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Ein Beitrag von Christian Reder (Fotos: Redaktion, Herbert Schulze)



Mitte der 80er gab es bei STERN MEISSEN einen Generationswechsel am Bass. Peter Rasym zog es zur Gruppe DATZU und die Sterne legten all ihr Vertrauen in einen jungen Musikanten, den sie aus einer Amateurband verpflichtet hatten. Er war gerade Anfang 20, das Alter sah man ihm auch an, und hieß Axel Schäfer. Seine blonden Locken hatte er zu einer poppigen 80er-Jahre-Toupier-Frisur zurecht "gekämmt und gesprayt"001 20220814 1661732709 und die damals hauptsächlich von STERN MEISSEN gespielten Songs, die sich dem Artrock abgewandt und dem popmusikalischen Zeitgeist sehr dicht angenähert hatten, veredelte er für die nächsten Jahre mit seiner Fingerfertigkeit an den vier dicken Saiten. "Lexa" war nun ein Stern und als junger Mann mit Bubi-Charme in einer der ältesten Formationen des Landes angekommen.

Einem seiner Kollegen von damals blieb aber nicht sein erster Auftritt in Erinnerung, sondern vielmehr ein fieses Missgeschick, dass ihm am Tag der Geburt seines Sohnes Paul bei einer Mugge in Gera passierte. Aufgeregt im doppelten Sinne, denn er würde ab sofort nicht nur Vater sein, sondern musste gleich auch noch mit einer Popband auf die Bühne, setzte er kurzerhand seinen Trabant Kombi ganz gekonnt rückwärts vor einen Laternenpfahl. Autsch! Ihm ist dabei nix passiert, aber der Wunsch, sich deshalb selbst in den Hintern beißen zu können, dürfte entsprechend groß gewesen sein. Die Fans der Band haben sicher ganz andere Erinnerungen an die Zeit, als der Mann mit der jugendlichen Ausstrahlung in die Besetzung kam. Er war ja durch sein äußeres Erscheinungsbild schon ein Hingucker für die jungen Mädels im Publikum und seine flinken Finger für die musikinteressierten Herren an gleicher Stelle. Ein Dokument aus Tönen seiner ersten STERN-Phase ist das Album "Nächte", an dessen Produktion er 1987 mitgewirkt hat.

Mit der Wende ging vieles Durcheinander. Bands lösten sich auf, andere stellten sich für den gesamtdeutschen Markt neu auf und auch "Lexa" schaute zu, dass er weiter seiner Arbeit nachgehen konnte. Bei den Sternen ging das nicht, denn die machte eine längere Pause. Er schloss sich deshalb auch dem neuen Unternehmen von Maschine, dem ehemaligen PUHDYS-Frontmann, an. MASCHINE & MÄNNER nannte sich das Ganze und mit "Du braver Soldat" und "Ewig leben" hatte die Kapelle sogar zwei kleine … sehr kleine Hits. In der ZDF-Hitparade sah man zur gleichen Zeit bei einem Auftritt der Sängerin Veronika Fischer, die Anfang der 80er die DDR in Richtung BRD verließ, und mit dem Fall der Mauer nun wieder gesamtdeutsch Musik machen konnte, plötzlich die blonde Wuschelmähne von Lexa. Er zupfte bei der Live-Präsentation im TV den Bass und gehörte damals für längere Zeit der Begleit-Band der Sängerin an. Übrigens heute wieder!

Veronika Fischer war zu der Zeit aber nicht die einzige Frau in Axels Leben. Bereits im Jahre 1990 gründete er zusammen mit Christiane "Bobo" Hebold die Gruppe Bobo In White Wooden Houses, mit der er fünf Studio- und ein Live-Album aufnahm, die sich teilweise auch in den deutschen Albumcharts platzieren konnten. Hier spielte er eine ganz andere Musik als in seinen anderen Stationen, denn Bobo war im Bereich Indie-Rock zu Hause.

003 20220814 1291095193Wie man hier gut lesen kann, ist "Lexa" keiner, der sich hinsetzt und nix tut. Er ist immer irgendwo zugange und zupft den Bass. Ganz aktuell wäre da die Gruppe Wired Ways zu nennen, die gerade ein nach sich selbst benanntes Album auf Vinyl und CD in Umlauf gebracht hat (siehe HIER). Als besonders erfreulich empfinden sowohl die Band-Kollegen als auch die Fans seine Rückkehr zu STERN MEISSEN, denn dort ist er seit etwas mehr als 10 Jahren wieder aktiv. Zu den Popsongs von einst gehört inzwischen aber auch das Artrock-Repertoire aus den 70ern zum Set, wenn die "Combo" Muggen spielt. Ebenso das heiße Zeug, das Peter Rasym auf "Stundenschlag" auf seiner Viersaiter eingezupft und eingeslappt hat. Völlig egal, was es ist … "Lexa" spielt es so, als hätte er es schon immer gemacht. Diese Kunstfertigkeit schätzen seine Kollegen ebenso, wie sein entspanntes und extrem sympathisches Naturell. Auf gemeinsamen Konzertreisen beobachten sie auch oft, wie er noch vor dem Frühstück im Hotel und seinem ersten Tee am Tag zuerst eine Runde laufen geht. Es geht nix über eine gute Fitness.

Inzwischen ist der Trabant Kombi von vor 37 Jahren längst Geschichte, ebenso wie das Bübische von einst und die toupierten blonden Haare. Heute trägt "Lexa" Vollbart und schwört in Sachen Kombi auf einen treuen schwedischen Begleiter aus den VOLVO-Werken, der ihm schon lange gute Dienste leistet. Ob auch dieses Kfz bedingt durch Aufregung oder Lampenfieber schon einen Fremdkontakt mit Laternen, Mauern oder anderen im Weg herum stehenden Hindernissen hatte und dadurch eine Kaltverformung erleiden musste, ist hier nicht überliefert. Aber dass "Lexa" seit Donnerstag (11.08.) zum Club der 60er gehört, das ist ein unumstößlicher Fakt. Wir gratulieren an dieser Stelle von Herzen und wünschen ihm und uns noch möglichst viele geile Jahre, in denen er uns Bass-technisch tief in die Magengrube fahren kann. Prost auf Dein Wohl, lieber "Lexa", und beim Einparken immer gut aufpassen.





   
   
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