Ein großes Herz schlägt nicht mehr
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Bernhard "Kani" Kanhold

am vergangenen Freitag gestorben

Ein Nachruf von Christian Reder. Leider liegen unserer Redaktion keine Fotos von "Kani" vor.



Die Weimarer Legende Bernhard "Kani" Kanhold ist in der Nacht zu Freitag, den 4. Oktober 2024, verstorben. Seine Heimatstadt Weimar verliert damit eine Legende und ein Aushängeschild, gehörte er doch bis zuletzt zur Kulturszene Weimars. Uns war er vor allen Dingen noch aus den 70ern und 80ern als Rockmusiker bekannt …

Die musikalischen Wurzeln des Autodidakten "Kani" lagen in den 1960er Jahren, als er erstmals mit einer von vielen sich AMIGOS nennenden Formationen auf der Bühne stand. Doch im Hauptberuf war er Malergeselle, der bei der PGH Farbgestaltung seine Brötchen verdiente. Außerdem war er fünf Jahre im Mal-Saal des Deutschen Nationaltheaters tätig. Im Jahre 1968 stieg er bei der Gruppe POLYPHON aus Ramsla ein. Neben ihm als ehemaligem AMIGO standen außerdem noch Kollegen aus Bands wie den Bad Berkaer BERKONAS oder der Gruppe MAGIC BLUE in der damaligen Besetzung. In der Gaststätte "Goldenes Hufeisen" wurde die Band gegründet und ihre Konzerte sind bei noch lebenden Zeitzeugen bis heute legendär.

Im Jahre 1975 verließ er die Gruppe POLYPHON und folgte dem Lockruf Burkhard Laschs, der in Weimar die Gruppe ELEFANT auf die Beine stellte und förderte. Sein Einstieg in diese Gruppe war gleichzeitig der Beginn seiner Laufbahn als professioneller Musiker. Nach der Zeit bei ELEFANT folgte ein kleines Intermezzo mit RDE KANI & CO, ehe er zuerst bei Petra Zieger und später in FRITZENS DAMPFERBAND einstieg. Bis zur Wende war "Kani" ein gut beschäftigter Musiker, der viel rumgekommen ist. Dann fiel die Mauer und mit ihr eine komplette Kulturszene in ein tiefes Loch.

Doch seiner Heimatstadt Weimar blieb er immer treu und kam dort nach der Wende künstlerisch auch wieder auf die Beine. Es führte ihn zur Gruppe REST OF BEST, und was auf dem ersten Blick wie ein Restpostenhandel klingt, ist eine der besten Rockbands in Thüringen, in der neben ihm auch sein ehemaliger ELEFANT-Kollege Roland Rynkowski und die Sängerin Kerstin Radtke aktiv mitwirkten. Hier erwarb er sich die Bezeichnung "Rock'n Roll King aus dem Thüringer Wald". Soviel zum künstlerischen Schaffen und zu "beruflichen Eckdaten". Aber "Kani" war weit mehr als nur ein Musiker …

Bereits im Jahre 2002 machte ihn der Oldie-Interessenkreis Thüringen zum Ehrenmitglied und die Karnevalisten des HWC ehrten ihn 2008 mit dem Faust-Orden. Das Highlight war jedoch im Jahre 2012, als Bernhard "Kani" Kanhold mit der Goldenen Ehrennadel seiner Heimatstadt Weimar ausgezeichnet wurde. Für sie hat er über Jahre hinweg Großes geleistet. Mit seiner Musik habe er die Stadt geprägt und mit seinem Tun Zeichen gesetzt, so beschrieb ihn der Schauspieler Thomas Thieme damals in seiner Laudatio. Er war ein nicht wegzudenkender Teil der Feierlichkeiten auf dem Zwiebelmarkt, und seit 1999 unterstützen "Kani" und seine Frau Sigrid das soziale Weihnachtsfest im Sophienhaus, "Weihnacht bei Sophie" genannt. Mit dem Sophienhaus verbanden ihn besondere Momente, fanden er und seine Mutter doch in den Kriegsjahren 1944 und 1945 im dortigen Keller Schutz vor den Luftangriffen der Alliierten. Wieviel Herz und Nächstenliebe in "Kani" steckte zeigten zwei Begebenheiten vor wenigen Jahren: Die eine war, als ein Ausländer in Weimar krankenhausreif geschlagen wurde. Danach besuchte er den Mann im Hospital und entschuldigte sich im Namen seiner Stadt für diese Untat. Im Sommer 2014 organisierte er ein Rockkonzert als "Benefiz für eine Tafelbescherung", für das er zahlreiche erstklassige Musiker auf dem Theaterplatz versammeln konnte.

Nur vier Jahre später versagte dieses große Herz seinen Dienst und blieb bei einem Auftritt im Mai 2019 einfach stehen. Man holte ihn ins Leben zurück und er unterzog sich in der Zentralklinik einer erfolgreichen Operation am Herzen. Dankbar darüber, dass ihm das Team der Klinik noch weiteres Leben schenkte, verabschiedete er sich damals mit den Worten, "Ich komme wieder mit ganz viel Rock'n'Roll und mit meiner Gitarre und dann … versprochen … singen wir alle zusammen." Die Rückkehr auf die Bühne gelang ihm kurz darauf tatsächlich und noch einmal ließ er den Rock'n Roll laut erschallen. Im Mai 2024 feierte "Kani" seinen 80. Geburtstag. Nur ein halbes Jahr später hörte sein Herz erneut auf zu schlagen. Dieses Mal leider für immer …

Wir sprechen seiner Familie und seinen Freunden auf diesem Wege unser tief empfundenes Beileid aus. Danke für die vielen Spuren, die Du hier auf Erden hinterlassen hast und danke auch dafür, dass Du wahrlich ein Vorbild in Nächstenliebe und Bescheidenheit warst!





   
   
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