Ein Beitrag von Christian Reder mit Fotos von Conny Trepte,
Rüdiger Lübeck, Benjamin Weinkauf und Torsten Meyer
Wenn ich an Stephan Trepte denke, kommt mir als erstes auch SEIN Lied "Mein Herz soll ein Wasser sein" in den Sinn. Diese wunderbare Ballade, die langsam immer weiter Fahrt aufnimmt, bis sie auf ihrem Höhepunkt wirklich jeden Hörer eingefangen hat und in der er als Sänger über sich hinaus wächst. Es war sein "Let It Be", sein "Satisfaction", sein "My Way" und für die Gruppe LIFT, in der er damals sang, ein absoluter Volltreffer. Das war auch das erste, was ich im Ohr hatte, als mich die traurige Nachricht erreichte, und ich bin mir sicher, dass heute viele Herzen ein Wasser sein werden, denn Stephan Trepte hat sich gestern auf die letzte große Reise begeben. Diese besondere Reise, auf die ihn niemand "von hier" begleiten kann.
Stephan soll das Talent besessen haben, dass er Leute vor der Bühne mit seiner Stimme in eine andere Welt transportieren konnte. Man sei plötzlich irgendwo anders gewesen, wenn man ihm mit geschlossenen Augen zugehört hat. Ich selbst habe es leider nie live erleben können, denn ein Konzert mit seiner Beteiligung war mir nicht vergönnt. Aber egal mit wem man über ihn spricht, jeder weiß dies zu berichten und lobt den Mann für seinen Gesang in den höchsten Tönen. Wenn man sich die von ihm gesungenen Songs von Platte oder CD anhört, fällt es einem aber auch leicht, dies zu glauben. Stephan hatte aber noch ein ganz anderes Talent, nämlich das, seinem Gegenüber immer sofort sympathisch zu sein. Im Gegensatz zu den Konzerterlebnissen, die mir fehlen, kann ich davon auch selbst berichten, denn das durfte ich bei den Begegnungen mit ihm selbst so erfahren. Trotzdem er einer der großen Sänger des sogenannten "Ostrock" und eine markante Erscheinung dieser Szene war, wirkte er auf mich immer sehr bescheiden und völlig geerdet. Wenn er über seine Karriere sprach, nannte er immer auch Leute, denen er auf seinem Weg etwas zu verdanken hatte, die ihn voran gebracht oder gefördert hatten. Sich selbst nie allein ins Rampenlicht stellend, lobte er z.B. seine Kollegen von electra, die ihm den musikalischen Teppich auslegten, auf dem er letztlich so brillieren konnte, sowie die Jungs, mit denen er bei REFORM seine Vorstellungen von Rockmusik umsetzen konnte. Gerade beim Thema electra war es ja so, dass er über viele Jahre die gleichen Lieder sang, weil sich die Band irgendwann dazu entschloss, nichts Neues mehr entstehen zu lassen. Trotzdem es seit 1989 und dem Album "Der aufrechte Gang" nichts Neues mehr zum Auswendiglernen und dem Publikum als neues Werk zu präsentieren gab, hat er die alten Songs immer wieder so interpretiert, als seien sie für ihn komplett neu und ebenso aufregend, sie den Leuten vorzutragen. Nie wirkte ein electra-Klassiker beim Konzert wie eine Pflicht. Er brachte die Lieder immer mit Hingabe und vollem Einsatz rüber, erzählt einem jeder, der ihn auf der Bühne gesehen und dieses besondere Merkmal des Stephan Trepte erlebt hat. So ein Sänger mit diesen Eigenschaften ist eher selten und für eine Band ein lebenswichtiges Organ.
Bereits 2012 stand schon im Raum, dass sich Stephan aus gesundheitlichen Gründen zeitnah aus dem Musikzirkus zurückziehen wollte. Dies wollte er damals mit seinem Bandkollegen und electra-Chef Bernd Aust absprechen und im Jahr darauf "in Rente" gehen. Er hatte erkannt, dass seine Stimme nicht mehr die Leistung bringen konnte, die sie mit 20 oder 30 Jahren brachte. Mit gerade mal 62 Jahren reifte in ihm der Entschluss, die Stube besenrein zu übergeben, zumal es ihm da schon nicht mehr leicht fiel, immer mit Spaß auf die Bühne zu gehen Es zwickte hier und zwackte dort, die Stimme machte Zicken und auch die Kondition war an manchen Tagen nicht die beste, aber davon merkte das Publikum nie etwas. Wie eben beschrieben, hinterließ er mit seinen Auftritten einen anderen Eindruck. Aber auch das war wohl eines seiner Talente, die ihm zu Schaffen machenden Probleme auszublenden und trotzdem 100% abzuliefern. Aus dem ins Auge gefassten Rückzug von der Bühne für das Jahr 2013 wurde dann doch erst der Spätsommer 2015, als sich electra und auch Stephan mit einem Konzert am 26. September 2015 in Obervogelgesang für immer von der Bühne verabschiedeten. Gemeinsam, und nicht jeder für sich, denn ohne dieses "lebenswichtige Organ" wollte der restliche Körper auch nicht weitermachen ...
An Stephan erinnern sich viele Leute gern zurück, insbesondere natürlich die Menschen, die ihm besonders nah standen. Sein Sohn Ludwig, einer der bekanntesten und beliebtesten Schauspieler unseres Landes, sagte vor kurzer Zeit in einem Interview über das Verhältnis zu seinem Vater, dass dieses von Liebe, Sicherheit und Vertrauen gekennzeichnet gewesen sei. Sein Vater habe ihn bedingungslos geliebt, was für ihn in jedem Moment auch spürbar gewesen sei, und er habe ihn immer und in jeder Situation zur Seite gestanden, ohne irgendwas dabei zu bewerten. Wie oft hört oder liest man, dass ein Sohn sowas über seinen Vater sagt? Gemeinsam haben sie wohl bis zuletzt auch Musik gemacht bzw. geschrieben, obwohl Stephan den Job schon längst an den Nagel gehangen hatte. Es sind schöne und warme Gedanken über seinen Vater, die er in besagtem Interview mit den Lesern teilte. Ludwig Trepte hat bis heute ebenfalls nicht vergessen, dass sein Vater auch in beruflich schweren Phasen, in denen es finanziell und karrieremäßig nicht so gut lief, immer weiter dafür gesorgt hat, dass es der Familie an nichts fehlte. Ein Wesenszug, den Ludwig von seinem Vater übernommen habe. Ebenso warme und herzliche Worte findet auch seine Frau Conny über ihren Mann. Trotzdem sie getrennt von ihm lebte, war Stephan für sie die Liebe ihres Lebens und man war trotz räumlicher Trennung doch noch sehr eng miteinander verbunden. Neben der Familie haben aber insbesondere auch die Berufskollegen und Freunde Stephan Treptes schöne und unvergessliche Erinnerungen an ihren Kumpel. Hier seien neben den electra-Musikern auch die vom Ensemble des Sachsendreier genannt, die ihn auf zahlreichen Konzerten getroffen und eine Bühne mit ihm geteilt haben. Stephan fiel dabei immer als netter und angenehmer Kollege auf, wenn er immer gut gelaunt am Spielort erschien und mit den Kollegen noch ein Bierchen trank. Dass es ihm mal nicht so gut ging oder seine Laune nicht die beste war, ließ er nie einen Kollegen merken. Das war nicht seine Art, schlechte Stimmung zu verbreiten.
Selbst bei Deutsche Mugge hinterließ er bleibende Eindrücke, z.B. bei meinem Kollegen Torsten, der vor acht Jahren die Ehre hatte, mit Stephan ein Interview führen zu können. Wie ein Treffen unter Freunden sei dies gelaufen, gemütlich beim Kaffee in Stephans Wohnung. Stunden, die wie im Fluge vergangen sind, weil der Künstler so viel zu erzählen hatte und dies auch mit einem straffen Spannungsbogen tat. An einen schönen Moment mit Stephan erinnere ich mich auch noch gern zurück. Es war im Spätsommer 2012 als ich mit ihm telefonierte und ihm gegen Ende des Gesprächs noch von der gerade angestoßenen Aktion zugunsten der Kinderhilfe Afghanistan erzählte. Wir sammelten damals Geld für die Initiative und Prominente stifteten dafür Sachspenden. Er fragte, wer denn alles mitmachen würde und was für die Versteigerung zum guten Zweck denn schon alles beigesteuert wurde. Plötzlich meinte er mitten in meiner Aufzählung, dass er noch immer im Besitz seiner "John Lennon-Brille" sei, die man auf vielen Fotos aus den 70ern sehen könne, auf denen er sie trägt. Es sei ja "nur eine Kleinigkeit", aber er würde sich gern davon trennen und sich damit an der Aktion beteiligen, ließ er mich wissen. Dass sich Stephan dann noch hinsetzen und um die Brille ein kleines Kunstwerk als besonderen Rahmen basteln würde, hätte ich damals nicht gedacht. Auch hier war es ihm ein besonderes Anliegen, dem neuen Besitzer etwas Schönes und Persönliches zu übergeben, und ihm so eine besondere Freude zu machen. Dies ist ihm damals auch gelungen. Der neue Eigentümer wird seine Brille noch immer in Ehren halten und wohl auch nie wieder hergeben. Die Freude, als die Brille damals übergeben wurde, war jedenfalls riesengroß.
Die Leute, die ihn auf Konzerten erlebt haben und Platten/CDs mit seinem Mitwirken ihr Eigen nennen, werden wohl immer an die großartige Stimme denken, die ich eingangs schon beschrieb. Eine Stimme, die man unter Tausend anderen sofort wiedererkennen kann und die einen einfach nicht wieder loslässt. Sie werden an den Paradiesvogel denken, der in den 70ern zusätzlich zu seinem Gesangstalent auch ein gutes Gespür für das richtige Outfit hatte. Die schon erwähnte John Lennon-Brille, die ihm eines seiner Vorbilder ein Stück weit hat ähnlich sehen lassen, war nur eine von vielen auffälligen Sehhilfen, die er trug. Es gab da auch einen langen Mantel aus Jeans-Stoff, die Hosen mit dem besonders weiten Schlag oder die coolen Ketten, die an Woodstock erinnerten. Das alles machte ihn auffällig und von anderen Sängern dieser Zeit noch ein Stück mehr unterscheidbar. Dieser Trepte war immer ein Gesamtkunstwerk und eine schillernde Persönlichkeit ohne jemals abgehoben oder weltfremd zu sein. Kein Wunder, dass sich auf unsere Nachricht von seinem Tod am gestrigen Abend bis jetzt, am anderen Tag zur Mittagszeit, schon so viele Leute über unser Profil in einem sozialen Netzwerk zu Wort gemeldet und sich mit Wortmeldungen von ihm verabschiedet haben. Der Mann hinterließ Spuren ... auf Platten, Bühnen und in den Herzen.
Wenn ich an Stephan Trepte denke, kommt mir also nicht nur der Song "Mein Herz soll ein Wasser sein" in den Sinn, sondern direkt danach auch solche Momente, die ich hier jetzt aufgeschrieben habe. Am Montag feierte der Musiker noch seinen 70. Geburtstag und plante, am Freitag in den Urlaub an die Ostsee zu fahren. Gut drauf war er und genoss zuletzt das Leben als Ruheständler. Völlig unerwartet ist er gestern in seiner Berliner Wohnung gestorben, in einem Moment, in dem er allein war und niemand es bemerkte. Er hinterlässt seine Frau Conny, vier Söhne und eine Ziehtochter, denen ich an dieser Stelle mein tiefes Mitgefühl zum Ausdruck bringen möchte. Stephan, mach's gut. Reih Dich ein in das große Ensemble da oben, in dem schon viele Deiner Kollegen ihre Plätze eingenommen haben und die wir hier unten ebenso vermissen, wie wir Dich vermissen werden. Mein Herz ist ein Wasser ... ein salzig Wasser, das aus den Augen rinnt.
Stephan soll das Talent besessen haben, dass er Leute vor der Bühne mit seiner Stimme in eine andere Welt transportieren konnte. Man sei plötzlich irgendwo anders gewesen, wenn man ihm mit geschlossenen Augen zugehört hat. Ich selbst habe es leider nie live erleben können, denn ein Konzert mit seiner Beteiligung war mir nicht vergönnt. Aber egal mit wem man über ihn spricht, jeder weiß dies zu berichten und lobt den Mann für seinen Gesang in den höchsten Tönen. Wenn man sich die von ihm gesungenen Songs von Platte oder CD anhört, fällt es einem aber auch leicht, dies zu glauben. Stephan hatte aber noch ein ganz anderes Talent, nämlich das, seinem Gegenüber immer sofort sympathisch zu sein. Im Gegensatz zu den Konzerterlebnissen, die mir fehlen, kann ich davon auch selbst berichten, denn das durfte ich bei den Begegnungen mit ihm selbst so erfahren. Trotzdem er einer der großen Sänger des sogenannten "Ostrock" und eine markante Erscheinung dieser Szene war, wirkte er auf mich immer sehr bescheiden und völlig geerdet. Wenn er über seine Karriere sprach, nannte er immer auch Leute, denen er auf seinem Weg etwas zu verdanken hatte, die ihn voran gebracht oder gefördert hatten. Sich selbst nie allein ins Rampenlicht stellend, lobte er z.B. seine Kollegen von electra, die ihm den musikalischen Teppich auslegten, auf dem er letztlich so brillieren konnte, sowie die Jungs, mit denen er bei REFORM seine Vorstellungen von Rockmusik umsetzen konnte. Gerade beim Thema electra war es ja so, dass er über viele Jahre die gleichen Lieder sang, weil sich die Band irgendwann dazu entschloss, nichts Neues mehr entstehen zu lassen. Trotzdem es seit 1989 und dem Album "Der aufrechte Gang" nichts Neues mehr zum Auswendiglernen und dem Publikum als neues Werk zu präsentieren gab, hat er die alten Songs immer wieder so interpretiert, als seien sie für ihn komplett neu und ebenso aufregend, sie den Leuten vorzutragen. Nie wirkte ein electra-Klassiker beim Konzert wie eine Pflicht. Er brachte die Lieder immer mit Hingabe und vollem Einsatz rüber, erzählt einem jeder, der ihn auf der Bühne gesehen und dieses besondere Merkmal des Stephan Trepte erlebt hat. So ein Sänger mit diesen Eigenschaften ist eher selten und für eine Band ein lebenswichtiges Organ.
Bereits 2012 stand schon im Raum, dass sich Stephan aus gesundheitlichen Gründen zeitnah aus dem Musikzirkus zurückziehen wollte. Dies wollte er damals mit seinem Bandkollegen und electra-Chef Bernd Aust absprechen und im Jahr darauf "in Rente" gehen. Er hatte erkannt, dass seine Stimme nicht mehr die Leistung bringen konnte, die sie mit 20 oder 30 Jahren brachte. Mit gerade mal 62 Jahren reifte in ihm der Entschluss, die Stube besenrein zu übergeben, zumal es ihm da schon nicht mehr leicht fiel, immer mit Spaß auf die Bühne zu gehen Es zwickte hier und zwackte dort, die Stimme machte Zicken und auch die Kondition war an manchen Tagen nicht die beste, aber davon merkte das Publikum nie etwas. Wie eben beschrieben, hinterließ er mit seinen Auftritten einen anderen Eindruck. Aber auch das war wohl eines seiner Talente, die ihm zu Schaffen machenden Probleme auszublenden und trotzdem 100% abzuliefern. Aus dem ins Auge gefassten Rückzug von der Bühne für das Jahr 2013 wurde dann doch erst der Spätsommer 2015, als sich electra und auch Stephan mit einem Konzert am 26. September 2015 in Obervogelgesang für immer von der Bühne verabschiedeten. Gemeinsam, und nicht jeder für sich, denn ohne dieses "lebenswichtige Organ" wollte der restliche Körper auch nicht weitermachen ...
An Stephan erinnern sich viele Leute gern zurück, insbesondere natürlich die Menschen, die ihm besonders nah standen. Sein Sohn Ludwig, einer der bekanntesten und beliebtesten Schauspieler unseres Landes, sagte vor kurzer Zeit in einem Interview über das Verhältnis zu seinem Vater, dass dieses von Liebe, Sicherheit und Vertrauen gekennzeichnet gewesen sei. Sein Vater habe ihn bedingungslos geliebt, was für ihn in jedem Moment auch spürbar gewesen sei, und er habe ihn immer und in jeder Situation zur Seite gestanden, ohne irgendwas dabei zu bewerten. Wie oft hört oder liest man, dass ein Sohn sowas über seinen Vater sagt? Gemeinsam haben sie wohl bis zuletzt auch Musik gemacht bzw. geschrieben, obwohl Stephan den Job schon längst an den Nagel gehangen hatte. Es sind schöne und warme Gedanken über seinen Vater, die er in besagtem Interview mit den Lesern teilte. Ludwig Trepte hat bis heute ebenfalls nicht vergessen, dass sein Vater auch in beruflich schweren Phasen, in denen es finanziell und karrieremäßig nicht so gut lief, immer weiter dafür gesorgt hat, dass es der Familie an nichts fehlte. Ein Wesenszug, den Ludwig von seinem Vater übernommen habe. Ebenso warme und herzliche Worte findet auch seine Frau Conny über ihren Mann. Trotzdem sie getrennt von ihm lebte, war Stephan für sie die Liebe ihres Lebens und man war trotz räumlicher Trennung doch noch sehr eng miteinander verbunden. Neben der Familie haben aber insbesondere auch die Berufskollegen und Freunde Stephan Treptes schöne und unvergessliche Erinnerungen an ihren Kumpel. Hier seien neben den electra-Musikern auch die vom Ensemble des Sachsendreier genannt, die ihn auf zahlreichen Konzerten getroffen und eine Bühne mit ihm geteilt haben. Stephan fiel dabei immer als netter und angenehmer Kollege auf, wenn er immer gut gelaunt am Spielort erschien und mit den Kollegen noch ein Bierchen trank. Dass es ihm mal nicht so gut ging oder seine Laune nicht die beste war, ließ er nie einen Kollegen merken. Das war nicht seine Art, schlechte Stimmung zu verbreiten.
Selbst bei Deutsche Mugge hinterließ er bleibende Eindrücke, z.B. bei meinem Kollegen Torsten, der vor acht Jahren die Ehre hatte, mit Stephan ein Interview führen zu können. Wie ein Treffen unter Freunden sei dies gelaufen, gemütlich beim Kaffee in Stephans Wohnung. Stunden, die wie im Fluge vergangen sind, weil der Künstler so viel zu erzählen hatte und dies auch mit einem straffen Spannungsbogen tat. An einen schönen Moment mit Stephan erinnere ich mich auch noch gern zurück. Es war im Spätsommer 2012 als ich mit ihm telefonierte und ihm gegen Ende des Gesprächs noch von der gerade angestoßenen Aktion zugunsten der Kinderhilfe Afghanistan erzählte. Wir sammelten damals Geld für die Initiative und Prominente stifteten dafür Sachspenden. Er fragte, wer denn alles mitmachen würde und was für die Versteigerung zum guten Zweck denn schon alles beigesteuert wurde. Plötzlich meinte er mitten in meiner Aufzählung, dass er noch immer im Besitz seiner "John Lennon-Brille" sei, die man auf vielen Fotos aus den 70ern sehen könne, auf denen er sie trägt. Es sei ja "nur eine Kleinigkeit", aber er würde sich gern davon trennen und sich damit an der Aktion beteiligen, ließ er mich wissen. Dass sich Stephan dann noch hinsetzen und um die Brille ein kleines Kunstwerk als besonderen Rahmen basteln würde, hätte ich damals nicht gedacht. Auch hier war es ihm ein besonderes Anliegen, dem neuen Besitzer etwas Schönes und Persönliches zu übergeben, und ihm so eine besondere Freude zu machen. Dies ist ihm damals auch gelungen. Der neue Eigentümer wird seine Brille noch immer in Ehren halten und wohl auch nie wieder hergeben. Die Freude, als die Brille damals übergeben wurde, war jedenfalls riesengroß.
Die Leute, die ihn auf Konzerten erlebt haben und Platten/CDs mit seinem Mitwirken ihr Eigen nennen, werden wohl immer an die großartige Stimme denken, die ich eingangs schon beschrieb. Eine Stimme, die man unter Tausend anderen sofort wiedererkennen kann und die einen einfach nicht wieder loslässt. Sie werden an den Paradiesvogel denken, der in den 70ern zusätzlich zu seinem Gesangstalent auch ein gutes Gespür für das richtige Outfit hatte. Die schon erwähnte John Lennon-Brille, die ihm eines seiner Vorbilder ein Stück weit hat ähnlich sehen lassen, war nur eine von vielen auffälligen Sehhilfen, die er trug. Es gab da auch einen langen Mantel aus Jeans-Stoff, die Hosen mit dem besonders weiten Schlag oder die coolen Ketten, die an Woodstock erinnerten. Das alles machte ihn auffällig und von anderen Sängern dieser Zeit noch ein Stück mehr unterscheidbar. Dieser Trepte war immer ein Gesamtkunstwerk und eine schillernde Persönlichkeit ohne jemals abgehoben oder weltfremd zu sein. Kein Wunder, dass sich auf unsere Nachricht von seinem Tod am gestrigen Abend bis jetzt, am anderen Tag zur Mittagszeit, schon so viele Leute über unser Profil in einem sozialen Netzwerk zu Wort gemeldet und sich mit Wortmeldungen von ihm verabschiedet haben. Der Mann hinterließ Spuren ... auf Platten, Bühnen und in den Herzen.
Wenn ich an Stephan Trepte denke, kommt mir also nicht nur der Song "Mein Herz soll ein Wasser sein" in den Sinn, sondern direkt danach auch solche Momente, die ich hier jetzt aufgeschrieben habe. Am Montag feierte der Musiker noch seinen 70. Geburtstag und plante, am Freitag in den Urlaub an die Ostsee zu fahren. Gut drauf war er und genoss zuletzt das Leben als Ruheständler. Völlig unerwartet ist er gestern in seiner Berliner Wohnung gestorben, in einem Moment, in dem er allein war und niemand es bemerkte. Er hinterlässt seine Frau Conny, vier Söhne und eine Ziehtochter, denen ich an dieser Stelle mein tiefes Mitgefühl zum Ausdruck bringen möchte. Stephan, mach's gut. Reih Dich ein in das große Ensemble da oben, in dem schon viele Deiner Kollegen ihre Plätze eingenommen haben und die wir hier unten ebenso vermissen, wie wir Dich vermissen werden. Mein Herz ist ein Wasser ... ein salzig Wasser, das aus den Augen rinnt.
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