Ein Beitrag von Christian Reder. Fotos: SONY Music, Redaktion
Im Herbst des Jahres 1981, genauer gesagt am 7. November, hatte ich meine erste Begegnung mit Joachim Witt. Nicht persönlich auf der Straße, einer Party oder der Kirmes, sondern zu Hause vor dem TV-Gerät. Damals lief die Sendung "Musikladen" mit Manfred Sexauer. Diese Sendung war der Nachfolger des legendären "Beat Clubs" und hatte immer Auftritte international erfolgreicher Bands im Programm. Hier bekam man Queen, Adam & The Ants, Kim Wilde, Helen Schneider und viele andere Musikanten, die bei uns Kids damals schwer angesagt waren, zu sehen und hören. Viele traten dort live auf - manche in vorproduzierten Clips. An diesem Samstag lief jedoch eine Sondersendung, und darin war alles anders wie gewohnt. Sonst immer am Donnerstag laufend, kam dieser "Musikladen" am Wochenende, und die Macher sendeten die dritte Ausgabe der "German Edition". Kaum gestartet kam ich mir vor wie in die ZDF-Hitparade strafversetzt. Wo waren die coolen Bands und was zum Kuckuck sollte ich mit Cindy & Bert, Ricky King und Günter Willumeit anfangen? Eher gelangweilt verfolgte ich das Geschehen auf der Mattscheibe bis plötzlich ein Typ auftauchte, der so gar nicht in dieses eher seltsame Programm passen wollte. Dieser Typ war Joachim Witt und der vorgetragene Titel sein damals schon etwas länger im Umlauf befindlicher Song "Goldener Reiter". Meine Fresse, war das cool. Ich war bekanntermaßen nicht der einzige Zuschauer, der von diesem Auftritt angetan war. Gleich am Montag nach diesem Wochenende scheinen die Leute die Plattenläden des Landes gestürmt und die damals bereits knapp ein halbes Jahr alte Single gekauft zu haben. Am Ende landete die fast schon als kommerzieller Flop abgestempelte Platte auf Platz 2 der Verkaufs-Charts - das dazugehörige Album auf Platz 10.
Der "Herbergsvater" landete ebenso noch in meiner Plattensammlung wie die "Hörner in der Nacht". Danach wurde es um ihn ruhiger. Ich verlor Witt danach zwar aus den Augen, aber nicht vom Radar. Anders als heute, wo das Internet uns Fans ganz andere Möglichkeiten der Information bietet, verschwand Witt aus den Medien und tauchte bei mir erst mit dem "Kapitän der Träume" wieder auf. Dazwischen war mir einiges an LPs und Singles durch die Lappen gegangen. Speziell Witts Ausflug ins Englische ("Moonlight Nights", 1985) schloss ich erst Jahre später in mein Herz, weil ich es in der Zeit seines Erscheinens schlicht und ergreifend verpennt habe. Oder besser gesagt: Man es mich hat verpassen lassen! Warum auch immer, aber der Stern des NDW-Königs sank Mitte der 80er. Ganze fünf Alben lang hatte der Musiker keine Chart-Notierung mehr - auch bei den Singles sah es nicht anders aus. Das lag vor allem daran, dass sich die Presse offenbar gegen ihn verschworen hatte. Ich las über ihn jedenfalls nichts mehr - so viel zum Thema "aus den Augen verloren". Erst 17 Jahre nach seinem großen Erfolg mit dem "Goldenen Reiter" gelang Witt das Comeback mit "Die Flut". Noch bevor die Nummer durch die Decke ging, prognostizierte eine Tageszeitung dieser Single in ihrer "In & Out"-Rubrik einen Mega-Erfolg. Dies war übrigens der Moment, in dem ich auf die neue Platte aufmerksam wurde. Noch am gleichen Tag führte mich mein Weg in den Plattenladen, um die Maxi CD von der "Flut" zu kaufen. Ein Exemplar hatten die Betreiber dort und das kaufte ich denen umgehend ab. Dass dies eine Promo und nicht die offizielle CD war, stellte ich aber erst viel später fest. War mir auch egal, denn der Song war drauf und der hatte auf mich die gleiche Wirkung, wie die Nummer aus der NDW-Zeit. Aber sie war anderes und sie war der Auslöser dafür, dass ich Witt kein zweites Mal längere Zeit unbeachtet lassen würde. Dies war dank Internet und eben diesem Erfolg auch nicht mehr möglich, denn mit der "Flut" fand Joachim Witt plötzlich auch wieder in den Medien statt. Zeitungen, Rundfunk und das Fernsehen berichteten über ihn, der mit knapp 50 Jahren wieder einen Nummer 2-Hit landen konnte. Und er lieferte auch danach weiter spannenden Stoff für Presse, Funk und Fernsehen ...
Mit seiner "Bayreuth"-Werkreihe, den anderen Alben danach und dazwischen und der "Adoption" der drei SILLY-Musiker, die bis 2007 seine Begleitband bildeten, hatte ich eine Menge Spaß. Was heißt hier "hatte"? Hab ich noch ... Nach seiner kreativen Pause und seinem erneuten Comeback im Jahre 2012 gehörte ein Exemplar seines Albums "Dom" schon am Tag seines Erscheinens mir. Die Single "Gloria" brachte ihn wieder in die Medien und der Platte ordentlich Aufmerksamkeit. Grund dafür war das Video zum Song, an dem sich speziell die Herrschaften von der Bundeswehr stießen und dabei einmal mehr deutlich machten, dass Denken dort nicht unbedingt ein Leistungssport ist. Es folgten die Alben "Neumond", "Thron" und ein paar andere. Und jede dieser neuen Platten des fleißigen und kreativen Herrn Witt waren pünktlich und sofort am Tag der VÖ in meinem Besitz. Interessantes Detail am Rande: Seit dem ersten "Bayreuth"-Album platzierte sich jedes seiner Alben in den Album-Charts. Allerdings ist Witt heute kein Single-Interpret mehr, denn auch wenn aus den Alben immer wieder einzelne Songs als "Single" für den Einsatz im Rundfunk "veröffentlicht" werden, funktionieren seine Werke eigentlich nur in Gänze. Darum verbietet sich auch ein Konsumieren der Musik über irgendwelche Streaming-Dienste, denn jedes Album trägt eine andere Handschrift und jeder Song darauf gehört in ein Gesamtbild, das man nicht zerlegen kann. Leider versteht das nicht jeder "Kritiker" im Lande und schreibt bei einer Bewertung auch gerne mal am Thema vorbei. Man muss schon gut zuhören, um zu verstehen, was im Witt'schen Universum so vor sich geht und wie mancher Song funktioniert. Aber selbst wenn eine Kritik nicht den Punkt trifft: Über Witt wird wieder geschrieben, berichtet und seine Musik so weiterverbreitet. Und es funktioniert! Was will man als Musiker mehr?
Gerade schrieb ich noch darüber, dass ich jedes seiner Alben seit 2012 schon am Tag des Erscheinens (und einige auch schon dank meiner Arbeit hier vorab) in Händen gehalten habe. Auch heute warte ich wieder auf eine dieser neuen Scheiben, denn mit "Refugium" erscheint an seinem 70. Geburtstag sein erstes Album, das Joachim Witt mit einem Orchester eingespielt hat. Wieder hat er sich neu erfunden, wieder wird er anders klingen, wieder wird er die Leute damit überraschen und wieder warte ich gespannt auf das Klingeln des Postboten. Die Leute, die schon live auf der Tour im Januar dabei waren, wissen schon, was er da im Jahre 2019 so macht. Alle anderen erfahren es heute ... Zum neuen Album die herzlichsten Glückwünsche, aber vor allen Dingen alles Gute zum heutigen Geburtstag. Die Ü70-Partys sind ab heute seine! Viel Gesundheit und weiterhin so gute Ideen in Sachen Musik mögen Joachim Witt auch im neuen Lebensjahr (und darüber hinaus) begleiten. Und weil es genug Musikrichtungen gibt, mit denen man als Musiker alt werden kann, darf sich die Fangemeinde berechtigte Hoffnungen machen, dass sich der Meister noch weiter verändern, verwandeln und neu erfinden wird und man auch noch weitere seiner runden Geburtstage und Jubiläen feiern kann.
Der "Herbergsvater" landete ebenso noch in meiner Plattensammlung wie die "Hörner in der Nacht". Danach wurde es um ihn ruhiger. Ich verlor Witt danach zwar aus den Augen, aber nicht vom Radar. Anders als heute, wo das Internet uns Fans ganz andere Möglichkeiten der Information bietet, verschwand Witt aus den Medien und tauchte bei mir erst mit dem "Kapitän der Träume" wieder auf. Dazwischen war mir einiges an LPs und Singles durch die Lappen gegangen. Speziell Witts Ausflug ins Englische ("Moonlight Nights", 1985) schloss ich erst Jahre später in mein Herz, weil ich es in der Zeit seines Erscheinens schlicht und ergreifend verpennt habe. Oder besser gesagt: Man es mich hat verpassen lassen! Warum auch immer, aber der Stern des NDW-Königs sank Mitte der 80er. Ganze fünf Alben lang hatte der Musiker keine Chart-Notierung mehr - auch bei den Singles sah es nicht anders aus. Das lag vor allem daran, dass sich die Presse offenbar gegen ihn verschworen hatte. Ich las über ihn jedenfalls nichts mehr - so viel zum Thema "aus den Augen verloren". Erst 17 Jahre nach seinem großen Erfolg mit dem "Goldenen Reiter" gelang Witt das Comeback mit "Die Flut". Noch bevor die Nummer durch die Decke ging, prognostizierte eine Tageszeitung dieser Single in ihrer "In & Out"-Rubrik einen Mega-Erfolg. Dies war übrigens der Moment, in dem ich auf die neue Platte aufmerksam wurde. Noch am gleichen Tag führte mich mein Weg in den Plattenladen, um die Maxi CD von der "Flut" zu kaufen. Ein Exemplar hatten die Betreiber dort und das kaufte ich denen umgehend ab. Dass dies eine Promo und nicht die offizielle CD war, stellte ich aber erst viel später fest. War mir auch egal, denn der Song war drauf und der hatte auf mich die gleiche Wirkung, wie die Nummer aus der NDW-Zeit. Aber sie war anderes und sie war der Auslöser dafür, dass ich Witt kein zweites Mal längere Zeit unbeachtet lassen würde. Dies war dank Internet und eben diesem Erfolg auch nicht mehr möglich, denn mit der "Flut" fand Joachim Witt plötzlich auch wieder in den Medien statt. Zeitungen, Rundfunk und das Fernsehen berichteten über ihn, der mit knapp 50 Jahren wieder einen Nummer 2-Hit landen konnte. Und er lieferte auch danach weiter spannenden Stoff für Presse, Funk und Fernsehen ...
Mit seiner "Bayreuth"-Werkreihe, den anderen Alben danach und dazwischen und der "Adoption" der drei SILLY-Musiker, die bis 2007 seine Begleitband bildeten, hatte ich eine Menge Spaß. Was heißt hier "hatte"? Hab ich noch ... Nach seiner kreativen Pause und seinem erneuten Comeback im Jahre 2012 gehörte ein Exemplar seines Albums "Dom" schon am Tag seines Erscheinens mir. Die Single "Gloria" brachte ihn wieder in die Medien und der Platte ordentlich Aufmerksamkeit. Grund dafür war das Video zum Song, an dem sich speziell die Herrschaften von der Bundeswehr stießen und dabei einmal mehr deutlich machten, dass Denken dort nicht unbedingt ein Leistungssport ist. Es folgten die Alben "Neumond", "Thron" und ein paar andere. Und jede dieser neuen Platten des fleißigen und kreativen Herrn Witt waren pünktlich und sofort am Tag der VÖ in meinem Besitz. Interessantes Detail am Rande: Seit dem ersten "Bayreuth"-Album platzierte sich jedes seiner Alben in den Album-Charts. Allerdings ist Witt heute kein Single-Interpret mehr, denn auch wenn aus den Alben immer wieder einzelne Songs als "Single" für den Einsatz im Rundfunk "veröffentlicht" werden, funktionieren seine Werke eigentlich nur in Gänze. Darum verbietet sich auch ein Konsumieren der Musik über irgendwelche Streaming-Dienste, denn jedes Album trägt eine andere Handschrift und jeder Song darauf gehört in ein Gesamtbild, das man nicht zerlegen kann. Leider versteht das nicht jeder "Kritiker" im Lande und schreibt bei einer Bewertung auch gerne mal am Thema vorbei. Man muss schon gut zuhören, um zu verstehen, was im Witt'schen Universum so vor sich geht und wie mancher Song funktioniert. Aber selbst wenn eine Kritik nicht den Punkt trifft: Über Witt wird wieder geschrieben, berichtet und seine Musik so weiterverbreitet. Und es funktioniert! Was will man als Musiker mehr?
Gerade schrieb ich noch darüber, dass ich jedes seiner Alben seit 2012 schon am Tag des Erscheinens (und einige auch schon dank meiner Arbeit hier vorab) in Händen gehalten habe. Auch heute warte ich wieder auf eine dieser neuen Scheiben, denn mit "Refugium" erscheint an seinem 70. Geburtstag sein erstes Album, das Joachim Witt mit einem Orchester eingespielt hat. Wieder hat er sich neu erfunden, wieder wird er anders klingen, wieder wird er die Leute damit überraschen und wieder warte ich gespannt auf das Klingeln des Postboten. Die Leute, die schon live auf der Tour im Januar dabei waren, wissen schon, was er da im Jahre 2019 so macht. Alle anderen erfahren es heute ... Zum neuen Album die herzlichsten Glückwünsche, aber vor allen Dingen alles Gute zum heutigen Geburtstag. Die Ü70-Partys sind ab heute seine! Viel Gesundheit und weiterhin so gute Ideen in Sachen Musik mögen Joachim Witt auch im neuen Lebensjahr (und darüber hinaus) begleiten. Und weil es genug Musikrichtungen gibt, mit denen man als Musiker alt werden kann, darf sich die Fangemeinde berechtigte Hoffnungen machen, dass sich der Meister noch weiter verändern, verwandeln und neu erfinden wird und man auch noch weitere seiner runden Geburtstage und Jubiläen feiern kann.
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