heiligkapiteliii 20121227 1580167242 Titel:
Label:
VÖ:

Titel:

"Kapitel III"
Gloriella (SONY)
September 2009

CD:
1. Vertreibung
2. Apfebaum
3. Wos host g'mcht letzte Nacht
4. Aus und vorbei
5. Mama
6. Des liegt ned an mir
7. Mehr von dir
8. Tattoo
9. Es war nur Sex
10. Herzschmerz-Blues
11. Des werd scho wieder
12. Flügel
13. Da deifi in uns
14. Olles nur glog'n
15. Ka Engel
16. Stör mi ned
17. Lebendig begrob'n
18. Wannst ma über'n Weg lafst
19. Irmi
20. I geh nia ins Bett

DVD:
5 Video-Clips


Da greift etwas, packt zu und hält einen vom ersten Ton an gefangen - die rockig-klaren Rhythmen des neuen Albums der Münchner Band "Heilig". "Kapitel drei" heißt der dritte Silberling der Rockband aus Bayern mit dem dynamischen Frontmann Pauli Paulitsch aus der Steiermark. Gesungen wird in Mundart in Texten, die mal bitterböse zynisch ein anderes Mal zart-bitter aber auch poetisch weich und liebevoll sein können. Erschienen ist die CD Ende des Vorjahres bei Gloriella Music.

Leidenschaft ist das erste Wort, das einem einfällt, wenn man die CD der fünfköpfigen Formation aus dem Voralpenland hört. Hier ist man mit Herzblut bei der Sache; das gilt für Sänger Paulitsch aber auch für die sämtliche Musiker von "Heilig". Unnötige Experimente werden nicht gemacht bei dem mit 20 Songs doch sehr gut bestückten Album. Es dominiert klarer, unverstellter Rock, mal mit R&B-Einflüssen, mal bluesig angehaucht, gelegentlich fährt der Zug auch in Richtung Hardrock. Bis auf zwei sehr gute Covers stammen die Songs ausnahmslos aus der Feder von Ludwig "Wiggi" Raab, seines Zeichens auch Harmoniegitarrist der Band.
Auf den Deckel kriegen es vom Münchner Musiker und Songwriter Institutionen wie Staat und Kirche, etwa bei "Olles nur glog'n" oder "Apfebam", zu deutsch "Apfelbaum". Die Band geht ins Gericht mit Kleinlichkeit, Heuchelei und Doppelmoral. Angeprangert werden jene, die sich dem Zeitgeist sklavisch verschrieben haben oder Paare, die nur noch aus Bequemlichkeit zusammen sind.
"Flügel" ist sicherlich das schönste Stück der Scheibe - eine feinstofflich und fragil gespielte Gitarre dominiert die Rockballade. Es geht darum, den Mut zu haben, sich aufzuschwingen aus dem Alltagsmorast, in ein höheres, befreienderes Ich. Authentisch und gefühlvoll wird das vom 39-jährigen Pauli Paulitsch interpretiert. In "Apfebam" geht es um die Auseinandersetzung mit dem strafenden kirchlichen Gott und den Sündenfall. "Bist du der Erlöser oder ein Dämon, ein ganz ein böser", fragt sich Paulitsch. Ein Schelm, wer an die aktuelle Auseinandersetzung um Missbrauch in der katholischen Kirche denkt. Musikalisch kommt das Apfelbäumchen rockig aber hamonisch daher, man wippt schon nach den ersten Klängen mit. Zurück zu den R&B-Wurzeln geht die bayerisch-österreichische Band in "Es war nur Sex". Das ironisch-fiese Geständnis greift musikalisch und emotional direkt in die Magengrube. Mehr Stimmung und Wärme bekommen die Songs durch die Mundharmonika von Gastmusiker Tony Ramos, die auf vielen der Songs zu hören ist. Im "Herz-Schmerz-Blues" zeigt Mann auch seine verletzliche Seite: Sie lässt ihn nach einer heißen Nacht einfach sitzen, er hat nicht einmal ihre Telefonnummer. Musikalisch ist das Stück ein harmonisches, ausgefeiltes Klanggebilde. Immer wieder führt das fantasievolle, perlen-klare Klavierspiel Renate Dieners die Stücke in zusätzliche Höhen. Zu erwähnen bleibt das fesselnde Solo von Winnie Thoma in dem tiefschwarzen "Lebendig begrob'n". Deutlich rockiger als das Orginal und textlich sicherlich noch ein bisschen härter ist das "INXS"-Cover "Da Deifi in uns" (Der Teufel in uns), "Devil inside". Die Gitarren klingen insgesamt wilder, der Rhythmus erscheint um eine Spur schneller. Beim Singen von Zeilen wie "Mit Haut und Haar friß' i di auf - und sehr wahrscheinlich gehst du dabei drauf" entwickelt Paulitsch nahezu dämonische Qualitäten.

Fazit: Wer ehrlichen, unverstellten Rock und geradlinige aber feinsinnige Texte mag, wird "Kapitel Drei" sicherlich immer wieder rauf und runter hören. Voraus gesetzt, man hat ein Faible für die charmante, österreichische Mundart. Außer der mit 20 bunten Songs wie eine gut durchgemischte Haribo-Tüte bestückten CD gehört eine DVD mit fünf Video-Clips zum Doppel-Album. Diese wurden vom bekannten Regisseur Hanns Christian Müller ("Kehraus", "Man spricht Deutsch") realisiert.
Die Band um Ludwig "Wiggi" Raab und Pauli Paulitsch existiert seit über zehn Jahren und hat sich seither vor allem im süddeutschen und österreichischen Raum einen Namen gemacht. An weiteren Instrumenten zu hören sind Paul Tolloy (Drums) und Walter Schmid (Bass). Nähere Infos auf www.heilig.biz.
(Astrid Dornbrach)

 


   
   
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