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Ein Beitrag von Christian Reder. Fotos: Jo Gerbeth (1), Thorsten Murr (2 bis 4)



Im Hause Krüger kommt man auch heute noch nicht am Thema Musik vorbei. Das dürfte auch schwierig werden, denn Horst Krüger, selbst Vollblutmusiker, Komponist und viele Jahre im Musikzirkus aktiv, lebt seit nunmehr 15 Jahren mit einer ehemaligen Rundfunk-Produzentin zusammen, die er beruflich aber schon seit den 70ern kennt. Sie war während ihrer aktiven Zeit für den guten Sound bei Produktionen u.a. von SILLY, Hansi Biebl, Ute Freudenberg, Gerd Christian, Frank Schöbel, Hans-Jürgen Beyer, Neumis Rock Circus und KEIMZEIT verantwortlich, und manchmal kreuzten sich damals die Wege von Horst und ihr. Besonders immer dann, wenn sie auf das UNTERNEHMEN MÜNCHEHOFE für eine ihrer Produktionen zurück griff, denn das "Unternehmen" wurde bekanntermaßen ja von Horst betrieben. Kein Wunder also, dass da bei den beiden auch heute immer noch gefachsimpelt, über Musik gesprochen und selbige auch gehört wird.


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Nur selbst macht Horst Krüger keine Musik mehr. Dafür beobachten er und seine Lebensgefährtin die Szene sehr aufmerksam. Sie sitzen oft gemeinsam vor dem TV-Gerät, schauen kritisch in die heutige Szene und sagen sich, "Was haben wir doch in einer tollen Zeit gelebt". In "ihrer" Zeit zwischen den 60ern und frühen 90ern waren die Sängerinnen und Sänger, die Rock- und Popgruppen deutlich erkennbar. Das ist nach Horsts Meinung heute nicht mehr der Fall, und da hat er leider auch recht. Er stört sich sehr daran, wie eintönig alles geworden ist. Von den Jungen kommt so gut wie nichts Neues, findet er. Es fällt ihm zunehmend schwerer, die dünnen Stimmchen vieler Künstler voneinander zu unterscheiden. Nicht, weil sein Gehör nachlässt, sondern weil das Timbre in den Stimmen fehle. Außerdem werde immer der gleiche 130er Rhythmus verwendet und es klingt halt vieles schablonenhaft. Horst Krüger und auch seine Partnerin mögen bei den nachfolgenden Generationen vielmehr die Musiker, die ein eigenes Gesicht mitbringen, wie z.B. Max Mutzke oder Sarah Connor. Sie sitzen also mit offenen Augen und Ohren, einem wachen Geist und sehr kritisch vor dem, was uns allen heute geboten wird. Und da sitzen zwei, die sich nichts vormachen lassen, denn sie sind vom Fach. Da möchte man doch gern mal Mäuschen spielen, wenn die zwei am Samstagsabend bei Flori und Giovanni reinschauen und sich die immer gleichen Nasen ansehen und anhören müssen.


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Das tun Horst und seine Lebensgefährtin inzwischen aber nicht mehr in Neuenhagen. Aus der großen Etagenwohnung dort ist Horst Krüger nämlich ausgezogen. Die Kinder aus Horsts erster Ehe sind alle erwachsen, längst aus dem Haus und die knapp 150 Quadratmeter Wohnfläche wurden dem Paar zu groß. Also ging es aus der großen Wohnung in ein "Service Wohnen für Senioren", wo man die Vorteile der Gemeinschaft nutzen kann. Der Wohnraum ist merklich kleiner geworden, dafür gibt es Angebote für die Bewohner und man vereinsamt im Alter nicht. Eine schöne Alternative zum alten Leben, und ein Alters- oder Pflegeheim kam sowieso nicht in Frage. Horsts Lebensgefährtin bildete beim Wohnungswechsel die Vorhut, sagte irgendwann, "Ich suche uns jetzt was, was für uns im Alter das Beste ist", und zog zuerst aus. Quasi zum Probewohnen testete sie das neue Domizil auf Herz und Nieren, und Horst folgte ihr vor einem halben Jahr als sie ihn mit ihrer Expertise von der neuen Bleibe überzeugen konnte. Ihre Lebensqualität hat sich dadurch sehr verbessert. Vor allem auch für Horst Krüger selbst, der die Jahre davor nur wenig Kontakte zur Außenwelt pflegte. Er lebte eher zurückgezogen und genießt nun die Gesellschaft der anderen Menschen in seinem neuen Umfeld.

In den Monaten zwischen Frühling und Herbst wird Horst Krüger aber trotzdem auf seinem Grundstück in Neuenhagen die Ruhe und Einsamkeit suchen. Dort, wo einst sein Haus stand, wurde schon vor Jahren auf über 2.000 Quadratmetern eine Parklandschaft angelegt, in der sich das Leben gut genießen lässt. Mitten im Grünen steht ein selbst gebautes Holzhaus und man kann dort ganz entspannt Kraft tanken. Horst fühlt dort auch noch die Nähe zu seinem Wohnhaus, das 1998 an dieser Stelle auf tragische Art und Weise einem Feuer zum Opfer fiel und anschließend abgerissen werden musste. Der Brand riss vieles mit sich … wichtige Dokumente, Erinnerungen, fast ein halbes Leben. Ein paar der Wunden sind verheilt, aber sicher nicht alle.


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Man kann den Leuten da draußen zu Horst Krügers 80. Geburtstag, den er am heutigen 14. Dezember feiern darf, nur mitteilen, dass es ihm gut geht, und dass er die Dinge, die er sich vorgenommen hat, immer noch eisern verfolgt. Der Autor dieser Zeilen teilt Horsts Meinung, was den Musikernachwuchs und die heutige Musiklandschaft betrifft. Zwar sollte man keine Pauschalurteile fällen, aber man muss schon lange nach guter neuer Musik suchen, wenn man welche hören möchte. Man findet sie - anders als zu Horsts aktiver Zeit - nur noch abseits der Massenmedien. In denen war er speziell in den 70ern Stammgast und wenn man sich heute mal so umschaut stellt man wehmütig fest, dass einer wie Horst der Szene doch gewaltig fehlt. Herzlichen Glückwunsch, lieber Horst Krüger, und alles Gute für die nächsten Jahre. Mögen der Park in Neuenhagen und die vielen Angebote im neuen Zuhause die Tage entspannt und farbenfroh machen, und der Blick weiter scharf auf die Kollegen im Musikzirkus gerichtet bleiben. Auf dass Du auch weiterhin am Thema Musik nicht vorbei kommen wirst …






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