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Ein Beitrag von Reinhard Baer. Fotos: Margit Hahn



001 20150507 1074461845Vor einigen Jahren berichtete ich über eine Fotoausstellung in der Neuen Galerie Wünsdorf (Beitrag siehe HIER). Der Fotograf Günter Gueffroy hatte hier eine Reihe von fotografischen Beispielen seines Schaffens zur Schau gestellt. Viele Künstler der damaligen DDR standen vor seiner Kamera, egal ob aus dem Bereich Schlager, Pop oder Rock. Ich erinnere mich noch an ein großes Farbfoto, das ich bei dieser Ausstellung gesehen habe. Es zeigte die Stern-Combo Meißen inmitten ihrer gesamten Technik, die man einfach auf einem Platz abgeladen zu haben schien. Sogar Udo Lindenberg hat er zu DDR-Zeiten fotografiert. Auch Plattencover von Inka Bause, Angelika Mann, Peter und Paul, Dina Straat, Dagmar Frederic und anderer Künstler waren dort zu sehen. Mehr als 40 Jahre war Gueffroy mit Leib und Seele Fotograf. Über 60 Plattencover von bei AMIGA erschienenen Platten sind mit Bildern von ihm gestaltet und seine Fotos konnte man auch in Zeitschriften wie "Melodie und Rhythmus", "Neues Leben" oder "FF dabei" finden.

Als ich beim Besuch der Ausstellung die Frau, die dort Aufsicht hatte, fragte, ob ich einige Fotos machen darf, sagte sie mir, das ich dies gerne tun könne. Diese Erlaubnis hatte aber die Auflage, dass ich bitte nicht die Aktfotos ablichten solle. Auch diesem Genre hatte sich Gueffroy zugewandt. Es gab mehrere Veröffentlichungen dieser Art in der DDR-Zeitschrift "Magazin", und 1989 stand das erste Playmate der DDR für den "Playboy" vor Gueffroys Kamera. Damit war er auch der erste ostdeutsche Fotograf, dessen Fotos im Playboy veröffentlicht wurden.

002 20150507 1726479693Günter Gueffroy zog nach der deutschen Wiedervereinigung irgendwann von Berlin in den Ort Klein Schulzendorf bei Trebbin. Kürzlich war im RBB-Fernsehen als Wiederholung ein kurzer Beitrag über ihn zu sehen. In der Sendung "Bauer sucht Kultur" besuchte ihn Max Moor. Gueffroy zeigte ihm einen großen Schrank, in dem alle Dias und Negative aufbewahrt sind - sozusagen sein Lebenswerk. Ob Günter Gueffroy in den letzten Jahren noch fotografierte, weiß ich nicht. Was ich aber weiß ist, dass er im März 2014 das Buch "Nur zum Vergnügen: Fotografien 1971-1990" veröffentlichte. Ein 144-Seiten starkes Buch aus dem "Bild und Heimat"-Verlag, das Fotos von Gueffroy aus der Zeit zwischen - wie der Titel schon verrät - 1971 und 1990 beinhaltet. Das Buch erzählt die Geschichte einer vielfältigen Kulturlandschaft eines heute nicht mehr existierenden Landes, und ist sowohl eine Zeitreise, als auch ein Auszug aus Gueffroys vielfarbiges Portfolio.

Nach dem Besuch seiner Ausstellung in Wünsdorf, bei der der Fotograf damals nicht selbst zugegen war, hatte ich immer noch die Hoffnung, ihn irgendwann mal an anderer Stelle noch persönlich kennenlernen zu dürfen. Ich hätte ihm gesagt, wie großartig ich seine Arbeit als Fotograf finde, und er hätte sicher auch noch viele Tipps für Fotografen wie mich gehabt. Daraus wird - zumindest auf dieser Ebene unseres Daseins - nichts mehr, denn heute am Morgen erfuhr ich, dass Günter Gueffroy bereits am 30. April nach schwerer Krankheit, kurz vor seinem 71. Geburtstag, verstorben ist. Seine langjährige Lebensgefährtin und Lieblingsmodell Simone Brackrog, die auch das Vorwort und die Bildunterschriften zu seinem eben erwähnten Buch geschrieben hat, war bis zum Ende an seiner Seite. Auch wenn der Mann, der stets "nur zum Vergnügen" als Fotograf unterwegs war, jetzt nicht mehr unter uns weilt: Uns Musik- und Fotografie-Freunden wird der Name immer in guter Erinnerung bleiben. Seine Arbeit erst recht.


 
 


   
   
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