BROT brechen, SALZ streuen,

BROT & SALZ hören (Fritz Jochen Kopka)

BROT & SALZ live in Elsterwerda 1977

Ein Beitrag mit Fotos von Hartmut Helms

 


Beat-Musik war meine Jugenddroge, die Beatles, Fortunes, Searchers und all die anderen Pilzköpfchen waren die Lieferanten derselben. Auch eine hauseigenen "Apotheke" namens AMIGA gab es in meinem kleinen Land, und einen, der das Zeug zum Star hatte: THOMAS NATSCHINSKI.

Die Geschichte des TEAM 4, mit seinem Jugendfreund Hartmut König gegründet, ist bekannt und die drei LP's mit der THOMAS NATSCHINSKI GRUPPE sind Kult, die ersten Singles von TEAM 4 begehrte Sammlerobjekte. Als die Beatmusik aus ihren Kindersachen wuchs, versuchte Thomas Natschinski, zurückgekommen "von der Fahne", diesen Schritt mit der neuen Gruppe BROT & SALZ für sich nachvollziehbar zu machen. Die Band hatte das personelle Potential zum ganz großen Erfolg, denn mit dem Bandleader THOMAS NATSCHINSKI, dem Sänger und Gitarristen INGO KOSTER, sowie dem Gitarristen und Sänger Detlef Haak hatten sich drei Ausnahmemusiker und Komponisten der ehemaligen Natschinski-Gruppe für ein gemeinsames Projekt zusammen getan. Vervollständigt wurde das Ganze zu Beginn durch den exzellenten Drummer Reinard Miehatsch (SCHIKORA, PRINZIP), später kam Peter Müller von WIR dazu, sowie durch den Bassisten und Komponisten Helmut Frommhold. Diese Combo hätte eigentlich wie der Blitz einschlagen müssen. Allerdings war der Werdegang der Band eher eine Blaupause von Blind Faith aus England, die international als Super-Group gestartet waren, aber ebenfalls eine Beinahe-Bruchlandung hingelegt hatten. BROT & SALZ versuchte frühere Bandtraditionen, angereichert mit Blues-und Folkeinflüssen, fortzusetzen. Erste Rundfunkproduktionen waren vielversprechend und Amiga veröffentlichte 1973/74 insgesamt 3 Singles, zur Produktion einer Langspielplatte kam es aber nicht mehr. Irgendwie hatte der Zeitgeist die Musiker ausgebremst, eine anspruchsvolle Mischung aus Rock, Folk, Blues und Country kam beim Publikum (noch) nicht an - die Band war zu früh da und der Mainstream zu weit weg, vielleicht war aber auch der Verzicht auf den Namen NATSCHINSKI und die damit fehlende Identifikation des Publikums eine Ursache.

Als ich 1977 begann, Konzerte zu organisieren und im Disco-Jahrzehnt Rock-Bands auf die Elsterwerdaer Bühne zu bringen, war BROT & SALZ mein Wunschkandidat Nummer eins. Die Kombination Natschinski, Neahring/Miehatsch, Frommhold, Koster und Haak wollte ich unbedingt live auf heimischen Brettern haben, doch ich erwischte die Band wohl schon in ihrer Spätphase und daher in völlig veränderter Besetzung. Vom ehemaligen Natschinski-Kern war nur noch INGO KOSTER dabei und das Konzertrepertoire war wohl auch auf ihn als einzigen verbliebenen Sänger plus Thomas Friedrich zugeschnitten.

Der routinierte Gitarrist und Sänger, damals noch mit Rauschebart und Mütze, spielte sich dann auch live durch das Liedgut seiner Beat- und Rockerkarriere. Das waren u.a. "Maja", der Kulthit aus der 3. LP "Wir über uns" und der "Blues vom Abschied" aus dem DEFA-Film "Sabine Wulff". Natürlich fehlte auch der eigentliche Hit nicht, die "Mokka-Milch-Eisbar", die das Beatles-Vorbild "Ob-La-Di, Ob-La-Da" gar nicht erst zu leugnen versucht. Hätten's die Pilzköpfe gewußt, sie wären stolz gewesen.

Als mitten im Konzert Thomas Friedrich eine Gitarrenseite riß, reagierte INGO in aller Ruhe mit dem Spruch: "Hast du Gelegenheit zum Blues, dann tu's." und ließ in den folgenden Minuten spontan einen Blues vom Feinsten aus seiner Gitarre perlen. Manchmal sind die kleinen Pannen jene Momente, bei denen aus einem Musiker ein Musikant und aus einem Konzert ein Ereignis wird. Den Spruch von INGO jedenfalls habe ich bis heute nicht vergessen und er hat kürzlich am Telefon herzlich gelacht, als ich's wieder erzählt habe.

Natürlich fehlten auch die Songs interationaler Vorbilder wie etwa das legendäre "Helpless" von Crosby, Stills, Nash & Young oder "Southern Man" von Neil Young nicht. Das waren gesangliche Höhepunkte, die später mit dem Projekt DREI fortgsetzt wurden.
Wenn ich heute daran zurückdenke, staune ich über die naive Entscheidung, meine ganz persönliche Konzertleidenschaft live-haftig ausgerechnet mit BROT & SALZ zu starten und das auch noch erfolgreich. Die Band war im Vergleich zu anderen (Karat, Puhdys, City, Stern Meissen) bei weitem nicht so bekannt und mit dem, was sie im Konzert zu bieten hatte auf den Geschmack breiter Massen bestimmt nicht ausgerichtet. Das war sicher auch einer der Gründe, warum sich die Band Ende 1977 auflöste und INGO KOSTER mit Carsten Görner und Burkhard Neumann als DREI einen neuen Versuch startete.
Thomas Fritsche stieg bei Peter Paulick in die Fußabdrücke von Henry Kotowski und war im Duo mit ihm als PETER & PAUL erfolgreich. Thomas Natschinski hatte sich schon eher zurückgezogen und sich anderen Projekten verschrieben, eher er dem Lockruf von KARAT folgte und dort für drei Jahre als "Aushilfe" an den Tasten saß.

BROT & SALZ sind für mich noch heute eine ganz besondere Briese Salz in der Rockhistorie des ehemaligen kleinen Landes, das eine ausgeprägte Szene hatte, von der heute nur wenige etwas ahnen und noch weniger wirklich was wissen und verstehen! Als zum 60. Geburtstag von Thomas Natschinski in der Berliner WABE ein Teil dessen wieder live erklang, konnte ich den Wunsch nicht verdrängen, es möge geschehen, daß diese Lieder aus jener Zeit noch einmal live auf einer Bühne mit wenigstens einigen der damals handelnden Personen zu erleben wären……Hallo! Hallo! "Tommy can you hear me?"
 
 

 
 
Foto Impressionen:
 
 
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