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Ein Nachruf von Christian Reder mit Fotos von Reinhard Baer



Es ist ja immer wieder mal die Rede vom "Musiker aus der zweiten Reihe". Man spricht dann stets von jenen Künstlern, die selbst nicht als Solisten oder Frontmänner ihrer Bands in Erscheinung treten. Nicht selten sind es auch diese bescheidenen Zeitgenossen, die den Lichtkegel des Hauptscheinwerfers anderen überlassen und sich unauffällig in den Dienst der Sache stellen. Diese Beschreibung mit der "zweiten Reihe" ist dann gar nicht despektierlich gemeint, sondern beschreibt die Situation oder die Wirkung eines Musikers auf den Zuschauer/Zuhörer. Für mich war Rainer Rohloff in der Wahrnehmung so ein Musiker, auch wenn er den "Dienst der Sache" niemals unauffällig erledigte. Er stand immer neben anderen großen Künstlern, die er mit seiner Kunst ins rechte Licht rückte und deren Musik er mit seinem Gitarrenspiel stets zu veredeln wusste. Auf diese Dienste müssen seine Freunde und Kollegen nun leider verzichten, denn Rainer Rohloff ist von uns gegangen.

Rainer Rohloff, geboren 1959, hatte eine lange und beeindruckende Vita. Bereits mit sieben Jahren bekam er Gitarrenunterricht an der Musikschule Chemnitz. Es folgte ein Studium an der Musikhochschule Weimar im Fach Konzertgitarre bei Prof. R. Zimmer, wo er sich das Rüstzeug für seine bunte und spannende Laufbahn aneignete. Im Jahre 1981 machte er sein Staatsexamen und schrieb seine Diplomarbeit. Seit 1984 war Rohloff als freischaffender Musiker und Komponist tätig, gründete 1987 schließlich die Gruppe L'ART DE PASSAGE, mit der er nicht nur erfolgreich Tourneen im In- und Ausland spielte, sondern für die er auch Stücke schrieb und arrangierte. In den Jahren 1988 bis 1998 arbeitete er mit Mikis Theodorakis zusammen, ging mit dem großen Griechen auf Konzertreisen und war ferner an diversen Plattenproduktionen beteiligt, beginnend mit dem Album "Lieder" (AMIGA, 1988) . Ab 1993 lehrte er als Dozent an den Musikschulen Berlin Köpenick/Treptow und Pankow und schrieb zahlreiche Kompositionen für Film und Theater. Regisseur Andreas Dresen war einer, der großen Wert auf seine Kreativität und Musik legte. Die Liste der Namen, für die Rohloff im Studio als Produzent, Studiomusiker und Arrangeur tätig war, ist ewig lang. Die klangvollsten Namen aber dürften wohl Gerhard Schöne, Reinhard Mey, Gisela May, Hannes Wader, Pipo Pollina, Esther Ofarim, Bettina Wegner, Angelika Weiz, Ines Paulke, Anke Schenker, Hans Eckard Wenzel, Tino Eisbrenner, Ute Lemper, Al Di Meola und Thomas Rühmann sein. Zuletzt war er Teil des von Joro Gogow (CITY) betriebenen Projekts DER WILDE GARTEN. Neben all der Arbeit für andere Künstler und für Bands, in denen er spielte, fand sich immer noch reichlich Zeit für Soloprogramme, mit denen er im ganzen Land auftrat, z.B. 1991 mit dem Programm "Die romantische Gitarre", 1992 mit einem Programm, in dem er lateinamerikanische Gitarrenmusik spielte, 2002 mit "Songs for Guitar", bei dem er Lieder von Mikis Theodorakis vortrug und 2004 mit "Steel Dreams". Workshops und Präsentationen auf internationalen Messen, u.a. für die Firma Roland, vervollständigen die Liste der Aktivitäten Rohloffs. Bei Deutsche Mugge trat er immer dann in Erscheinung, wenn er mit Thomas Rühmann unterwegs war. Als wir mit unserem Magazin an den Start gingen, war seine Zeit bei L'art de passage leider schon beendet, so dass es darüber bei uns keine Beiträge geben konnte. Dafür aber über sein Mitwirken in den Rühmann-Programmen "Young" (ein Abend mit Liedern von Neil Young), gemeinsame Auftritte bei Gundermann-Partys oder die bekannten "Falsche Lieder"-Konzerte.

Auch 2017 sollte es wieder eine Zusammenarbeit mit Thomas Rühmann und seinem Bühnenprogramm über den US-Sänger und Songschreiber Sixto Díaz Rodríguez ("Sugar Man") geben. Ich freute mich auf den Auftritt in Altenkirchen im März 2017 und eine Begegnung nicht nur mit Rühmann, sondern auch mit Rohloff. In einem Gespräch vor der Show erzählte mir Thomas Rühmann aber dann, dass Rohloff schon längere Zeit krank sei und für ihn Jürgen Ehle mit zur Besetzung gehöre. Die Behandlung hätte Rainer Rohloff viel Kraft gekostet und ob es jemals eine Rückkehr auf die Bühne geben würde, sei ungewiss. Ja, sogar unwahrscheinlich. Rohloff war wohl einer der Patienten, bei dem die Behandlung der eigentlichen Krankheit vieles andere im Körper zerstört hat. Allein die Schilderung Rühmanns über das Leiden seines Freundes und Kollegen Rohloff hinterließ einen dicken Kloß in meinem Hals. Wie groß die Leiden auch gewesen sein mögen, Rainer Rohloff ist von ihnen nun erlöst. Die Musikwelt verliert deshalb aber nicht nur einen erstklassigen Musiker, auch wenn er gefühlt mehr in der zweiten Reihe zu finden war, sondern einen guten Freund und Kollegen, wie Weggefährten ihn stets beschrieben haben, und jemanden, der einer Studioproduktion oder einer Live-Darbietung noch das gewisse Etwas mit auf den Weg geben konnte. Mach's gut, Rainer ...


 
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