Bobo In White Wooden Houses am 15.07.2009
auf dem Badeschiff der Berliner Arena

 

Bericht: Petra Herz
Fotos: Rüdiger Lübeck

Zitat: "Anfang der 90er war Bobo Deutschlands Pop-Hoffnung aus dem Osten. Die mystische Frontfrau mit unbeschreiblichem Charisma wurde als deutsche Björk gefeiert, ausgestattet mit einer außergewöhnlichen, glasklaren und somit eindringlichen Stimme, die sich mühelos zwischen den musikalischen Polen einer folkinspirierten Songschreiberin und einer elektrifizierten Chanteuse bewegen kann." Diese Beschreibung machte mich als eingefleischten Björk-Fan sehr neugierig und daher begab ich mich an diesem warmen Mittwochabend in Richtung Treptow. Mein letztes Björk Livekonzert, es fand damals nebenan in der Arena statt, liegt leider inzwischen schon sechs Jahre zurück. Da aber Vergleiche bekanntlich hinken, möchte ich jetzt keinen Vergleich ziehen. Als ich gegen 21:00 Uhr vor Ort eintraf tummelten sich bereits viele Strand-, Bade-, oder auch Musikbessene auf dem Badeschiff. Beim Betreten des Geländes schoben sich sofort feine Sandkörner zwischen meine Zehen. Ich hatte meine Rockerflippflopps an, und kam mir dann wirklich vor wie am Strand. Mein Kollege kam mir sofort entgegen, und Cocktailschlürfende verleihten dem Gelände die entsprechende Beachatmosphäre. Bei freiem Eintritt waren die Getränke entsprechend etwas teurer. Natürlich hatte das Badeschiff auch einen großen Pool zu bieten, der gut besucht war. Liegestühle standen bereit, aber wir hauten uns aber erst mal aufs Bett. Ja richtig, wir gingen gemeinsam ins Bett ;-). Auf dem Strandgelände befanden sich zwei Metallehebetten, die mit Matratzen gepolstert waren. Wir fanden auf dem gut besuchten Doppelbett direkt vor der Bühne noch Platz. Jarek gesellte sich kurz zu uns und erzählte mir dass Bobo`s Musik im Bereich Indierock einzuordnen ist, und sie sonst eigentlich eine Band dabei hat. Bobo spielte anlässlich des Popdeurope Festivals 2009 "Ohne Strom". Ganz ohne Strom ist ein Konzert in größerer Runde natürlich nicht möglich. Ein Amp, zwei Mikrofone, entsprechende Gitarrenstecker sowie sparsames Licht waren auf der mit einem Zelt überdachten Bühne positioniert. Um 21:15 Uhr schnappte sich Bobo ihre dunkle, mit Stahlsaiten bespannte Gitarre, und eröffnete das Konzert mit dem Titel "Go where you wanna go". Dann begrüßte sie alle Anwesenden: "Guten Nabend an diesem schönen Ort. Heute ohne Houses, später auch noch mit einer Überraschung". Nach den Titeln "Source of joy" und "Furious sun", die sie mit ihrer klaren und filigranen Gesangsstimme erklingen ließ, wechselte Bobo zur hellen Akustikgitarre und spielte unter anderem einen Titel von ihrem letzten Album. Am Ende durfte das Publikum mit einstimmen "da da da". Irgendwann zwischendurch hat das Metallbett nachgegeben, ob das an manch einem Benutzungswechsel gelegen hat weiß ich nicht. Jedenfalls saß ich dann, wie viele andere auch, im feinen Sandstrand, und fühlte mich dabei recht wohl. Indessen sah sich Bobo um: "So, jetzt würde ich gerne meinen Gast auf die Bühne bitten. Camille, das ist meine Tochter. Das ist unser erster Auftritt heute zusammen und wir singen ein paar Coverversionen." Aber wo war nur Camille abgeblieben? Etwa im Pool? Gefühlte zwei Minuten später begab sich eine junge Dame in kurzen Shorts auf die Bühne. Mit "Edge of seventeen" von Stevie Nicks starteten Mutter und Tochter in die Coverrunde. Auch "I want you back", eine Hommage an Michael Jackson, meisterten sie mit Bravour. Mutter und Tochter ergänzten sich wunderbar, sie agierten wie ein eingespieltes Team. Camille kam mit ihren jungen 14 Jahren sehr selbstsicher rüber. Da wird sich Bobo für die Zukunft sicher keine Sorgen machen müssen, die richtigen musikalischen Gene hat sie vererbt. Sie coverten noch einen Titel von Tom Petty und Stevie Wonder und verabschiedeten sich schließlich mit dem Titel "Peace of mind", der Anfang des nächsten Jahres auf der neuen Platte erscheinen wird. Nach gespielten 45 Minuten sollte Schluss sein? Genau so sollte es sein, denn Open Air darf vor Ort nur bis 22:00 Uhr stattfinden. Aber das Publikum erkämpfte sich noch eine Zugabe, und wünschte sich erneut den Stevie Nicks Titel. Anschließend wollte ich mich noch mit Bobo unterhalten, ein paar Fragen loswerden. Freunde und auch Fans ließen es nicht dazu kommen, aber einen Mugge-Gruß konnte ich dennoch mitbringen. Wer mehr über Bobo wissen möchte sollte selbst einmal googeln, denn ich möchte immer nur die Eindrücke und Informationen mitbringen, die ich an so einem Abend erhalte. Ach, eins noch: Wenn Rammstein tourt bin ich auch immer dabei, also auch bei der Sehnsucht-Tour im August 1998. Unser Christian erzählte mir, dass Bobo ihre Stimme dem Engel in "Sehnsucht" verliehen hat. Das wusste ich bisher nicht, für mich ein großartiger Titel. Auf dem Badeschiff finden noch weitere Konzerte ohne Strom statt. Wer also Lust auf Beach, Pool (der im Dunkeln im herrlichen türkis erstrahlt) und Musik hat sollte in den nächsten Tagen auf dem Badeschiff verweilen.

 


 

Foto Impressionen:

 


   
   
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