Nachruf auf Manne Praeker
Am 17. September starb der Spliff-Bassist und Produzent
Ein Nachruf von Hagen Liebing mit Fotos von Hagen Liebing und Anja Caspary

Seit dem Durchbruch als Bassist und Songschreiber der Nina Hagen Band 1978 verlief sein Leben – wie man so schön sagt – auf der Überholspur. Das hatte irgendwann auch Folgen für die Gesundheit. Nervöse Erschöpfung, Atembeklemmungen. Sein Arzt empfahl ihm, die Großstadt zu verlassen. Weg von den Abgasen, weg vom Stress. Praeker, in Charlottenburg-Nord aufgewachsen, in Kreuzberg bekannt geworden und zuletzt wohnhaft in Grunewald, hörte auf den Rat. Denn seine Begabung zum Produzieren, die er schon 1982 beim Nena-Debüt demonstriert hatte und auch bei den Aufnahmen zum dritten Album von Die Ärzte, die konnte er schließlich auch an einem anderen Ort ausleben.
Noch vor dem Wende-Gewusel zog Praeker mit seiner Frau Elfi und den beiden kleinen Söhnen nach Portugal, in die Einsamkeit des Algarve-Hinterlandes, auf einen Berg. Dort bauten sich die Großstädter ein Bauernhaus zum Leben und Arbeiten aus. Es herrschten noch goldene Zeiten, weil deutsche Plattenfirmen ihre Künstler zum Kreativsein und Aufnehmen mal eben für ein paar Wochen nach Spanien oder eben nach Portugal schickten. Mit den so erzielten Einnahmen konnte man in einem armen Land gut über die Runden kommen. Auch Tantiemen flossen noch. Aber stolzer als auf die vielen goldenen Schallplatten an den Wänden seines Mad-Mix-Studios zeigte sich Manfred Praeker damals schon auf die Zitronenbäume in seinem Garten, die nach zähem Bewässern auch einmal Früchte abwerfen würden, und auf den Umstand, dass er seinen portugiesischen Nachbarn beibringen konnte, wie man einem Bauernhaus eine vernünftige Drainage verpasst.

Gegenüber seinen alten Spliff-Kollegen hegte er zuletzt einen gewissen Groll; gerne hätte er mit ihnen noch ein paar Konzerte gegeben. Nicht aus Nostalgiegründen, sondern einfach nur, um Rechnungen zu bezahlen. Aber da biss Manne auf Granit. So machte er zuletzt nur noch mit seiner eigenen Band Bock Musik. Und der Name war dabei Programm: einfach nur für etwas Spaß und Erfüllung.
Es ist bitter und ungerecht, dass ihm ausgerechnet dies nun nicht mehr vergönnt ist. Kurz vor seinem 61. Geburtstag starb Manfred Praeker, der unruhige Geist, der beizeiten das entschleunigte Leben dem Karriere-Karussell vorzog, an einer schweren Krankheit in seiner Geburtsstadt Berlin.
(Hagen Liebing im Oktober 2012)