Anja Krabbe und IC Falkenberg mit "TAMARA DANZ in Memory"
am 08. August 2009 in Neustrelitz

 

Bericht: Petra Herz
Fotos: Petra Herz

 

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Früher... Manchmal spricht man gerne über "früher" und manchmal wiederum in Wehmut. Beides hat seine Gründe. Früher gab es eine wunderbare Band, die nach kurzem Bestehen durch eine fantastische Sängerin die passende Ergänzung fand. Die Rede ist hier von Silly und Tamara Danz. Silly hat mit einigen Schallplatten Musikgeschichte geschrieben. Hier wären "Mont Klamott" oder auch "Bataillon d`Amour" zu nennen, aber auch alle anderen LPs sind Meilensteine deutscher Rockmusik. Werner Karma war für die meisten Texte verantwortlich, die zur damaligen Zeit noch mit "grünen Elefanten" ausgeschmückt wurden, um die eigentlich versteckten Textzeilen nicht der Zensur zum Opfer fallen zu lassen. Im Wendejahr 1989 begann auch Tamara zu texten. Im Jahr 1996 produzierte die Band Silly eines ihrer erfolgreichsten Alben: "Paradies". Dann aber die schockierende Nachricht: bei Tamara wurde Brustkrebs diagnostiziert. Sie konnte ihre eigenen Titel vom neuen Album nicht mehr live vortragen, verstarb noch im selben Jahr (sie war damals ungefähr so alt wie ich heute). Am 22. Juli 2006 fand zum 10. Todestag ein Gedenkkonzert statt, zu dem sich viele Musiker einfanden. Ich erlebte ein denkwürdiges Konzert in der Weißenseer Freilichtbühne. Eingereiht hatten sich vor allem auch die Musiker, die bereits im Jahr 2005 mit Silly und Gäste tourten. Schließlich sollten die schönen Lieder mit anspruchsvollen Texten nicht für immer und ewig in einer Schublade verschwinden.
So lernte ich im Oktober 2005 Anja Krabbe und IC Falkenberg als Silly-Solisten kennen. Ich erinnere mich an Anjas "Liebeswalzer" oder auch an IC`s "Schlohweißer Tag". Verschiedene Solisten waren an unterschiedlichen Orten vertreten. So sang beispielsweise AnNa R (Rosenstolz) in Neubrandenburg "Wo bist du", und Joachim Witt "Bataillon d`Amour", Anja und IC sangen im Duett "Traumpaar", sie waren das wirkliche Traumpaar auf der Bühne. Insofern freute ich mich als ich las, dass nun knappe vier Jahre später erneut dieses Traumpaar mit Silly-Songs auf der Bühne stehen wird. Das von den beiden ins Leben gerufene Programm "TAMARA DANZ in Memory" gehörte für mich zur Pflicht. Es war eine "freiwillige" Pflicht, gerne trug ich diesen Termin in meinem Kalender ein. Er passte sogar vorzüglich, ich konnte ihn mit meinem Kurzurlaub verbinden, ein Trip an die Ostsee war geplant.
Kurzerhand wurde ein Zwischenstopp in Neustrelitz organisiert. 000 20131212 1928219595Das Konzert fand anlässlich der Schlossgartenfestspiele im Victoria-Garten statt. Wir umrundeten kurz das Gelände um heraus zu finden wo sich der Eingang befindet, konnten dabei sogar schon ein Stück vom Soundcheck erleben. Nachdem wir uns am Hafen auf Nahrungssuche begaben und genügend frische Luft getankt hatten, kamen wir gegen 20:00 Uhr in den gut besuchten (alle Tische waren belegt) Victoria-Garten zurück. Zufällig waren auch liebe Freunde vor Ort, die noch genügend Platz an ihrem Tisch hatten. Einige Minuten blieben mir noch um Statements für unsere Aktion "Die Goldene Henne für Reinhard Fißler" einzusammeln.
Um 20:40 Uhr erklang dann das Intro, die Band spielte das "Traumpaar". Kurz darauf kam Anja, schwarz gekleidet, auf die Bühne und begrüßte alle Anwesenden: "Hallo, guten Abend. Ich freue mich, dass ihr alle da seid... Lothar Kempf, Intendant der Festgartenspiele, hat mich gefragt... Anja hat sich gefreut...". Anja erklärte, dass es an diesem Abend um die Songs und Texte Tamaras geht. Sie bedauerte sehr, Tamara niemals persönlich kennen gelernt zu haben, und holte sofort IC an ihre Seite. Er verwies auf das "Traumpaar", ein Wendesong, Anfang der 90er Jahre von Tamara getextet, und sagte: "Anja Krabbe aus Westberlin und IC Falkenberg aus Halle an der Saale singen das `Traumpaar`". Sie sangen diesen Titel gemeinsam, manchmal auch abwechselnd, und ich erkannte das Traumpaar auf der Bühne wieder. Sie hatten alles noch intus, es war eine Freude nach knapp vier Jahren das erneut erleben zu dürfen. Es waren zwar keine Säulen (Uwe Haßbecker, Ritchie Barton und Jäcki Reznicek) anwesend, aber die beiden Künstler hatten eine hervorragende Band im Gepäck. Erstaunlich für mich die Textzeile "die feuerroten Haare hat man ihr schwarz gemacht". Das ganze Gegenteil widerspiegelte nämlich Anja, sie hatte rötliche Haare. Im roten Licht sang Anja dann, unterstützt von der Zweitstimme des am Piano sitzenden Ric Engelhardt, den Werner Karma Titel "Ballhaus-Ballett". Das passte wie Faust auf Auge, Anja überzeugte alle. Wenn jemand im Schlossgarten hätte Tango tanzen können, hätte er garantiert Bock drauf gehabt. Im Wechsel führten uns Anja und IC durchs Programm. An dieser Stelle übergab also Anja das Ruder an IC. Anja begab sich mit ihrer Gitarre in den Hintergrund und unterstützte IC als Zweitstimme, als dieser "Verlorene Kinder" anstimmte. Ein Titel, der im Songtext die in der Platte wohnenden Menschen beschreibt "...zu den alten Linden, die nur in der Ferne blüh'n", übrigens im Jahr 1989 entstanden, ein gemeinsames Werk von Gundermann und Silly.
0000 20131212 1489022710Nach diesem Titel schweifte ich in die Ferne, wollte mir einen Eindruck aus den hinteren Reihen verschaffen. Just in dem Moment sagte Anja: "Der nächste Song befasst sich mit `ner ganz tiefen Sehnsucht `Die Ferne`", und sang "Ich seh` so gerne in die Ferne, mit meinem Doppelglas... die Ferne ist ein schöner Ort, doch wenn ich da bin, ist sie fort". Ich hatte mir also zufällig den richtigen Titel ausgesucht, um in die Ferne zu schweifen (siehe Fotos unten). In den hinteren Reihen gab es keine Sitzplätze mehr, hier wippten einige Fans im Takt. Das war zwar nicht bei jedem der Fall, dafür bewegten sich beim anderen Teil die Lippen. Es herrschte also im gesamten Schlosspark anhaltende Begeisterung, was auch am Beifall zu spüren war. Im blau-gelben Licht ließ die gesamte Band den Kahn nicht untergehen, bei "S.O.S." rockten Anja und IC gemeinsam über die Bühne. Obwohl ich da in einem kleinen Moment in Überlegungen verfiel, ob mir jetzt eigentlich doch die Säulen fehlen, und natürlich fehlten sie mir. Ich vergaß diesen Fakt aber ganz schnell, setzte mich wieder auf meinen Platz und genoss IC`s hervorragende Interpretation von "Über ihr taute das Eis". Großartig, und genau so großartig auch Anja`s "Liebeswalzer". Beide Titel versetzten mich ins Jahr 2005, als sie diese bei "Silly und Gäste" bereits zu Gehör brachten. Anja sang sehr überzeugend vom Schmerz, eine geliebte Person verloren zu haben. Sie erntete viel Applaus im bereits erdunkelten Schlossgarten.
Nun eröffnete Ronny Dehn am Schlagzeug mit seinen kurzen, sehr prägnanten Schlägen, den nächsten Titel. IC besang in seiner gewohnten Art und Weise den "Schlohweißen Tag" vom 1986er Album "Bataillon d`Amour". Der Titel ging auch runter wie Sahne, Micha Lehrmann glänzte mit seinem Gitarrensolo. Nur eine Stelle wünschte ich mir anders: "Du fragst nach der Uhrzeit, ich sage JA". Ist sicherlich Geschmackssache, aber ich wünschte mir dieses "JA" in einer lang gezogenen, eher anrüchigen Art. Ein fliegender Wechsel folgte. IC verschwand im, wie er so schön sagte, "Sauerstoffzelt", nahm gleich noch die Band mit, und Anja betrat im weißen Shirt mit ihrer Akustikgitarre die Bühne, setzte sich auf einen Hocker und sagte: "Jemand sagte mal zu mir: Die starke Lage wäre mal Schwäche zu zeigen". "So ne kleine Frau" erklang, und ich glaube man hätte eine Stecknadel fallen lassen können, so gespannt lauschten alle Zuschauer Anja`s Interpretation. Erst nach dem allerletzten Ton hörte man wieder ein Atmen und der Beifall setzte ein, mit dem wir dann gegen 21:30 Uhr in die Pause geschickt wurden.
Die halbstündige Pause verging, dank vieler netter Gespräche sehr schnell. Ein frischer IC schwang sich auf die Bühne und fragte: "Wie war die Pause? Wir haben Mücken gefangen... auf `nem Klebestreifen". Anja kam im schwarzen Kleid mit gescheiteltem roten Haar hinzu, und beide sangen "Wo bist du". Danach hätten sie wohl gar nicht fragen brauchen, denn es waren garantiert noch alle Konzertbesucher zugegen. Anja begrüßte alle Anwesenden: "Hallo und herzlich willkommen in der zweiten Hälfte. Wir danken dem Wettergott. Ich heule, ich heule und ich hasse dich (Textzeile aus `Wo bist du`) passt gut zum nächsten Lied. Solche Männer kennen wir alle". In dem Moment konnte ich mich leider nicht zurück halten, und rief "Hurensöhne" ;-). Anja feierte mit den Jungs diesen Titel auf der Bühne, wobei Ric und IC die Zweitstimmen gaben. Und wieder fand der gewohnte Wechsel zwischen den beiden Solisten statt. IC sagte: "Männer, die Tamara in ihrem Leben begegneten, fühlten sich von ihr angezogen, nicht banal, sondern weit weit darüber. Es war etwas ganz Besonderes wenn alle in einer Symbiose arbeiteten". Daraufhin wurde mir mein seit ca. vier Jahren bestehender Wunsch erfüllt. Ich hörte die ersten Töne, und dachte "nö, gibt's doch jetzt nicht, oder?!" Tatsächlich erkannte ich an den ersten Tönen den "Vollmond", vom 1996er Album "Paradies". Ein sehr starker Titel, sogar für IC. Manch einer würde jetzt vielleicht denken, warum singt das ein Mann, passt doch gar nicht, im Text heißt es "Ich stell mir vor, sie würden uns hier liegen sehn, mein Mann und deine Frau". Ich finde gerade dieser Fakt macht das Ganze noch umso interessanter. Wer, als Mann, wagt es schon solche Zeilen zu singen? Also ich habe gelitten, was so viel heißt wie, ich war begeistert von der fantastischen gesanglichen Umsetzung. Aufgelockert hat mich dann Anja mit ihren "Paradiesvögeln". Ich habe da immer den mit Kontrabass schunkelnden Jäcki Reznicek vor Augen... also wurde geschunkelt ;-).
Dann erzählte IC von seiner Bekanntschaft mit einem großen 00000 20131212 1565301503Berliner Berg namens "Mont Klamott", es folgten "Asyl im Paradies" (hier beide Solisten mit Gitarre) und "Bataillon d`Amour", worauf Anja dann ins Publikum fragte: "Wir bringen die Lieder im anderen Gewand. Ist das okay?" Ein einheitliches Nicken oder auch Klatschen war zu vernehmen. Dann wieder ein idealer Titel für Anja: "Die wilde Mathilde". Ich erinnere mich da zwar sehr gerne an das Gedenkkonzert in Weißensee, wo Angelika Weiz diesen Titel mit einer unglaublichen Inbrunst sang, aber Anja konnte genau so gut überzeugen. Sie rockte über die Bühne und stellte zwischendurch die Band vor: "Zu meiner rechten ein Riesenapplaus für den Mann den ihr vorhin schon an der Gitarre kennen lernen konntet: Michael Lehrmann. Wir waren zusammen auf der Barbara Schöneberger Tour, an den Tasten ein Meister seines Fachs Ric Engelhardt. Der hier wurde mitgeschleppt von dem langhaarigen Zottel (Ronny war gemeint), ein Riesenapplaus für Rainer Engelmann am Bass. Und der hier, ich freue mich ganz besonders, dass er hier ist, ein Megaapplaus für Ronny Dehn". Ronny kannte ich bereits, er springt des Öfteren bei Silly Konzerten für Basti Reznicek am Schlagzeug ein. Daher wusste er natürlich ganz genau wie er was an dem Abend in nur leicht abgewandelter Art zu trommeln hatte. IC übernahm das Wort: "Tja, irgendwie schade eigentlich. Es war ein unglaublich aufregender schöner, in schöner Erinnerung bleibender Abend in Neustrelitz…". Mit "Bye Bye" wollte sich die gefeierte Band vom inzwischen lauthals singenden Publikum verabschieden. Als die Zugabenrufe kein Ende nahmen, kamen Anja und Ric alleine zurück, ich vermutete... genau richtig: Sie wagten sich an "P.S." ran... und zauberten damit eine unbeschreiblich schöne Akustik in den Neustrelitzer Schlossgarten. Die Fans feierten danach "Alles wird besser" recht ausgelassen... direkt vor der Bühne. IC betonte noch einmal, dass sich in dem Park recht viele "Hubschrauber" (gemeint waren die vielen Insekten) befinden, und gegen 23:00 Uhr schickten sie uns mit "Abendstunden" nach Hause. Aber erst eine gute Stunde später zogen wir von dannen, und hätten dabei singen können "Ich bin der letzte Kunde..."
Vielen Dank Tamara! Auch wenn du an diesem Abend nicht dabei sein konntest, ohne dich und deine Lieder hätte es diesen Abend nicht gegeben. Danke auch an Anja, IC und die Band, ihr habt mit Bravour bestanden! Was ich nun gar nicht nachvollziehen kann: es soll ein einmaliger Abend gewesen sein?! Das kann ich einfach nicht glauben! Ich fordere hiermit Wiederholung!

 


 

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