hausbootstrom 20130102 1720925524 Titel:
Label:
VÖ:

Titel:

 

"Strom ab"
AL!VE / Wunschkind Records
06.11.2009

1. Wegen Dir
2. Eisernes Reich
3. Immer wenn ich dich seh
4. Wenn der Abspann läuft
5. Wär nicht schwer
6. Dein Lied
7. Du gehst vorbei
8. Heimgekehrt
9. Wanderer
10. Zeit die dir bleibt
11. Polaroid


Es gibt Konstellationen in der Musik, die man sich schon bevor es wirklich dazu gekommen ist gewünscht hat. Bei Duetten fallen mir spontan Mick Jagger und David Bowie (1985) oder das legendäre Duett von Peter Gabriel und Kate Bush (1986) ein. In dem hier vorliegenden Fall handelt es sich aber nicht um ein Duett, vielmehr um eine Kooperation eines begnadeten Komponisten und eines nicht minder begnadeten Texters und Sängers: Heiner Lürig (Heinz Rudolf Kunze) als Komponist und Tino Eisbrenner als Texter. Was für eine Konstellation. Tino Eisbrenner wird jedem sicher bekannt sein. Unberechtigterweise wird er immer noch ausschließlich mit "Ich beobachte Dich" und seiner roten Mütze in Verbindung gebracht. Dabei hat der Künstler über 20 Jahre mehrere fantastische Alben und Projekte ins Leben gerufen. Aber Heiner Lürig ist vielleicht nicht ganz so bekannt, wie er eigentlich sein sollte. Wer das Interview mit Heinz Rudolf Kunze auf unserer Seite gelesen hat weiß, dass er der geniale Mann an Kunzes Seite ist, der auch maßgeblich am kommerziellen Durchbruch Kunzes beteiligt war. Lange Rede - kurzer Sinn: Die beiden gründeten "Hausboot" und suchten sich dazu passende Musiker.
Was das Gespann Eisbrenner/Lürig zu sagen hat und uns zu Gehör bringen möchte, kann durch die Musikkonsumenten ab dem 6. November mal näher erforscht werden, denn dann steht der Silberling mit dem Titel "Strom ab" in den Läden des Landes. Hier liegt sie bereits vor und ich möchte Euch an dem Gehörten nun teilhaben lassen. Die beiden nennen ihr Projekt - wie eben erwähnt - "Hausboot", und ihr Erstlingswerk beinhaltet elf Perlen deutscher Popmusik.
"Strom ab" startet ruhig und besinnlich mit der leise dahinplätschernden Ballade "Wegen Dir". Hier dominiert die Akustikgitarre und der Gesang Eisbrenners. Schon beim zweiten Titel, "Eisernes Reich" wird es vom Beat her etwas flotter. Und mit der Textzeile "nicht zu hart und nicht zu weich" beschreibt es sich selbst besser als ich es könnte. Ein philosophischer Text mit einer positiven Botschaft. Wenn man es mit diesem Album darauf angelegt hat, einen Single- oder Radio-Hit zu haben, hat dieser Song das Potential dazu. "Eisernes Reich" ist radiotauglich und herzerfrischend locker, ohne wie anderenorts in Belanglosigkeit und/oder Trivialitäten abzudriften. Man kann zu flotteren und "mainstreamigeren" Nummern gerne auch mal einen Text mit Inhalt nehmen. Funktioniert... echt! Die Aufgabe an den Hörer, bei diesem Lied mitzudenken, geht auf, und es ist trotzdem erlaubt mitzuwippen und mitzusummen.
Ein ebenso großes Hitpotential wie die vorherige Nummer hat der Song "Immer wenn ich Dich seh". Eine der herrlichsten Liebeserklärungen, die ich bis heute gehört habe. Wie kann man es schöner sagen, als dass man "verbranntes Land neu vermessen möchte, wenn man 'SIE' sieht"? Flotte Gitarren und Pianomusik begleiten den Hörer durch den Song, der ebenfalls radiotauglich und hitverdächtig ist! Aber vorsicht: Macht süchtig und geht nicht mehr so schnell aus dem Ohr!!!
Südstaaten-Feeling überkommt einen bei den Gitarrenklängen im Titel "Wenn der Abspann läuft". Eine schöne ruhige Nummer, die man getrost dahinplätschern lassen kann um dabei seinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Mag jeder den Inhalt selbst für sich interpretieren... Ob nun von einem Film die Rede, oder ob das ins reale Leben übertragbar, und eine gescheiterte Beziehung auf textlich wunderbare Art und Weise thematisiert worden ist, dürfte Auslegungssache sein. Ein weiteres, wunderschönes Lied ist es jedenfalls.
Im Verlauf des Albums gibt's weitere ruhige, balladeske Songs ("Wär nicht schwer", "Dein Lied"), aber manchmal auch bluesige Einflüsse ("Heimgekehrt"), mediterrane Elemente ("Wanderer") und auch sehr nachdenkliche Inhalte ("Zeit die dir bleibt") zu entdecken. Die Verspieltheit in den Songs ist unüberhörbar und verlangt größte Sorgfalt beim Hinhören und Entdecken der vielen Feinheiten.
Mit dem Song "Polaroid" entlassen uns Eisbrenner & Lürig nach kurzweiligen 40 Minuten Spielzeit. Viel zu kurz, die Fahrt mit dem Hausboot hätte ruhig nochmal so lang weitergehen können.
Als Fazit möchte ich nicht in weitere Superlative verfallen, auch wenn mir die Scheibe unvergleichlich gut gefällt. "Strom ab" ist eine der stärksten Platten des Jahres. Eingangs erwähntes Gespann Kunze/Lürig hat auf verschiedenen Platten mehrfach bewiesen, dass unter'm Strich stets was Großartiges rausgekommen ist. Ein ebenso spannendes wie großartiges Gespann hat sich mit Eisbrenner/Lürig gefunden. Das Album hat nicht einen einzigen Fehltrack, kann von vorne bis hinten beliebig oft angehört werden ohne zu nerven. Botschaften verpackt in knackiger und liebevoll arrangierter Musik. Dazu fällt mir nur ein Wort ein: Superb!!!
(Christian Reder)

 


   
   
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