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Ein Nachruf von Christian Reder mit Fotos von Bodo Kubatzki



Eigentlich sollte im nächsten Jahr das 60-jährige Bestehen der Gruppe OMEGA gefeiert werden. Obwohl mit Lászlo Benkö (Tasteninstrumente) und Tamás "Misi" Mihály (Bass) zwei wichtige OMEGA-Musiker im vergangenen Jahr gestorben waren und das Ensemble wegen des Corona-Virus sämtliche Live-Aktivitäten in den letzten Monaten auf Eis legen musste (es war zwischenzeitlich sogar schon vom Ende der Band die Rede), waren die Planungen für das Jubiläum bereits gestartet. Nun werden die Feierlichkeiten wohl abgesagt, denn Frontmann János "Mecky" Kóbor ist den Kollegen Benkö und Mihály heute gefolgt. Er starb im Alter von 78 Jahren an den Folgen einer Covid 19-Infektion.

001 20211206 2071421026Der junge Kóbor studierte in den 1960er Jahren an der TU Budapest den Beruf als Bauingenieur. Trotz eines Diploms am Ende des Studiums übte er den erlernten Beruf nie aus, denn schon während der Zeit an der Hochschule kam der Erfolg als Musiker dazwischen. So fand das erste Konzert seiner Band OMEGA am 23. September 1962 an der Hochschule statt, an der der auch studierte. Es war der Startschuss einer Bilderbuchkarriere mit großen Erfolgen weit über die Grenzen seiner Heimat Ungarn hinaus. Als OMEGA RED STAR hatte die Band als einer der ersten Acts aus dem Ostblock einen Plattenvertrag im Westen und produzierte deshalb auch ein Album in London. Ihre Platten erschienen in vielen Ländern der Welt, u.a. auch in West- und Ost-Deutschland, wo Mecky und seine Kollegen auch Konzerte gaben. OMEGA waren Superstars, nahmen insgesamt 17 Studioalben und zahlreiche Singles und Live-Alben auf. Jede Veröffentlichung war geprägt von Meckys einzigartiger Stimme und jedes Konzert von seinem unverkennbaren Stil in Bezug auf Auftreten und Gesang. Mecky war OMEGA und OMEGA war Mecky. Keins der Elemente funktioniert ohne das andere!

Diese fast 60-jährige Reise hat an diesem schwarzen Montag ein plötzliches Ende genommen. Mecky ist nicht mehr da und damit ist auch OMEGA Geschichte. Einen György "Elephant" Molnár konnte man vielleicht durch Tamás Szekeres (sogar sehr gut) ersetzen, aber ein János "Mecky" Kóbor ist unersetzlich. Er war Stimme, Gesicht, kreativer Kopf und Seele dieser Gruppe. Bereits Mitte November musste sich der blonde Sänger mit einer Covid-Infektion in Behandlung begeben. Er kam in ein Budapester Krankenhaus und kurz darauf an ein Beatmungsgerät. So ein Einschlag in diesem Alter … Die Prognose war da schon sehr schlecht. Knapp drei Wochen kämpfte Mecky künstlich beatmet gegen den feindlichen Eindringling, hatte aber am Ende keine Chance. Es ist nur gut zu wissen, dass er von all dem nichts mitbekommen hat, denn bei Bewusstsein war er nicht mehr. János war kein Impfgegner, verzichtete aber im Vertrauen auf sein gutes Immunsystem auf eine Impfung. Er sei im Leben niemals ernsthaft krank gewesen, fühle sich fit und gesund, sagte er zu einem Freund, und ging der Nadel deshalb auch aus dem Weg. Leider hat er sich und seine Abwehrkräfte überschätzt, den Gegner gleichzeitig leider auch unterschätzt. Mecky hinterlässt eine Frau, eine 14-jährige Tochter und einen älteren Sohn aus erster Ehe. Dazu seine Kollegen von OMEGA und Tausende von Fans auf der ganzen Welt, die über Jahre seiner Stimme und der Musik seiner Band gelauscht haben. Generationen übergreifend, weshalb die Nachricht vom Tod des Musikers nicht nur die Musikfreunde jenseits der 60 hart trifft …

Du hast Spuren hinterlassen, die kein Wind verwehen und keine Flut verwischen kann. Wir tragen sie auch über Deinen Tod hinaus weiter in die Welt. Viszlát Mecky. Isten Veled!






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