Rocknacht Neustadt am 04. Juli 2009
in der Kulturscheune Langburkersdorf

(mit Paddy’s Bluesband, MONOKEL und RENFT mit Robert „Gohlis“ Hoffmann)

 

Bericht: Marion Dudel, Gundolf Zimmermann
Fotos: Marion Dudel, Gundolf Zimmermann

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Bericht: Marion Dudel
"4. Juli 2009 - Rocknacht Neustadt", schrien zahlreiche Plakate, Flyer und Werbezettel, wohin man auch sah! Ich habe Schöbels Schlager im Ohr, höre ihn singen: "Die Fans sind eine Macht, wer keine hat: gut' Nacht". Nein, "gut' Nacht" brauchten Monokel Kraftblues und Renft nicht sagen. Hier in Langburkersdorf bei Neustadt/Sa. wurde bewiesen, dass es sie noch gibt, die Fans! Und manch einer betreibt sein "Fansein" mit unendlich viel Mut zum Risiko, danke Axel und Tina!
Eine gemütliche Busfahrt wurde mein Auftakt zur Rocknacht. Ich wollte diesmal alles entspannt angeh'n, hatte eine Übernachtung gebucht, die ich Dank des freundlichen Herrn vom "Cafe am Schlosspark" auch ohne Irrungen erreichte. Dort angekommen begann es zu regnen. Ich hatte noch genügend Zeit etwas zu relaxen, sozusagen den Frühdienst, den ich ja auch an dem Tag bewältigen musste, zu verdauen. Dann hielt mich nichts mehr in der Unterkunft, ich war neugierig und wollte bekannte Gesichter seh'n. Es gibt Wunder, langsam glaub ich dran, denn als ich zur Kulturscheune aufbrach, klärte sich der Himmel, der Regen versiegte nach und nach. Wenn das kein gutes Omen war!
In der Kulturscheune, einem wunderschönen rustikalen Gebäude (ideal für derartige Events, wie ich finde), herrschte noch reges Treiben, als ich eintraf. Axel und Tina wirbelten mit zahlreichen Helfern herum und waren sichtlich aufgeregt. Es war ihr Event! Sie hatten diese Rocknacht ins Leben gerufen und wir, einige Freunde, haben versucht, sie dabei durch "diverse" Werbeaktionen zu unterstützen. Der Soundcheck war in vollem Gange, ansonsten nur vereinzelt bekannte Gesichter, schade, die Vorfreude konnte ich also nicht sofort teilen.
Dann trafen sie nach und nach ein, die Freunde, mit denen ich schon so viele Konzerterlebnisse teilte, mit denen ich mehr als einen Daumen drückte für ein gutes Gelingen der Rocknacht, die Fans mit Herz eben, Kundi, Lissi, Tina, Melli, Alex, Petra, und viele mehr. Sogar Wodka mit Sohn Martin. Die beiden hatten eindeutig den weitesten Weg auf sich genommen.
Paddys Bluesband, für mich bisher völlig unbekannt, eröffnete den Konzertabend, wärmten die Herzen vor, heizte mit gut gespieltem Blues die Anwesenden langsam an. Patrick Wendler zuständig für Gesang und Mundi schien unermüdlich in seinem Bewegungsdrang, sprang spielend von der Bühne, durchkreuzte die Halle und kletterte bis in die Dachbalken der Scheune. So etwas hat das alte Gemäuer sicher noch nicht erlebt. Sein Animationstalent ist enorm, sicher auch ein Grund dafür, dass er nach dem Auftritt weiter durch den Konzertabend führte. Sie spielten eine gute Mischung von International bis Ostblues, ließen Titel von Monokel und Renft an jenem Abend allerdings aus, denn die sollten ja dann im Original erklingen. Paddy's Bluesband sind normalerweise sieben Musiker, wie ich auf der Homepage las. Hier traten sie in "abgespeckter" Form, mit Gitarre, Bass, Mundi und Gesang, auf. Und dazu Patrick Wendlers Sohn, zuständig für den Rhythmus an jenem Abend.
Diese abgespeckte Form einer Band setzte sich bei Monokel Kraftblues fort. Nach einer Pause, die angefüllt war mir Gesprächen, Essen, Trinken und herzlichem Lachen, betraten "Lefty", "Kuhle" und "Dicki" die Bühne, altbewährt erklang dazu "Berliner Luft", nur waren die drei an diesem Abend um vieles aufgeregter als sonst. Sie mussten ohne "Pitti" am Bass auftreten. Dieser wurde vertreten von "Kuhle". Dadurch fehlte im Sound eine Gitarre und "Dickis" Herz flatterte zusätzlich, weil er nicht an den eigenen Drums sitzen konnte. Er benutzte Delles (Kriese von Renft, Anm. d. Red.) und benötigte dafür sicher mehr als ein Kissen *g*. Doch "Monokler" sind Vollblutmusiker, die den Blues in Leib und Seele haben, und sie haben Fans (besonders in der ersten Reihe), die sie niemals im Stich lassen. Titel um Titel von "Berlin" und "Immer noch da" bis "Lübben City" erklangen und begeisterten die Fans, die auch an diesem Abend die Arme ausbreiteten und kräftig mitsangen, "Wir wollten fliegen, fliegen jede Nacht". Monokel, die Kraftblueser sind geflogen an jenem Abend, auch zu dritt hoben sie regelrecht ab und ließen die Fans tanzen. Das schafft nur Blues.
Eine Pause schloss sich an und die benötigte man auch, um die erhitzten Gemüter etwas abzukühlen, bevor Patrick Wendler von Paddy's Bluesband, Renft ankündigte. Renft, Urgesteine des Ostens, die Band, die wie keine andere von "Verlusten" gebeutelt wurde und trotz vieler "Abschiede weitergeht". Heute hatten sie sich für einige Titel "Tastenverstärkung" geholt, denn Gohlis spielte ausnahmsweise am Keyboard. Ich hörte an diesem Abend "Die Flut" zum ersten Mal live von der Bühne, kenne das Stück bisher nur von CD. Ich konnte mich der Begeisterung nicht entziehen, Monster hat seinen Namen vor vielen Jahren zu Recht bekommen, gesanglich und mimisch reißt er die Zuhörer mit, monstermäßig eben. Marcus, der "Basskran" strahlt neben ihm reine Gelassenheit aus. Natürlich fehlten die Kulttitel wie "Gänselieschen" und "Der Apfeltraum" nicht..., beide wurden vom Publikum mitgesungen, das "Gänselieschen" euphorisch, den "Apfeltraum" träumte jeder auf seine Weise..., viele etwas stiller. Eine kleine Pause trennte den Auftritt der Band in zwei Sets und am Bühnenrand entdeckte ich endlich auch Axel, entspannt und Bier trinkend *g*, das Publikum schrie nach Zugaben, die bereitwillig gegeben wurden. Monster, Delle, Basskran und Pitti ließen die Scheune beben. Ca. 500 Besucher genossen diese Rocknacht und waren beim Renftauftritt näher zusammengerückt.
Mich persönlich freut, dass auch dieser Abend nicht ohne ein paar gedenkende Worte verging. Monster tut das in einer Art, die ein Gedenken zulässt, ohne in ein tiefes Loch zu fallen. Ich nahm für kurze Augenblicke meinen Kettenanhänger in die Hand, schickte "meinen Gruß nach da oben". Nichts wird sein, wie es war, aber es geht weiter, muss weiter geh'n.
Ich weiß nicht mehr, wie lange Renft spielte, den Blick auf die Uhr habe ich mir bei Live-Veranstaltungen längst abgewöhnt, nehme einfach keinen dieser "nervigen Zeitanzeiger" mehr mit. Ich genieße einfach.
Patrick Wendler schickte die Besucher in die Nacht, als er die 1. Rocknacht in Neustadt beendete. Ich wurde hellhörig, auf die erste folgt bekanntlich die zweite, und wie ich von Axel erfuhr, sind die Musiker nicht abgeneigt das Event zu wiederholen. Allen, die nicht dabei waren, kann ich nur empfehlen, macht euch auf, wenn es heißt, "2. Rocknacht in Neustadt". Es lohnt sich!
Bis weit in den Morgen saßen wir plaudernd zusammen, genossen auch Renft-Bier, welches in dicken bauchigen Flaschen als Souvenir verkauft wurde, bis sich nach und nach die letzten Gäste verabschiedeten und endlich auch Axel und Tina zur kurzen Ruhe fanden. Ein Taxi brachte mich zur Unterkunft, der Schlaf war kurz. Etwas "neben mir" saß ich danach in der Pension beim Frühstück, machte mich mehr müde als munter vor der Abfahrt noch mal auf zur Kulturscheune, wo ich tatsächlich Axel und Tina schon beim Aufräumen fand. Ich konnte nochmals danke sagen, denn ohne den Mut der beiden hätte es diese "Rocknacht" nicht gegeben.

Bericht: Gundolf Zimmermann
Eigentlich müsste dieser Bericht ja „Fans sind eine Macht“ oder „der Wille versetzt Berge“ heißen, denn die Rocknacht Neustadt ist das „Kind“ von Tina und Axel aus Sebnitz. Die beiden sind seit Jahren RENFT-Fans und sie hatten den Traum bzw. die Vision mal ein Konzert mit Ihrer Band selbst zu organisieren. Die zwei haben sich für ihren Traum mächtig ins Zeug gelegt und monatelang auf ihren großen Tag hingearbeitet. Was Tina und Axel bei der Vorbereitung und Durchführung dieser Rocknacht geleistet haben, ist wirklich beispiellos. Sie kümmerten sich liebevoll selbst um die kleinsten Details. Der Entrittspreis war mit 12,- Euro im Vorverkauf, bzw. 15,- Euro an der Abendkasse, mehr als fanfreundlich, denn die Gäste bekamen für ihr Geld wirklich etwas geboten. "Drei Bands zum Preis von einer" kann man dazu wohl auch sagen. Für die ganz „Verrückten“ gab es sogar ein VIP-Ticket mit Zugang zum Backstagebereich inklusive Catering. Außerdem konnte man MONOKEL und RENFT erstmals gemeinsam an einem Abend auf einer Bühne erleben. Auch die Werbung für diese Mugge war sehr umfassend und viele Freunde haben die beiden Sebnitzer durch das Verteilen von Handzetteln, Flyern etc. pp. tatkräftig unterstützt. Eine namentlich bekannte junge Frau ;-) aus der sächsischen Landeshauptstadt war dabei besonders eifrig. Ich glaube, in Dresden konnte man die Rocknacht deshalb gar nicht übersehen.
Wir freuten uns alle schon wochenlang auf den 04.07.09. Gestern war es endlich soweit und voller Vorfreude fuhren Lissi und ich Richtung Neustadt. Für uns war es nur ein kurzer Weg, da wir nur knapp 30 Kilometer entfernt wohnen. Parken konnten wir gleich in unmittelbarer Nähe der Kulturscheune. Auf dem Gelände der Scheune war auch alles bestens vorbereitet. Die Preise für Verpflegung und Getränke waren beispiellos günstig, es gab keine langen Warteschlangen und das Personal inklusive der Security war superfreundlich. Nach und nach füllte sich das Gelände, und am Ende werden es wohl so in etwa 500 Besucher gewesen sein. Es war eine Freude dabei so viele Freunde und Bekannte zu sehen. Das Ganze hatte gestern deshalb auch irgendwie was von einem „Klassentreffen der Ostrockfans“ an sich. Zeit genug, das eine oder andere Gespräch zu führen, war ja vor der Mugge, in den Pausen und danach mehr als genug.
Den musikalischen Teil des Abends eröffnete Paddy’s Bluesband (.www.paddy-blues.com). Die Band besteht normalerweise aus sieben Musikern. Bei der Rocknacht gab es die kleinere Bandvariante, welche nur aus vier Musikern besteht. Aber die Vier waren auch wirklich gut. Mit ihrer Mischung aus handgemachten Blues und Rock haben sie mich wirklich überzeugt. Der Frontmann, Paddy, spielt eine famose Mundharmonika und verließ oft die Bühne um sich unters Publikum zu begeben. Paddy’s Bluesband coverten bekannte Songs, vorwiegend Ostrock/-blues. Diestelmanns Reisbahnblues und „Komm doch mit zu nem Ritt auf dem Sofa“ von Amor & die Kids waren bei ihren Auftritt meine persönlichen Highlights. Der Frontmann sagte im Verlaufe des Abends auch die folgenden Bands an.
Nach einer kurzen Umbaupause kam dann unsere geliebte Kraftbluesbrigade MONOKEL zum Intro „Das ist die Berliner Luft“ einmarschiert. Wegen einer Erkrankung des Bassisten Michael „Pitti“ Pflüger spielten sie nur zu dritt. An dieser Stelle wünsche ich Pitti gleich mal gute Besserung. Gitarrist Bernd „Kuhle“ Kühnert spielte an Stelle von Pitti den Bass. Das machte den MONOKEL-Sound etwas ungewohnt, denn Kuhle’s Gitarrenkünste fehlten ja, da er ja den Bass bediente. Die Jungs waren deswegen vor der Mugge auch sehr aufgeregt, aber das Publikum unterstützte die glorreichen Drei von MONOKEL bestens. Als sie merkten, dass es klappt und das Publikum auch mitgeht, sah man die Drei auch endlich wieder lächeln. Kuhle, Lefty und Dicki sind wirklich Vollprofis und Musiker mit Herz. Andere Bands hätten die Mugge unter den Voraussetzungen sicher abgesagt. Mit „Berlin“ legten sie los und verkündeten dann, dass sie „immer noch da“ sind. Die Band hatte die Setlist etwas umstellen müssen, aber auf die absoluten Klassiker wie „Kindertraum“ oder „Bye, bye Lübben City“ brauchten die Fans trotzdem nicht zu verzichten. Mit ihrer Spielfreude machten sie auch diesen Auftritt für mich zu einem Erlebnis. Nach einer kurzen Umbaupause war die Bühne frei für RENFT.
Gut gelaunt legten die vier Musiker los, und die Stimmung in der Kulturscheune kochte fast über. Es wurde mal wieder ein ganz besonderes Konzert, denn zeitweise wurde RENFT an diesem Abend durch Keyboarder Robert „Gohlis“ Hoffmann verstärkt. Das war auch ein spezieller Wunsch von Tina und Axel. Gohlis war ja von 1990 an lange Jahre Bandmitglied von RENFT bzw. einige Zeit auch von Monsters Renft-Band. Ich war sehr gespannt, was Gohlis und RENFT wohl gemeinsam fabrizieren würden. Doch bis der Keyboarder ins Geschehen eingriff, sollte es noch ein Weilchen dauern. Gohlis stand nämlich nicht während der gesamten Mugge auf der Bühne, aber er hatte wesentlichen Anteil am absoluten Highlight des ganzen musikalischen Abends. Nach langer Zeit konnten die Fans nämlich Thomas „Monster“ Schoppe endlich mal wieder die folgenden Worte singen hören: „Ich hab geträumt so tief und schwer. Sah Wolken grau über dem Meer...“. Die Zeilen stammen aus dem Lied „Die Flut“, welches erstmals auf dem 1996 erschienen Doppelalbum „RENFT live in Concert“ veröffentlicht wurde. Für mich zählt dieser Titel zu den besten Balladen, die je erschienen sind, und Monster spielt gerade in diesem Lied seine Stärken als Sänger voll aus. Kein Wunder, dass ich da gestern eine Gänsehaut bekam. Leider ging das Keyboard bei einigen Titeln dann etwas unter. Bei „Wer die Rose ehrt“ am Ende des Konzerts waren die Tastentöne aber wieder perfekt zu hören. Das Lied mal wieder mit Keyboardklängen zu hören war sehr schön, aber immer wenn ich „die Rose“ höre, muss ich immer an einen bestimmten Musiker denken. Ich verkroch mich also in eine dunkle Ecke, lehnte mich an den neben dem Bühneneingang stehenden Transporter an und sang ganz für mich alleine im Gedenken an Cäsar mit. Da ich weiß, dass es auch anderen Leuten so geht, suchte ich dann eine liebe Freundin, und richtig: da stand sie ebenfalls in einer dunklen Ecke mit ihrem Schmerz um Cäsar. Wir umarmten uns eine Weile und das tut uns wohl beiden gut, denn großer Worte bedarf es in solchen Momenten unter Freunden sowieso nicht.
Nach dem Konzert war noch lange nicht Schluss. Wir haben noch bis in die frühen Morgenstunden bei gut gekühlten Getränken in trauter Runde gesessen und über „Gott“ und die Welt gequatscht. Ich bedanke mich bei Tina und Axel und ihren fleißigen Helfern, bei den beteiligten Musikern und bei allen Freunden für diesen grandiosen Abend. Besonderer Dank geht an Lissi, die auf der Heimfahrt mal wieder der Kraftfahrer war;-).

 


 

Foto Impressionen:
(von Marion Dudel)

Foto Impressionen:
(von Gundolf Zimmermann)

 


   
   
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