45. Jubiläum der Stern-Combo Meißen am 20. Juni 2009 in Meißen (Teil 2)
(mit muSix, Dirk Zöllner und dem Live-Comeback der "Klosterbrüder")

 

Bericht: Fred Heiduk
Fotos: Petra Herz, Matthias Ziegert, Bernd Teichert

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Wie beginnt man einen Bericht zu einem Abend, der einem schier die Sprache verschlagen hat? Welche von den vielen Eindrücken sind berichtenswert? Was muss außen vor bleiben, schon weil der Bericht fertig werden soll? Die vier Bands müssen ausführlich erwähnt werden! Die vielen fleißigen Hände drum herum auch. Ist es noch legitim, länger über Reinhard Fissler zu schreiben? Und was ist mit den Männern und Frauen von Rockradio? Ist das selbstverständlich? Ach ja - die vielen gutgelaunten Geburtstagsgäste... Wie würdigt man die treffend? Darf man die Unterschriften zu "Eine Henne für Fissler" überhaupt erwähnen, oder wäre das Eigenwerbung? Und den vielleicht aufgeregtesten Mann des Abends, Detlef Seidel? Wie würdigt man ihn angemessen? Die anwesende Muggegemeinde? Und da sind noch einige Themen, die mich berühren, wenn ich auf den Abend mit dem Abstand eines Tages zurückblicke. Diesen Abend ganz zu erfassen, das gelingt vermutlich nur jemanden, der ihn live erlebt hat. Und es gelingt wohl auch am ehesten mit dem Herzen, als mit Worten. Für mich war der Abend zusätzlich mit einer Besonderheit verbunden. Das Geburtstagskonzert war das erste Livekonzert der Stern-Combo Meißen, das ich überhaupt je erlebt habe. So bin ich mit großen Erwartungen nach Meißen gereist.
Wie würden die Sterne, die vielleicht gewaltigste aller Artrockbands aus dem Osten, klingen? Zurückgekehrt zu den Tasten, zurückgekehrt zu den musikalischen Wurzeln... Würde es neue Titel geben? Und wenn, wie reihen die sich in die lange Galerie der Stern Klassiker ein? Eine andere Frage für mich war, wie würde sich die Band schlagen, die nach den Dirk Zöllner, dem Bühnencomeback der Klosterbrüder und der A capella-Band muSix, also nach einer so geballten Ladung toller Acts, ran muss? Ich hab die Bands im Vorprogramm erlebt, wie sie ein großes Publikum gerockt haben und es dem Topact des Abends richtig schwer gemacht haben, sie ihnen fast die Show stahlen. Zu Zöllner / Gensicke hatte ich eigentlich weniger Fragen. Da war nur die Vorfreude, die Beiden live erleben zu dürfen. Und dann war da noch die Band, die für mich die meisten Fragezeichen aufwarf und zugleich die meisten Ausrufezeichen verdient hatte: die Klosterbrüder. Vom Hörensagen wusste ich, dass die Herren im Grunde seit Jahren nicht mehr gemeinsam gespielt haben. Wie würde sich das anhören nach so langer Zeit? Haben es die alten Herren noch drauf? Diese und andere Fragen gingen mir im Kopf herum, als ich am Nachmittag zum Jubiläumskonzert der Stern Combo Meißen aufbrach. Eine Frage verdrängte ich schlichtweg, hab ich doch in der Vorwoche erfahren dürfen, dass wenn man nicht an schlechtes Wetter denkt, es auch besser wird. Man muss nur fest dran glauben! Und das tat ich, obwohl wir direkt auf einen tief mit dicken Wolken verhangenen Himmel zufuhren. Das Wetter hielt sich noch als wir in Meißen, unmittelbar an der Elbe, ankamen, die Fotoausrüstung schnappten und in die Richtung loszogen, aus der vertraute Klänge ans Ohr drangen. Das klang sehr nach Soundcheck. Ganz offensichtlich "Der Alte" live gesungen.
Unverkennbar getragen von Norbert Jäger. Sehen konnte man noch nichts, aber hören. Und das klang voll, satt und wunderbar! Spätestens an diesem Punkt war klar: wir sind unterwegs zur Stern-Combo Meißen, und die Herren haben sich einiges vorgenommen. Angekommen, gab's die erste Überraschung. Von der Bühne wurde freundlich gegrüßt - "Hallo Naunhof" rief Norbert Jäger meinem Freund Matthias entgegen, der sich mit seiner Kamera bewaffnet vor der Bühne aufbaute. Einmal grob orientiert, freundlich Hallo zu den bereits anwesenden Gästen gesagt und dann zugehört, was die Sterne an diesem Abend bieten würden. Die gesamte Band war hochkonzentriert, aber erfreulich unaufgeregt bei der Sache. Hier nochmal etwas wiederholt, dort eine Nuance verändert, da einen Einsatz noch einmal geprobt. Das alles bei bester Stimmung. Und die Zuversicht wuchs bei mir: die Meißener sind richtig gut drauf und werden heute Abend die Sterne funkeln lassen. Je besser es lief, je ausgelassener wurde die Stimmung auf der Bühne. Dazu lachte die Sonne. Vielleicht brachte das Thomas Kurzhals dazu, eine musikalische Bierbestellung abzugeben. Da sich niemand angesprochen fühlte, er es aber wohl ernst meinte, übernahm ich kurzerhand die Kellnerrolle, was mir ein Dankeschön und Kurzhals einen flotten kleinen Spruch der Kollegen - in dem Sinne - "man müsste Klavier spielen können..." einbrachte. Die sieben Musiker waren bestens aufgelegt.


Auf dem Areal wurden die letzten Arbeiten von vielen fleißigen Händen erledigt. Auch hier wusste jeder worauf es ankam. Keine Hektik, vielmehr Konzentration und irgendwie die Überzeugung: "Das bekommen wir hin". Wir werden einen großen Abend mitgestalten. Und auch als der Himmel sich dann doch öffnete und es fast aussah als wolle es sich einregnen, geriet niemand in Panik. Vielmehr wurde darüber nachgedacht, was für den Fall, dass es nicht aufhören sollte zu regnen, zu tun sei. So wurde an einigen Ständen hier etwas umgebaut, und dort etwas regenfest gemacht. Und da wir schon mal da waren, fassten wir kurzerhand mit an. Gegen 16:00 Uhr gab's allerdings einen richtigen Schreck. Ein ohrenbetäubendes sehr unangenehmes Rauschen statt des begonnen Titels. Dann plötzliche Stille. Irgendein Soundanlagenteil war ganz offensichtlich ausgestiegen. Aber die Crew blieb auch hier recht gelassen, wenngleich sich plötzlich vieles auf der Bühne tat, was vorher nicht dort zu erleben war. Der Check der Anlage war jedenfalls erfolgreich. Nach wenigen Minuten war der Fehler gefunden, behoben und der Soundcheck ging weiter. Zu diesem Zeitpunkt fiel mir die tolle Anlage erstmals richtig auf, die da auf der großen Bühne montiert war. Und der Supersound, den die Techniker, unterstützt und geleitet von Martin Schreier aus der Anlage herausholten. Ganz klar: da wurde nichts dem Zufall überlassen. Das wirkte nicht nur hochprofessionell, das war es. Unterdessen ging der Soundcheck weiter und - angekündigt war es ja, aber eben noch völlig unbekannt - da drangen ganz unbekannte Töne ans Ohr. Nacheinander wurden zwei neue Titel angespielt. Einer mit einer sehr eingängigen Melodie und einem schönen Refrain, und der zweite mit einem Kurzhals an den Tasten, der kurz mal zeigte, was man mit elektronischen Instrumenten alles machen kann. War das ein Klang... Die Stern-Combo hat also Wort gehalten und neue Titel im Repertoire, die sich sehr vielversprechend anhörten. Echte Stern-Combo-Titel eben. Ziemlich genau zu diesem Zeitpunkt grüßte ein Elbdampfer vom Fluss. Das hatte zwar nichts mit dem Konzert zu tun, aber man hätte es nicht besser in ein Szenario schreiben können. Als wolle man der Combo sagen: "Ja, ihr könnt's noch!" Die Schiffssirene galt aber in Wahrheit der Elbbrücke die das Schiff mit abgeklapptem Schlot querte und über den etwas später ein Zug laut ratternd rauschen sollte. Weder der Dampfer noch der Zug und sein Rattern brachten die Sterne aus dem Konzept. Und so ging ein recht umfangreicher Soundcheck mit sichtbar erfreuten Musikern zu Ende. Noch während der Probe der Stern-Combo hatte ich mir einen kompetenten Gesprächsparner unter den Gästen gesucht. Mit Walter Cikan, dem ehemaligen Chefproduzenten "Junge Musik" beim Rundfunk der DDR, jemand der ähnlich wie Luise Mirsch große Verdienste um viele der Rockgruppen der DDR hat, unterhielt ich mich über dies und das. Bereitwillig und kompetent beantwortete er mir einige Fragen und stellte seinerseits eine ganze Reihe zu verschiedensten Themen und Künstlern.
003h 20140102 1916602015Da Walter Cikan auch einige der Stern-Combo-Titel produziert hat (wenn ich Martin Schreier richtig verstanden habe, waren es wohl die meisten der im Rundfunk aufgenommenen Titel), war das der richtige Mann um meine Frage zu beantworten: "Sind die neuen Titel echte Stern Combo Titel?" In die Frage hinein gesellte sich Thomas Kurzhals und Larry B. zu uns. Kein Grund die neuen Titel genauer unter die Lupe zu nehmen. Das Urteil nach eingehender Betrachtung lautete: "Es sind würdige Stern-Combo-Titel". Moderner hier und da. Der eine mit einem Refrain, der derart ins Ohr geht, dass, würde man ihn im Radio spielen, er sicher weit kommen würde, und der andere ein großer Stern-Combo-Titel, allerdings mit einem recht anspruchsvollem Text. Zuhören, nachdenken und eventuell den Klos im Hals runterschlucken, den auch der große Musikrahmen der Keys von Thomas Kurzhals nicht wegspielen kann, so tiefsinnig ist die Botschaft von "Raimund S.". Beide Texte stammen von Norbert Kaiser, bestens bekannt als Texter großer Karattitel, verriet Thomas. Unsere Manöverkritik veranlasste Thomas Kurzhals zu ein paar Worten zu seinem Arbeitsplatz, dem "Tastenturm". Als er seinen neuen Moog und ein weiteres Teil der Anlage, mit dem er schon lange spielt (leider hab ich den Namen dieses "Multiinstuments" vergessen) erwähnte, blitzten seine Augen geradezu. Er schwärmte von den Möglichkeiten und der Vielfalt von Kombinations- und Variationsmöglichkeiten gerade dieser beiden Instrumente. Was er damit meinte, hatte er 10 Minuten zuvor angedeutet. Da klang ein ganzes Orchester samt Bläsern aus den Boxen, dressiert vom "Hexenmeister" Kurzhals. Ein unglaublicher Sound. Noch jetzt bekomme ich Gänsehaut, wenn ich an diese Musik denke. Ja, und so ganz nebenbei erzählte Thomas Kurzhals von seinem Besuch auf der Moog Messe in Frankfurt, bei dem er die anwesende Fachwelt ein wenig in Erstaunen versetzte, als er eben mal in die Tasten griff. Das brachte ihm neben Raunen a la "Who is it? It's fantastic" seitens der anwesenden Verantwortlichen auch einen Clip auf der Moog Seite (zu sehen ganz offiziell auch auf YouTube). Unterdessen verfinsterte sich die Laune des Machers des Abends, Detlef Seidel, ein wenig. Denn von den anderen Bands, die am Abend spielen sollten, waren erst die muSix zugegen. Kaum hing er am Telefon um das Problem zu lösen, rollte ein Auto vor die Bühne aus dem Zöllners Muse, Denise und André Gensicke stiegen, um sofort mit dem Entladen von Instrumenten und Equipment zu beginnen. Dirk Zöllner war den beiden anderen offensichtlich schon zuvor entwischt und sprach noch mit diesem und jenem Kollegen und Gast. Neben ihren Instrumenten hatten Zöllner und Gensicke noch etwas mit nach Meißen gebracht: das schöne Wetter. Mit ihrer Ankunft ließ der Regen spürbar nach und hörte dann ganz auf. Das sollte bis auf einen kleinen Schauer bis nach Mitternacht so bleiben. Jetzt musste Seidel nur noch die Klosterbrüder finden, dann würde dem Abend nichts mehr im Wege stehen. Und der erste Anruf hatte Erfolg. Die Magdeburger waren bereits in Meißen, und hatten nur etwas Mühe die Bühne zu finden. Entsprechend heiterte sich Seidels Stimmung auf. Die Bands da, das Areal vorbereitet, die Anlage in Ordnung, mittlerweile kein Regen mehr - viel mehr konnte man nicht organisieren um einen großen Abend aus dem Jubiläumskonzert zu machen. Es folgte der Soundcheck Zöllners. Kurz, knapp und sehr rationell. Da spielten Könner und eingespielte Profis, die einzig die Anlage testen und einstellen mussten. Das Repertoire stand. Nach wenigen Minuten gab Dirk Zöllner sein O.K. an Detlef Seidel - "Wir sind fertig", die mittlerweile eingetroffenen Klosterbrüder konnten auf die Bühne zum Check. Doch so schnell ging das nicht, hatten die Herren Kneis und Kessler doch viele Fragen zu beantworten, vielen, vielen Hallo zu sagen, und im Grunde erst einmal Luft zu holen. Doch dann gingen sie auf die Bühne, diese Urgesteine und musikalischen Schwergewichte des Ostrock. Völlig unbeschwert, hatte ich den Eindruck. Einige Passagen wurden kurz angespielt, hier und da noch einmal etwas wiederholt. Die Anlage wurde den Instrumenten angepasst und nach wenigen Probestücken, stand der Sound. Der Rest, so mochte man der Gelassenheit der alten, gestandenen Barden ablesen, liegt jetzt in Gottes Hand, und der ist ja eh längst Rock'n Roller. Das Vertrauen darauf den Groove im Blut zu haben, hat nicht einen Deut gelitten.
Die einzige Sorge war wohl: "Will uns überhaupt 004h 20140102 1887715703noch jemand hören? Hat man uns mittlerweile vielleicht schon ganz vergessen?" Möglicherweise gab's auch Bedenken wegen den anderen Bands, speziell gegenüber der Stern-Combo abzufallen. Beim Soundcheck merkte man davon jedoch nichts. Das waren wirklich Vollblutmusiker, die nur ein Instrument brauchen um das Publikum zu rocken. Damit waren die Proben beendet. Die Stimmung von Detlef Seidel war mittlerweile deutlich gelöster, war doch rechtzeitig alles gerüstet zur großen Geburtstagsgala. Noch waren die Gäste nicht im Areal an der Elbe. Zeit, um sich ausgiebig mit den Klosterbrüdern zu unterhalten. Dass ich in Hans Joachim Kneis einen katzenfreund traf, erwähne ich nur am Rande. Aber die tiefe innere Bindung, die Katzenfreunde nun mal haben, machte das Gespräch mit ihm unglaublich locker. So lüftete HaJo Kneis das Geheimnis zu einer Frage zum allerletzten mal, weil jedes wahre Wort da eh vergebens wäre: "Wie war das damals mit dem Sarg auf der Bühne bei den Liveshows der Klosterbrüder?" Seine Antwort lautete: "Das habe was mit Legendenbildung zu tun." Du kannst erzählen was du willst, die Legende vom Sarg lebt weiter. Mittlerweile hülle man sich eher in Schweigen zu der Frage. Das fördere zusätzlich den Mythos, so dass es Leute gäbe, die Stein und Bein schwören, dabei gewesen zu sein. Es hat den "Sarg" wirklich einmal gegeben. Aber das war weit nach der Wende bei einem Konzert in Leipzig. Nie vorher und danach nie wieder! Dort hat man so eine Kiste mal mit auf die Bühne gezogen, damit an der Legende nicht alles falsch wäre. Ein reiner Gag um zu sehen, wie das Publikum darauf reagiert. Bei den Klosterbrüdern in der DDR hat es nie einen Sarg gegeben. Die Kutten, die es in der Legende auch gibt, gab es sehr wohl, aber im Grunde nur zur Faschingszeit und als Kostüm, passend zum Namen. Die seien auch nicht in dem Sinne Auslöser des Verbots und der folgenden Umbenennung gewesen. Eben ein Gag. Zum Sargthema sagte Hajo ziemlich wörtlich: "Ich müsste es ja eigentlich wissen, denn ich soll ja da drin gewesen sein. War ich aber nicht, und hab ich so schnell auch nicht vor." Ein sehr kurzweiliges Gespräch auch mit dem Drummer der Band, Bernd Schilanski, der als Einziger noch regelmäßig spielt. Seine Geschichte ist die der Magdeburger Rockszene von den 70ern bis heute. Ganz klar, dass wir uns verständigten, die Angelegenheit gelegentlich mal aufzuschreiben. Ich vermute in der Nähe des Hasselbachplatzes, im alten Impro mit einem anschließenden Kaffee oder so... Und wer weiß, wer da noch kommen wird... Mitten im spannenden Gespräch, an dem mittlerweile auch Gensicke und Zöllner beteiligt waren, rollte ein großes Auto auf den Platz. Reinhard Fissler war angekommen und wurde mit samt den martialisch anmutenden Apparaturen zu seinem Platz gebracht. Einige der mittlerweile zahlreicheren Gäste hörte man etwas von Qual, unmöglich und ähnlichen Unsinn erzählen, so dass "wissende" Menschen allerhand zu tun hatten, die Fakten um Reinhard Fissler geradezurücken. Just in diesem Augenblick kam eine blonde Plakatwand an unseren Tisch, um sich zu entfalten: Unsere Mugge-Petra sagte kurz "Hallo", hatte viele Fragebögen zur Aktion "Eine Henne für Fißler" dabei, und hatte sogleich Fragen über Fragen zu beantworten. Worum es denn bei den Unterschriften ginge, was man tun soll, ob's das im Netz gibt - viele Fragen und immer ein Auge auf die Textmarker, denn die wanderten nicht selten mit den Unterschreibenden zu den Musikern die ja immer noch mit am Tisch saßen, obwohl es ja eigentlich andersrum war. Ich war Gast bei ihnen. Eine Superidee eine wandelnde Werbefläche mal für was Nützliches einzusetzen. Noch schöner - die Musiker heizten sich untereinander an, und die mittlerweile eingelassenen Gäste dazu, Petras Zettel auszufüllen, und überboten sich so zu sagen in ihren Kommentaren. Kleiner Nachteil der Angelegenheit: Ich kam nicht von diesem Tisch weg, so dass nach und nach der ein und andere Bekannte und Freund zu mir kommen musste, um mich zu begrüßen.
fr 20140102 1941158147Vorteil der Angelegenheit: es war immer was los und so verteilten sich Petras Zettel in Windeseile. Und dann ging's los. Ein paar kurze Worte vom nun sichtbar glücklichen Chef Detlef Seidel, der wirklich Grandioses geleistet hat, um am Ende zu betonen, dass das ja alles die Anderen waren, er nur ein wenig dabei geholfen habe... Der ein oder andere weiß es besser, glaube ich. Ziemlich pünktlich um 19:30 fielen ein paar Steine von seinem Herzen ab, denn in dem Augenblick kam der erste Ton von der Bühne. Dirk Zöllner begrüßte das Publikum, bedankte sich bei diesem Fest dabei sein zu dürfen, und lockerte die Stimmung mit wenigen Worten einerseits auf und heizte sie gleichzeitig an, im dem er sinngemäß sagte: Einer müsse ja der Erste sein, und das seien immer die Jünsten und die, die es noch nicht so gut könnten. Man sei aber mittlerweile auch schon über 40, wenn auch erst in Lebens- und noch nicht ganz in Bühnenjahren. Dass er aber schon Einiges gelernt hat und etwas kann, ja dass er mit seinem Freund und Partner André Gesicke zu den ganz Großen zählt, dass zeigte er in den folgenden 40 Minuten. Es ging quer durch das aktuelle, zumeist gut bekannte Repertoire. Und an vielen Stellen zeigte Zöllner was für eine exzelente Gesangsstimme er hat. Mich beeindruckte wie Dirk Zöllner mit seiner Stimme Stimmungen malt. Mal wispert und fleht er fast, um ein paar Takte später geradezu drohend Wut und Ohnmacht herauszuschreien, oder einfach nur der zu singenden Textzeile die richtige Wirkung zu geben. Soul der ganz hohen Schule. Musiktheater mit Stimme, Gitarre und Klavier. Ein Programm perfekt vorgetragen und mit originellen, oft flotten, improvisierten, aber uneingeschränkt passenden Texten moderiert - besser hätte wohl Keiner das durchweg begeisterte Publikum erst aufwecken, und dann anheizen können. Man beachte: es war das Jubiläum einer ganz anderen Band. Zöllner war mehr als der ungeliebte Opener. Sein kurzes Konzert war der Auftakt eines ganz Großen auf einer Veranstaltung, wie sie so lange nicht erlebt wurde und so schnell wohl auch nicht wieder erlebbar sein wird. Dass sie mit vielleicht 1500 Besuchern (ich kann nicht schätzen und verbindliche Zahlen waren nicht greifbar) eher familiär ausfiel ist einerseits traurig, denn das Konzert hätte wesentlich mehr Besucher verdient gehabt, andererseits ist die Zuschauerzahl verständlich, schien doch jeder der Musik macht an diesem 20. Juni auf die Bühne zu müssen. In Erfurt das Krämerbrückenfest mit Kerth, Gotte Gottschalks Erfordia und anderen, in Dresden Karussell und Karat, Monokel in Bautzen, und das ist nur das, was mir so auf die Schnelle einfällt. Keine Ahnung was in Berlin angesagt war, und wer und was sonst im Land auf den Bühnen stand. Doch gleich welches Konzert man hernimmt, der Meißener Geburtstag konnte sicher locker mithalten. Auch Dank des Duo Zöllner / Gensicke, die ein bravouröses Konzert spielten und ganz offensichtlich Spaß dabei hatten. Der "Käfer auf'm Blatt" folgte - den Scholle wohl nie los wird (warum auch, ist es doch wie ich finde eines der schönsten Lieder in deutscher Sprache überhaupt). Grandios dabei Scholles Stimme und die fantastische, irgendwie mit wenigen Tönen auskommende gefühlvolle und dennoch unglaublich eindringliche Klavierbegleitung durch Andre Gensicke. Gute Leute brauchen eben nicht mehr, um wunderbare Musik zu machen... Scholle hat zweifellos Recht, wenn er sang: "André Gensicke am Klavier, das ist schon was..." - nach diesem Lied bat er kurzerhand die etwas überrumpelten muSix auf die Bühne, um mit ihnen spontan und ungeprobt sein Lied zu singen. Zöllner / Gensicke betätigten sich in der entstehenden Pause als Clowns und ernteten laute Lacher mit den Sprüchen, mit denen sie die Pause überbrückten. So begann Gensicke zu frozeln, "das wird jetzt ne Veranstaltung nach dem Motto: Ohne Proben ganz nach oben...", um von Zöllner erwidert zu bekommen, "Oder: wer übt kann nichts", worauf Gensicke wiederum entgegnet: "Ne... Der fällt den Kollegen in den Rücken". Dann war aber - wie gewünscht - Session mit den muSix angesagt, die nachdem die Mikros angeschaltet waren, eine gute Figur im Sängerwettstreit mit Zöllner abgaben. Ordentlicher Beifall war der verdiente Lohn für Zöllner und Gensicke und die ersten etwa 45 Minuten. Eine lange Pause trat nicht ein. Detlef Seidel kündigte kurz und knapp die nächste Gruppe an. Die legendären Klosterbrüder, fast in Originalbesetzung, betraten die Bühne und man konnte ein knistern in der Luft spüren. Nicht wenige, die besonders auch wegen der Herren Kneis, Kessler, Blankenburg, Schilanski und Paule dem Bassmann sowie Benedikt dem Jungster nach Meißen gekommen sind, ist es doch überaus selten die Magdeburger Kultband live zu erleben. Die netten älteren Herren machen, außer Bernd Schilanski an der Schießbude, schon seit geraumer Zeit nicht mehr professionell Musik. Geprobt wurde auf Grund der räumlichen Entfernungen auch nicht wirklich. Zusammen hatte man im Vorfeld gerade mal zwei Stunden geprobt. Aber wer erwartet die Wiedergabe der alten Titel in CD Qualität? Ganz im Gegenteil... live, das heißt schmutzig, rockig und mit einem gehörigen Schuss Jazz. So wünschten sich die Wissenden unter den Fans ihre Helden. Die, die nicht so recht wussten wer und was dort auf der Bühne steht ließen sich sicher überraschen, wussten wohl doch die meisten Anwesenden, dass die Stern Combo und die Magdeburger einmal ein ganz spezielles, geradezu legendäres Jazzrockprojekt namens Fusion betrieben haben. Die Klosterbrüder aus denen dann Magdeburg und Reform hervorgingen, galten und gelten als eine der härtesten Bands in der DDR, die neben ihren eigenen recht bekannten Titeln vor allem mit Titel von Colosseum und Jethro Tull live brillierten. Und die Fans wurden nicht enttäuscht. Geführt von einem sehr sicheren Bernd Schilanski und dem Bass vollbrachten die sechs Herren eine wahre Zeitreise. Die Technik tat ihr übriges, dass die kleinen und größeren musikalischen und gesanglichen Sünden absolut nicht ins Gewicht fielen. Die Mannen um Kapitän Kessler und HaJo Kneis rockten Meißen vom ersten Ton an. Mit "Untreue Freunde", dem Stück das 3-mal textlich geändert werden musste, begannen die Klosterbrüder so fulminant, als seien sie regelmäßig auf der Bühne und bestens eingespielt. Da kam Power von der Bühne, da sprühte Spielfreude. Und das Publikum war gefangen und begeistert. Ob das Paules Basspiel war, das Hajo Kneis durch das Lied zu dirigieren schien, ob die Querflöte Kesslers im Stile Ian Andersons gespielt, oder die rockig gespielte Gitarre Matze Blankenburgs sowie ein ordentliches Keyboardsolo: jeder zeigte etwas von der alten Klasse. Das ganze wurde super vom Bass wieder zur eigentlichen Melodie zusammengeführt. Ein absolut gelungener Einstand, dem ein absolutes Highlight des Abends folgte. Matze Blankenburg zelebrierte im wechselweisen Zusammenspiel mit dem Keyboard, Kesslers Saxophon und dem jodelnden Hajo Kneis das legendäre Klosterbrüder Paradestück, die Colosseumsadaption "Walkin' in the Park". Wer es bis dahin noch nicht gemerkt hatte, der wusste nach diesem Stück, warum die Klosterbrüder noch heute so viele Fans haben. Kaum eine andere Formation hat derartig Jazzrock zelebriert wie die Magdeburger. Das es dazu nicht immer englischsprachiger Vorlagen bedurfte, zeigten sie im folgenden "Wenn ich zwei Leben hätt", an das sich der erste große Auftritt Dietrich Kesslers anschloss. Kessler mit Querflöte blies eben mal als Ouvertüre zu "Kalt und heiß" ein wenig Tull gemischt mit etwas Hokus Pokus von Focus an, um die Leute noch weiter anzuheizen und zugleich die Basis für den - wie ich fand - musikalischen Höhepunkt dieses Konzertblocks zu setzen. Und da waren alle Sechs beteiligt. Die Stimme traf die Töne, bekam die Höhen, die Gitarre wimmerte wenn sie sollte, die Flöte setzte dort Akzente wo sie hingehörten. Einfach nur Spitzenklasse. Dem nicht genug, hatte Benedikt am E-Piano einen seiner großen Momente. Das Intro zum folgenden "Locomotiv Breath" hätte man wohl auch vom Band spielen können, so authentisch klang es. Und dann war Tanz angesagt: so klang's vor 35 Jahren in den Dorfsälen vor Magdeburg. Mit der Musik pflanzten damals junge Wilde den Rockerkeim in unser Herzen. Und das klang genauso wie heute Abend hier in Meißen. Wer das erleben durfte, den störte damals wie heute nicht, dass da nicht die Stimme Andersons sang, den störte das gekonnte Pseudoenglisch nicht, man konnte und kann's ja selbst nicht besser, den elektrisierte die Querflöte Kesslers, der lauschte dem kraftvollen Schlagzeug Schilanskis, der den Laden souverän rockte, die Basis für alle anderen Instrumente legte und selbst Akzente setzte. Jepp! Durch den Atem der Lokomotive wurden meine Haare wieder schulterlang, fast wie es die der freundlichen älteren Herren auf der Bühne es heute noch sind, ich erinnerte mich, das Headbanging keine Erfindung der heutigen Hardrocker ist und auch daran, dass die 35 Jahre nicht spurlos an mir vorbei gegangen sind.
Wer nun denkt, das wäre nicht mehr zu toppen re 20140102 2012135498gewesen - von wegen... Die Mannen um die eine unglaubliche Bühnenpräsenz ausstrahlenden Kessler und Kneis hatten der Stern-Combo und den Fans ein ganz besonderes Geschenk mitgebracht. Angesagt im allerschönsten Magdeburger Dialekt, der kein G kennt und für mich allein wie Musik klingt, wurde das neue Lied "Verlierer" geboten. Es ist den Musikern wie auf den Leib geschrieben. Super das Zusammenspiel zwischen Saxophon und Gitarre. Wie viel Spaß alles den Musikern bereitete, lässt sich vielleicht an der Tonhöhe des Saxophons ablesen, das Kessler hier bis zum schrillen Kreischen sozusagen hochjubelte. Ein absolut gelungener Titel, in dem in einigen Stellen des Refrains auch Kneis noch einmal mit seiner markanten Stimme brillieren kann. Mittlerweile sind etwa 30 Minuten gespielt und die Zeit verflog wie nichts. Der folgende Titel "Rock'n Roll Preatcher" ist ein Stück, das aus der Zusammenarbeit mit einer andern Ikone des frühen Deutschrocks herrührt. Die Klosterbrüder haben vor einigen Jahren Inga Rumpf, die legendäre Stimme Frumpis, auf einer Tour begleitet. Das Stück ist exakt das was man erwarten darf - ein klassisches Rock'n Roll Stück. Sehr gefällig allerdings nicht ganz so brillant geboten wie andere Titel des Sets. Der Eindruck wird im folgenden Titel "Was wird morgen sein" zunächst deutlich verwischt. Da klingt die Stimme Kneis wie vor Jahren, als der Titel aufgenommen wurde. Kraftvoll, ohne jeden Wackler - eindeutig wiedererkennbar. Doch improvisieren die Klosterbrüder das Stück in einer "Extended Live-Version". Hier wird's plötzlich jazzmäßig. Ob's an den großen Soli der Gitarre und des Saxophon lag, jedenfalls gibt es einige recht schräge Stellen. Na und? Das war live, das war großartig, das war Freude pur. Auf der Bühne wie davor. Kennt jemand den Spruch: "Dass ich das nochmal erleben durfte"? In gewisser Weise ging's mir beim Konzertteil Magdeburgs so. Und wenn man sich überlegt, welche Titel alle nicht gespielt wurden... Da muss das Programm doch erweiterbar sein. Die Zugabe die sich das Publikum erklatschte war das Stück "Verkehrte Welt". Sichtlich zufrieden sagte Kneis den Titel an, und dann ging's los mit den 12 Pferden nach Magdeburg. Kneis zeigte genau wie Blankenburg und Kessler zum letzten Mal an diesem Tag, warum sie zu den Besten ihres Fachs im Osten gezählt wurden. Es sei noch einmal betont, welch souveränes Schlagzeug zur Band gehört. Zumindest an diesem Tag war Schilanski geradezu Garant eines großen Auftrittes, würdig dem Jubiläum. Ich freu mich riesig auf die Impro Mugge im Herbst in Magdeburg, hoffe alle bleiben gesund und munter, und finden Zeit das Programm weiter auszubauen. Die Klosterbrüder waren ein ganz toller Geburtstagsgast und hatten ein tolles Präsent im Gepäck. So toll der Auftritt auch war - er war für diesen Abend nun endgültig zu Ende.
Seidel verabschiedete die Magdeburger und kündigte die muSix an. Diese A Capella Band hatte ich bei der AMIGA Pressekonferenz in Leipzig schon gesehen. Damals hatten sie mit einem humoristisch angehauchten Programm regelrecht abgeräumt. Klasse Stimmen, flotte Sprüche, einige prima umarrangierte Ostrockklassiker mit Einlagen wie Beatboxing (Erzeugen von Schlagzeug- und Perkussion-Geräuschen mit dem Mundraum, Anm. d. Verf.) und eine Rap Nummer, so überzeugten mich die jungen Männer. Hier zwischen Klosterbrüdern und Stern Combo platziert, begannen die fünf jungen Männer mit erwartet souveränem Gesang. Es folgte ein flotter Spruch: "Wir freuen uns mit den ganzen alten Herren spielen zu dürfen, weil: wir sind ja zusammen so alt wie die Stern Combo.", aber dann ging's weiter mit dem A Capella Programm. Nun gut, nichts anderes war angekündigt. Dennoch - die Jungs können das auch anders. Bei allem Können, das sie auch zeigten, zum einen wollten die meisten Zuhörer wohl keine Ostrockhitparade hören, zum anderen war das ständige Beatboxing irgendwann ein wenig viel. So wurde es nach und nach lauter auf dem Platz vor der Bühne, und ein Teil des Publikums drohte den Jungs zu entgleiten. Ich hab die Jungs schon besser erlebt. Sie sind auch alle Male besser als die unsäglichen Adoro. An geeigneter Stelle machen die Fünf sicher richtig Spaß und spielen eben auch große Namen gegen die Wand. An diesem Tag gelang das nicht.
005h 20140102 1138916467Auch Arnulf Wenning rettete die Situation nicht. Er performte seinen Titel zur Vokalakrobatik der musix. Das klang gekonnt und wirklich gut und war eine nette ungeplante Einlage, die durchaus ankam. Weitere Titel, unter anderem von Keimzeit, folgten, bevor der letzte Song performed wurde: "Also was soll aus mir werden" wurde als letzter Song von muSix vorgetragen und polarisierte zusätzlich. Einige fanden die Interpretation gut, andere waren wegen des Beatgeboxings und anderer Liedteile entsetzt - so dürfe man mit dem Klassiker nicht umgehen. Ansichtssache! Reinhard Fissler, der auch mit diesem Titel identifiziert wird, fand es nach eigener Aussage sehr gut. Er bezeichnete den Auftritt als würdigen Umgang mit den Titeln. Dies äußerte er in einem Statement, seinem Geburtstagsgruß an Stern Combo (nachzuhören in seinem Statement oben im 2. Bildkasten). Eine ergreifende Rede wie so oft bei Reinhard. Gewählte, kluge Worte mit viel Humor und einem besonderen kleinem Höhepunkt - Reini sang mit klarer fester Stimme eben nochmal die Textzeile "Also was soll aus mir werden? Werd ich auch was kleines nur…" als Respektserzeugung, wie er sagte, gegenüber der Interpretation der muSix. Eine Aussage sei ebenfalls explizit erwähnt, da sie richtungsweisend im Zwist zwischen Stern akustisch und Stern Combo sein könnte: Fissler wünschte allen Aktivitäten die im Interesse und im Geist der Stern Combo weitergeführt werden alles Gute und gutes Gelingen, wobei er explizit die Akustiker ansprach, über dessen Fehlen er an diesem Tag sehr enttäuscht war, um im nächsten Satz Larry als denjenigen zu bezeichnen, der seine Tradition in sehr schöner Weise fortführt.
Und dann stand der Auftritt der Stern Combo Meissen unmittelbar bevor. Und was wurde das für ein Auftritt. Stern Meißen, das Flagschiff des ostdeutschen Artrock, meldete sich mit einer Show zurück, wie ich sie nicht sehr oft gesehen habe. Das, was da zu hören war, freute den Himmel, denn kurz nach den ersten Tönen der Nacht, "Auf dem kahlen Berge", hörte der kurze Regenschauer wieder auf. Tja, und was soll man jetzt sagen? Da sind so viele Eindrücke, dass man ein Buch zu dem Konzert, das etwa 1 1/2 Stunden dauerte, schreiben könnte. Also lasse ich an der Stelle einfach mal weg, welche Titel gespielt wurden. Was jedoch nicht ganz geht, denn immerhin haben die Sterne zwei ganz neue Titel im Programm, die von Norbert Kaiser getextet wurden und den Eindruck vermitteln, sie gehören da einfach hin. Der eine hätte alle Chancen in die Charts zu kommen, würde man Ostmusik nicht gnadenlos ignorieren. Der andere sollte zum Pflichtteil im Schulunterricht werden. Ein Text, der eindringlicher nicht sein kann. "Das kurze Leben des Raimund S." geht tief unter die Haut, wenn man sich drauf einlässt, so wie "Ein Tag ein Jahr ein Leben" in die Beine geht. Zu erwähnen ist vielleicht noch, dass letzterer vom Schlagzeuger Frank Schirmer geschrieben wurde, während "Raimund S." aus der Kurzhals-Feder stammt. Und wenn wir schon bei Titeln sind, dann möchte ich an dieser Stelle erwähnen, dass passend zum Jubiläum in Meißen, das große Werk der Stern Combo, "Weißes Gold", aufgeführt wurde. Welch ein Werk... Welch ein Vergnügen, den Worten Schreiers zu lauschen, die immer wieder opulent von Tönen aus Kurzhals Tasten- und Reglerturm unterstrichen werden. Und was da für Töne erzeugt werden. Ein ganzes Orchester und viel mehr lässt er, wenn es sein muss, aus den Boxen erschallen, um im nächsten Augenblick ganz leise und verhaltene Töne erklingen zu lassen. Da dröhnen Posaunen, Fanfaren und Trompeten am Elbufer, da rauscht der Wind. Da werden klassische Melodien entwickelt, und in anderen Titeln mit Soul und Jazzelementen zusammengeführt. Die meisten Titel sind bekannt und werden auch in der klassischen Variante gespielt. Dennoch bleiben viele Freiräume, die Kurzhals gekonnt und virtuos nutzt. Das ist allergrößtes Können. Das ist Spielfreude und hohe Kunst. So bringen nur ganz Große ihre Instrumente zum klingen. Aber alles können und wollen wäre sicher vergeben, wäre da nicht eine sagenhaft solide Basis.
Düwelt, Schirmer und Schäfer harmonieren als würden sie pe 20140102 1757756733seit Jahren zusammenspielen und geben der Stern-Combo Meißen eine Basis, auf der sie ein wahres Feuerwerk an Kreativität und Inspiration abbrennen können. Ganz, ganz großartig, wie Düwelt die einzelnen Lieder aufbaut und ganz nach den Intentionen Larrys und Thomas gestaltet. Tempi und Rhythmus sind beim souveränen und scheinbar nicht aus der Ruhe zu bringenden Duo Schirmer / Schäfer in besten Händen. Wie gesagt: Thomas Kurzhals krönt die einzelnen Stücke mit unglaublichen Tönen. Dennoch bleiben die einzelnen Titel unverwechselbar Stern-Combo-Titel. Stellenweise hab ich mich gefragt, was hat die Funktionäre in der DDR nur geritten, diese Band nicht international auftreten zu lassen? Niemanden hatte sie zu fürchten. Keine ELP, keine Pink Floyd, Exeption und wie die alle hießen und heißen. Die Stern-Combo hatte die gleichen Potentiale und durfte sie nicht wirklich nutzen. Unvorstellbar! Bleibt noch ein Wort zur ebenfalls gehörten Diskussion - Larry B.: Fißlerersatz oder nicht. Kann er IC Titel singen? Alles Quatsch! Larry B. ist Larry B., ein unglaublich sympathischer und bescheidener Mann, der eine große Stimme sein Eigen nennen kann. Diese Stimme hat ganz unverkennbar in einigen Frequenzbereichen Ähnlichkeiten mit der Fißlers. Aber es ist nicht die Stimme Fißlers, sondern die Larry B's. Und der hängt sich mit jeder Faser seines Körpers, mit jedem Gedanken in die Titel die er singt. Und das klingt. Das klingt gewaltig gut. Das Wechselspiel mit den einzelnen Instrumenten und den Stimmen von Schreier und Jäger klappt wunderbar, ist sehr stimmig.
So bleibt mir mein Fazit: Die Stern-Combo Meißen ist zurück. Das Flagschiff des Artrock der DDR hat wieder Fahrt aufgenommen. Und wie das in 45 Jahren so ist, hat der neue Motor seinen Härtetest bestanden und wird seine Arbeit sicher so gut wie der alte verrichten. Wenn es der Stern-Combo wirklich gelingt auf dem Niveau der beiden vorgestellten neuen Titel ein ganzes Album vorzulegen, sollten das Garant für die nächsten Jahre auf allerhöchstem Niveau und vor vollen Sälen sein. Ich kann jedem Fan schon jetzt nur empfehlen sich nach Terminen in den jeweiligen Regionen umzuschauen. Ein großes Konzerterlebnis wartet auf die Besucher. Ein Gedanke sei mir abschließend gestattet. Als letzte Zugabe spielte die Stern Combo "Wir sind die Sonne", den von IC betexteten Erfolgstitel von Stern Meißen. Wie ich es sehe, eine schöne Geste das Werk der Sterne wie immer sie hießen, wer immer der Frontmann war, als Gesamtheit zu sehen und als solches zu bewahren. Denn unzweifelhaft ist IC ein unglaublich kreativer Mensch, der hohe Verdienste um Stern Meißen hat, der jedoch nicht zur Linie der 70ger Jahre, auf die sich die Combo mit einer fabelhaften Mannschaft zurückbegeben hat, passt, oder das zumindest nicht wollte. Trotz allem sollte man sich an die Gemeinsamkeiten erinnern, um dem Erbe dieses großen Namens gerecht zu werden. Mit dem gemeinsamen Titel komponiert von der Combo, getextet von Stern, gibt es ja zumindest ein Verbindungsglied, das man nutzen und ausbauen kann. Am Samstag den 20.06. feierte die Stern-Combo jedenfalls ein phänomenales 45. Bühnenjubiläum. Und ich bin mir sicher, dass da noch ein paar Jahre dazu kommen. Ich für meinen Teil freu mich auf die nächste Zukunft mit gigantisch guten Konzerten mit den Mannen um Larry B. und Thomas Kurzhals, ich hoffe auf die CD mit neuen Titeln und wüsche der Stern-Combo Meißen zu ihrem 45. Jubiläum alles Gute. Jetzt hab ich fast alles aufgeschrieben was mir wichtig war. Und was soll ich nun weglassen? Ach was, ich lass das einfach so. Zumindest vermittelt es dem Leser ein Bild von dem, was man am Samstag in Meißen erleben konnte.

Die Setlist der Stern-Combo Meißen vom 20.06.:

Eine Nacht auf dem kahlen Berge
Der weite Weg
Der Alte
Die Sage
Vivaldi
TNTK Part one + Part two
Ein Tag, Ein Jahr...
Raimund S.
Was bleibt
Was soll aus mir werden
WEISSES GOLD
Zugaben:
Südpol
Rabe - Medley
Wir sind die Sonne



Foto Impressionen:
(von Petra Herz & Matthias Ziegert)

 

Auftritt Dirk Zöllner:

Auftritt Klosterbrüder:

Auftritt Musix:

Auftritt Stern-Combo Meißen:

 


 

Weitere Fotos vom Jubiläumskonzert findet Ihr im Fotoalbum von Angela und Bernd
(Puhdys-Forum):

- Klosterbrüder (66 Bilder)

- Zöllner / Gensicke, muSix, Arnulf Wenning (66 Bilder)

- Stern-Combo Meißen (71 Bilder)

 

 


   
   
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