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Gesangsprobleme bei Abor & Tynna:

Wie wird die Performance?

Fotoquelle: unsplash 

 

Die Erwartungen waren hoch, der Auftritt bunt inszeniert, der Song eine Mischung aus Elektro und Pop – doch beim Vorentscheid zum ESC 2025 in Berlin geriet das eigentliche Fundament einer Live-Performance in den Hintergrund: der Gesang. Während der Auftritt energetisch wirkte, wackelten die Stimmen und die Tonhöhe schwankte immer wieder. Kaum waren Abor & Tynna mit ihrem Beitrag „Baller“ auf die Bühne getreten, begann daher auch schon die Debatte um ihre stimmliche Leistung.

Die Frage, die sich seitdem durch Social Media, Feuilletons und Fanforen zieht: Wird das in Basel besser – oder bahnt sich hier das nächste deutsche ESC-Debakel an? In diesem Artikel wird daher untersucht, woran das Geschwisterduo noch arbeiten muss und wie die Chancen von Abor & Tynna auf eine gute Platzierung beim ESC stehen.

Warum die Gesangsleistung im Vorentscheid für Stirnrunzeln sorgte< Dass die Stimmen der beiden Musiker nicht immer da landeten, wo sie sollten, fiel nicht nur absoluten Musiknerds auf. Schon in den ersten Zeilen war hörbar, dass die Intonation schwankte und sich der Sänger und die Sängerin nicht in ihrer stimmlichen Komfortzone bewegten. Während Tynna bei den hohen Passagen hörbar kämpfte, schien Abor eher mit der Atemführung zu ringen. Besonders in den Refrains, in denen beide Stimmen gemeinsam wirken sollten, entstand eher ein unruhiges Klangbild als ein harmonisches Zusammenspiel.

Die Ursachen dürften vielfältig sein: Der Song selbst verlangt einiges an Präzision – rhythmische Synkopen, schnelle Übergänge und ein recht enger Tonumfang in den Strophen. Zudem erschwert die gleichzeitige Choreografie das saubere Singen erheblich. Wer tanzt und springt, kann eben nicht dieselbe stimmliche Kontrolle ausüben wie im Studio. Trotzdem stellt sich die Frage, ob hier nicht zu viel Show auf Kosten der musikalischen Substanz geplant wurde. Schließlich zählt auf der ESC-Bühne auch immer noch die stimmliche Liveleistung – trotz aller Effekte und Inszenierungen. Das mussten viele Acts in der Vergangenheit bereits auf schmerzhafte Art lernen.

Übrigens: Für alle, die sich für den Musikwettbewerb interessieren, hat Lapalingo ein spezielles ESC-Angebot zusammengestellt. Das zeigt, dass es bei dem Wettbewerb längst nicht mehr nur um Musik geht, sondern auch andere Branchen das Event zum Marketing nutzen.

Was beim ESC technisch erlaubt ist – und was nicht!
Die Diskussion um schwache Live-Vocals führt zwangsläufig zu einem Thema, das in den letzten Jahren immer relevanter geworden ist: der Einsatz digitaler Hilfsmittel auf der Bühne. Seit 2021 sind sogenannte Vocal Effekte beim ESC offiziell erlaubt – das heißt, Stimmen dürfen in Echtzeit bearbeitet werden. Dazu zählen Hall, Echo, leichte Tonhöhenkorrekturen oder Verzerrungen, sofern sie live eingespielt werden und nicht aus der Konserve stammen.

Im Fall von Abor & Tynna kam genau diese Technik bereits beim Vorentscheid zum Einsatz. Ein dezenter Autotune-Effekt wurde hörbar genutzt, vor allem in den Refrains. Der Zweck liegt auf der Hand: Eine gleichmäßige, moderne Klangästhetik, die an zeitgenössische Produktionen im Radio erinnert. Kritisch wird es jedoch, wenn diese Effekte nicht dezent stützen, sondern hörbare Schwächen überdecken sollen. Dann gerät die Authentizität ins Wanken und das Publikum beginnt, sich zu fragen, was eigentlich noch echt ist an der Performance.

Applaus vs. Abgesang: Wie Fans und Medien reagierten
Die Reaktionen auf die stimmliche Leistung fielen überraschend gespalten aus. Während Diskussionen zwischen Musikliebhabern in ESC-Fanforen sich in technischen Analysen verloren und jede unsaubere Note akribisch sezierten, blieb der Applaus im Saal zunächst ungebrochen. Die einen lobten die Energie, das Bühnenbild und die Vision hinter dem Song. Die anderen warfen jedoch genau das den Künstlern vor – nämlich, dass die “Verpackung” für sie angeblich mehr zähle als der Inhalt.

Besonders in sozialen Netzwerken wurde die Kritik an den Vocals schnell zum Trendthema. Hier sammelten sich Kommentare von enttäuschten Fans, Memes und ironische Remixe, in denen die Vocals komplett durch Synthesizer ersetzt wurden. Zugleich meldeten sich aber auch Stimmen zu Wort, die den Auftritt verteidigten. Gerade im ESC-Kontext, so hieß es, sei der Mut zur Kante wichtiger als sterile Perfektion. Doch auch das lenkt nicht davon ab, dass der Gesang bei einem Wettbewerb, der musikalisch bewertet wird, kein Nebenschauplatz sein darf.

Optionen zur stimmlichen Verbesserung vor dem großen ESC-Finale
Noch ist es eine knappe Woche bis zum Auftritt in Basel – genug Zeit, um an der Performance zu feilen? Vielleicht. Doch wie können Abor & Tynna sich bis dahin verbessern? Der offensichtlichste Hebel ist stimmliches Training. Ob mit Vocal Coaches, Atemtechnikübungen oder gezielter Studioarbeit: Es braucht ein Konzept, das sowohl die Showelemente als auch die Gesangsleistung zusammenbringt, ohne dass eines das andere erdrückt.

Ein weiterer Faktor ist das sogenannte Staging. Durch eine überarbeitete Bühnenshow, bei der die körperliche Belastung reduziert wird, kann die stimmliche Qualität erheblich gesteigert werden. Weniger hektische Bewegungen, mehr Fokus auf ruhige Posen in den gesanglich anspruchsvollen Passagen – das wäre ein erster Schritt. Darüber hinaus könnte auch die Songstruktur angepasst werden. ESC-Beiträge werden oft leicht modifiziert, bevor sie auf die große Bühne gehen. Ein gesenkter Tonartwechsel, eine angepasste Bridge oder ein zusätzlicher Backing-Vocal-Support könnten den Live-Gesang stützen, ohne den Charakter des Songs zu verlieren. Erlaubt wäre das nach den offiziellen ESC-Regeln. Wichtig ist nur, dass jede Entscheidung der Performance mehr Sicherheit verleiht – und nicht bloß Unsicherheiten kaschiert.

Ein Blick auf die Konkurrenz: Wird „Baller“ gesanglich mithalten können?
Im diesjährigen Teilnehmerfeld tummeln sich einige Acts, bei denen nicht nur die Inszenierung, sondern vor allem die Stimme im Mittelpunkt steht. Von balladesken Solosängern bis hin zu Folk-Pop-Gruppen mit feinen Mehrstimmigkeiten – wer sich in Basel behaupten will, muss mehr liefern als Show. Zwar hat Deutschland zuletzt mit extravaganten Performances gepunktet, doch gesanglich war das internationale Niveau durchweg hoch. Eine schiefe Note kann im Voting teuer werden – besonders dann, wenn andere Länder vokal glänzen und ihre Songs ohne technische Krücken präsentieren.

„Baller“ bietet viele visuelle Reize, doch das allein wird nicht reichen. Entscheidend wird sein, ob Abor & Tynna es schaffen, ihre Performance so zu gestalten, dass die Stimme wieder zum tragenden Element wird – nicht zur Sollbruchstelle. Denn so schillernd das Drumherum auch ist: Am Ende zählt, was durch die Mikrofone geht. Und das sollte stimmlich überzeugen. Aktuell sehen die Prognosen für Abor & Tynna beim Eurovision Song Contest 2025 durchwachsen aus. In den Prognosen von Wettbüros rangieren sie derzeit zwischen den Plätzen 19 und 22 von insgesamt 37 Teilnehmern, was auf eine eher geringe Siegchance hindeutet.

Trotz dieser Einschätzung gibt es aber auch positive Signale aus der Fan-Community. In einer Umfrage von Wiwibloggs wurden Abor & Tynna mit ihrem Song „Baller“ als Favoriten unter den Big-Five-Ländern gewählt, wobei sie 23,27 % der Stimmen erhielten. Auch bei Google zählen sie zu den meistgesuchten ESC-Acts. Es bleibt also spannend.


   
   
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