Polkaholix live am 26. Oktober 2009 in Dresden

 

Bericht: Petra Meißner
Fotos: Pressefoto

 


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Polkaholix im Staatsschauspiel - Oder wie man ein Theater aufmischt
Sonntagabends gehen wir selten aus, denn müde in die neue Woche starten ist nicht so unser Ding. Es muss schon etwas ganz Besonderes geben, um das zu ändern. In Dresden im Staatsschauspiel war so ein Highlight, für das es sich lohnte, auf einen Teil der Nachtruhe zu verzichten.
Die Berliner Band Polkaholix war in besonderer Mission ins Tal der Ahnungslosen gereist. Den Sachsen sollte die Polka nahe gebracht werden. Mit missionarischem Eifer gingen sie ans Werk. Aber was mussten die Berliner sehen? Ein scheinbar ganz normales Theaterpublikum, viele Sakkoträger und Herrschaften in gesetztem Alter. Auch wir waren dem Anlass entsprechend verkleidet Man kann ja mal probieren, ob sich die Berliner schocken lassen!? Polkaholix hatte ich schon gesehen, aber in ganz anderen Locations und mit polkaerfahrener Klientel, und ich hätte wetten können, sie singen im Schauspielhaus ein Lied nach dem anderen ab, man klatscht artig und das war`s dann. Aber nicht so in Dresden. Einer der ersten Sätze des Frontmanns Andreas Wieczorek an das Publikum war: "Also ihr könnt hier alles machen was ihr wollt: mitsingen, trinken, tanzen" Das mit dem Singen wurde auch gleich geübt und siehe da, es klappte auf Anhieb. Das mit dem Trinken klappte nur auf der Bühne.
Die Jugendbrigade des Puhdysforums aus dem oberen Erzgebirge sorgte für die Erfüllung von Punkt Drei. Sie dachten gar nicht daran, sich in dem Theater zu setzen sondern stellten sich gleich vor die Bühne. Damit war der Tagesordnungspunkt Tanzen erfüllt. Ihr Beispiel machte Schule und so mancher Besucher erhob sich von seinem Platz und gestellte sich zu den beiden Hardcorefans und tanzte mit. Ich glaub das hat man in dem Theater noch nicht erlebt.
Es wurde gerockt, bis der Kontrabass brannte, Christoph Frenz bot wirklich eine ausgefallene Performance. Es gipfelte darin, dass er auf seinen Kontrabass kletterte. Der Erfolg der Truppe ist nicht nur die mitreißende, rockig verpackte Polka, sondern auch die Show, die geboten wird. Es ist Bewegung auf der Bühne und jedes Bandmitglied bekommt die Chance zu einer solistischen Einlage. Ich stelle mir langsam die Frage, in welcher Band spielt eigentlich Andreas Wieczorek nicht? Ich bin ihm bei der Seilschaft begegnet, beim Putensen Beat Ensemble, und er spielt mit Haase und mit Eva Kyselka. Aber seine eigentliche Mission scheint wirklich die Polka zu sein. Er hat die Lage einfach im Griff. Sehr gefreut habe ich mich, Mario Ferraro wieder zu sehen. Ich mochte ihn sehr bei Cäsar. Sein Markenzeichen war die Lockenmähne, von der er sich getrennt hat. Ich hätte ihn fast nicht erkannt.
Diesmal hatten sie sich mehr auf die volkstümlichen Polkas spezialisiert, weniger auf die Rocknummern. Es gab die unverwüstliche "Rosamunde", "Du hast Glück bei den Frauen" und weitere Klassiker in modernem Gewandt. Besonders hat mir Gundermanns "Ich kann dich nicht mehr leiden" gefallen. Auch die Bierpolka durfte nicht fehlen. Es gelang ihnen im wahrsten Sinne des Wortes die Leute von den Sitzen zu reißen. Vor mir sprang plötzlich und unvermittelt ein Opi auf und rief "Bravo! Bravo!", aber Oma zerrte ihn am Jackett und er musste sich wieder setzen, der Ärmste.
Zum Schluss waren jede Menge Dresdener links und rechts vor der Bühne und zelebrierten Polka. Vielleicht ist es der Gute Laune-Faktor, der dieses Konzert so besonders machte. Damit diese möglichst lange anhält, kauften wir uns gleich zwei CDs. Heute früh habe ich einen Versuch auf dem Weg zur Arbeit gestartet. Es wirkt!
 
 

   
   
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