Dr. Kinski live am 11. Juli 2009 in Senzig/Königs Wusterhausen

 

Bericht: Reinhard Baer, Gundolf Zimmermann
Fotos: Reinhard Baer, Gundolf Zimmermann

000 20131228 1923306984

Bericht: Reinhard Baer
Dr. Kinski's Schocktherapie - Vor einigen Jahren, ich glaube es war 2003 oder 2004, hingen in den Landkreisen Dahme-Spreewald und Teltow-Fläming Plakate, welche ein Rockevent in der Waldstadt Wünsdorf ankündigten. Angekündigt wurden The Sweet, Uriah Heep und AC/DC. AC/DC in Wünsdorf dachte ich? Erst beim näheren Hinsehen war nach dem AC/DC-Logo etwas kleiner der Schriftzug "Coverband Dr. Kinski" zu lesen. Unter AC/DC-Coverband stellte ich mir vor, da wird ein Angus Young-Nachahmer in Schüleruniform und Ranzen mit einer Gibson-SG über die Bühne hopsen, ein Sänger wird Highway To Hell kreischen und alles soll so wie AC/DC aussehen und sich anhören. Als die Band aber dann auf der Bühne war, stellte ich fest: von den Musikern hast Du schon mal welche gesehen. Der Gitarrist mit dem tollen Bühnenoutfit stand hier in Wünsdorf schon mal auf der Bühne. Er heißt Michael Linke und ist Mitglied bei Monokel... Auch Bassist und Drummer kamen von Monokel. Der andere Gitarrist war Stefan Schirrmacher. Er spielte mal bei Neumi's Rockzirkus, Petra Zieger, Dazu und Dirk Michaelis. Auch in der Band von Frank Schöbel bedient er die Gitarre, außerdem arbeitete er im Studio z. B. für Frank Zander. Der Sänger ist besagter Dr. Kinski. Die Band spielte damals ca. 30 Minuten einige AC/DC-Hits wie man so sagt "original". Die Show war aber eine völlig andere, kam aber hier nicht richtig zum tragen, man war ja nur Vorband für zwei andere Acts. Seit einigen Wochen kündeten wieder Plakate ein Konzert von Dr. Kinski für Samstag, den 11. Juli 2009 auf dem Sportplatz in Senzig bei Königs Wusterhausen an. Beginn sollte 21:00 Uhr sein. Als ich gegen 20:00 Uhr auf den Platz kam, stand das Equipment der Band schon auf der Bühne. Auch die Bandmitglieder trafen irgendwann ein. So etwas wie einen VIP-Bereich gab es hier nicht. Das kleine Häuschen für den Einlass war gleichzeitig auch Garderobe für die Band. Das Vereinsheim für den Senziger Sportverein Südstern ist erst im Bau, sonst wäre hier warscheinlich die Garderobe gewesen. Das Konzert begann gegen 21:30 Uhr. Mitte Juli ist es um 21 Uhr noch ziemlich hell und die Show mit pyrotechnischen Effekten kommt nicht so gut rüber. Dann ging es los. Aus den Lautsprechern dröhnte eine Glocke, die Band begann mit "Hells Bells". Sänger Dr. Kinski forderte die Leute auf, doch vor die Bühne zu kommen. "Ich will Eure dreckigen Hände sehen..." rief er. Dabei verzog er das Gesicht zur Grimasse, ließ die Augen hervorquellen und sang mit kreischender Stimme. Sein Bühnenoutfit war ein langer, dunkler Kittel, der nur vom Hals bis zur Gürtellinie zuzuknöpfen ging. Die Band spielte die AC/DC-Klassiker wie "Let There Be Rock", "Sin City", "Whole Lota Rosi", "Thunder Struck", "Stiff Upper Lip" u.v.a.m. Die Show wurde begleitet von pyrotechnischen Effekten. Einmal reichte der im Bühnenhintergrund agierende Pyrotechniker dem Sänger eine Panzerfaust. "Das ist ein russisches Fabrikat, funktioniert immer", ließ Kinski das Publikum wissen, dann schoss er damit Konfetti über die Leute vor der Bühne. Kinski trank abwechselnd mal Wasser mal Red Bull und goss sich seine Wasserflasche über den Kopf. Schlagzeuger Dicki Grimm trug bei den ersten Titeln eine NVA-Schutzmaske, setzte sie dann aber ab. Als neuen Mann in der Band wurde der Bassist Holly Burnette vorgestellt. Er war für Christoph Frenz in die Band geholt worden, der sowohl bei Monokel als auch bei den Kinskis ausgestiegen ist. Eine strikte Trennung von Lead- und Rhythmus-Gitarre, wie es sie bei den Originalen AC/DC zwischen Angus und Malcolm Young gibt, findet bei Dr. Kinski nicht statt. Mal spielte Stefan Schirrmacher das Solo und Michael Linke greift die Powerriffs und dann wieder umgekehrt. Beide Gitarristen lieferten sich auch wahre Gitarrenduelle. Sie standen sich dabei gegenüber und spielten sich gegenseitig zu in der Art rufen und antworten. Fazit: hier stehen Spitzenmusiker auf der Bühne. Nach einer Pause ging das Konzert dann weiter. Der erste Titel war "Back In Black". Schlagzeuger Dicky Grimm spielte mit brennenden Drums-Sticks. Der Pyrotechniker bereitete hinter der Lautsprecherbox von Stefan Schirrmacher einiges vor. Als er auch mal ans Mikrofon trat und mitsang, stellte Dr. Kinski ihn vor als seinen Schwager aus Italien. Er sei dort bei der Comorra und kann sehr böse werden, wenn er keinen Beifall bekomme. Die Band spielte jetzt "For Those About To Rock (We Salute You)". AC/DC hat bei diesem Titel sechs Kanonen (natürlich nur Attrappen) auf der Bühne zu stehen, die dann abgefeuert werden. Kanonen hat Dr. Kinski zwar nicht auf der Bühne, dafür betätigt sich der Pyrotechniker als Feuerspucker. Er füllt eine brennbare Flüssigkeit in den Mund und bläst diese in eine brennende Fackel. Das Konzert war zwar nicht sehr stark besucht, aber es waren Jung und Alt gekommen. Der Aufforderung zum Mitsingen kamen viele nach und man ging so richtig mit. Ein ganz mutiger Fan (warscheinlich mit etwas angetrunkenem Mut) hatte die Bühne erklommen und wollte "Highway To Hell" mitsingen. Er wurde aber vom "Comorra-Mann" freundlich zum Bühnenausgang geleitet.
Irgendwann geht jedes Konzert mal zu Ende. Dr. Kinski gab bekannt, dass des nächste Konzert Ende August in Rüdersdorf stattfinde, und dass er dann alle wiedersehen möchte. Natürlich geht nichts ohne eine Zugabe. Die Band musste noch mal auf die Bühne. Diesmal erklang "TNT". Beim letzten Titel spuckte Dr. Kinski dann Blut (natürlich kein echtes) auf die Bühne und sich auf den Kittel. Die Band ging wieder in des Einlasshäuschen und die Besucher daran vorbei nach Hause. Einige klopften noch an das Fenster. Dies wurde dann auch mal für ein Shake Hands geöffnet. Mir dröhnte es noch etwas in den Ohren, denn ich hatte um zu fotografieren dicht vor der Bühne gestanden. Das hat sich inzwischen wieder gegeben. Es war ein tolles Konzert, Dr. Kinski ist für Freunde der AC/DC-Musik eine gute Adresse.

000 20131228 1455493905

Bericht: Gundolf Zimmermann
Wozu sind eigentlich Pläne da? Ganz einfach: damit man sie über den Haufen schmeißen kann ;-) So ist es auch bei Tina und mir am Sonnabend geschehen. Unsere vorhergehenden Planungen eines gemeinsamen Konzertbesuches wurden gegen Mittag im beidseitigen Einvernehmen am Telefon außer Kraft gesetzt und rigoros geändert. Wir hatten ganz einfach mal wieder Bock auf eine richtig krachende Rockschow. Was wäre da besser geeignet als ein Konzert der AC/DC-Coverband "Dr. Kinski". Das Original aus Australien hatte ich ja unlängst wieder live erlebt. Natürlich lag das Reiseziel mal wieder in der Ferne und zwar im Bundesland Brandenburg. Tina nahm mich in der Nähe von Dresden auf, und wieder einmal ging es über das endlos lange, graue Band der Autobahn.
Ganz entspannt näherten wir uns Königs Wusterhausen und nach einer leichten Verwirrung des Navigationsgerätes fanden wir auch den Sportplatz im Ortsteil Senzig. "Dr. Kinski" spielte an diesem Abend dort Open Air, doch bis dahin war noch etwas Zeit, und wir schauten den Musikern etwas beim Soundcheck auf die Finger. Bei der anschliessenden Begrüßung bezeichneten uns die Musiker mal wieder spaßeshalber als „verrückt“, weil wir für eine gute Mugge so weite Wege in Kauf nehmen. Zwischenzeitlich füllte sich der Sportplatz allmählich mit Menschen verschiedenen Alters. Auffallend viele Besucher trugen AC/DC-Shirts von der aktuellen „Black Ice“-Tour. Es handelte sich also um fachkundiges Publikum, welches natürlich die Hits von AC/DC im Original kennt.
Gegen 21.30 Uhr startete die Show und der nette, ruhige Zeitgenosse Lars Sens, mit dem ich vorhin noch geschwatzt hatte, verwandelte sich augenblicklich in den „irren“ Sänger Dr. Kinski. „Ihr seid doch alle wahnsinnig, ihr Patienten“ war sein Schlachtruf, den wir noch mehrmals am Abend hören sollten, und „Hoch die Patschhändchen“, manchmal auch „Hoch mit den schmutzigen Fingern“ *g* ;-) Die folgsamen „Patienten“ kamen der Aufforderung natürlich nach, und je länger die Mugge lief, umso mehr Fans spielten das Spiel mit. Schlagzeuger Dicki Grimm spielte den Opener „Hells Bells“ mit aufgesetzter Schutzmaske, und der irre Doktor begann mit seiner Therapie. Es gibt sicher jede Menge AC/DC-Coverbands. Manche sind gut, manche weniger gut und die meisten lehnen sich auch optisch sehr an das Original an. Durch ihren extravaganten Frotmann und ihrer eigenen Show unterscheidet sich "Dr. Kinski" deutlich vom Original. Das macht die Band auch unverwechselbar macht.
Die Dr. Kinski-Musiker sind allesamt Könner ihres Fachs und sie sprühten in Senzig vor Spielfreude. Den härtesten Job dürfte wohl Schlagzeuger Dicki Grimm gehabt haben. Wuchtig und energiegeladen drosch er ständig auf sein Equipment ein, dass es einem um die guten Instrumente Angst und Bange werden konnte. Zeitweise spielte er mal mit brennenden Trommelstöcken, was im Halbdunkel natürlich gespenstisch aussah. Überhaupt geizte die Band während der Mugge nicht mit Pyroeffekten. Zeitweise war als sechster Mann ein Feuerspuker auf der Bühne und der Dr. Kinski himself verschoß aus einer Panzerfaustattrappe bunte Papierschnipsel über das Publikum. Die Setlist umfasste mit Zugaben 23 Titel, und sie enthielt sowohl absolute AC/DC-Klassiker wie „Walk all over you“, „Sin City“ und “Back in Black“ als auch Songs der letzten zwei Alben („Stiff Upper Lip“, Rock’n Roll Train“) der Australier. Die beiden Gitarristen Michael „Lefty“ Linke und Stefan Schirrmacher lieferten sich eine Wechselschlacht vom Allerfeinsten. Was die beiden so aus dem Handgelenk gezaubert haben, steht den Originalen wohl in Nichts nach. Lefty hatte extra für diesen Abend eine seiner ältesten Klampfen reaktiviert, welche er jahrelang nicht mehr benutzt hat. Mit diesem Instrument hatte er auch 1986 die AMIGA-LP „MONOKEL – Fünf nette, junge Herren, die 1a Kraftblues machen“ eingespielt. Ohne einen ordentlichen Bass kann so eine Rockband nicht funktionieren. Bei Dr. Kinski zeichnet sich Holly Burnette für die tiefen Töne verantwortlich. Holly bildete zusammen mit Dicki Grimm am Schlagzeug eine treibende, rhythmische Einheit, die den beiden Gitarristen ein perfektes Fundament lieferte. Aber der Frontmann Dr. Kinski setzt dem ganzen Gebilde wirklich die Krone auf. Mit „irren“ Blicken, Gesten und einem schmutzigen Grinsen, scheint er direkt der Hölle entstiegen zu sein. Der Mann gab nicht eher Ruhe bis auch der letzte im Publikum begriffen hatte, dass es hier um Wahnsinns-Rock’n Roll ging. Eine phänomenale Rockshow neigte sich aber langsam dem Ende zu.
Die Herren wollten sich nämlich wie AC/DC mit „For Those About To Rock (We Salute You)“ verabschieden, aber das Publikum wollte noch mehr, und so gab es als Zugabe unter anderem auch noch „T.N.T“ zu hören. Wir fanden den Abend mit der Band Klasse, und machten uns zufrieden mit einem breiten Grinsen auf den Heimweg.

 


Foto Impressionen:

 

Fotos: Reinhard Baer

Fotos: Gundolf Zimmermann

 

 


   
   
© Deutsche Mugge (2007 - 2023)

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.