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Ein Beitrag von János Köbányai. Aus dem Ungarischen von Attila Ducsay. Foto: Gabi Gál


001 20221210 1553900054Die Beatgeneration - Interpreten wie ihr Publikum - hat ihre kollektive Übersiedlung von dieser Welt begonnen. Wohin? Das ist die ewige Frage seit die Welt Welt ist, genauer: seit sie menschliche Welt ist. Dabei ist ein Segment dieser Welt bekannt. Die geistige Welt, die in der Erinnerung der Überlebenden lebt. Und die - weitergegeben an die uns fol-genden Nicht-Augenzeugen - durch diese doch (ewig)lebendig werden kann. Zu den Weiterlebenden gehört ganz gewiss Tamás Somló, Mitglied zahlreicher ungarischer Bands; Musiker, Sänger. Aber seine unvergesslichste Band war wohl Locomotiv GT.

Tamás Somlós Grab ist in der Kozma-Gasse 6 [auf dem Bu-dapester Israelitischen Fried-hof] zu finden, auf dem "pannonischen Friedhof". Nach dem Besuch des Grabes unserer Eltern, wo ich mit meiner älteren Schwester und meinem Neffen ein paarmal im Jahr ein Kaddisch bete, pilgern wir auch zu seinem Grab und ich lege einen Kiesel darauf (wie ich es bei den Gräbern meiner Autoren, Freunde und Meister auch tue).

Wenn es eine Szene gibt, in der man nicht fragt, wer Jude ist, ist es die Beat- (Rock, Pop, Jazz) -Szene. Bis jetzt, denn die ungarische Gesellschaft beginnt in ihrem Zerklüftungs- und Zersplitterungsprozess nun auch das zu registrieren. Schließlich war die ungarische Beat-"Volksfront" das Ventil, das aus dem Schnellkochtopf des Kádár-Systems Dampf abließ und das Gulaschgericht genießbar und mürbe machte. Wenn es irgendwo nicht zählte, woher man kam (und wohin man bekehrt wurde), dann hier. Von den vielen Genres war hier die Verschmelzung am vollkommensten, die schöpferische Befruchtung von Juden und Ungarn [sic]. Vielleicht war auch darum die Beteiligung junger jüdischer Talente - allesamt Holokaust-Überlebende in der zweiten Generation - so hoch. Und dass im Laufe der Geschichte das ungarische Volk zum ersten und zum letzten Mal Kolonien haben konnte - der östliche Teil Europas galt gute zwei Jahrzehnte lang als ungarische (Pop)kolonie. Und so beweinen wir vor der Grabstätte eines unserer größten und vielseitigsten Beat-Helden - mit bedecktem Kopf - uns verbeugend auch unser großmächtiges - da mit der Macht der Kunst errungenes - Heldenzeitalter.

 

 

 


   
   
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