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Früher Schippelkiste und Jukebox - heute Online Spielautomaten mit Autoplay und Streaming-Dienst
Es gab Zeiten, da saß man nach Dienstschluss in der Stamm-Kneipe an der Ecke, trank sein Feierabendbier und im Gespräch mit seinen Kumpels rauchte man dazu ´ne halbe Schachtel Zigaretten. Was man heute - egal von wo ... aus Deutschland, Österreich, der Schweiz oder in anderen Ländern - bequem auf dem heimischen Sofa mit Musik vom Streaming-Dienst und mit verschiedenen Zahlungsmöglichkeiten in virtuellen Casinos, die Schweizer Spieler akzeptieren, erleben kann, und das weltweit, hat man zu dieser Internet freien Zeit auf einem Hocker sitzend am „Schippelautomaten“ und mit Musik aus der Juke-Box in seinem Stammlokal erlebt. Es sind auch online-casinos in Österreich erlaubt und viele legale online casinos ersetzen heute eben die Kneipen, die es nicht mehr gibt. Und in Sachen Musik? Die ist im Gegensatz zu manch einer Kneipe von einst geblieben … Neben Schlagern von Peter Alecander, der passend "Die kleine Kneipe" besang, Udo Jürgens mit dem "Griechischen Wein" oder Heino und der "Haselmuss", gehörten auch ernsthaftere Musiken wie die der Instrumentalisten Bert Kaempfert, James Last und Peter Herbolzheimer zum passenden Soundtracks dieser Zeit. Und die hat an ihrem Glanz von damals nichts verloren. Auch die von Peter Herbolzheimer nicht …
Rumänische Wurzeln und deutsche Blüte
Peter Herbolzheimer kam am Silvestertag des Jahres 1935 in Rumäniens Hauptstadt Bukarest als Sohn eines deutschen Vaters und einer rumänischen Mutter zur Welt. Mit 15 Jahren zog es ihn samt Familie nach Deutschland. Hier lernte er ab 1951 Gitarre und verbrachte ab 1952 zuerst als Austauschschüler und direkt im Anschluss als technischer Zeichner beim Autobauer General Motors vier Jahre in den USA. Nebenbei gab er dort in Detroit Gitarrenunterricht.
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland im Jahre 1956 begann er ein Musikstudium in Nürnberg und spielte als Posaunist in verschiedenen Jazz-Formationen. Ebenfalls als Posaunist war Herbolzheimer lange Jahre im Orchester von Bert Kaempfert aktiv. Im Jahre 1969 gehörte er zusammen mit Udo Lindenberg der Jazz-Formation Free Orbit an und gründete noch im gleichen Jahr seine eigene Big Band, die Rhythm Combination & Brass. Mit Lindenberg kreuzten sich später nochmals die Wege, als der Panikrocker für seine Band im Studio und bei Tourneen auf "Peter Herbolzheimer und sein Pustefix Gebläse" zurückgriff. Da war der aus dem Ostblock stammende Jazz-Musiker aber schon längst selbst eine in voller Blüte stehende Größe im Musikgeschäft. Immerhin arrangierte Herbolzheimer im Auftrag des Orchesterleiters Kurt Edelhagen mit Dieter Reith und Jerry van Rooyen die Einzugsmusik der Olympischen Sommerspiele 1972 in München. Übrigens dauerte die Zusammenarbeit mit Lindenberg knapp 16 Jahre und endete erst 1988.
Preise und Erfolge
Mit seiner Big Band trat Herbolzheimer häufig in den 1970ern immer wieder auch in Funk und Fernsehen auf, unter anderem in "Bios Bahnhof", was ihm eine größere Popularität einbrachte. Neben seiner Tätigkeit als Big Band-Leiter gehörte er zu den besten deutschen Jazz-Arrangeuren, und schrieb sogar Arrangements für Herbie Hancock und Konstantin Wecker. Ab 1987 war Peter Herbolzheimer Leiter des Bundesjazzorchesters und war bis ins Jahr 2006 in dieser Position tätig. Ebenfalls bis 2006 war er erster Vorsitzender der Union Deutscher Jazz-Musiker (UDJ) und blieb bis zu seinem Tod Ehrenpräsident dieser Vereinigung.
Zu den bekanntesten Arbeiten Herbholzheimers gehörte auch das von ihm arrangierte Stück anlässlich der Eröffnung des Hauses der Geschichte im Jahre 1994. Dafür verband er das Deutschlandlied, die Nationalhymne der DDR und die Europahymne zu einem Lied. Nicht unerwähnt bleiben sollten seine Filmkompositionen, z.B. für die Verfilmung über Manfred Krugs Ausbürgerung aus der DDR im Streifen "Abgehauen" (1998). Für seine Arbeit wurde Herbolzheimer immer wieder auch geehrt. So erhielt er z.B. für die bereits erwähnte Einmarschmusik zu den Olympischen Spiele 1972 im darauf folgenden Jahr 1973 das Bundesverdienstkreuz am Bande. Im Jahre 1998 wurde er für sein Lebenswerk mit dem Frankfurter Musikpreis und 2001 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Viele weitere Preise und Auszeichnungen landeten außerdem bei ihm, diese aber alle zu nennen würde den Rahmen sprengen.
Der Tod und das Erbe Herbolzheimers
Am Samstag, den 27. März 2010, verstarb der Musiker im Alter von 74 Jahren in einem Kölner Krankenhaus. Er sei an einer schweren Krankheit verstorben, wie der künstlerische Geschäftsführer des Deutschen Musikrates, Peter Ortmann, am darauf folgenden Montag der Presse mitteilte. In seinem aufregenden und stets spannenden Leben als kreativer Künstler lieferte er Sounds für Sport, Festivals, Fernsehshows und Filme, gab Konzerte in ganz Europa und bis nach Südafrika und arbeitete mit Musikgrößen verschiedenster Richtungen zusammen. Ferner machte er den Jazz-Rock in Deutschland populär. Sein Tod hinterließ eine riesengroße Lücke. In der Familie, aber auch in der deutschen Musiklandschaft. Die Kneipen von einst sind inzwischen Geschichte, aber die Musik von Peter Herbplzheimer ist geblieben. Unser Tipp: die 1993 erschienene CD "Friends And Silhouettes", auf der der Hörer eine aussagekräftige Mischung aus Eigenkompositionen und Fremdmaterial zu hören bekommt, die die Arbeit des Musikers perfekt wiederspiegelt.
Übrigens: Üeter Herbolzheimers Enkelin Lisa Herbolzheimer ist Mitglied der A-cappella-Gruppe Les Brünettes. Mit ihr ist ein Teil der Familie weiterhin in der Musik zu finden.