liza23 20121220 1148168326 Titel:
Label:
VÖ:

Titel:

"Liza23"
4ohm / Rough Trade
30. Juli 2010

1. Lüg mich an
2. Ein letztes Mal
3. Weil sonst rett' ich die Welt
4. Cafe Strandbad
5. Wüste
6. Nicht so viel denken
7. Es dreht sich!
8. Gefährlich
9. Spielzeug
10. Wirbelsturm


Es ist ja seit einigen Jahren irgendwie ein Trend, dass man eine junge Dame ans Mikro und ihr eine Band ins Kreuz stellt. Anschließend muss man nur noch den Rahm in Form von erfolgreichen Plattenverkäufen und damit reichlich Umsätzen abschöpfen. Irgendwie hat gefühlt jede Plattenfirma mindestens eine dieser Bands im Programm, und das Ende vom Lied ist, dass man all diese "Bands mit Frontfrau" am Ende kaum noch auseinander halten kann. Die eine Band klingt auf dem neuen Album so, wie die andere mit dem letzten Album aufgehört hat. Die uns als "moderne junge Frau" angedrehten Gesangstrullas sind fast alle so erschreckend farblos, dass man lieber wieder die alten Scheiben von Marianne Rosenberg rausgekramt hat, um ein bisschen was "Farbenfrohes" zu haben. Irgendwie ist dieser Trend noch lange nicht vorbei und derlei Bands wachsen wie Pilze aus dem Boden. Man möchte den Firmen und Bands gerne zurufen, dass so eine Besetzung allein noch lange kein Blondie oder SILLY macht. Eher gelangweilt nimmt man inzwischen neue Erzeugnisse dieser Art zur Kenntnis, mehr aber auch nicht. Und wie das eben überall so ist: Es gibt Ausnahmen! Diese muss man sich vielleicht mühsam aus einem Haufen gleichklingender Produktionen heraussuchen oder aber man bekommt sie von einem Agenten seines Vertrauens mit den Worten zugeschickt: "Die sind wirklich gut.", und kann das am Ende nur unterschreiben...

So geschehen mit der Gruppe Liza 23. Eine Kapelle bestehend aus drei Mädels (eine davon singt) und zwei Jungs. Die Gruppe kommt aus München und hat bereits im Oktober 2009 den "Bayrischen Musiklöwen" als Newcomer des Jahres abgegriffen. Jetzt schickt sie sich an, mit ihrer Scheiblette "Liza23" Deutschland zu erobern. Wenn Ihr mich fragt: Das könnte wirklich was werden! Diese Einschätzung kommt daher, dass Liza23 eben anders klingt und so gar nichts von diesen Einheits-Trullalla-Bands hat, die ich eingangs angesprochen habe. Gleich nach dem Starten der CD hebt einen Liza23 aus dem Sitz. Die ersten Töne versetzen einen in die Zeit der Neuen Deutschen Welle zurück. Im Retro-Stil perlt "Lüg mich an" aus den Boxen der Anlage. Die vertonte Geschichte einer jungen Frau, die offenbar von ihrem Lebensabschnittsgefährten gepflegt belogen und verarscht wurde, sich aber die heile Welt dieser Zeit zurück wünscht. Das war eine von zehn selbstgeschriebenen Deutschrock-Perlen mit einem Hauch Indie und eben erwähnten NDW-Einspritzern. Im Verlauf stellt man fest, dass der überwiegende Teil der Songs zwar - wie Rock sein muss - schön laut, aber keiner wie der andere ist. Zugegeben, nach einem fulminanten Start mit Songs wie "Lüg mich an", "Ein letztes Mal" oder "Cafe Strandbad" driftet die Scheibe mit "Nicht so viel denken" kurzzeitig in bekannte Belanglosigkeiten a la Silbermond oder Juli ab. Dafür reißt einen dann aber wieder die außergewöhnlich tolle Nummer "Es dreht sich!" wie ein Sturm der Stärke 10 mit.
Neben den flotten Indierock-Nummern wie "Sonst rett' ich die Welt" oder "Wüste" hat sich mit "Gefährlich" auch eine ruhige Ballade eingeschlichen, die sich aber wie ein guter Freund zwischen all den lauten Tönen einreiht. Mit "Wirbelsturm" endet Scheibe, und der Songtitel ist Programm. Die Band spielt einen sauberen Part, die Produktion ist rund und die Songs ansprechend und abwechslungsreich. Indierock muss von Track 1 bis 10 also nicht immer gleich klingen... All das sind Zutaten für ein Erfolgsalbum. Jetzt müssen es die Leute nur entdecken und ins Herz schließen, wie es bei mir schon passiert ist.

Das Debüt-Album der jungen münchener Band ist eine gelungene Produktion, die es verdient hat, über die Landesgrenzen Bayerns hinaus bekannt zu werden. Die vorliegende Promo CD hat zehn Titel und ist mit einer Laufzeit von etwas über 30 Minuten viel zu kurz geraten. Man würde Frontfrau Liza und ihren musikalischen Kollegen gerne noch länger zuhören. Eine münchener Zeitung schrieb mal: "Löwin Liza rockt Bayern." Vielleicht heißt es bald schon: "Löwin Liza rockt Deutschland." Zu wünschen wäre es der Band!
(Christian Reder)

 


   
   
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