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Ein Beitrag von Christian Reder mit Fotos aus
dem Privatarchiv von Dietmar "Diete" Bernhardt



Im November des vergangenen Jahres ist Dietmar "Diete" Bernhardt 70 Jahre alt geworden. Eigentlich wollten wir da schon eine Laudatio für den Musikanten von HÖHNE & CO und WESTERN RAILROAD veröffentlichen, aber leider hat das nicht wie geplant geklappt. Überhaupt war es kein Geburtstag, wie sich "Diete" ihn gewünscht hätte, denn gefeiert hat er die runde 70 nämlich nicht. Die vergangenen Monate und auch Jahre hatten ihm die Lust auf eine Feier gehörig verhagelt. Warum? Das erfahrt Ihr jetzt hier bei uns, denn wir haben "Diete" besucht um zu schauen, wie es ihm geht und was er so macht …


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"Hugo" und "Diete"



Bis Mai 2016 konnte "Diete" immer sagen, dass er sich auf der Sonnenseite des Lebens befunden hat. Er war beruflich stets erfolgreich und gesundheitlich immer fit. Zu DDR-Zeiten feierte er als Musiker Erfolge mit der Gruppe HÖHNE & CO. und nach seiner Ausreise in die BRD ab 1986 auch mit der Gruppe WESTERN RAILROAD. Als die BRD die DDR "geschluckt" hatte, konnte "Diete" auch wieder in seine alte Heimat reisen. Dort wollte er - obwohl in damals zusammen mit Kumpel "Hugo" in einem gemeinsamen Haus in Wesel wohnend - etwas Nachhaltiges für seine Familie und die Region in Osten tun, und eröffnete dort die erste Imbiss-Stube in "westlichem" Stil. Geräte, Getränke und Speisen kamen komplett aus der BRD und waren auf dem Boden der DDR neu. Dieser Imbiss befand sich an der B115, einer bedeutenden Fernverkehrsstraße zwischen Berlin und Görlitz. Eine Autobahn in diese Richtung gab es damals noch nicht, entsprechend groß war der Zuspruch der Reisenden und der Anwohner gleichermaßen. Durch diesen Imbiss ergab sich dann auch die Gründung eines weiteren Geschäfts, nämlich eines Entsorgungsunternehmens. Da der Imbiss über keine sanitären Anlagen verfügte, schalteten sich rasch die Behörden ein, machten Auflagen und "Diete" als Betreiber musste handeln. Mit seiner Entsorgungsfirma stellte er nun Miettoiletten auf. Nicht nur an seinem Imbiss, sondern anschließend auch an vielen anderen Stellen überall im Land.


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"Diete" und seine Frau mit ihrem ersten "Westwagen"



Parallel dazu war "Diete" mit seiner Band unterwegs, erfüllte sich 1996 sogar einen lang gehegten Traum, als er in Nashville/Tennessee ein Album aufnehmen konnte. Dass es am Ende nicht unter seinem bzw. dem Namen seiner Band erschien, sondern sich von einem Kollegen "unter den Nagel gerissen" wurde, ist eine andere Geschichte. Aber die Zeit in den Staaten, die vielen Stunden im Studio und die gesammelten Eindrücke kann man "Diete" nicht mehr nehmen. Ebenso das Leben "on Tour", das er mit der Gruppe hatte, in der sogar der eigene Nachwuchs mitspielte. Mit dem neuen Jahrtausend kam der Euro und für "Diete" eine neue Geschäftsidee. Zusammen mit seinem ältesten Sohn Ingo, der übrigens nach dem CITY-Gründungsmitglied und "Dietes" Freund Ingo Döhring benannt wurde, entwickelten sie die Idee für eine Hartgeldmünzbox. Die Idee bekam den Namen "Euroclip", wurde mit einem internationalen Patent versehen und ging in die Produktion. Das Ding ging dermaßen durch die Decke, dass "Diete" keine Zeit mehr für etwas anderes hatte. Seine Berufung, Musik zu machen, trat in den Hintergrund, die Gruppe WESTERN RAILROAD schlief ein. Dass es später für ihn keine Möglichkeit mehr geben sollte, nochmals Musik auf einer Bühne zu machen, ahnte er damals noch nicht.


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Western Railroad



Nach dem Erfolg mit der Hartgeldbox und der geschäftlichen Trennung von seinem Sohn, kehrte "Diete" wieder in den Bereich zurück, für den er einst die Schulbank gedrückt hatte, nämlich den Finanzbereich. In Sachen Immobilien war er dann unterwegs und half so mit, dass der Osten wieder mit aufgebaut wurde. Er brachte Geldgeber aus dem Westen mit Immobilien im Osten zusammen, so dass diese wieder hergerichtet wurden. Dass so manches Stadtbild heute wieder ein Hingucker und Postkartenmotiv ist, ist in Teilen auch sein Verdienst. Später kam dann auch noch das ganz normale Maklergeschäft in seiner Wahlheimat Ruhrgebiet und dem Niederrhein dazu. "Diete" war stets aktiv und beschäftigt, Stillstand kannte er gar nicht, denn er hatte immer gut zu tun. Unterwegs auf der Überholspur im lichtdurchfluteten Terrain auf der Sonnenseite.


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Der Euro-Clip



Dann kam das Jahr 2016, und auf seine "Sonnenseite" legte sich ein großer dunkler Schatten, verursacht durch tiefschwarze Wolken. Plötzlich war nichts mehr so wie es mal war. Zuerst starb sein Bruder im Alter von 50 Jahren. Ein Schicksalsschlag, der "Diete" traf und heftig an ihm rüttelte. Anfang Mai fuhr "Diete" dann zu seinen Eltern in den Osten. Sie waren und sind nicht mehr die jüngsten und auch nicht mehr gesund. Trotz großer Entfernung zum jeweils anderen Wohnort und beruflichem Stress sah "Diete" regelmäßig bei ihnen nach dem Rechten. So auch damals im Mai. Als er nach zwei Wochen wieder heim ins Ruhrgebiet kam, sagte "Dietes" damalige Partnerin zu ihm, "Was ist denn mit Dir los? Du siehst ja 10 Jahre älter aus, als bei Deiner Abreise vor zwei Wochen!" Er fühlte sich zu dem Zeitpunkt auch ziemlich ausgelaugt und fertig. Ein paar Tage später - zu Pfingsten - stand er morgens auf, sah in den Spiegel und entdeckte links am Hals eine Beule von der Größe eines Hühnereis. Diese war über Nacht entstanden. Dienstag nach Pfingsten, es war der 17. Mai, ging "Diete" schließlich zu einem HNO-Arzt, ließ sich checken und der Horror nahm seinen Lauf. Der Arzt - ein unsensibler alter Herr ohne Taktgefühl - sah seinem Patienten lediglich in den Hals um dann nüchtern festzustellen: "Sie haben Mandel-Krebs". Der Satz stand wie ein Klotz im Raum. Der Arzt überwies ihn umgehend ins Alfried Krupp Krankenhaus in Essen-Rüttenscheid, wo seine Behandlung umgehend begann.


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Die schwersten Tage in "Dietes" Leben



"Diete" musste insgesamt sechs Operationen über sich ergehen lassen. Bei zweien gab es dermaßen große Komplikationen, dass er fast auf dem OP-Tisch blieb. Er war zwei Mal klinisch tot. Innerhalb einer Woche verlor der Musiker 28 Kilo Muskelmasse. Insgesamt lag er vier Wochen in der Klinik. Drei Wochen davon konnte er nicht sprechen, hatte keine Kraft und saß im Rollstuhl. Ernährt wurde "Diete" zuerst durch die Nase, später über eine Magensonde. Es war der pure Albtraum! Dieser war aber noch längst nicht zu Ende, denn nach der Entlassung bekam er 33 Bestrahlungen, bei der sämtliche Nebenwirkungen auftraten, die von dieser Behandlungsform bekannt sind. Eine Chemo-Therapie lehnte er schließlich - wahrscheinlich auch deshalb - komplett ab. In der anschließenden Reha, die sich im November anschloss, entzündete sich sein Hals so schwer, dass er mit Opiaten und Morphinen "zugedröhnt" wurde um das aushalten zu können. Quasi als Nachschlag zu all dem bisher Erlebten trennte sich dann noch seine Partnerin von ihm. Ohne einen für ihn erkennbaren Grund, aus heiterem Himmel und mitten in der schwersten Zeit seines Lebens, als er krank in der Reha um sein Leben kämpfte. Nach der Reha zog "Diete" aus dem Haus seiner Freundin in Essen aus und in seine Düsseldorfer Zweitwohnung ein. Er war mit sich und seiner Situation völlig allein. Dass "Diete" im Jahre 2017 obendrein auch noch einen Herzinfarkt erlitt, klingt bei dem eben beschriebenen Martyrium nur noch wie eine Randnotiz.


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Wenn der Vater mit den Söhnen …



Das Ganze ist nunmehr sieben Jahre her und "Diete" geht es inzwischen wieder ganz gut. Er gilt - wie er sagt - als "austherapiert" und man sagte ihm, dass der Krebs im Hals- und Kopfbereich nicht mehr zurückkehren würde. Dafür seien ihm die Daumen gedrückt. Der letzte Check hatte ein positives Ergebnis, es ist alles in Ordnung. "Diete" ist allerdings mehr als nur mit einem blauen Auge aus der Sache raus gekommen. Neben den Narben und dem Verlust von Teilen des Halses blieben Einschränkungen im "sozialen Leben" zurück. Da er nicht mehr richtig essen kann, sind Restaurantbesuche für ihn nahezu unmöglich, dabei zählen solche schon zur gesellschaftlichen Notwendigkeit, da man sowohl beim Kennenlernen einer evtl. neuen Partnerin als auch bei Geschäften in der Regel ein Restaurant aufsucht. Aber er hat sein Leben noch, darf als Opa weitere Zeit mit seinen Enkelkindern verbringen und hat das große Glück, auch mit inzwischen über 70 Jahren noch beide Elternteile zu haben. "Diete" ist bereits Rentner und kümmert sich rührend um Vater und Mutter, die er vor vier Jahren in seine Nähe ins Ruhrgebiet geholt hat.


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"Diete" und "Hugo"



Vor ein paar Tagen traf er sich nach zwei Jahren auch mal wieder mit seinem alten Kumpel "Hugo", den er in seinem neuen Zuhause auf Rügen besucht hat. Vielleicht würden die beiden ja nochmal gemeinsame Sache machen und die Instrumente wieder auspacken, aber da machen Diete die durch seine Erkrankung erlittenen Einschränkungen einen Strich durch die Rechnung. Dies ist auch der Grund, warum er seine vier Gitarren zwar immer wieder vom Staub befreit und ihnen neue Saiten aufzieht, sie aber nicht mehr spielt. Er hat sie in seinem Wohnzimmer als Andenken an gute alte Zeiten stehen, sie in die Hand zu nehmen und ihnen Töne zu entlocken, schmerzt den leidenschaftlichen Musikfreund innerlich viel zu sehr. Aber statt Musik zu machen treffen sich "Diete" und "Hugo" gelegentlich, plaudern über alte Zeiten und fachsimpeln zum Thema Musik. Man kann also sagen, dass die dunklen Wolken inzwischen weitergezogen sind, und das Leben nun wieder reichlich Sonnenschein für "Diete" bereit hält. Auch Corona, das mit seinen "Nachwehen" eine Feier zu seinem runden Geburtstag hat ausfallen lassen, ist inzwischen scheinbar Geschichte. Wir drücken dafür jedenfalls fest die Daumen und hoffen, dass all die dunklen und tiefschwarzen Wolken für immer abgezogen sind und auch nicht mehr zurückkommen mögen. Und jetzt, wo der Himmel und auch der Kopf wieder frei sind, kann man ja auch in vier Jahren den 75. Geburtstag groß feiern. Dann erst recht und besonders laut. Alles Gute, lieber Dietmar!







   
   
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