hit der Gruppe ECHT aus dem Jahre 1999 (Platz 7 in den deutschen Single-Charts) stammt kompositorisch und textlich aus van Dykes Feder (wie übrigens - bis auf eine Ausnahme - ALLE Songs auf dieser CD). Hier kommt der Deutschrockklassiker in einem Gewand aus Jazz daher, im Mittelteil wird im Ragga-Style improvisiert, und die teilweise im Satzgesang vorgetragene Version von RUBEN COSSANI stellt plötzlich einen komplett eigenständigen, andersartigen Song dar, der sich mit dem Original nur noch im Refrain deckt.
 
Über das "Warum?" auf die Frage nach den Gründen für die Auflösung von RUBEN COSSANI kann an dieser Stelle nur spekuliert werden, aber man kann sich die Antwort eigentlich fast schon selbst geben. In einer Medienlandschaft wie unserer, in der es bei den Öffentlich-Rechtlichen fast ausschließlich nur noch um volkstümliche Volksverdummung geht, in der die großen Privatsender nur ihr eigenes, in zweit- und drittklassigen Karaoke-Shows künstlich hochgezüchtetes Gerümpel bewerben, in der der einzige verbliebene Musiksender im deutschen TV lieber die Musik aus Übersee feiert und eben erwähnte Casting-Produkte pusht, und in der sich Radioredakteure heute nur noch strikt an die Vorgaben "von oben" halten und überhaupt nicht mehr trauen, abseits des Mainstream Versuche zu starten, haben es Bands wie RUBEN COSSANI einfach viel zu schwer über den Status einer lokalen Größe hinaus zu kommen. Und da trifft der Titel "Zu gut für diese Welt" wie der vielzitierte Nagel auf den Kopf. Nun hatte die Single "Bis auf letzte Nacht" einen Platz in den Deutschen Single-Charts, aber das war's dann auch schon mit dem "kommerziellen" Erfolg. Schade eigentlich, dass man sich sowas immer erst mühsam selbst raussuchen muss, und noch mehr schade ist es, dass sowas an vielen Menschen einfach vorbei geht, weil sie von der Existenz solch toller Bands und ihrer Musik nichts wissen. Vielleicht ist das der Grund... Vielleicht hat das aber auch andere Gründe, z.B. dass in Michel van Dyke inzwischen schon wieder ganz andere Ideen stecken, die sich unter dem Namen RUBEN COSSANI einfach nicht umsetzen lassen?! Wir wissen es nicht. Was aber gesagt werden kann ist, dass dieser Rückzug einen sehr traurig stimmt. Es ist sehr schade, dass die Geschichte mit nur zwei Studioalben und den 31 darauf veröffentlichten Songs schon beendet sein soll. Die Art und Weise, wie die Gruppe die Musik präsentiert hat, sucht hierzulande seinesgleichen. RUBEN COSSANI haben uns in den 6 Jahren ihrer Existenz gezeigt, dass man auch im neuen Jahrtausend immer wieder noch etwas Neues auf die Beine stellen und erschaffen kann. Und das obwohl man glaubt, man hätte inzwischen alles gehört und gesehen.
Was diese CD betrifft kann ich nur sagen, dass sie den Studioproduktionen noch eins oben drauf setzt: Live muss RUBEN COSSANI wohl eine extrem starke Nummer gewesen sein. Aber eine Chance, sich davon zu überzeugen, gibt es ja noch: Das Abschiedskonzert des Trios am 27. März 2012 in den Hamburger "Fliegenden Bauten". Wer kann, sollte sich diese letzte Chance nicht entgehen lassen. Aber auf alle Fälle sollte dieses Live-Album hier auf dem nächsten Einkaufszettel notiert werden...
(Christian Reder)
 

 
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