001 20150312 2010447933002 20150312 1427191431

Sie gehen in ihr 53. Jahr und müde sind sie noch lange nicht: Die Rocker von OMEGA aus Ungarn. Im Gegenteil, sie haben immer noch neue Ideen, was sie ihrem Publikum bieten wollen. Bereits im letzten Jahr präsentierten sie in ihrem Heimatland mit "Oratórium" ein neues Live-Programm, zu dem es auch ein tolles neues Album gibt. Die Bühne steht dabei allerdings nicht in einem Club, einer Konzerthalle oder in einem Stadion. Vielmehr zog es die Kapelle um Frontmann János 'Mecky' Kóbor dieses Mal in die Kirchen Ungarns. Dort entfaltet sich die Magie der Songs und der ganz besondere Sound wohl am besten. Im März und April dieses Jahres kommt die Band mit ihrem "Oratórium"-Programm auch nach Deutschland und wird bei zwei der vier angekündigten Konzerte auch hier in Kirchen spielen. Deutsche Mugge hatte vor wenigen Tagen Gelegenheit, mit Frontmann und Sänger János 'Mecky' Kóbor über verschiedene Dinge zu plaudern. Es war das erste Interview der Band auf unserer Plattform, bei dem sich auch unsere Leser aktiv beteiligen konnten ...
 

 

Hallo Mecky, viele Grüße aus Deutschland und danke, dass du dir die Zeit nimmst, für Deutsche Mugge ein Paar Fragen zu beantworten. Ich hatte 2014 im Januar Gelegenheit, dich in Rostock kennenzulernen und erinnere mich an ein sehr entspanntes Gespräch. Somit freue ich mich auf unser Telefonat.
Ja, ich erinnere mich auch und bin gern bereit, deine Fragen zu beantworten.

Ab dem 27. März kommt ihr zu vier Konzerten nach Deutschland.
Ja, das ist richtig. Fast einen Monat werden wir in Deutschland sein, aber nur im Osten. Zwischendurch machen wir eine Pause und fahren zurück. Ende März sind wir in Leipzig und Erfurt, und nach Ostern kommen wir nach Dresden und Berlin.

Was erwartet die deutschen Fans auf dieser Tour?
Wir werden ein Oratórium von unserem Material spielen. Das sind Songs, die sehr gut in Kirchen passen. In Ungarn haben wir bereits in zwanzig Kirchen gespielt. Wir waren damit auch schon in Polen und in Transsilvanien. Nach Deutschland kommen wir also mit einer gut ausgearbeiteten Version des Oratóriums.

003 20150312 1971458147Ich habe euch 2014 in Rostock und in Kamenz erleben dürfen, und kenne auch die DVD eures Adventskonzertes in Ungarn. Werdet ihr wieder ein Orchester und einen Chor dabei haben?
Ja, natürlich. Jedoch ist das sinfonische Orchester nicht so groß, weil es zum Beispiel mit Bläsern in Kirchen wegen der Akustik nicht so gut funktioniert. Für uns sind die Streicher wichtig. Statt der Bläser setzen wir viel mehr die Kirchenorgeln ein. Das heißt, wir brauchen kein 40-köpfiges sinfonisches Orchester, sondern kommen mit etwa 20 Musikern gut aus. In jeder Stadt wird es dazu einen großen Chor geben, der mit auf der Bühne stehen wird.

Welches Orchester wird euch auf der Tour begleiten?
Das Akademische Orchester der Martin-Luther-Universität Halle wird dabei sein. Die kennen diese Variation des Konzertes schon. Matthias (Erben), der Dirigent, war auch letztes Jahr auf dem Budapester Heldenplatz dabei, als wir gemeinsam mit den SCORPIONS ein großes Konzert vor ca. 200.000 Zuschauern gegeben haben. Er kennt schon alles von dem kirchlichen Material (Anlass für das "Freiheitskonzert" war der 25. Jahrestag der Rehabilitierung und Umbettung von Imre Nagy, Anm. d. Red.)

Du erzähltest gerade, dass ihr im vergangenen Jahr zur Adventszeit in großen ungarischen Kirchen mit diesem Programm aufgetreten seid. Welche Erfahrungen habt ihr dabei gemacht, und gibt es Pläne, in der Vorweihnachtszeit auch in deutschen Kirchen zu spielen?
Ja, ich hoffe. Eine schlechte Erfahrung haben wir machen müssen, denn die Kirchen in Ungarn waren sehr kalt im Winter. Ich glaube, das ist in Deutschland anders.

005 20150312 1848734717Da hast du Recht. Ich kenne in Deutschland einige sogenannte Konzertkirchen, die dann auch beheizt sind.
In Ungarn war es eben nicht so. Es war insgesamt schwierig, diese Konzerte zu organisieren. Mit einer Rockband in einer Kirche aufzutreten war in Ungarn etwas ganz Neues. Speziell die katholische Kirche war zunächst sehr vorsichtig. Die Protestanten standen der Sache etwas aufgeschlossener gegenüber, vom ersten Moment an. Doch schließlich wurden wir in beiden Konfessionen vom Publikum sehr freundlich aufgenommen. Außerdem spielen diese Unterschiede für uns überhaupt keine Rolle. Unsere Musik ist für jeden da.

Die kommenden Konzerte finden in ostdeutschen Städten statt. Wann wird es Konzerte in den alten Bundesländern geben?
Es gibt natürlich schon Angebote, aber für uns ist die DDR-Seite schon wichtiger, weil wir hier aus den alten Zeiten einfach mehr Fans haben. Es gibt schon Ideen für das Ruhrgebiet, für Hamburg, oder den Süden. Vielleicht wird es im Herbst auch Konzerte im Westen von Deutschland geben.

Lass uns noch kurz bei dem Thema Ost-West bleiben. In den 70er Jahren habt ihr große Erfolge z.B. mit dem Album "Time Robber" nicht nur in Westdeutschland, sondern in ganz Europa gefeiert. Ihr hattet einen Plattenvertrag bei Bellaphon. Wie kam es dazu und von wem ging das aus?
Wir haben Peter Hauke in den frühen 70er Jahren auf verschiedenen Festivals getroffen. Er war Produzent bei Bellaphon. Er mochte unsere Musik und ist nach Ungarn gekommen, um Kontakte zur staatlichen Produktionsfirma Pepita zu knüpfen. So konnten wir dann 1973 auch bei Bellaphon produzieren, wie z.B. auch NEKTAR und andere westdeutsche Gruppen.

006 20150312 2024561476Im Jahre 1973 habt ihr in der DDR ein Album in deutscher Sprache aufgenommen. Eine unserer Leserinnen möchte wissen, ob du Songs in Deutsch live singen wirst, oder ihr nochmals neue Lieder in deutscher Sprache aufnehmen werdet?
Das ist schon eine interessante Frage. Als wir damals bei "Stimme der DDR" diese Aufnahmen machten, konnte ich kaum Deutsch. Die Verständigung lief meisten auf Englisch. Das war für uns viel einfacher. Die Aufnahmen der deutschen Songs waren für mich sehr anstrengend. Kurz vorher habe ich den Text bekommen, dann wurde er mir auf Deutsch vorgelesen. Einige Wörter habe ich mir in Lautschrift notiert und musste sofort singen. Heute ist das anders. Heute spreche ich ein wenig besser Deutsch. In der Zukunft werden wir unbedingt ein Paar Titel auf Deutsch singen.

Dein Deutsch ist sehr gut. Das kann ich nur bestätigen. Es wäre für mich unmöglich, das Interview in deiner Muttersprache zu führen, und auf Englisch würde ich mir das auch nicht zutrauen.
(lacht) Also, momentan hätte ich wirklich keine Probleme mit deutschen Texten.

Anderes Thema - die SPENCER DAVIES GROUP ist gerade auf ihrer Abschiedstour in Deutschland unterwegs, die PUHDYS wollen in diesem Jahr ihre Bühnenkarriere beenden. Wie geht es mit OMEGA weiter, oder denkt ihr ebenfalls über ein Aufhören nach?
Bis jetzt haben wir noch nie über ein Abschiedskonzert nachgedacht. Solange wir ohne Probleme auf die Bühne gehen können, wollen wir Musik machen. Es gab ja vor einigen Jahren einige personelle Veränderungen bei uns.007 20150312 1232286841 Zu der Zeit war nicht ganz klar, wie es weitergehen wird. Doch inzwischen sind wir wieder sehr aktiv. Da gab es die OMEGA Rhapsody, die Symphony und nun das Oratórium. Und jedes unserer ehemaligen Bandmitglieder hat die Möglichkeit dabei zu sein, wenn er das möchte und die Energie dazu hat. Also - so richtige Abschiedspläne hatten wir nie. Aber Du sprachst die PUHDYS an ... Die gehören einfach zu unserer Geschichte dazu. Mit Maschine werden wir vielleicht auch etwas gemeinsam machen. Wir stehen jedenfalls in Verbindung.

Ich greife mal das Stichwort Energie auf. Es fasziniert mich immer wieder, dich auf den Konzerten zu erleben, zu sehen wie du über die Bühne fegst und dazu singst. Wo nimmst du diese Energie her?
(lacht) Danke für das Kompliment. Ich glaube, das hängt ein wenig mit meiner Vergangenheit zusammen. Als Junior habe ich an der Universität Leichtathletik betrieben, was eine gute Basis war. Sport gehört zu meinem Leben dazu und hält mich fit.

Deine ehemaligen Band-Kollegen Elephant (György Molnár) und Misi (Tamás Mihaly) standen im vergangenen Jahr wieder mit euch auf der Bühne ...
(unterbricht) Ja, ja - immer, wenn sie Lust und Energie haben, können sie mit uns auf die Bühne kommen. Aber ihnen fehlt die Lust, auf Tour zu gehen. Sie wollen nicht mehr reisen oder mehrere Konzerte hintereinander spielen. Sie sind jedoch jederzeit willkommen. Natürlich sind Tamás (Szekeres) und Katy (Zee) inzwischen sehr gut in die Band integriert. Ciki (Ferenc Debreceni - Schlagzeug) harmoniert sehr gut mit den beiden. Auch Laci (Lászlo Benkö) spielt trotz seiner langen Erfahrung nicht mehr alle Keyboard-Parts allein. Es gibt immer einen zweiten Keyboarder mit auf der Bühne. Wir freuen uns jedoch jedes Mal, wenn Elephant oder Misi mit uns zusammen spielen. Außerdem sind wir sehr froh, dass es Ciki wieder richtig gut geht (Ferenc Debreceni hatte 2008 gesundheitliche Probleme, Anm. d. Red.). Sein Schlagzeugspiel ist immer noch sehr gut.

004 20150312 1518940200Da bleiben wir doch gleich mal bei Katy, die ja sehr präsent auf der Bühne agiert. Ich habe sie zum ersten Mal 2008 mit ihrer Band SID bei einem Festival in Reichenbach erlebt, und sie dann - zu meiner Überraschung - mit euch auf der Bühne gesehen. Einer unserer Leser möchte wissen, seit wann sie mit euch zusammenspielt und wie ihr auf sie aufmerksam geworden seid.
Ja, sie war in dieser jungen ungarischen Gruppe, bevor sie nach Oxford zum Studieren ging. Dort spielte sie in einer englische Band, bei der sie viele Erfahrungen sammeln konnte. Als sie zurück nach Ungarn kam, haben wir gemeinsam mit ihr gespielt. Sie war richtig gut auf unserer Bühne. Ein Paar mal hat sie zusammen mit Misi die Konzerte gespielt, mal sie einen Song, mal er einen. Doch nach und nach hat sie den Part allein übernommen. Misi widmet sich inzwischen mehr der Theatermusik und anderen Projekten. Er ist momentan eher Komponist.

Obwohl er 2011 ein Soloalbum veröffentlichte?
Na ja, das war kein richtiges Solo-Album, weil dort verschiedene ungarische Sänger mitwirkten. Er selbst singt natürlich auch darauf. Heute eine CD in Ungarn zu produzieren, ist keine große Sache mehr. Das ist in Deutschland wohl genauso. Aber natürlich werden auch wir eine ganz neue Platte in diesem Herbst produzieren. Es gibt da einige ganz gute Ideen. Wir brauchen jedoch noch ein Paar mehr neue Titel.

Das wäre meine nächste Frage gewesen. Das letzte reguläre Album "Égi jel" kam vor neun Jahren auf den Markt. Jeder Fan wird sich über ein neues Album freuen. Wann wird es erscheinen?
Zu Weihnachten könnte das Album mit ganz neuem Material fertig sein. Es wird sich stilistisch an dem orientieren, was wir in den vergangenen fünf Jahren gemacht haben. Es gehört also ein Sinfonie-Orchester dazu, ein Chor wird zu hören sein und wir verwenden ein wenig mehr Electronics. Von der Musikrichtung und vom Thema bleiben wir dem Oratórium-Stil treu. Das meiste Material haben wir zusammen, doch noch keine 100 Prozent. Das Album wird "Testament" heißen.

Oh - das Wort Testament weckt bei mir immer negative Assoziationen.
Halt, halt! Nicht das Alte Testament. Es wird das OMEGA-Testament. (lacht)

Na klar! Ich bin auf jeden Fall gespannt darauf.
Hier wieder eine Frage von unseren Lesern. Stimmt es, dass ihr auch schon mal mit QUEEN auf einer Bühne gestanden habt?

Nein, leider nicht. Wir waren sehr oft mit QUEEN zusammen. Einmal haben wir fast auf der gleichen Bühne gespielt. Das war für QUEEN und für uns noch ganz am Anfang - 1973 in Köln. Wir halten jedoch sehr engen Kontakt, denn ich bin mit Brian May befreundet. Als der Konzertfilm mit QUEEN in Budapest gedreht wurde, waren wir die ganze Zeit zusammen.

Mecky, was möchtest du den deutschen Fans zum Abschluss unseres Gespräches noch mitteilen?
Ich hoffe, dass es auch in Deutschland Spaß machen wird, in Kirchen zu spielen. Rock-Konzerte in Kirchen zu veranstalten, ist in Deutschland nichts Neues, habe ich gehört. Doch so richtigen Rock'n'Roll gibt es wohl auch in deutschen Kirchen nicht so häufig. Wir wollen nicht "unplugged" spielen, das gefällt mir nicht. Rock beginnt mit verstärkten Instrumenten, "plugged" und nicht "unplugged".

009 20150312 1480010289Da stimme ich dir voll zu. Ich mag es auch lieber, wenn die Gitarren kreischen, Bass und Schlagzeug treiben und das Ganze von fetten Keyboardsounds unterlegt ist.
Ich glaube, im letzten Jahr ist der Rock'n'Roll 60 Jahre alt geworden. Das ist ein Musikstil, der für viele Leute zum Lebensgefühl wurde. Diese Musik kann man nicht "unplugged" spielen. Unser Material ist jedenfalls so zusammengestellt, dass es gut in die Kirchen passt.

Mecky, ich bedanke mich für dieses Gespräch und wünsche euch viel Spaß auf der Tour. Für mich ist das Konzert in Dresden fest eingeplant und darauf freue ich mich.
Ich danke auch und wünsche alles Gute.


Interview: Bodo Kubatzki
Bearbeitung: cr
Fotos: Pressematerial, Archiv Deutsche Mugge




OMEGA auf Tour in Deutschland:

• 27.03.2015 - Leipzig - Peterskirche
• 28.03.2015 - Erfurt - Alte Oper
• 17.04.2015 - Dresden - Alter Schlachthof
• 18.04.2015 - Berlin - Apostel Paulus Kirche

Alle Angaben ohne Gewähr. Nähere Infos auf der OMEGA Homepage





   
   
© Deutsche Mugge (2007 - 2023)

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.