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Zum Tod von Thomas Kurzhals - Ein paar Abschiedsworte seiner Freunde Mike Brettschneider,
Klaus Schmidt und Christian Reder, sowie einem seiner größten Fans, Hartmut Helms ...






Lieber Thomas,
ich weiß noch, wie wir uns kennengelernt haben. Das war 2001. Seit einem Jahr gab es damals die KARAT-Homepage jede-stunde.de und das Live-Album vom Jubiläumskonzert 2000 war gerade erschienen. Ich äußerte mich zu den Bonustracks dahingehend, dass mir die Abmischung nicht gefallen würde. Was ich nicht wusste war, dass diese Bonustracks (Studioaufnahmen neuer Titel) im Tonstudio Erkner entstanden und dass Du damals der verantwortliche Tonmann warst.001 20140102 1309919557 Du hattest meinen Kommentar gelesen und gleich Kontakt aufgenommen. Nicht, um Dich über mein Geschreibsel über die neue KARAT-Live-CD zu beschweren, sondern um mir die Umstände zu erklären, wie die Platte damals entstanden war und wer das letzte Wort beim "Endprodukt" hatte. Du erzähltest mir, dass sich Herbert Dreilich, mit dem Du die Songs gemeinsam aufgenommen hattest, in seine Arbeit nicht so gerne reinreden lassen wollte. Herbie wollte die Songs so haben, wie sie auf der CD zu hören sind und Du hast nur Deine Arbeit gemacht. Diesem ersten Kontakt zwischen uns folgten weitere. Wir sprachen oft miteinander und Du erzähltest aus Deinem Leben als Musiker, und weil ich für KARAT die Webseite betreute, handelten diese Geschichten natürlich auch von KARAT. Von Reisen nach Kuba, von der Zusammenarbeit mit dem großen Ed Swillms, von Reisen in die CSSR, von ersten Songs, die Du für KARAT geschrieben hast, von der Produktion des ersten gesamtdeutschen Albums "Karat 91" und Deiner engen Freundschaft und Zusammenarbeit mit Herbert Dreilich. Auch über Gerüchte, die über die Jahre entstanden sind, und wie die wahre Geschichte dahinter aussah, hast Du erzählt. Geschichten, die in keiner der bisher veröffentlichten Biographien zu finden sind und die auch auf keiner Seite im Netz festgehalten wurden. Diese Geschichten waren immer mit dem für Dich typischen Witz versehen. Stundenlang haben wir uns unterhalten und viel gelacht. Du warst ein guter Erzähler und wenn Du mit Deinem Berliner Dialekt erst mal in Fahrt gekommen bist, blieb kein Auge trocken. Eigentlich hättest Du darüber mal ein Buch schreiben sollen. Das wäre ganz sicher nicht so furztrocken und staubig geworden, wie manch offizielle Biographie. Du und ich haben damals auch gemeinsam erleben müssen, wie Herbert Dreilich krank wurde und knapp 1 1/2 Jahre später starb. Mir ging es damals richtig kacke, wovon kaum einer wusste. Doch wenn ich mit Dir telefonierte, hattest Du immer eine weitere Anekdote über "Herbie" zu erzählen und brachtest mich damit wieder zum Lachen. Ich weiß gar nicht, ob Du das wusstest, dass das damals so war. Und wenn nicht, kann ich es Dir jetzt noch nicht einmal mehr persönlich sagen.

Anfang des Jahres 2008 hast Du mich irgendwann angerufen und mir erzählt, dass Du gern wieder bei der Stern-Combo Meißen einsteigen würdest. Du hattest kurz zuvor einen Auftritt der Band erlebt, bei dem es Dir ganz übel aufstieß. "Deine" Lieder, die Du in den 70ern erschaffen hast, wurden von der damals aktuellen Band in einer für Dich unerträglichen Art und Weise live präsentiert.002 20140102 2088199776 Manche Konzertbesucher wollten sogar gehört haben, dass vieles dort von der Festplatte kam, und auch Du hast dieses Gerücht gehört und wolltest Dich davon überzeugen. Du fragtest mich, was ich davon halten würde. Mich, der davon nun überhaupt keine Ahnung hat und das Innenleben der Combo damals nicht kannte. Vielleicht hast Du mich auch deshalb gefragt, weil ich den Blick von außen hatte, den Du nicht mehr haben konntest. Es war schließlich Deine Band und Du konntest das alles nicht nüchtern betrachten. Und es kam, wie es kommen musste, und Du stiegst nach 1972 und 1996 zum dritten Mal bei "Deiner" Combo ein. Du warst voller Ideen und Tatendrang, und überzeugtest damit auch Deine Bandkollegen. Damit die Combo nicht nur ihre eigene Coverband blieb, hast Du angefangen, neue Songs zu schreiben. Es war schon lange her, dass neue Lieder für die Band entstanden und viele Fans hatten die Hoffnung auch schon aufgegeben. Ich bekam mit, wie Du Ideen sammeltest und letztlich Kontakt zu Norbert Kaiser aufnahmst, der für Deine Songs die Texte liefern sollte. Wir freuten uns zusammen, als Kaiser zusagte. Dabei entstand die Schlagzeile, "Kreativabteilung von Karat jetzt bei der Stern-Combo aktiv", für evtl. Beiträge bei Deutsche Mugge. So war das ja schließlich auch, aber verwendet haben wir diese "Überschrift" dann trotzdem nicht. Wir redeten sehr viel in dieser Zeit und Du stelltest mir Ideen vor, fragtest nach meiner Meinung. Ich weiß noch, wie stolz Du auf Deine "Shuffle-Nummer" warst, die Du in dieser Form schon immer mal machen wolltest. Wenn man Dir zuhörte, wie Du von Deinen Kompositionen und der Aufbruchstimmung in der Band sprachst, konnte man die Begeisterung und die Lust auf das Erschaffen neuer Lieder nicht überhören. Du warst wie ein junger Kerl, der gerade seine erste Band gegründet hat. Abenteuerlustig und voller Tatendrang. Du warst voll in Deinem Element. Mit "Das kurze Leben des Raimund S." wurde 2009 ein erster neuer Song auf CD veröffentlicht. Ob Du ihn in meiner Radiosendung vorstellen könntest, hast Du gefragt. Was für eine Frage ... Ich war stolz, das tun zu dürfen und Dich als Gast dabei zu haben. Knapp zwei Jahre später folgte das Album "Lebensuhr", das erste Album mit neuen Liedern seit der Wende. Das Album wurde überall in den höchsten Tönen gelobt, doch zufrieden ... so richtig zufrieden ... warst Du nicht. Da halfen keine guten Worte, Du hast Dich nicht umstimmen lassen. Für Dich wurden viele Songs durch die lange Zeit des Umschreibens und des wieder Neuaufnehmens verwässert, so dass für Dich am Ende alles nicht schlüssig genug war.

Es gab aber auch Momente in den letzten Jahren, in denen Du mit den Nerven fast am Ende warst. Streitigkeiten in der Band trafen Dich immer besonders. Du wolltest eigentlich nichts mehr, als dass Ruhe bei der Combo einkehrt. Kein Streit, dafür gemeinschaftlich an einem Strang ziehen, neue Lieder erschaffen und Konzerte spielen. Doch dieser Wunsch wurde Dir nicht erfüllt.004 20140102 2064323499 Ein Kommen und Gehen von Musikern trat ein. Du machtest Dir Sorgen über die Außendarstellung. "Sowas wirkt sich doch auch auf die Musik aus", sagtest Du. Besonders die Jahre 2011 und 2012 waren ein Wechselbad der Gefühle. Das eben erwähnte Album "Lebensuhr" erschien, Dein Freund Norbert verließ die Band, ein knappes Jahr später kam es zu einer der größten Trennungen der Bandgeschichte. Beim letzten großen Krach, als gleich drei Musiker ausstiegen, um "ein Zeichen" zu setzen, bescherte Dir das Verhalten der abtrünnigen Bandkollegen ein paar graue Haare mehr. Du hattest die Ex-Kollegen vorher noch gewarnt, dass es das falsche Signal und der falsche Zeitpunkt sei, jetzt die Arbeit zu boykottieren oder gar auszusteigen. Doch man hörte nicht auf Dich. Auf der einen Seite hattest Du Verständnis für den Unmut der Kollegen, auf der anderen Seite verstandest Du das Vorgehen nicht. Immer wieder hast Du zu mir am Telefon gesagt, "... Mensch, wie können die jetzt abhauen? Wir arbeiten doch gerade an einer Live-DVD. Wir haben doch Verpflichtungen." Du stelltest Dich dieser Verpflichtung und warfst nicht das Handtuch. Vielmehr warst Du aktiver Posten bei der Suche nach neuen Kollegen. Nicht nur, damit die DVD gemacht werden konnte, sondern damit die Stern Combo nicht vor die Hunde geht. "Sebi und Lexa kommen zurück", erzähltest Du mir voller Euphorie. Es war Deine Wunschlösung, die beiden Jungs wieder in den Reihen der Band zu haben. Fehlte nur noch ein Sänger. Gemeinsam sponnen wir die Idee, einen Sänger per Casting zu suchen. Es sollte frischer Wind wehen. Du brachtest diese Idee bei der Band ein. Letztlich wurde sie dann auch in die Tat umgesetzt und man suchte über einen öffentlichen Aufruf nach einem neuen Sänger. Die Bewerbungen trudelten ein und Du erzähltest mir von einem Thüringer Jungen namens Manuel Schmid, der sich beworben hatte. Ich riet Dir, den Jungen einzuladen. Schmid kannte ich schon eine längere Zeit, hatte Jahre zuvor auch sein Solo-Album bei Deutsche Mugge vorgestellt. Die Band lud Manuel Schmid ein und man war völlig geplättet, wie gut vorbereitet der Junge war und vor allem aber auch, wie er die alten Songs sang. Ich war froh, dass die Wahl dann auch auf ihn fiel, denn sein Einstieg brachte der Band auch ein Stück Jugendlichkeit zurück. Und Schmid überzeugte. Nicht nur die Band - auch die Fans. Schmid und Du wart - wie ich finde - ein tolles Gespann, und ich hätte jede Wette angenommen, dass gerade Ihr beiden die Musik der Stern-Combo-Zukunft schreiben würdet. Das passte - die Welt wird das aber leider nicht mehr erleben!

005 20140102 1333468922Deutsche Mugge hat Dir auch eine Menge zu verdanken. Das wollen wir gar nicht vergessen. Und das ging schon los, als es das Magazin noch gar nicht gab. Ich habe immer sehr viel Wert auf Deine Meinung gelegt und Dich oft um Rat gefragt, mir von Dir Hintergrundgeschichten erzählen und mich manchmal auch von Dir inspirieren lassen. So auch im Februar 2007. Wer soll der erste "Gast des Monats" bei Deutsche Mugge (damals noch "Ostrockforum") sein? Die Arbeiten an der neuen Internetseite des Musikmagazins liefen auf Hochtouren. Mehrere Leute bastelten an diversen Rubriken, die pünktlich zum 1. März fertig sein sollten. Für diesen Donnerstag war der Start des neuen Musikmagazins geplant. Nur noch wenige Tage Zeit, alles startklar zu machen. Es fehlte noch der erste "Gast". Von Anfang an warst auch Du in die Überlegungen involviert, wie das Musikmagazin aussehen soll, welche Inhalte es haben soll und wie man diese präsentieren kann. Kurz: wie man "unsere" Musik im Internet lebendig präsentieren kann, ohne dass es nach (N)Ostalgie riecht. Viele kluge Ratschläge und hilfreiche Tipps kamen aus Erkner. Und am Ende beantworteten wir alle einstimmig die Frage, wer der erste Gast sein soll: Thomas Kurzhals. Du freutest Dich, dass die Wahl auf Dich gefallen ist und hast auch sofort zugesagt. Ich weiß noch, wie wir dieses Interview innerhalb eines Tages (!) im Kasten und fertig zur Veröffentlichung hatten. Solche Aktionen gingen mit Dir immer kurz und schmerzlos über die Bühne. Ein Anruf, eine Frage - Thommy war bereit. Unkompliziert und auf den Punkt. Auch hier warst Du - wie ich Dich auch in vielen anderen Momenten erlebt habe - mit Überzeugung und Spaß bei der Sache. Du kramtest in Deinem Fundus nach Fotos, ergänztest das Interview noch mit der einen oder anderen Bemerkung und warst am Ende genauso gespannt wie wir, wie die neue Seite bei den Leuten ankommen würde. Premierenfieber! Du hast Deutsche Mugge im Laufe der Zeit so viel gegeben, und damit meine ich nicht nur den Jingle für die Radio-Show oder eben erwähntes Interview. Wo Du helfen oder beratend eingreifen konntest, hast Du es getan. Sofort und ohne, dass man Dich lange bitten musste.

Seit vergangenen September hast Du Deinen Fans, den Kollegen von Deutsche Mugge und mir viele Sorgen bereitet. Montags telefonierten wir noch und schmiedeten Pläne, am Tag darauf musstest Du ins Krankenhaus. Koma ... Ungewissheit ... Ratlosigkeit. Eine große Zeitung berichtete sogar, dass Du mit dem Tod kämpfen würdest. Abends rief mich Dein Sohn an: Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird, und Tage nach dieser Zeitungsmeldung riefst Du mich selbst an, um mir zu sagen, dass das alles Quatsch sei. Dir ginge es schon wieder gut, Du seist inzwischen wieder auf der normalen Station des Krankenhauses und wolltest zusehen, dass Du schnell wieder raus und nach Hause kommst. Das ist jetzt drei Monate her. Es kam alles ganz anders. Zuletzt pendeltest Du zwischen Krankenhaus und zu Hause hin und her. Auf und ab. An Deinem 60. Geburtstag haben wir das letzte Mal zusammen gesprochen. Was sollte ich Dir wünschen? Was sollte ich Dir sagen? Wir sprachen über die Combo und über das Konzert in Bonn, das im kommenden April stattfinden soll. Es wäre eine weitere Gelegenheit gewesen ... zum Musik hören, Anekdoten erzählen und Lachen. So wie wir es immer gemacht haben, wenn wir erzählt haben. Als ich Dir sagte, dass wir uns im April in Bonn doch sehen würden, und dass wir das erst mal als Nahziel anvisieren sollten, wurde Deine Stimme brüchig. Wir beide wussten ja, dass es doch nicht nur Quatsch war, was in der Zeitung stand, auch wenn wir darüber nicht mehr gesprochen haben. Dieses Telefonat ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Es gab kein Scherzen, keine flotten Sprüche mehr. Diese Minuten machten mich so unsagbar traurig.

Heute Nacht ist das passiert, was ich irgendwie noch nicht glauben kann. Der schlimmste Fall, dessen Gedanken daran man in den letzten Wochen verdrängt hat, weil man diese nicht zulassen wollte, ist heute eingetreten. Ich habe heute Nacht einen guten Freund verloren, der einem mehr gegeben hat, als "nur" Musik. Mir werden Dein Lachen, Deine Scherze, Dein Optimismus und Dein gesunder Blick auf die Realität sehr fehlen. Unsere Gespräche ebenso. Wir werden Dich hier unten alle sehr vermissen. Ich bin dankbar dafür, dass wir uns kennenlernen und Freunde werden konnten. Grüß Herbie, Tamara und all die anderen, die schon vorausgegangen sind. Wir sehen uns wieder ... bestimmt ... irgendwann ...
Dein Kumpel Christian




Mein Freund Thomas ...
Im April 2013 fand ein großartiges Konzert der STERN-COMBO MEISSEN im "Theater am Potsdamer Platz" statt. Fast vier Stunden stand Thomas an seiner Keyboard-Wand und steigerte sich zu einer musikalischen Höchstform. Es folgten noch mehrere ebenso erwähnenswerte Konzerte.007 20140102 1399578838 Plötzlich, für uns alle unerwartet, brach Thomas zusammen und musste in die Krankenhausnotaufnahme gebracht werden. Heute Morgen hat er nach nur drei Monaten den Kampf um sein Leben verloren. Gerade beging er noch seinen 60. Geburtstag. Das ist für ein Leben zu wenig.

Seit 1970 waren wir freundschaftlich verbunden. Mit der STERN-COMBO MEISSEN und auch mit KARAT sind wir gemeinsam unterwegs gewesen. Fünf Wochen tourten wir durch Kuba. Auch dort fanden wir ein aufgeschlossenes Publikum und alle Konzerte waren restlos ausgebucht. So hätte es schon noch weiter gehen können.

Thomas hinterlässt eine große Lücke nicht nur für seine Band, die STERN-COMBO MEISSEN. In seiner musikalischen Planung stand noch viel. Morgen, am 3. Januar 2014, findet die offizielle Präsentation der neuen Live-DVD/CD "Stern-Combo Meißen live im Theater am Potsdamer Platz" statt. Darauf befindet sich einer der letzten Auftritte von Thomas und die offizielle Veröffentlichung wird am 10. Januar 2014 - leider ohne Thomas - erfolgen.

In tiefer Trauer möchte ich mich bei meinem Freund für die vielen inhaltsreichen Jahre bedanken, die wir gemeinsam gegangen sind. Wir haben viel gelacht und gemeinsame Freude erlebt und müssen nun endgültig Abschied nehmen. Thomas, Du bleibst unvergessen!
Dein Freund Klaus






008 20140102 1206637575Ich weiß es noch genau, es war am 15. Juli 1983 … An diesem Tag lernte ich Thomas kennen. Es war ein brütend heißer Tag, STERN MEISSEN spielte im Naturtheater Steinbach-Langenbach. Es war unkompliziert, mit Thomas ins Gespräch zu kommen. In erster Linie war es die Musik, die uns verband und so verstanden wir uns recht schnell. Die nächste Begegnung gab es im Januar 1984 zur Veranstaltung „Rock für den Frieden“ im Berliner Palast der Republik, auch dort unterhielten wir uns miteinander, eine Freundschaft begann. Eben in besagtem Jahr 1984 wechselte Thomas zu KARAT. Auch wenn ich darüber zunächst traurig war, tat seine Entscheidung unserer gewonnenen Freundschaft nicht weh. Davon zeugen auch die beiden Fotos, in deren Untertitel durchaus „Ich war 16 und er 31“ stehen könnte. Es ist kein Witz, es war tatsächlich so. Die beiden Fotos in der Weimarhalle wurden damals von meiner Mutter aufgenommen, die Thomas und seine Musik ebenfalls sehr mochte.

Er aus Ronneburg, wir aus Ilmenau - Thüringer eben … Unser Kontakt blieb bestehen und gerade nach seinem Wiedereinstieg bei der STERN-COMBO MEISSEN im Jahr 2008 verfestigte sich unsere Freundschaft. Stundenlang konnten wir miteinander quatschen und diskutieren. Neben Privatem kam auch die künstlerische Arbeit nie zu kurz und jedem dieser Gespräche konnte ich entnehmen, wie sehr Thomas an der Musik der STERN-COMBO hing und sie weiter nach vorn bringen wollte. Es war nicht immer möglich, wie gewünscht, aber wir arbeiteten daran. Ich erinnere mich noch gut daran, wie er, Manuel und ich akribisch und intensiv am Plakat für das Konzert „STERN-COMBO MEISSEN im Theater am Potsdamer Platz“ arbeiteten.009 20140102 1483571894 Dank Thomas’ Witz und Wortgewandtheit wurde es nicht langweilig und niemand von uns verleierte die Augen, wenn es plötzlich von ihm hieß: „Wollen wir das nicht doch lieber so machen?“ Ganz im Gegenteil, es war eine tolle Zusammenarbeit, die unwahrscheinlich viel Spaß machte.

Am 05. Juli 2013 zur Mugge im AMPHI-Theater Senftenberg sahen wir uns zum letzten Mal und ich bin heute sehr froh, dass wir am Abend vorher noch gemeinsam in vertrauter und gemütlicher Runde miteinander grillen und die eine oder andere Anekdote zum Besten geben konnten. Wir telefonierten miteinander, als Thomas schon im Krankenhaus lag und Zuversichtlichkeit ausstrahlte, dass alles wieder gut werden würde. Seit heute morgen weiß ich, dass es leider nicht wieder gut wurde. Die Nachricht von Thomas’ Tod tut verdammt weh, aber er, seine Musik und vor allem unsere Freundschaft wird in mir weiter leben. Auch ich werde morgen, am 03.01.2014, beim Press- & Teamscreening anlässlich der Veröffentlichung der Live-DVD und CD „STERN-COMBO MEISSEN live im Theater am Potsdamer Platz“ dabei sein und freue mich darauf. Eine große Lücke wird dennoch bleiben, denn Thomas wird nicht dabei sein ...

Lieber Thomas, ich freue mich, dass wir uns so gut kannten und gute Freunde waren.
Dein Mike

 




Als sich das alte Jahr 2013 in seine letzten Stunden quälte und mich dabei eine wirklich schlimme Nachricht von einem Freund erreichte, da dachte ich, im neuen Jahr 2014 kann es eigentlich nur noch besser werden, nach all diesen Hiobsbotschaften. Dass es gleich mit einem richtigen Tiefschlag beginnen würde, ist für mich gerade überhaupt nicht fassbar, denn THOMAS KURZHALS ist seiner schweren Krankheit erlegen. Knappe drei Wochen zuvor, am 13. Dezember 2013, konnte er sein 60. Lebensjahr vollenden und bis dahin auf eine großartige Laufbahn als Musiker zurück blicken …

010 20140102 1145552189Als der junge Musikus 1970 in Dresden zu studieren begann, machte ich mich auf, in Sachen Kultur beruflich aktiv zu werden. Da kannte ich die STERN-COMBO MEISSEN bereits, denn die spielte regelmäßig im Gesellschaftshaus „Hoppenz“ in meiner Heimatstadt Elsterwerda zum Tanz. Damals als Beat-Gruppe, später mit Bläsern und ohne den „Kurzen“. Als der hinzu gezogen wurde, änderte sich - mal wieder - der Sound der Band und die eigentliche kreative Phase der Combo, mit THOMAS KURZHALS als Komponist und Keyboarder, nahm ihren Lauf. Von nun an bestimmten die Tasten den Sound und klassische Strukturen die Lieder und großen Werke. Das war auch jene Zeit, da ich die STERN-COMBO MEISSEN als Veranstalter auf einer Bühne im Kulturhaus Plessa hatte und dort ein großartiges Konzert mit Freunden organisieren und erleben durfte. Ein Höhepunkt, der sich bei mir bis heute fest eingebrannt hat.

Der erste Mann an den Tasteninstrumenten der STERN-COMBO MEISSEN, der zweite war bekanntlich Lothar Kramer, entwickelte sich zu einem genialen Tasten-Zauberer und exzellenten Komponisten, dem Qualität vor schnellen Erfolg ging. Davon zeugen große Werke wie „Weißes Gold“ (1978) oder „Die Reise zum Mittelpunkt des Menschen“ (1980), aber auch seine Bearbeitung von Vivaldis „Der Frühling“,014 20140102 1959106353 die bis in heutige Tage einen Höhepunkt im Konzertprogramm der Band ist. Selbst als sich die Combo aus Meissen zu Beginn der 1980er Jahre - dem internationalen Trend folgend - vom Art-Rock und komplexen Stücken zu verabschieden begann, gelang es ihm mit seinen Kompositionen, das Profil seiner Band weiter kunstvoll und publikumswirksam auszugestalten.

Diese seine Fähigkeiten machte sich später KARAT zu nutze, die mit ihm eine weitere Steigerung ihrer Möglichkeiten erfuhren. In jener Zeit entstanden zeitlos schöne Songs wie „Hab’ den Mond mit der Hand berührt“.
Nach dem politischen und kulturellen Kehraus, als künstlerische Kontakte abbrachen, gute Bands sich auflösten und Veranstaltungsmöglichen wegfielen, fand er seine neuen Aufgaben in der Studioarbeit, bis es ihn Mitte der 1990er Jahre endlich wieder auf die Bühne und zur STERN-COMBO MEISSEN zog. Hier begann der zweite Teil einer wechselvollen Karriere, ehe er nach einigen Unstimmigkeiten 2008 wieder endgültig darauf aus war, bei seiner Band auch seine Lieder wieder selbst und nach seinen Vorstellungen live zu präsentieren. In dieser Konstellation und mit ihm an den Tasten erlebte die STERN-COMBO MEISSEN einen zweiten Höhenflug, der über das neue Album „Lebensuhr“ (2011), bis zum Konzert im Stage-Theater und die damit verbundene Arbeit zur kommenden DVD, anhält. Die Band ist in diesen Tagen dabei, sich selbst noch einmal ein besonderes Denkmal zu setzen, denn nicht weniger als das darf man von diesem visuellen Konzertmitschnitt aus dem Stage-Theater erwarten. Ungewollt und unerwartet werden wir nun also auch eine Hommage für THOMAS KURZHALS in den Händen halten.

Das alles aufzuschreiben fällt mir gerade sehr schwer, denn durch feuchte Augen sieht man schlecht und nur verschwommen, auch wenn die Erinnerungen klar und deutlich sind.015 20140102 1619629977 Es sind die Erinnerungen an das legendäre Fusion–Konzert mit den Klosterbrüdern, das als eine quadrophone Glanzleistung zu erleben war und auch die Erinnerung an jenes Konzert in Plessa, als Bühne und Saalrückwand noch mit riesigen PA-Boxen verbaut wurden, um ein Klangerlebnis in Quadrophonie erzeugen zu können.

Mir ist das Konzert zum 60. Geburtstag von Thomas Natschinski in der Berliner WABE in Erinnerung, als zum ersten Mal die Kurzhals-Komposition „TNTK“ live gespielt wurde. Ich denke an ein wuchtiges Konzert auf der Festung Königstein, als ich Larry B. zum ersten Mal hörte und natürlich auch an den knackevollen Theaterplatz vor der Semperoper in Dresden beim Stadtfest. Mir fällt ein Regenkonzert im benachbarten Großenhain ein und auch jenes großartige in Meissen an der Elbe, als die STERN COMBO MEISSEN und die alten KLOSTERBRÜDER wieder auf einer gemeinsamen Bühne rockten. Große Gefühle ergriffenen mich auch bei der Verleihung des Kunstpreises der Stadt Meissen 2010 an die STERN COMBO MEISSEN, als Reini bewegende Worte an diese, seine Band richtete, um deren Schaffen zu würdigen.

Mit großer Dankbarkeit denke ich an einen tollen Abend im Kulturhaus von Munzig, als ich den jungen Manuel Schmid zum ersten Mal mit meinen „alten“ Sternen hörte. 012 20140102 1558788787Dazu gehört auch jener Moment, als sich THOMAS in meinem eigenen Buch vom „Lebensgefühl Rockmusik“ mit einer Widmung verewigte. Später erlebte ich im Amphietheater Großkoschen einen munter aber einfühlsam singenden Manuel Schmid und ein vor lauter Begeisterung euphorisch tobendes Publikum. Erst recht aber wird mir das berauschende Konzerterlebnis im Stage-Theater von Berlin, das eine STERN-COMBO MEISSEN in Höchstform und bei allerbester Spiellaune erlebte, unvergessen bleiben. Hier spielte ein exzellenter, aufgewühlter und glücklicher Tastenmann mit seiner Band wie im Rausch für seine Freunde und Fans, hier sah und sprach ich ihn zum letzten Mal, ehe er krank wurde.

Bei all diesen erlebnisreichen Stunden war es stets THOMAS KURZHALS, der seiner Combo einen unvergleichlich einzigartigen Sound verpasste und endlich stand auch wieder die gute alte Hammond auf der Bühne. Was für ein Sound, was für ein Erlebnis und jetzt – was für ein herber Verlust! Da tröstet es nur wenig, einen neuen STERN im Rock-Olymp und Rocker-Himmel zu wissen und deshalb fällt es mir unsagbar schwer, das Unumgängliche zu akzeptieren.

Der „Kurze“ war ein Gigant und Gigantisches hat er geleistet. Nach dem Konzert im Stage-Theater war mir, als ob jetzt gerade noch einmal alles beginnen könnte, die Karten noch einmal neu gemischt wären. Genau da aber hoffe ich noch immer, denn so lange die STERN-COMBO MEISSEN ihre, und damit seine Kompositionen spielt, so lange wird THOMAS „der Kurze“ KURZHALS immer unter uns allen weilen. Unvergessen ist er sowieso. Ich bin sehr dankbar, diese Zeit von 1970 bis jetzt miterlebt zu haben – DANKE Thomas und Du gehst nicht ohne Laut.
(Hartmut Helms) 






Vieles wird in guter Erinnerung bleiben ...
Thomas' Bearbeitung von Vivaldis "Frühling":






   
   
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