ELECTRA und KARUSSELL live am 17. November 2009
in Naunhof
(Teil 1)

 

Bericht: Gundolf Zimmermann
Fotos: Gundolf Zimmermann

 


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Lissi und ich tuckerten gestern auf der Autobahn Richtung Naunhof. Wobei eigentlich schwimmen der bessere Ausdruck für unsere Art der Fortbewegung war. Regen, Nebel und eine endlose Fahrzeugschlange machten die Fahrt nicht gerade zu einem Vergnügen. Doch wir hatten unser Ziel fest vor den Augen. Naunhof zeigte sich zuerst mal wieder von seiner unschönen Seite, denn eine Baustelle versperrte uns den Weg und mit dem Ausschildern einer Umleitung nahm man es dort auch nicht so genau. Irgendwann hatte sich unser Navigationsgerät auch wieder eingekriegt und wir erreichten die Parthelandhalle überpünktlich. Die Karussell-Crew war noch eifrig am Wirbeln um die Technik optimal einzustellen. Aber es war ja auch noch reichlich Zeit bis zum Konzert, und die Halle war auch noch ziemlich leer. Doch ein paar unentwegte Karussell-Fans und der liebe Fred von www.deutsche-mugge.de waren auch schon da. Bei den interessanten Geprächen kam bei uns keine Langeweile auf und die Zeit verging wie im Fluge. Inzwischen füllte sich auch die Parthelandhalle recht ordentlich. Wir schauten auch noch bei Stefan am Merchandising-Stand vorbei und harrten dann vor der Bühne der Ereignisse die noch kommen sollten. Den Abend moderierte Martin Lobst von der Radio R.SA-Diskothek. Der Mann führte proffessionell und gut durch den Abend.
Zuerst präsentierte er uns als als musikalischen Auftakt ein Udo Lindenberg-Double. Der gute Udo wird ja von vielen imitiert und kopiert. Der Junge, der uns in Naunhof den Lindenberg gab, war zweifellos einer der Besseren seiner Zunft. Auch als das Halbplayback nicht startete ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen. Er sang den „Säufermond“ einfach ohne Begleitung. Der Junge hatte sein Vorbild übrigens gut studiert, viele Bewegungen, Gesten usw. erinnerten wirklich an den Oberindianer aller Panikrocker. Natürlich hatte er sich bekannte und beliebte Udo-Songs wie den „Sonderzug nach Pankow“, „Wozu sind Kriege da“ oder „Cello“ ausgesucht. Bei Lindenberg bin ich ja auch ziemlich textsicher, soll heißen ich mag diese Musik auch.
Dann war es Zeit für electra. Die Band hat mittlerweile ja auch schon 40 Jahre auf dem Buckel und immer noch macht sie zu unserer Freude die Konzertsäle unsicher. In Naunhof kamen sie ohne Intro-Einspielung auf die Bühne und legten gleich mit einer Klassikadaption los. Electra leistest sich den Luxus von drei Sängern, und die Kapelle um Bandleader Bernd Aust bot wieder einen Querschnitt durch all ihre Schaffensperioden. Mit „Goldhamster“ und „Einmal Amerika“ spielten sie auch endlich mal zwei Songs vom 1989er Album „Der aufrechte Gang“. Musikalität und Spielfreude gingen bei den Musikern Hand in Hand. Die drei Sänger wechselten sich wie immer ab und jeder von ihnen konnte seine Stärken ausspielen. Stefan Trepte konnte Lieder aus seiner Reform-Zeit zu electra "rüber retten" und „Wie im Film“ oder „Wenn die Blätter fallen“ klingen auch im electra-Sound einfach Klasse. Gisbert Koreng gefiel mir besonders bei „Frau im Spiegelbild“ und natürlich beim Jethro Tull-Klassiker „Locomotive Breath“. Auch beim Garry Moore-Stück „Still got the Blues“ konnte er bei mir wieder stark punkten. Diese wunderbare Ballade lebt aber auch noch von den Gitarrenkünsten eines Ecki Lipske. Ecki ist einfach ein Könner auf seinem Instrument. Man sieht und hört ihm die Freude am Musizieren einfach auch an. Doch dann kam er, den alle nur Mampe nennen. Peter „Mampe“ Ludewig strahlte eine Präsenz aus, die die ganze Bühne ausfüllte. Mit „Weiter, weiter“ heizte er seinem Publikum erstmal ordentlich ein. Doch seine Paraderolle ist natürlich der Narr, der uns eine Fabel erzählt. „Der grüne Esel“ ist ein Stück Rockgeschichte und irgendwie auch Mampe’s Markenzeichen. Wir standen zwar in einer Mehrzweckhalle, doch bei „Tritt ein in den Dom“ lauschten wir andächtig und fühlten uns ein wenig wie in einem Sakralbau. Das Lied ist einfach ein Kunstwerk für die Ewigkeit. Bei der allerletzten electra-Zugabe sah man nur zwei Musiker auf der Bühne. Andreas „Bruno“ Leuschner begleitete den singenden Trepte dezent auf dem Keyboard bei „Sieh in die Kerzen“. Das Publikum sparte nicht mit Beifall für den Auftritt von electra in Naunhof.
Karussell feierte am gestrigen Abend ihr einhundertes Konzert seit dem Comeback und das auch noch bei einem Heimspiel. Karussell-Fans aus Berlin, Dresden, Leipzig und von sonstwoher waren extra angereist um dieses Ereignis mit der Band würdig zu feiern. Der erste Karusseller auf der Bühne war Joey Raschke, der mit seinem Keyboard-Intro seine 5 Kollegen herbeirief. Was folgte, war das bei dieser Band übliche Feuerwerk aus Spielfreude und musikalischem Können. Karussell spielte natürlich ein paar edele Stücke aus ihrem Schaffen im Programm. Wer die alten Amiga-Scheiben der Band kennt und sie heutzutage live hört, wird da auch einige Unterschiede erkennen. Vieles klingt moderner und peppiger. Besonders deutlich wird das zum Beispiel bei „Wenn die Hähne krähn“, welches live deutlich schneller und knackiger gespielt wird. Eines bleibt aber gleich, Sänger Reinhard „Oschek“ Huth singt immer noch wie eine Nachtigall, und er beschert mir immer noch ein ums andere Mal eine Gänsehaut bei „Ehrlich will ich bleiben“. Der jüngste Karusseller Joey Raschke wieselte wieder ständig zwischen Keyboard und Gesangsmikro hin und her. Seine Gesangsstimme harmoniert gut mit der von Oschek und einen großen Teil der Songs singt er als Solist. Seine Sprinteinlage bei „Whisky“ von seinem Keyboard zur gegenüberliegenden Bühnenseite an das Instrument seines Vaters und Bandchefs Wolf-Rüdiger Raschke kommt immer spektakulär daher. Im Laufe des Titels versammelten sich aller Bandmitglieder bis auf Schlagzeuger Benno Jähnert um die vierhändig auf den Keybard spielenden Raschkes. Der Karussell-Fanclub hatte sich für ihre Jungs auch noch eine Überraschung ausgedacht. Im Zugabenteil hielten sie in den ersten Reihen 6 große Schals mit den Vornamen der Musiker hoch und übergaben diese anschließend ihren Helden mit herzlichen Glückwünschen zum 100. Konzert mit besten Wünschen für die nächsten 100. Spätestens bei „Wer die Rose ehrt“ schwebte unsichtbar der Geist von Peter „Cäsar“ Gläser über uns. Das Lied löst regelmäßig Freude und Trauer zugleich bei mir aus, aber das schrieb ich schon mal. Das nur vom Schlagzeug untermalte und von der Band a cappella gesungene „Lieb ein Mädchen“ sowie das neuere Lied „Meine Habseligkeiten“ mit einem Akkordeon spielenden Hans Graf rundeten das Karussell-Programm ab. Natürlich wurde die Band abschließend vom Publikum zünftig gefeiert und bei der anschließenden Autogrammstunde war mal wieder die Hölle los, während auf der Bühne noch einmal das Lindenberg-Double zu sehen war.
Nach der Mugge schwatzten wir noch kurz mit Freuden und Musikern. Auf die Aftershow-Fete verzichteten Lissi und ich aber, da wir irgendwie fix und alle waren. Tja, man wird nicht jünger und mir zumindest steckte das frühe Aufstehen ganz schön in den Knochen.

 


 


   
   
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